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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1914
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- 1914-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1914
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Redaktioneller Teil. .V 146, 27. Juni 1914. Brinckman begann seine dichterische Tätigkeit mit hochdeut schen Dichtungen, von denen die Legende »Der heilige Damm« 1839 veröffentlicht wurde. Weitere hochdeutsche Dichtungen sind die balladenartigen Gedichte »Die Osterglocken« und »König Rolf« und die ihm aus seinen Shakespearestudien erwachsene größere epische Dichtung »Die Tochter Shakespeares«, die erst Rostock 1881 aus dem Nachlasse hervortrat. Die plattdeutsche Schrlftstcllerei Brinckmans beginnt mit den beiden Bänden »Aus dem Volk für das Volk« I: »Votz un Swinegel oder dat Brüden geiht üm«; II: »Kasper-Ohm un ick«, Güstrow 1854—55. Also Brinckman tritt erst nach dem Erscheinen von Klaus Groths »Quickborn« als plattdeutscher Dichter auf, schreitet aber Groth als plattdeutscher Erzähler voran. Güstrow 1859 gibt er seine plattdeutschen Gedichte »Vagel Grip, en Doenkenbook«, Rostock 1868 den Schwank »Peter Lurenz bi Abukir«, Rostock 1870 die Erzählung »Uns Herrgott up Reisen«. Nach seinem Tode kommt dann noch, Rostock 1886, der III. Band der plattdeutschen Geschichten, der »Höger up«, »Mottche Spinkus un dei Pelz«, »Dei Generalreeder« enthält, heraus. »Ausgewählte plattdeutsche Schriften« Brinckmans treten in zwei Bänden Rostock 1890 und 1893 hervor — diese Ausgabe, die das schwcrverständliche Ro stocker Platt Brinckmans in Reutersches überträgt, war eine Zeit lang verschollen, wird nun aber vom Holbein-Verlag, München, neu angeboren. Die Ausgabe, die Brinckman allgemein bekannt ge macht hat, ist die der »Sämtlichen Werke« in 5 Bänden bei Hesse L Becker in Leipzig, herausgegeben von Otto Weltzien, die in ihrem letzten Band auch die hochdeutschen Dichtungen »Die Tochter Shake speares« und »Die Osterglocken« bringt. Brinckmans »Nachlaß« veröffentlichte dann, Berlin 1908, A. Römer. Die Literatur über Brinckman ist natürlich noch nicht so umfangreich wie die über Fritz Reuter und Klaus Groth. Zuerst erschien, Berlin 1900, »John Brinckman, ein Lebensbild der Dichters« von W. S. (Wilhelm Süsserott, dem Verleger), dann ein Vortrag von A. Römer, Hamburg o. I. Neuerdings sind noch die Preisschrift »John Brinckmans hoch- und niederdeutsche Dichtungen von W. Rust« und eine besondere Schrift von dem Brinckman - Herausgeber O. Weltzien »Brinck- man-Buch« (Norddeutsche Bücherei, Band 3, R. Hermes' Ver lag, Hamburg) hervorgetreten. Mit Recht legt man jetzt auch viel Gewicht auf den Lyriker Brinckman, nur kann man es sich nach schlechter deutscher Manier nicht verkneifen, dies auf Kosten ande rer plattdeutscher Dichter zu tun. Wenn ein bekannter nieder deutscher Gelehrter schreibt: »An Zartheit und Tiefe der Einpfin- düng wird Brinckman von keinem niederdeutschen Lyriker über troffen, von nur wenigen erreicht: dabei versteht er es meisterhaft, seine Sprache dem Denken und Fühlen des plattdeutschen Volkes anzupassen, alles ist bei ihm wahr und schlicht und natürlich, nie mals begegnen uns Worte und Redewendungen, die den Eindruck machen, als seien sie eigentlich hochdeutsch empfunden und erst nachträglich in das Niederdeutsche übertragen, nirgends verfällt Brinckman der Weichen Rührseligkeit, die ja in Wahrheit dem Geiste des niederdeutschen Volkes so fremd ist, und doch in der Dialektdichtung so überreichlich angetroffen wird«, so wissen wir natürlich sehr genau, wohin das zielt. Aber die Herren spotten ihrer selbst und wissen nicht wie: das wäre ein schöner Lyriker, der seine Sprache dem Denken und Fühlen des Volkes erst anzu passen hätte; es steckt sehr viel Weichheit (wenn auch nicht eben Sentimentalität) in manchen niederdeutschen Menschen, und ganz allgemein von dem »Geiste des niederdeutschen Volkes« zu reden ist bei der großen Verschiedenheit der einzelnen Stämme, der Westfalen, Hannoveraner, Holsteiner, Mecklenburger, einfach ein Leichtsinn. Brinckmans Lyrik ist realistischer, aber auch »be wußter« als die Klaus Groths, der sie an Zartheit und Tiefe, auch an Vielseitigkeit unbedingt nachsteht. Aber der Mecklenburger hat seine eigene Note, und zumal in der Darstellung von Volks gestalten hat er Unvergleichliches geboten. Mit dem »Quickborn« aber, der ewig das Hauptwerk plattdeutscher Lyrik bleiben wird, soll man seine Gedichtsammlung nicht vergleichen. Im vorigen Jahre ist zum erstenmal eine »Geschichte der niederdeutschen oder plattdeutschen Literatur vom Heliand bis zur Gegenwart« in zusammenhängender Darstellung erschienen, die uns nun das ganze Gebiet zu überschauen gestattet. Der Ver« 1042 fasser ist H. K. A. Krüger (nicht mit dem Verfasser des »Gottfried Kämpfer«, Hermann Anders Krüger, zu verwechseln), der Verlag die Stillersche Hofbuchhandlung in Schwerin. Das Buch ist viel leicht noch verbesserungsfähig (beispielsweise: es geht nicht an, Joachim Rachel neben Johann Wilmsen — nicht Wilhelm — Lauremberg einfach als ein Nichts zu behandeln; den Realis mus der Dorfgeschichte hat nicht Auerbach, sondern Jeremias Gotthelf gebracht; Johann Meyer ist als Dichter durchaus keine ganz selbständige Persönlichkeit, und wenn bei ihm zuweilen ähn liche Töne wie bei Groth erklingen, so ist das keineswegs bloß darauf zurückzuführen, daß beide derselben Landschaft entstammen — (was auch noch nicht einmal wahr ist), aber wir haben alle Ur sache, sein Erscheinen dankbar zu begrüßen: als Übersicht ist es ganz vortrefflich, kein künftiger Geschichtschreiber der plattdeutschen Literatur wird den Stoff viel anders einteilen und noch bedeutsame stoffliche Ergänzungen bringen können. Krüger nennt selbst die wichtigsten Vorarbeiten zu seinem Werke: Kinderling, »Geschichte der nicdersächsischen Sprache«, 1800, Scheller, »Bücherkunde der Sächsisch-Niederdeutschen Sprache«, 1826, Seelmann, »Bibliogra phische Zusammenstellung der plattdeutschen Literatur des 19. Jahrhunderts«, 1896, Gaedertz, »Das niederdeutsche Schau spiel. Zum Kulturleben Hamburgs«, 1884, C. Schröder, »Die »cuniederdeutsche Dichtung in Mecklenburg«, 1904, Weltzien, »Das niederdeutsche Drama«, 1913, R. Eckardt, »Handbuch zur Geschichte der plattdeutschen Literatur«, 1911. Auch eine Zeit tafel zur Geschichte der niederdeutschen Literatur« gibt Krüger — leider ohne bibliographische Angaben —, wir wollen die Gelegen heit benutzen, danach eine kleine Übersicht der wichtigsten Erschei nungen zusammenzustellen. Bekanntlich beginnt die deutsche Literatur überhaupt mit einer niederdeutschen Dichtung, dem Hildebrandslied, das nur bei der Niederschrift durch Ober deutsche etwas entstellt worden ist, und auch das Hauptwerk unse rer altdeutschen Literatur, der »Heliand« ist niederdeutsch. Ich kann seine zahlreichen Ausgaben und auch die der übrigen alt- und mittelniederdeutschen Dichtung, unter denen der »Sachsen spiegel« und »Sächsische Weltchronik«, Berthold von Holles Epen und Gerhard v. Mindens Fabeln, der »Theophilus« und das »Re dentiner Osterspiel« hervorragen, hier nicht alle aufführen — eine niederdeutsche Bibliothek ist im Verlag von Diedrich Soltau, Norden, erschienen, und da sind die wichtigsten Sachen. Ich weiß nicht, ob auch eine Ausgabe des »Reineke Vos«, der ja an der Schwelle der Neuzeit steht und das Hauptwerk der niederdeut schen Literatur bis auf diesen Tag geblieben ist — selbstverständ lich ist er unzählige Male, u. a. von Hoffmann von Fallers leben, herausgegeben. Von Dramen des Reformationszeitalters sind Burkhard Waldis' »Parabel vom verlorenen Sohn« und Strickers »Düdesche Slömer« (bei Soltau) die bekanntesten. Die »Scherzgedichte« Laurembergs, des Mecklenburgers, findet man ebenfalls bei Soltau und in den Hallischen Neudrucken. Die »Plattdeutschen Predigten« des berühmten Hannoveraners Jobst Sackmann sind u. a. Leipzig 1874 neu herausgegeben. Ob von Renners »Henninck de Han« (einerFortsetzung des »ReinekeVos«) eine Neuausgabe existiert, weiß ich nicht. I. H. Voß' plattdeutsche Idyllen finden sich mit den hochdeutschen vereinigt, D. G. Babsts, des Mecklenburgers, von Goethe empfohlene Plattdeutsche Ge dichte und ebenso die des Brandenburgers I. W. Bornemann und Nikolaus Bärmanns, des Hamburgers, »Grotes Höög- un Häwelbook« mutz man Wohl antiquarisch kaufen. Von dem Han noveraner Schröder, dem Verfasser des »Wettlopens Iwischen den Hasen un den Swinegel«, ist allerlei bei Reclam, von Lyra ist neuerdings einiges in Hermes' »Niederdeutscher Bücherei« neu veröffentlicht worden. Die Gedichte der Dithmarscherin Sophie Dethlefs wurden vor einigen Jahren zu Heide i. H. in ausreichen der Auswahl neu herausgegeben. Klaus Groths Werke liegen ge- sammelt in 4 Bänden (Lipsius L Tischer, Kiel und Leipzig) vor — leider fehlt noch der 5. Band, der die (nicht erzählerischen) Prosaschriften zu bringen hätte. Wenigstens steht eine Neuver öffentlichung der wichtigen »Briefe über Hoch« und Plattdeutsch« (R. Hermes, Hamburg) in naher Aussicht. Von den zahlreichen Ausgaben Reuterscher Werke dürften die wissenschaftliche von W. Seelmann (Bibliographisches Institut), die sehr vollständige von C. F. Müller (Hesse L Becker) und die Reclamsche die am
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