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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1927
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- 1927-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1927
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- Deutsch
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127, 2. Ju-iti 1927. Redaktioneller Teil. den Urhebererben allein zu, so führt das zur »literarischen Schrek- kensherrschaft-! wird der Vorteil, wenn der Verleger das Ur heberrecht -durch einmalige Zahlung erworben hat, nur ihm zuteil, so ist das eine Unbill; eine Teilung auf halb und halb, wie es der Entwurf von 1899 vorschlug, ist nicht zu errechnen und würde zu zahllosen Rechtsstreitigkeiten führen; die Zwangslizenz ist ein unglücklicher Zwitter. Und in allen diesen Fällen würde das deutsche Volk, dem di« Bücher ver teuert werden sollen, der Leidtragende sein. Auch der Reichswirtschaftsrat hat gewiß seinen Vorschlag nicht gern gemacht und wäre wohl am liebsten bei der dreißigjährigen Schutzfrist stehen geblieben. Daraus deutet klar die sehr bedingte Form der ersten Worte seines Gut achtens. Eröffnung der Internationalen Buchkunst-Ausstellung in Leipzig. Am 28. Mai winde in der festlich geschmückten Auiader Universität Leipzig die Internationale Buchkunst-Ausstellung feierlich eröffnet. Unter den Anwesenden bemerkte mau Gerhart Hauptmann und Adolf von Harnack, die Protektoren der Ausstellung, N-eichskunstwart vr. Redslob. Geheimrat W. Wactzoldt, Generaldirektor der Berliner Mu seen, Vertreter der Staatsbehörden und ausländischer Negierungen, zahl reiche Buchhändler und Vertreter buchhäudlerischer Gehilfenverbäude. Nach einem Gesang des Thomanerchors ergriff der Präsident der Aus stellung, Professor Hugo Steiner-Prag, das Wort zur Festrede, in der er unter anderm etwa folgendes ausführte: »Für alle Künstler und Buchhaudwerker, die ihre schöpferische Kraft der Gestaltung des schönen Buches gewidmet haben-, für jeden, dessen Lebensarbeit mit seinem Werden nnd seinen mannigfachen Ge schicken zusammenhäugt. für alle Menschen, die eine innere glückliche Neigung mit dem Buch verbindet, ist diese Stunde, die wir in edler Erregung erleben dürfen, von größter Wichtigkeit und von entsch-eiden>- der Bedeutung. Wir haben dem Buch, diesem treuesten Freund der zivilisierten Menschheit, einen Tempel errichtet, in -dem die Gedanken und Wünsche unserer Mitkämpfer um ein gemeinsames hohes und köstliches Ideal au diesem Tage einmütig zusammen strömen. Wir haben uns in freiwilliger Unterordnung unter wundervoll logische, aber harte Gesetze freiwillig dem Buch verschrieben, wir dienen ihm mit jener bedingungslosen Hingabe, die allein jede Arbeit zu höchster Kraft und zu stärkster Leistung steigern kann. Wenn auch die strenge Gesetzmäßigkeit, auf der alles Buchgestalten sich organisch anfbaut, wenn auch die technischen Grundlagen und handwerklichen Forderungen der unbekümmerten Generation von Malern vorerst noch fremd waren, die um die Jahrhundertwende in das ihnen fremde Buchgebiet ein drangen, so sind doch gerade sie in harter und zielbewußter Lebens arbeit die Schöpfer des neuen Buchstils geworden, die sich aus Stür mern und Drängern zu Meistern neuzeitlicher Buchgestaltung entwickelt haben . . . Die Internationale Buchkunst-Ausstellung Leipzig 1927, die wir gemeinsam mit unseren Berufsgenossen und Freunden aus 19 verschiedenen Staaten veranstalten, erbringt den Beweis, daß, je inniger und organischer sich Verleger, Buchgcwerbler und Künstler, diese Köpfe, Hände und Herzen des Buchgewerbes, miteinander ver binden, ihre Leistungen um so wertvoller und einzigartiger fein werden. Die mehr als 1090 Künstler und Buchgcwerbler aus 20 Staaten, die auf unserer Ausstellung zu sehen sind, einigt alle die Liebe zum Buch und die begeisterte Hingabe an sein organisches Gestalten. Die Gesetze, denen sie bei ihrer Arbeit gehorchen, sind in einer Sprache geschrieben-, die alle verstehen, der Sprache der klaren Vernunft und wundervollen Logik, die Gesetze handwerklichen Könnens, die allen ihren Werken einen gemeinsamen und bezaubernden Rhythmus geben. Das geheime Reich dieses künstlerischen und kunsthandwerklichen Buchgestaltens, in dem sie, unbekümmert um ihre Staatenzugehörigkeit, vereinigt sind, umschließt sie alle, und ihr gleichartiges Handeln, auf das eine gemein same Ziel, Buchschönheit zu schaffen, eingestellt, bringt ihre Herzen einander so nahe, daß sie sich jederzeit verstehen, wenn auch ihre Zungen in fremden Sprachen sprechen. So vorbereitet und in Erwartung eines wichtigen Ereignisses froh bewegt, beglückt, in mehr als einjähriger, unablässiger Arbeit ein Werk rechtzeitig vollendet zu haben, versammeln wir uns in diesem festlichen Saale, den die unsterbliche Meisterhand Klingers, eines der Gründer des Vereins Deutsche Buchkünstler, im Auftrag dieser altberühmten und ehrwürdigen Universität geschmückt hat. Wir -deutschen Buchkünstler wissen diese hohe Ehre zu schätzen, in diesem Saale unsere Gönner und Freunde empfangen zu dürfen, und danken der ^lma mater InpsiensiZ für diese hohe Auszeichnung. Das Präsidium hat die drei 688 sichtbarsten Vertreter deutscher Wissenschaft, Dichtung und Kunst. Adolf von Harnack, Gerhart Hauptmann und Max Liebermann, gebeten, sich an die Spitze der Ausstellung zu stellen. Voll Bewunderung und Ehr furcht neigen wir uns vor den einzigartigen Lebensiverken unserer drei Protektoren, voll Dankbarkeit für die unschätzbare Hilfe, die die inter nationale Bedeutung der drei verehrten Namen unserer Ausstellung geleistet hat. Hohes Alter verhindert Max Liebcrmann. der im Juli sein 80. Lebensjahr vollendet, heute zu uns zu kommen. Al*er Adolf von Harnack und Gerhart Hauptmann, denen wir für ihre Anwesen» heit ergebenst danken, geben dieser einzigartigen Stunde ihre besondere Weihe«. Hierauf begrüßte der Redner die große Zahl der Ehrengäste und stattete den Dank für die von allen Seiten gewährte Unterstützung ab. Auch des Buchhandels wurde mit an erster Stelle gedacht: »Der Dank der deutschen Buchkünstler wendet sich daher an die ganze Stadt der Bücher, die uns in so großzügiger Weise Gastfreundschaft gewährt. Ter Börsenrerein der Deutschen Buchhändler und der Deutsche Buch gewerbeverein sind uns treu zur Seite gestanden, wir danken ihnen und begrüßen ihre Vertreter, Herrn Hofrat NichardLinnemann und Herrn Geheimrat vr. Ludwig Volkmann«. Noch eine lange Reihe von Namen nannte Professor Hugo Steiner-Prag, um dann mit folgenden Worten zu schließen: »Wir wissen alle, daß sich Zeiten, Begriffe und Gefühle erschreckend schnell ändern können, aber wir wissen auch, daß es Dinge gibt, die voll Stetigkeit, ja voll Ewigkeit sind, und daß zu diesen als eines der wichtigsten der beste Freun der zivilisierten Menschheit, das Buch gehört, und ebenso ist es richtig, daß der Ewigkeitswert seines geistigen Inhaltes nichts mit der eigenen Form, in der er geboten wird, gemein hat, denn wie Adolf von Harnack uns schrieb, ist auch im schlichten Gewände ein gutes Buch der treueste Freund des Menschen. Die Buchkunst aber, so fährt er fort, und das ist das Bedeutende ihres Schaffenswertes, verleiht ihm Würde und Anmut. Diese Würde und Anmut hervorzaubern zu können, hat uns Auchkünstlern ein gühiges Geschick verliehen, dem wir für diese Gabe, die uns ja selbst soviel Freude und Glück bringt, unendlich dankbar sind. Nur durch sie konnten wir unser Werk vollen den, das wir heute der zivilisierten Welt, unserem deutschen Vaterland und unserer lieben Stadt Leipzig freudig und stolz zugleich übergeben. Nur durch sie konnte unsere Ausstellung zu dem werden, als was sie Hugo von Hofmann-sthal bezeichnet hat, als das größte Fest der gei stigen Kultur«. Nach -einigen kurzen Ansprachen von Vertrerern der Regierung, des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig vr. Karl Rothe und des Direktors des National-Mufeums in Stockholm, vr. Erik Wettergren. erschien, von lebhaftem Beifall begrüßt. Gerhart Hauptmann auf dem Rednerpult. Seine Ansprache, die eine Huldigung des Buches ist, hatte nach der Wiedergabe in der Neuen Leipziger Zeitung folgen den Wortlaut: »Meine Damen und Herren! Ausstellungen, wie die eben eröffnete hier in Leipzig, sind schöne Blüten kulturellen Lebens und kultureller Kraft. Es ist ein gutes Zeichen für das Wachstum und Gesundwerden in Stamm und Asten des alten Baumes, der unter dem ehrwürdigen Namen des Deutschen Reiches uns feinen Schatten, seinen Schutz, seine Blüten und Früchte gibt. Hier wird das Buch geehrt. Indem man sich aber auf die Buchkunst beschränkt, mei'n-t man darüber hinaus die Form, mit der eigentlich schon ein Immaterielles gegeben ist. Und dieses, -das Immaterielle, wird auch die Buchkunstausstellung nicht ausschalten. Ein Buch ist tot ohne seinen immateriellen Gehalt, ja, ein Buch ist kein Buch ohne diesen. Und so gelten meine wenigen Worte nicht nur dem materiellen, förmlichen Teil des Buches, sondern dem ganzen Buch, dem Buch an sich, das man in das Wappen der weltberühmten Buchftadt Leipzig einfügen sollte. Den Buchdruck, also das Buch, hat Luther ,eine höchste Wohltat Gottes' genannt. Mit unter, wenn Schmähschriften ihn fast begruben, hat er wohl auch ein Fragezeichen hinter seine Behauptung gestellt. Aber dieses Frage zeichen lösche ich aus. Das Geschenk des neuzeitlichen Buches ist trotz allem eine der größten Wohltaten Gottes. Vielleicht dachte Luther nur, indem er die Buchdruckerkunst so nannte, an die ungeheure Ver- vielfältigungs- und Verbreitungsmöglichkeit der Heiligen Schrift, und in der Tat, bei der Bibel-, von deren Macht und unerschütterlicher Kraft man bei der heutigen Seelenschlaffh-eit nur noch den schwächsten Nach hall findet, mußte ihm die weiteste Verbreitung der Bibel allein schon mit einer allgemeinen Erleuchtung und Erlösung gleichbedeutend sein. Wir aber kennen noch andere Bücher und sehen in ihrer Ver breitung und Erhaltung eine Steigerung der geistigen Seite des Men schentums. Wir haben aber nicht nur Magazine von Büchern-, etwa wie solche von keimkräftigem Mumienweizen, sondern wir haben weite Felder, die alljährlich Frucht tragen. Ohne sie wären auch die alten Magazine nicht, oder ihr Inhalt wäre längst vermodert. Denn mrr frisches und starkes Gegenwartsleben und Wachstum konserviert und erneuert das Alte. Aber Las Unkraut unter dem Weizen—? Es hat
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