^ 123, 30. Mai 1917. »ünstig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3645 Milte Luni erscheint -as Buch eines bayrischen (D Soldaten: Kriegsgefangen bei derIungfrau von Orleans Bon Sepp Gpannmacher ^r>cnn die Deutschen im Lager Orleans nicht so unverzagte, tüchtige, in ihrem Humor gar nicht totzukriegende Kerle gewesen wären, so hätten sie daS dortige Leben nicht durchgehalten. Der Verfasser beklagt sich weniger über Bosheiten und Feindseligkeiten als über den unerhörten Schlendrian in allen Dingen und den gänzlichen Mangel an den erforderlichen Einrichtungen. Die Zustände im Zeltlager Orleans spotten jeder Beschreibung, der unab lässige Herbstregen macht den Lagerplatz zum grundlosen Morast, die Zelte bieten keinerlei Schutz gegen Nässe und Wind. Kein Wunder, daß schlimmer Rheumatismus und andere böse Krankbeiten im Lager an der Tagesordnung sind. Als die ersehnten Holzbaracken endlich ankommen, müssen schon die Deutschen mit ihrem unheimlichen Organisationstalent die Sache selbst in die Hand nehmen, damit Ordnung in den Wirrwar gebracht wird. Mit einem oft in grimmigen Galgenhumor wird daS alles erzählt, und die Charakterzcichnung der Herren Franzosen ist nicht gerade sehr schmeichelhaft. In seinem Streben nach Gerechtigkeit erscheinen sic dem Verfasser bestenfalls als große Kinder, die man nicht allzu ernst nehmen darf. Das traurigste Kapitel im Lager- lcbcn bildete die ärztliche „Fürsorge", die sich durch erschreckenden Mangel an Wissen und Wollen auSzeichnete. Bei dieser Schilderung wandelt sich des Er zählers gemütlicher Humor in zornige Bitterkeit und wird zur scharfen Satire auf daö „ritterliche" Frankreich, daö an der Spitze der Zivilisation marschiert. Mark ord., 7V Pf. no. bar, Krei-Expl. 7/6 Berlin S.W. 68. August Scherl G. m. b. H.