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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1896
- Sprache
- Deutsch
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1872 Nichtamtlicher Teil. 72, 27. März 1896. anzueignen vermögen, ohne direkten Unterricht in gewissen Wissen schaften nicht vvllwertige Buchhandluugsgchilfcn werden, ist klar. Auch Studenten, die zu bequem sind, um die mit ihrem Fachstudium verbundenen Examina zu bestehen, benutzen mit Vorliebe gerade den Buchhandel als erwünschtes Refugium und sind nicht immer so charakterfest, den alten Schlendrian, der sie schon einmal scheitern ließ, abzulegen und so im neuen Berufe wirklich Gutes zu leisten. Endlich aber dürfen wir nicht vergessen, das; auch manche Lehr stellen nach Lage der Verhältnisse nicht dazu geeignet sind, wirkliche Buchhändler aus den ihrer Obhut überwiesenen jungen Leuten zu machen. Die Uebelstände sind also da, und wir müssen wohl oder übel auch einmal ihnen unsere volle Aufmerksamkeit zuwendcn und daran gehen, auf Mittel und Wege zu sinnen, die geeignet sind, Besserung zu bringen. Wie verhält sich nun der sonstige Handels- und Gewerbestnnd dieser auch bei ihm vorhandenen Notlage gegenüber? Dort sind zumeist auf Anregung aus Fachkreisen hin seit lange schon Fortbildungsschule» geschaffen morden, die dem Heranwachsenden Kaufmannc Gelegenheit zu einer vielseitigen Weiterbildung geben. Nein kaufmännische Fortbildungsschulen bestanden 1891/92 in Deutschland 165. Davon waren bis 1870 — 18 vorhanden. Von jenem Jahre an, das uns einen ungeahnten Aufschwung auf allen Gebieten des Handels brachte, bis 1892 wurden 2'/z mal soviel derartige Schulen, nämlich 117, begründet. Diese Zahl ist in den letzten 4 Jahren ganz wesentlich gewachsen. In Sachsen waren aus den bis 1866 15 derartigen kauf männischen Fortbildungsschulen bis 1892 deren 43 geworden, in Bagern aus 3 deren 12, in Württemberg aus 4 deren 7, in Baden aus 0 deren 11. Die uns benachbarten preußischen Provinzen Hannover, Brandenburg und Sachsen hatten früher 5 resp. keine und besaßen 1892 deren 10 resp. 6 resp. 9 solcher Anstalten. In unscrm Herzogtums werden sie jetzt allgemein eingerichtet werden und zwar in Kürze. Das Königreich Sachsen hat das ausge- bildctstc Fortbildungsschulwesen, darunter auch die einzige Schule für junge Angehörige unseres Standes. In Berlin und Stuttgart, den nächstbedcutenden Buchhändlcrstädten im Deutschen Reich, be findet sich leider keine derartige Anstalt. Daß junge Leute mit reiner Volksschulbildung resp. solche von den unteren Klassen höherer Lehranstalten durchaus einer weiteren Ausbildung in den Fachwissenschaften bedürfen, wenn sie später im kaufmännischen Berufe genügen sollen, ist allseitig als notwendig anerkannt worden. Beschäftigen wir sie in unserem Berufe, in welchem sie täglich mit den studierten Kreisen in Berührung kommen und deren Wünsche rasch verstehen und sachgemäß ausführen lernen sollen, so genügt ihre Schulbildung erst recht nicht. Sie müssen neben dem rein kaufmännischen Unterricht solchen in Deutsch, Litteraturge- schichle, Kunstgeschichte, Geschichte und Bibliographie erhalten. Daneben müssen alle Buchhandlungslehrlingc ohne Ausnahme, den heutigen Handels- und Vcrkehrsvcrhältnissen entsprechend. Unter richt in der französischen und englischen Sprache erhalten. Ich gestehe zu, daß es anfangs nicht immer leicht sein wird, die Eltern der jungen Leute zur Deckung der Kosten zu bewegen, die der Schulbesuch verursacht, anderseits die Prinzipale zur Frei gabe der Unterrichtsstunden. Gleich hier möchte ich bemerken, daß ich jede Unterrichts-Er teilung nach 9 Uhr Abends als ausgeschlossen betrachten muß, da der Tag über körperlich und geistig angespannte junge Mensch am späten Abend in den meisten Fällen nicht mehr die Elastizität des Geistes besitzen wird, dem Unterricht erfolgreich zu folgen. Ich meine aber, daß diejenigen Lehrlinge, die infolge ihrer Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen-Dienste nur 3 Jahre lernen mit 4—5 Stunde» Unterricht pro Woche auskommen werden, von denen 2 auf den Sonntagmorgen gelegt werden können. Die auf der Volksschule, oder auf den untern Klassen höherer Schulen vor- gcbildeten Lehrlinge werden indessen das wesentliche Mehr an ihnen für den Unterricht zu gewährenden Freistunden durch eine entsprechend verlängerte Lehre (4 Jahre) ausgleichcn müssen. Ohne nun die Schwierigkeiten zu unterschätzen, muß ich sagen: führen Sie eine Acnderung in unserer Ordnung ein, welche Sie wollen, sobald sic uns Lasten auferlegt, werden wir sie stets em pfinden und allemal erst lernen müssen, uns darin zu fügen. Ich erinnere nur an die vielumstrittene Sonntagsruhe. Für die jungen Leute aber, die von der ihnen durch dieselbe gewährten Diensisreiheit im Geschäfte oft falschen Gebrauch machen, kann letztere nicht nutzbringender gestaltet werden, als wenn sie angehaltcn werden, einen kleinen Teil jener Stunden ihrer beruf lichen Fortbildung unter Anleitung zu widmen. — Daß unsere Verhältnisse nicht derartige sind, daß wir ohne weiteres die wäh rend der freigegcbenen Zeit liegcnbleibcnde Arbeit durch bezahlte Hilfskräfte erledigen lassen können, weiß ich; aber im großen und ganzen ist Lchrlingsarbcit rasch nachzuholen, und dann müssen wir auch nach Mitteln ausschauen, die Arbeit weise zu beschränken, oder sic nutzbringender zu gestalten. Sei es nun, daß wir billigere Sachen, Broschüren rc. vom Vertriebe mehr und mehr ausschließcn, sei cs, daß wir uns manche Arbeit (z. B. Zustellung der Journale ins Haus) besonders bezahlen lassen. Da ja die Lasten, welche der Fortbildungsschul-Unterricht mit sich bringt, zum bei weitem größten Teile dem Sortiment aufge bürdet werden, der Verlag aber an dem Nutzen in hervorragendem Maße teilnehmen wird, so ist zu erwarten, daß derselbe dein Sor timent auch Zugeständnisse zu machen bereit sein wird. Es bietet sich dazu bei der Rabattierung der in den Handel gebrachten Nova, wie auch der laufenden Zeitschriften eine wirklich recht beachtens werte Gelegenheit. Wie die Lehrlinge selbst sich zu dem Besuch der Fortbildungsschulen stellen würden, wäre eventuell durch Umfrage unschwer festzustcllen. Ich habe leider zu meiner Vorbereitung keinerlei statistisches Material aus den Gehilfcnkreisen erhalten und es mir bei der Kürze der mir für meine Arbeit bewilligten Zeit nicht beschaffen können. Ganz besonders interessant wäre es mir gewesen, hier festzustellen, wieviel Lehrlinge mit ungenügender Schul-Vorbildung in unserem Berufe thätig sind und wie das Ver hältnis von deren Anzahl zu der Zahl der mit dem Einjährig- Freiwilligen-Bercchtigungsschein Versehenen ist. Auch das wäre wichtig festzustellen, wieviel Lehrlinge sich in Städten befinden, in denen ihnen bequeme und nicht zu teure Gelegenheit geboten ist, sich weiter zu bilden, am besten wohl durch Besuch einer kauf männischen Fortbildungsschule. Aus dem Gesagten glaube ich den Schluß ziehen zu dürfen, daß unsere Lehrlinge einer außergeschäftlichen Fortbildung bedürfen und daß sich derselben unüberwindliche Schwierigkeiten im allgemeinen nicht in den Weg stellen werden. Jedensalls finden letztere einen Ausgleich darin, daß es uns gelingen wird, durch den Fortbildungs- schul-Unlcrricht die ungenügend vorgebildeten in unserm Beruf ein tretenden jungen Leute zu später brauchbareren, beweglicheren und weitcrblickenden Mitarbeitern umzuschaffen. Führen wir aber jenen Unterricht ein, so möchte es wohl, ich möchte sagen, selbstverständlich sein, daß er in einem Examen sein Ende findet. Dasselbe würde während der Unlerrichtsdauer ein Ansporn für die Lernenden sein und, nachdem es bestanden, ihnen als Lohn für ihren Eifer die Anwartschaft auf ein besseres Fort kommen geben. Halte ich es auch nicht für unumgänglich not wendig, so möchte ich doch gleich hier kurz erwähnen, daß ich mir die Prüfung im buchhändlerischcn Wissen als ein Ehrenamt jedes Provinzial-Vcrbands-Vorftandes vorstelle, während in der Handcls- lehre, in den neuen Sprachen rc. die bezüglichen Lehrer zu prüfen hätten. Gesetzliche Bestimmungen gestatten nur die Heranziehung zum Fortbildungsschul-Unterricht der jungen Leute bis zum 18. Lebens jahre, von da ab würde der Schulbesuch vorerst nur ein fakultativer sein können. Ich bin hiermit am Schlüsse meiner Ausführungen angclangt, glaube die Notwendigkeit der weiteren Ausbildung wie der Möglichkeit derselben nachgewiesen zu haben. Wenn Sie nun, meine sehr geehrten Herren Kollegen, in die Beratung dieses Punktes der Tagesordnung eintreten, so möchte ich Sie eindringlich bitten: nehmen Sie Obacht darauf, daß wir in unserer Sorgfalt um das Wohl unserer jungen Berufsgenossen und damit um die Wahrung des Ansehens unseres Standes, dessen Vertreter diese dereinst werden, nicht zurückstehen. Ermöglichen Sie den jungen Leuten, während der Lehrjahre nicht nur solide kaufmännische Kenntnisse und Routine sich anzueignen, sondern auch diejenigen wissenschaftlichen Kentnisse zu erwerben respektive zu mehren, welche sie befähigen, daneben den Idealen nachzustrebcn. Nehmen Sie eine Resolution an, die lautet: Die Generalversammlung des Buchhändler-Verbandes Hanno- uer-Braunschweig, abgehalten ain 1. März 1896 zu Braun schweig, erkennt an, daß es notwendig ist, dafür Sorge zu tragen, daß den Buchhändler-Lehrlingen sin Fortbildungs schulen) Gelegenheit zur weiteren Fortbildung gegeben werde. Sie empfiehlt dem Mitteldeutschen Buchhandlungsgehilfen- Vcrein, seine bezügliche Eingabe dem Vorstande des Börsen vereins der Deutschen Buchhändler mit der Bitte zu über reichen, bereits Ostermesse 1896 dieses Thema auf seine Tagesordnung zu setzen, und wird selbst bei Beratung des selben allen denjenigen Maßnahmen des Börsenvereins zu stimmen, welche geeignet sind, diese Frage in billiger Weise zu lösen. Der Herr Vorsitzende dankt dem Herren Referenten für einen ausführlichen Bericht und eröffnet die Debatte. Herr Z witz l er-Wolfenbüttel: Der Herr Referent hat be züglich der Gewerbeschulen in Württemberg Angaben ge macht , die wohl nicht ganz zutreffend sein werden. So weit ich unterrichtet bin, sind bereits 7 Gewerbeschulen in württembergischen Städten. Auch mit den Ausführungen des Herrn Vorredners über Abgangszeugnisse kann ich mich nicht
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