Nr. 94. Leipzig, Dienstag den 24. April 1817. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Am 14. April 1917 erlag seinen schweren Verletzungen, die er im Kampfe fürs Vaterland erlitten hatte, unser Vorsteher, der Musikalienverleger Mitinhaber der Firma I. Rteter-Viedermann Herr lDr. jur. Robert Astor Leutnant d. N. im Jnf.-Regt, 107. Seit 1910 dem Vorstand unseres Vereins angehörend und zum Schriftführer berufen, wurde er im Jahre i9 >3 zum Vorsteher gewählt. In unermüdlicher Arbeitssreudigkett und mit zielbewußter Schaffenskraft hat er, ein leuchtendes Beispiel von Pflichttreue, vorbildlich seines Amtes gewaltet und jederzeit in seiner eifrigen Tätigkeit für unfern Verein seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen, seine große Opferwilltaketl selbstlos und bescheiden in den Dienst des ihm so überaus lieben Berufes gestellt. Echter Idealismus beseelte ihn in seiner Arbeit, in seinem Verhältnis zu den Tonsetzern und in seiner Liebe zur deutschen Musik. Für alles danken wir ihm aus' tiefbewegtem Heizen. Wir haben an ihm unendlich viel verloren! Sein Andenken wird allezeit bet uns sortleben und in hohen Ehren gehalten werden. Leipzig, den 20. April 1917. Deutsches Buchhändlerhaus. Der Vorstand des Vereins der Deutschen Musikalienhändler zu Leipzig Rodert Lienau, Vorsteher-Slellvertreter. Alfred Hoffmann, Schriflsührer, Bekanntmachung. Die Abrechnung am Kantate-Montag beginnt pünktlich 9 Uhr und dauert bis 12 Uhr. Die Reichsbank-Haupt - stelle und die Firma Hammer L Schmidt in Leipzig werden ihre Kassen und Buchhaltcrcien am Kantate-Montag bereits um 8^ Uhr morgens öffnen, Leipzig, den 24, April 1917. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Orth, Syndikus. Russisch jüdische Schauspielkunst und Theaterliteratur. Von Walter Möller, Oranienburg-Berlin, Mitglied des Deutschen Theaters, Kowno. Der Krieg mit seinen namentlich nach Osten immer weiter hinausgeschobenen Fronten brachte den Soldaten, besonders im Etappengebiet, in so enge Berührung mit dem Volksleben, wie es Wohl selbst der Forscher auf seiner Studienreise kaum mitzuer- erleben Gelegenheit hat. Der Etappensoldat lernt auf seinem oft ein Jahr und länger von ihm besetzten Posten alle Sitten und Gebräuche, von denen sich der Reisende oft nur erzählen lassen kann, ans dem Miterleben kennen, und aus diesem hcrans gestaltet sich ihm auch das Geschichtsbild des um ihn lebenden Volkes ganz anders, viel Packender als nach dem Bücherstudium. Die Vergangenheit wird ihm durch die Gegenwart nahezu ver anschaulicht, ähnlich wie dies beim Schüler der Fall ist, dem erst beim Anblick einer wirklichen Burgruine die Blütezeit des Ritter tums fast gegenwärtig wird. In Kurland und in Litauen tritt pamentlich auf dem Lande die große Macht der Kirche in den Vordergrund; das Landschaftsbild zeigte überall beim Vormarsch im Jahre 1915 den Reichtum an großen, reich ausgestatteten Kirchen im Gegen satz zu den verhältnismäßig armseligen Wohnhäusern; und nir gends im deutschen Vaterlande macht sich der Unterschied zwi schen Stadt und Land so schroff bemerkbar wie hier im besetzten Gebiet. In den Städten vielfach künstlerischer Sinn, gute Büchereien, Schulen usw. neben neuzeitlichen, allerdings zum größten Teil deutsche Namen tragenden industriellen Unter nehmungen, auf dem Lande Unkultur, Schmutz, Rückständigkeit auch in dem wichtigsten Zweige Rußlands, der Landwirtschaft. So sahen wir z. B. gerade in jenen Vormarschtagen in den unzähligen Gehöften, die uns als Unterkünfte dienten, nicht einmal die selbstverständlichsten Gebrauchsgegenstände, wie Zünd« 401