5560 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. .E 142, 23. Juni 1914. vomXVbiSLumXlXLahrhunSwt Duchdnnk/Euchschmuck unS GindsnSe Band 13 Versamm lung „Die «Duelle" m Lause des verflossenen Jahrhunderts war das, was wir heute Buchkunst nennen, allmählich in Vergessenheit geraten / Wer damals seine Gedanken durch den Druck verbreiten wollte, hatte nichts von der Kunst des Buch druckers und Buchbinders zu erwarten: der Versuch, durch typographische Mittel den Leser in eins sür die Swecke des Autors empfänglichere Stim mung zu versetzen, scheiterte unabwendbar an der Durstigkeit des Setzkastens / wiedsrerwachte Kunstgewerbe hat sich aber auch des Buches an- M genommen / Erst waren es nur die Kreise weniger Auserwähltsr, der Bibliophilen, deren verfeinerten Bedürfnissen die verjüngte Buch kunst sntgegsnzukommen versuchte — heute kann ihrer kaum noch die täg liche Seitung und dis amtliche Verlautbarung entbehren, dis Buchkunst ist dis populärste der angewandten Künste geworden / Am einen neuen Stil konnte es sich dabei freilich kaum handeln / Die Form des Buches steht fest, seit es eins absnländische Kultur gibt, und wir haben keine Anzeichen dajür, daß sich dessen Gestalt in den nächsten Jahrhunderten verändern wird / Hier, wenn irgend wo, galt es deshalb, an das Alte anzuknüpsen, das künstlerische Empfinden wiederzubsleben, das der Buchindustrie im Verlause des 19. Jahrhunderts verloren gegangen war / Die ehemals so gering geschätzten kleinen Kunstwerks der alten Buchdrucker sind aber heute gar selten und kostbar geworden / Den tausend Händen, welche sich im modernen Buchgewerbe künstlerisch betätigen, die ihnen unentbehrlichen Vorlagen zu einem billigen Preise bequem zugänglich zu machen, ist der Sweck der Er scheinung, welche die 13. Mappe der von Martin Gerlach herausgsgebsnen Sammlung „Dis (Quelle" bildet / Was immer zur Sisrde des gedruckten Buches gehört, von der einzelnen Letter in ihrer wechselnden Gestalt, der Reihung der Lettern zur Seile und zum Satze, seiner Durchsetzung mit den Ruhspunßten, seiner Betonung durch Initialen, der Susammensassung des Seitsnsatzes durch Amrahmungen, der Anterteilung des Textes durch Leisten und Vignetten bis zu der Sugabs des Dildschmuckes, dem Präludium des Titels und der Schutzhülle des Einbandes — all' diese einzelnen Elemente, deren zweckgemäße Vereinigung erst das Buch auch äußerlich zum Kunst werk erhebt, bildet den Gegenstand der neuen Publikation / Bei der Aus wahl des Materiales, dis Martin Gerlach besorgte, waren die Anforde rungen unserer Seit maßgebend / Das Werk will belehren und zur Er findung anregen / Nur das fand daher Ausnahme, was von dem alten Kunstgute noch lebendig war oder von geschickter Hand leicht den modernen Bedürfnissen angspaßt werden kann / In diesem Sinne gibt der neue Band der „«Duelle" eins Aberficht über dis mustergiltigen Erscheinungen der ge- samten europäischen Duchproduktion von der Erfindung des Druckes bis zum 19. Jahrhundert / Daß gleichwohl die Proben aus deutschen Gjsizinen überwiegen, war nur natürlich und wird aus Sustimmung rechnen dürfen / Das Hauptgewicht wurde dabei, nachdem der Tiefdruck für die moderne Duchdruckkunst kaum noch in Betracht kommt, aus dis Erzeugnisse der Hochdruck-Technik gelegt / Bei der Auswahl der Bucheinbände war in erster Linie der Geschmack der Empirezeit maßgebend, denn die Entwicklung der modernen Dindekunst ist im wesentlichen durch die Anregungen bestimmt, oie von den reizvollen Arbeiten jener Seit ihren Ausgang nehmen.