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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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F 141, 20. Juni 1017. Redaktioneller Teil. denen sich durch die Kriegsverhältnisse alle Konzerlveranstalter befinden, und trotz des Mangels an geeigneten Vertretern des Verbandes ist das ein zu besten Hoffnungen berechtigendes Er gebnis Die Geschäfte der »Ammre« bewegten sich während des Vereinsjahres weiter in langsam ansteigender Richtung. Erft in den letzten Monaten ist ein kleiner Stillstand eingetreten, weil durch die Beschlagnahme des Rohmaterials die Fabriken nur ganz geringe Mengen von Schallplatte» Herstellen können. Hier wie in der »Gema« wird der Betrieb mit allergrößter Sparsam keit unter allen Umständen weiter durchgeführt werden. In dem Streite mit der Genossenschaft Deut scher Tonsetzer, der leider noch unerledigt ist, müssen wir uns immer von neuem folgendes klar machen: Die Gegner schie ben die Schuld an dem Streit den Musikverlegern zu und stellen die Sachlage so dar, als wenn schon seit langer Zeit ein innerer scharfer Gegensatz zwischen den Tonsetzern und den Musikver legern bestehe. Das ist nicht der Fall! Erst die Leitung der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer sucht seit Anbeginn ihrer Tä tigkeit diesen bedauerlichen Gegensatz zu erwecken und zu schüren, während doch aus historischen und sachlichen Gründen die Mu sikverleger die Freunde und Vertrauensmänner der Tonsetzer sind und auch in Zukunft bleiben sollten. Dieser Zustand des gegenseitigen Vertrauens und Zusammenarbeitens muß erhalten bleiben, und unser ganzes Bestreben, unser gan zer Kampf richtet sich nur gegen jene unverantwortlichen Ver suche, Mißtrauen zwischen Tonsetzer und Verleger zu säen. Der deutsche Musikverlag hat Unendliches für das deutsche Musik leben und für die deutschen Tonsetzer geleistet und leistet es dauernd weiter. Das wird aber von der Gegenseite völlig unter schätzt. Die Zukunft des deutschen Musiklebens beruht auf dem vertrauensvollen »Seite-an-Seite-stehen« von Tonsetzern und Mustkverlegern! Nach diesem Ziel streben wir unermüdlich weiter. Kaufmannsdeutsch — Buchhändlerdeutsch. Von Karl Illing. Es ist gewiß eine eigenartige Erscheinung, daß gerade der Handel, den man wohl nicht mit Unrecht als das fortgeschrit tenste und vorurteilsloseste Glied unsrer Volkswirtschaft bezeich nen kann, in seiner Sprache einerseits eine ganze Anzahl alt- väterischer, längst überlebter Ausdrücke uud Anschauungen treu bewahrt und sich ihnen zuliebe nötigenfalls gegen die ein fachsten Begriffe von Sprachreinheit und Sprachrichtigkeit ver sündigt, anderseits aber wieder recht aufnahmefähig für jede neu auftauchende Sprachtorheit ist! Von den Fremdwörtern soll hier nicht die Rede sein, sie bilden ein Kapitel für sich, Wohl aber zunächst von jenen altertümlichen Begriffen von Beschei denheit und Höflichkeit, die es beispielsweise nicht erlauben wollen, daß ein Brief mit »Ich« anfängt. Lieber wird gleich der erste Satz zum Krüppel gemacht. Man läßt das »ich« kurzer hand weg: »Empfange soeben Ihr Schreiben«, und am Schlüsse dann, in würdiger Ergänzung dazu: »Mit der Bitte um gefl. Aufklärung zeichne hochachtungsvoll«. Oder man verdreht die natürliche Wortstellung in belustigender Weise: »Beigeschlossen überreiche ich Ihnen«, »Angebogen erlaube ich mir«. Sind das nicht wahrhaft ungeheuerliche Bilder? Oder es wird mit einer mehr oder minder schwülstigen, jedenfalls sehr überflüssigen Redensart begonnen: »Mit Gegenwärtigem erlaube ich mir«. Um das naseweise, unhöfliche »ich« in der Schlußwendung des Briefes zu unterdrücken, hat man noch ein anderes Mittel ge funden; man läßt einen plötzlichen Wechsel im persönlichen Fürwort eintreten. Nachdem das ganze Schreiben in der ersten Person, also »im Jchtone« abgefaßt war, erfolgt auf einmal der überraschende Schluß: »Um baldige Rückgabe der Korrektur bittend, zeichnet hochachtungsvoll«. Auch sonst ist man recht höflich. Daß jedes empfangene Schreiben nicht mit diesem Ausdrucke bezeichnet wird, sondern als »Ihr Wertes«, »Ihr Geschätztes«, »Ihr Geehrtes« auftritt, mag noch angehen, daß man »im angenehmen Besitze« einer Zuschrift ist und einem »sehr gefälligen« Bescheid entgegensteht, ist bereits weniger schön und richtig, und daß man »höflichst bittet«, »freundlichst ersucht«, könnte einem leicht als Selbstüberhebung ausgelegt werden. Der Gipfel der Höflichkeit ist aber zweifellos das herrliche Wort »Hochachtungsvollst«. Voll — voller — am voll sten! Ist das nicht sehr höflich? Neben dem Bestreben, höflich zu sein, ist häufig der Wunsch nach besonderer Steigerung gewisser Ausdrücke oder das Ge fallen an etwas großartigen Wendungen verantwortlich für das schlechte Deutsch, das entsteht. So nimmt man »bestens Vor merkung« von etwas, sieht einer Bestellung »gern« entgegen. Schlimmer noch ist es, wenn man »weitgehendstes« Entgegen kommen, »bestmöglichste« Besorgung verspricht oder um »größt möglichste« Beschleunigung bittet, ohne daran zu denken, daß durch die Steigerung des falschen Ausdruckes oder die doppelte Steigerung ganz unmögliche Wortbilder Zustandekommen. Sehr beliebt geworden sind neuerdings gewisse breitspurige Redewendungen; so wird eine Handschrift (ehedem »Manu skript«) nicht mehr einfach durchgelesen oder durchgesehen, son dern »einer Durchsicht unterzogen«, Papier nicht mehr bestellt, sondern »in Auftrag gegeben«, nicht mehr geliefert, sondern »zur Ablieferung gebracht«; Ballen werden nicht mehr abge sandt/sondern »zum Versand gebracht«, Beiträge in einer Zeit schrift nicht mehr abgedruckt, sondern »zum Abdruck gebracht«. Auch sagt und schreibt man nicht mehr einfach: »Ich werde Ihnen Vorschläge über die Veröffentlichung Ihres Werkes machen«, sondern vornehmer und gespreizter: »betreffend die Veröffentlichung«, nicht mehr »Wegen Müller, Geschichte habe ich beim Verlag angefragt«, sondern »Betreffs Müller, Ge schichte . . .«, nicht mehr »Das Buch wird Ende dieses oder Anfang des nächsten Monats erscheinen«, sondern »Ende dieses, beziehungsweise Anfang des nächsten Monats«. Ferner ist heutzutage die Ausstattung eines Buches nicht mehr vor nehm, sondern »eine vornehme«, der Absatz eines Werkes nicht mehr zufriedenstellend, sondern »ein zufriedenstellender«. Die Tinte ist aber noch immer schwarz und nicht »eine schwarze«, die Feder noch immer spitz und nicht »eine spitze«. Schließlich macht sich neuerdings eine gesteigerte Vorliebe für die schwer fälligen Ausdrücke derselbe, dieselbe, dasselbe, dieselben be merkbar. »Ich danke Ihnen für den eingesandten Beitrag und werde denselben in der nächsten Nummer zum Abdruck bringen«, »Die Rechnung hat sich gefunden; dieselbe ist Ihnen noch gutgebracht worden«, »Das fehlende Werk ist in zwischen eingetroffen; ich werde dasselbe der nächsten Sen dung beifügen«, »Was die übrigen Bücher betrifft, so habe ich dieselben beim Verleger bestellt«. Wie gefällig wirken da gegen die mißachteten persönlichen Fürwörter er, sie, es: »Ich werde ihn abdrucken«, »Ich werde es der nächsten Sendung bei fügen« ! Andere falsche Wort- und Satzbilder sind aus dem Bestreben hervorgegangen, sich kurz und schneidig auszudrücken, so die Wortkrüppel »Antwortlich«, »Angefragter«, »beregte« Ange legenheit, und die durch Weglassung von Worten entstandenen Satzkrüppel: »Sobald Ihr Beitrag gedruckt, wird Ihnen Kor rektur zugehcn«, »Das Gewünschte folgt, sobald erschienen«, »Die Skizze wurde, wie verabredet, weggelassen«, »Ich bestelle Ihnen«. Diesem Geizen von Worten steht vielfach ein Ein fügen an Stellen gegenüber, wohin sic nicht gehören: »Ich ge- * statte mir, Ihnen meinen neuesten Katalog beizufügen« oder das ganz unnötige Auseinanderreißen des Wörtchens »kein«: »Vor Weihnachten wird eine Neuauflage nicht erscheinen«, »Ich nehme an, daß Sie c i n besonderes Lagergeld nicht be rechnen«. Ist es nicht kürzer und klarer, wenn man sagt: ». . . wird keine Neuauflage erscheinen«, ». . . kein besonderes Lager, geld berechnen«? Ein Stiefkind im kaufmännischen Briefe ist das Bindewort »und«. Die Umstellung nach ihm ist Wohl mit das erste »Kauf männische«, was sich ein junger Handelsbeslissener im Brief- Wechsel aneignet. »Mit gleicher Post empfangen Sie ein tadel loses Exemplar, und werde ich in Zukunft Sorge tragen . . .«, »Ihr geschätzter Beitrag soll bereits in der nächsten Nummer unsrer Zeitschrift erscheinen, und bitten wir Sie deshalb . . .«,
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