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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1927
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- 1927-06-07
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- 07.06.1927
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X- 130, 7, Juni 1927, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. die Technik Grenzen gezogen seien, die dein freien Flug des Geistes zn starke Fesseln anlcgen. Als ob in den andern Künsten der Künstler nicht auch mit dem Material zn ringen hätte! Ganz nahe liegt der Vergleich der typographischen Kunst mit der Bauknnst! Hier wie dort das organische Herauswachsen des einen ans dem andern, die Erhebung eines ursprünglich einem Zweck dienen den künstlerischen Erzeugnisses in die Sphäre der Kunst. Und wie die Fassade eines Bauwerks dem organischen Ausbau des Innern entsprechen muß, so muß der Titel als Krönung des Ganzen sich dem Charakter des Buchinnern anpassen. Trotz des durch eine allerdings lebendige Tradition gebundenen Charakters der schwedischen Buchkunst verläuft ihre Entwicklung in ähnlicher Weise wie in Deutschland. Wir können das z. B. klar er kennen, wenn wir etwa die erste im Herbst 1895 erschienene Nummer der Svsusüa Uoktr^diareköreniliAens dleclclolan- clou, des ausgezeichneten, typographisch hervorragend ausgestatteten Organs des schwedischen Buchdruckervereins, mit einer Nummer dieser Zeitschrift aus dem Jahrgang 1926 oder 1927 vergleichen. Und wie in den neunziger Jahren in Deutschland die mächtige, von William Morris ausgehende Bewegung zu einer Erneuerung des Buchkunst stils führt, der im Pan, in derInsel, im S i m p l i c i s s i m u s und in der Jugend Künstler wie Peter Behrens, E. N. Weiß, Thomas Theodor Heine u. a. auf den Plan ruft, so steht am Beginn der Bewegung in Schweden ein Künstler wie Albert Eng ström. Dem seit der Jahr hundertwende in Deutschland mit einer überreichen Fülle von neuen Künstlerschristcn beginnenden leidenschaftlichen Suchen »ach immer neuen typographischen Lösungen, das noch bis zum heutigen Tage für das deutsche Buchgewerbe charakteristisch ist, steht in Schwe den eine langsame, Schritt für Schritt auf sicherem Boden fortschrei tende Entwicklung gegenüber. Was aber wesentlich ist, das ist, das; sich die buchkünstlerischen Bestrebungen viel mehr als bei uns auch auf das wissenschaftliche Buch erstrecken, und wenn man etwa einen Blick in die internationale Zeitschrift »^eta IK a t b 6 m a t! o a«, ein Druckerzeugnis von Almgvist L Wicksell, wirft, die in diesem Jahre ihren 50. Jahrgang erlebt, so ist man erstaunt, wie z. B. die komplizierten mathematischen Formeln, eine typographisch schwer zu bewältigende Aufgabe, sich dem Satzganzen in harmonischer Weise a »passen. Was uns beim aufmerksamen Betrachten der ausgelegten Bücher noch anfsällt, sind zwei Dinge, die zwar nicht durchweg angewendet werden, aber doch für den typographischen Geschmack maßgebend zu sein scheinen. Es ist einmal die Anordnung des Titelblattes bei broschierten Büchern, die sehr oft die harmonische und fein empfun dene Anordnung des Titelsatzes auf dem Umschlag vermissen läßt, sodaß der eigentliche Titel in den broschierten Büchern fast, wie ein hinter den Titel geratener erweiterter Schmutztitel wirkt. Das hängt damit zusammen, daß man in Schweden die Bücher, wie es bei uns auf den Bibliotheken Sitte ist, mit dem Umschlag zusammen bindet. Ein zweites Charakteristikum, das ich in vielen Büchern gefunden habe, ist die merkwürdige Sitte, die wir übrigens auch in manchen deutschen Büchern siiiden, daß man die Kapitelüberschriften nicht oben auf der Seite, sondern etwas tiefer — etwa ein Drittel der Kolumnenhöhe — anbringt, sodaß ein freier Raum, der sogenannte Vorschlag, entsteht. Gegenüber der schier unerschöpflichen Fülle von neuen Schriften in Deutschland, die hier noch eine besondere Bereicherung finden durch die Beibehaltung der Fraktur, die in Schweden nicht mehr verwendet wird — höchstens kommt in feierlichen Widmungen noch die sogen, gotische Schrift zur Verwendung, wie in der erwähnten Widmung Collijns an die Lübecker Stadtbibliothek die Psalter-Gotisch von Genzsch L Hcyse —, ist die Auswahl von Schriften, die den schwedischen Buchdruckern zur Verfügung steht, eine viel beschränktere. Auf der Ausstellung sieht man namentlich bei den Vcrlagserzeugnissen von P. A. Norstcdt L Söner (z. B. in der erwähnten schönen Festschrift von 1923) die französischen Eochinschriften des 18. Jahrhunderts, die um die Jahrhundertwende von der Pariser Schriftgießerei Peignot K Fils neu geschnitten wurden, oder die vor allem bei Überschriften oder Plakaten verwendete Zierschrist des großen französischen Schrist- schneidcrs aus dem 18. Jahrhundert Pierre Simon Fournier, dann aber, vor allem in Büchern, die von Waldemar Zachrisson und Bröderna Lagerström gedruckt sind, viele deutsche Schriften, vor allem solche, die aus unserer großen Schriftgießerei Genzsch L Heyse in Hamburg stammen. Und so tritt denn an die Stelle Lübecks, das in den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts durch seine Buch drucker I o h. Snell und Bartholomäus Ghotan Schweden die Bnchdrnckcrknnst übermittelt hat — 1483 erschien in Stockholm, von Joh. Snell gedruckt, der Dialo^us Ereaturarum —, heute Ham burg. Und Hugo Lagcrström, der bekannte Verfasser einer Reihe wertvoller Publikationen über die schwedische Buchkunst und Leiter der Fachschule für Buchhandwerk in Stockholm, nennt die be kannte, in Schweden weit verbreitete Mediäval von Genzsch K Heyse, die er in einem kleinen Privatdruck von 1924 »Ln 8vensk 6oütryeÜ8t^p« in verschiedenen Graden vorftthrt, und die nur gewisse, durch die schwedischen Verhältnisse bedingte Verändernil'gen erfahren hat, d i c schwedische Drucktype. Von andern Schriften von Genzsch L Heyse finden wir, zum Teil unter andern Namen, seb'- viel verwendet die Nordische Antigua oder, wie sie später in Deutschland genannt wurde, die G e n z s ch - A n t i q u a, außerdem die N ö m i s ch e A n t i g u a, die 1888 von dem Altmeister unserer Stempel- schneider, Heinz König, geschaffen wurde, und die P s a l t e r - G o t i s ch. Daneben erscheint von deutschen Schriften die W a l b a n m - A n t i q n a von 1800, dann die schöne Gotisch uud die elegante vornehme Narziß unseres großen Leipziger Buchkünstlers Walter Tiemann. An dieser Stelle möchte ich noch einige vorbildlich ausgestattcte schwedische Fachzeitschriften nennen. Die IKecläelanäen des Buch- druckcrvercins, die von der Buchdruckerei Jvar Ha eg ström ge druckt werden, erwähnte ich schon. Besondere Hervorhebung verdient die von Hugo und Carl Lagerström seit 1399 herausgegebene Zeitschrift für Buchgewerbe, Buchkunst, Buchgeschichte und Reklame- wcsen: ,»klorcki8k lloktr^ekarekonZt«, ein unscrm »Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik« entsprechendes Organ, und dann als eine der hervorragendsten Bibliothekszcitschriften der Welt die von Jsak Collijn heransgegebcne und bei A l m g v i st L Wicksell gedruckte »kioräisk 7'lckskrikt kör Lok- ook Liblio- t 6 Ic 8 väs 6 n«. Ähnliche Zwecke wie unser deutscher Buchgewerbeverein in Leipzig oder die Gutenberggcsellschast in Mainz verfolgt die im Jahre 1900 gegründete »Löreningen kor L o Ir ti an ck v e rk«, deren erste Publikation der von »dem bekannten schwedischen Literarhistoriker Henrik Schück verfaßte »LiclraZ tili 8 ven 8 k 8 olcbi 8 to - r 1 a« ist, ein ausgezeichnetes Druckwerk von P. A. Norstcdt L Söner. Wenn wir das reiche Schaffen der schwedischen Verlage, unter denen P. A. Norstcdt L Söner, Albert Bonnier und Hugo Geber hervorragen, überblicken, so haben wir den Eindruck, daß in Schweden mit seinen 6 Millionen Einwohnern ein größeres Lesebedürfnis besteht als in Deutschland. Dafür scheint mir auch charakteristisch zu sein, daß von dem großen, in einer Ausluge von 50 000 Exemplaren gedruckten Konversationslexikon »kiorckmlr Lamiljs- bok«, das in 20 Bänden erscheinen soll, 49 000 subskribiert sind, sodaß, wenn man einige Taufend für das übrige Äanöinavien abrechnet, auf etwa 135 Einwohner in Schweden ein Konversationslexikon kommt! Die Sitte der großen Verlage, für die Ausstattung ihrer Bücher Künst ler hcranzuziehen, ist auch in Schweden verbreitet, und wir lernten schon den nur für P. A. Norstcdt L Söner tätigen Akte Kumlien kennen, neben dem andere Künstler arbeiten, z. B. Angwc Berg und Bertil Lybeck für den Verlag Albert Bonnier, Olle Hjortzber g und Arthur Sjögren für Lagerström. Noch ein Wort über das wichtige Gebiet des Bucheinbandes. Da ist vor allem zu bemerken, daß der schwedische Verleger sowohl als auch der Buchdrucker durch die Wahl weicher Papiere, die nicht leicht brechen, durch Berücksichtigung der Laufrichtung im Papier eine in Deutsch land nicht immer anzutreffende besondere Rücksicht auf den Buchbinder nehmen. Hier beim Bucheinband macht sich die Tradition besonders stark geltend, und cs ist vor allem der Buchschmuck des französischen 18. Jahrhunderts, den wir bei den ganz hervorragenden Einbänden des kürzlich verstorbenen Hofbnchbinders Gustaf Hcdberg und dessen Bruder Arvid Hedberg antreffen. Gustaf Hedberg wie auch sein Bruder haben sich längere Zeit studienhalber in Paris anf- gchalten. — Wir finden vielfach auch bei den Verlegerbänden soge nannte angesetzte Bände, die im Gegensatz zu den eingehängten Bänden dem fertigen Buchblock »angearbcitct« werden: man könnte von Maß arbeit sprechen! Der Eindruck im ganzen ist, daß sehr subtil und exakt gearbeitet und ans viele Einzelheiten Bedacht genommen wird. Man findet Lcineueinbändc eigentlich nur bei Schul- und wissenschaft lichen Handbüchern, sonst meistens Leder oder Halbledcr. Das schwedische Volk, das in schwerer Kriegs- und Nachkriegszeit an unfern Verwundeten und Kriegsgefangenen in so unvergeßlich freundschaftlicher Weise gehandelt hat, Hut uns in diesem Jahre Früchte, die ein Zweig seiner hohen Kultur ihm getragen hat. herübergeschickt, und wir haben aus dieser Sammlung der Schöpfungen seines Geistes und seiner Kunst ungemein viel Anregung gewonnen. Jetzt, wo die Ausstellung sich dem Ende genähert hat. wollen wir unsere Gefühle für Schweden, seine Verleger, seine Buchdrucker und Künstler und für seine Dichter, deren Werke uns in dieser edlen Fassung dargebracht ivorden sind, zusammenfasfen in die Worte, die über der ?orta 6a- mollia jener stillen, von den Schätzen reichster Vergangenheit erfüllten toskanischen Bergstadt Siena den Wanderer grüßen: Oor lnaßis tibi 8eua panäit. 709
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