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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1896
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- Deutsch
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4520 Nichtamtlicher Teil. 173, 28. Juli 1896. geschlagen werden. Man weiß es in Enland nur zu gut, was man alles der Bibliothek des British Museum, der besten derartigen Anstalt der Welt, zu verdanken hat. Man kann es ohne Ueber- treibung sagen, daß dieses vorzüglich organisierte Institut mit seinen reichen Hilfsquellen, die dem Leser alles zu Gebote stellen, was er nur verlangt, und ihm die wissenschaftliche Arbeit so angenehm als möglich machen, dem Lande mehr nützt als eine Universität. Im kleineren Kreise und bescheidenerem Maßstabe thun die Volks bibliotheken in ihrer Weise etwas Aehnliches. Ich werde den Eindruck nie vergessen, den bei meinem ersten Besuche Londons die Uudlie I-ibrw^ meines keineswegs eleganten Viertels auf mich machte. ES war ein ganz stattliches Gebäude, das neben einer ausreichen den Bibliothek ein Lesezimmer für Zeitungen enthielt, in dem sämt liche Londoner, viele englische und amerikanische Blätter, aber auch französische, italienische und deutsche Zeitungen (Kölnische Zeitung, Neue Freie Presse) auflagen. Daneben befand sich ein großes Zimmer für Monatsschriften, die mit ihren kolossalen Auflagen und halb wissenschaftlichen, halb belletristischen Artikeln ein ganz anderes, ausgiebigeres Bildungsmittel darstellen als bei uns. Gegen einen vom Hauseigentümer unterschriebenen Revers konnte man jedes Buch nach Hause nehmen, in einem Desiderienbuch seine allsülligen Wünsche eintragen. Dabei fiel cs mir ganz besonders angenehm auf, daß man von den Beamten, nicht so wie in mancher kontinentalen Hof- und Staatsbibliothek, unwillig und grob ungefähren oder einfach stehen gelassen wurde, wenn man einen Wunsch äußerte, sondern immer so viel Zuvorkommenheit und Bereitwilligkeit vorfand, daß man gern wiederkam und immer wieder bemerkte, daß man mit den verlockendsten Mitteln zur Be nutzung der Anstalt eingeladen wurde. Man hat natürlich auch hier die Frage gestellt: Was für Bücher soll denn eine Volksbibliothek eigentlich haben? Und auch hier hat einmal ein besorgter Stadtvater die Befürchtung ausgesprochen, es könnte aus den Schränken und Pulten dieser Anstalt so man ches geistige Gift unter die Leute kommen. Ja, erwiderte ihr Verteidiger, der unermüdliche Sir John Lubbock, aber auch das Gegengift. Die Gefahr, daß eine einseitige, nicht ganz gerecht fertigte Geistesrichtung unter die Leser verbreitet werde, ist nirgends geringer, als bei einer Bibliothek, sie ist hier selbst geringer, als in Schulen. Denn die Bibliothek ist weder klerikal noch liberal, weder konservativ noch radikal, sie schafft alles an, was in ihrer Sphäre von Bedeutung ist, samt allen Gegenschriften, Vorarbeiten und weiteren Nachbildungen. Aber das setzt natürlich voraus, daß sie gut dotiert ist, daß sie wirklich alles anschaffen kann, und daß sie ihre Benutzung so angenehm zu machen versteht, daß jedermann, der einen Gegenstand einmal aufgreift, ihn auch weiter bis in die äußersten Konsequenzen verfolgt. Dann ist die Bibliothek das ob jektivste, universellste Bildungsmittel, das man sich denken kann. Eine ärmliche Bibliothek mit geringen Mitteln ist ein Unding, sie ist wie ein Wagen mit drei Rädern, mit dem man sich unnütz ab müht, um ihn endlich unwillig stehen zu lassen. Auch der Bibliothek dürfen die Lockmittel nicht fehlen, und sie besitzt sie in der leichten Unterhaltungs-Lektüre, an deren Hand der neue Ankömmling erst in den Gebrauch von Büchern eingeweiht werden muß. Auch die humo ristische Litteratur hat — wie die besser gestellten Klassen längst wissen — ihre nützliche Wirkung. Soll man sie der Volksbibliothek ver sagen? Selbst wenn die Leute nichts Anderes lesen würden (ich sage würden) als den -Struwwelpeter» und die -Fliegenden Blätter-, so wäre das noch immer besser, als wenn sie in der freien Zeit im Schnapshaus sitzen oder in entlegenen, verfallenen Hütten heimlich die alten Zoten in schlechter Gesellschaft reißen. Thatsache ist, daß in England, dem Lande der Volksbibliotheken, weder Pessimismus, noch Atheismus, noch Anarchismus Platz gesunden haben, wenigstens in weit geringerem Grade verbreitet sind, als in irgend einem Lande Europas. Aber nicht nur auf die Bücherkonsumenten, auch auf die Büchcrproduktion haben die Volksbibliotheken einen wohl- thätigen Einfluß ausgeübt. Sie sind heute im Lande so zahlreich, daß jeder Autor, jeder Verleger sich die Frage vorlegen niuß, ob sein Buch geeignet ist, eventuell in die Volksbibliotheken aus genommen zu werden. Sie allein verbürgen einen sicheren Ge winn. Nichts hat in Amerika und England dem Entstehen der Schundlitteratur so wirksam cntgegengearbeitet als die Errichtung der Volksbibliotheken. Weltausstellung in Paris 1900. — Ueber die weiteren notwendigen Vorbereitungen für die nächste Pariser Weltausstellung schreiben die -Bcrl. Pol. Nachr.-: Für die Chicagoer Weltausstellung wurden eine größere Anzahl von Vertretern sämtlicher für die Aus stellung in Betracht kommenden Berufszweigc nach Berlin zu einer Sitzung zusammenberufen. Es haben auch eingehende Erörterungen startgefunden. Gelegenheit zu häufigeren oder regelmäßigen Kon ferenzen mit einem so vielköpfigen Beirate bot sich jedoch nicht. Man mußte vielmehr, sobald man an die positive Einzelarbeit in den verschiedenen Ausstellungsgruppen heranging, sich mit einzelnen Vertretern der letzteren in Verbindung setzen und, wenngleich natür lich die Fühlung mit den Vertretungskörperschaften der Gewerbs- zweige nicht aufgegeben wurde, doch vornehmlich mit diesen allein verkehren. Man konnte es aber auch um so eher, als diese Vertreter meist mit Mitgliedern des größeren Beirats identisch waren. Neben diesem Beirale aus Industriellen, Handelstreibenden u. s. w. waren für die Chicagoer Weltausstellung aber auch Sonderbeiräte gebildet worden, denen die Lösung von mit d.r Ausstellung der Erzeugnisse nicht direkt in Verbindung stehenden Aufgaben übertragen wurde. So bestanden Ausschüsse für die Versicherungsfrage, für die Her stellung des Kataloges und ein Preßausschuß. Diese Ausschüsse haben sich damals gut bewährt. Selbstverständlich wird nach der nunmehr erfolgten Rückkehr des Reichskommissars aus Paris allen diesen Fragen die eingehendste Erwägung zu teil werden. Pers onalnachrichten. Gestorben: am 19. Juli plötzlich infolge eines Herzschlages der Verlags- Kunsthändler Herr Hugo Schroeder in Berlin, Inhaber der Firma E. H. Schroeder, die sich besonders mit Kunstverlag und Porträt-Antiquariat befaßt. Der Inhaber leitete die 1832 gegründete Firma seit 29. September 1881 und brachte sie am 15. Mai 1882 ganz in stinen Besitz. Sein Vorbesitzer war sein Stiefvater, Hermann Kaiser, gewesen, dessen Ver dienste in dem diesjährigen Jahrgang des -Adreßbuches des Deutschen Buchhandels- eine eingehende Würdigung gefunden haben. Der jetzt Verstorbene widmete seine Thätigkeit be sonders dem Porträt-Antiquariat. am 22 Juli in New Jork der amerikanische Verlagsbuchhündler Joseph Harper, Teilhaber der Firma Harper Brothers in New-Fork. am 20. Juli in London im sechzigsten Lebensjahre Charles Dickens jun., der älteste Sohn des berühmten Noman- dichters. Wegen seiner mannigfachen Beziehungen zum eng lischen Buchhandel entnehmen wir über seinen Lebensgang der -Kölner Zeitung- Nachstehendes: Er hat, wie es den Söhnen berühmter Väter vielfach ergeht, den Vater nicht er reicht, allein er hat seinem Namen Ehre gemacht, und das ist sehr viel. Als er am 6. Januar 1837 zur Welt kam, waren eben die kiolrvioir kapsrs erschienen, die dem Vater nach langem Ringen mit einem harten Schicksal endlich die verdiente Berühmtheit in weiteren Kreisen sicherten. Der Vater stellte große Hoffnungen aus den Sohn und fand, als letzterer fünf Jahre alt war, Freude an dessen Frühreife. -Er schlägt dem Vater nach-, meinte er. 1853 wurde Jung Dickens, der in Miß, jetzt Lady, Burdett-Coutts eine Gönnerin gefunden hatte, auf deren Kosten er in Eton er zogen worden war, nach Leipzig gesandt, um die deutsche Sprache zu erlernen. Der Vater schrieb an den Verleger- Tau chnitz, der Junge solle sich für alles interessieren, was ihn umgebe, wie ein Gentleman behandelt, aber nicht ver zärtelt, und an Pünktlichkeit in großen wie in kleinen Dingen gewöhnt werden. Zwei Jahre darauf kam Dickens junior aus Deutschland mit einer Neigung zum geschäftlichen Leben zurück; Miß Burdett-Coutts verschaffte ihm eine Anstellung im Bankhausc der Gebrüder Baring, allein das Bank geschäft sagte ihm nicht zu, er nahm sich vor, in Ostasien Handel zu treiben, und hätte mit dem Kapital, das seine Gönnerin ihm zur Verfügung stellte, auch sein Glück in dieser Richtung machen können, wäre nicht dcr litterarische Drang sein Erbstück gewesen. Nach einem Jahre bereits kehrte er aus Ostasien zurück, heiratete gleich darauf, 1861, Miß Evans, die Tochter eines der Teilhaber der Ver lagsanstalt, die seine ersten litterarischen Arbeiten veröffentlicht hatte, machte nun auch wirklich von der City aus Geschäfte mit Ostasien, jedoch, wie aus seines Vaters Briefen zu entnehmen ist, nicht mit der nötigen Thatkraft, und fand sich eines Tages vom gelegentlichen zum berufsmäßigen Tagesschriftsteller als Mitarbeiter des von dem Vater herausgegebenen Magazins lloussbolä IVorlcs umgewandelt. Nach dem Rücktritt des Direktors dieser, inzwischen zum ^.11 Rbs loar Houncl umge tauften Zeitschrift und nach dem 1870 erfolgten Tode des Vaters leitete er diese als alleiniger Inhaber. Er war ein glücklicher Verleger. Sein mit Hilfe Richard Halkett Lord's herausge gebenes Oietiooiir)- ok Lonäon und das Oiotiouarz- ok tbs Rbarose brachten ihm großen Erfolg. Lange Jahre war er auch ein geschätzter Theaterkritiker, im Roman jedoch hat er sich nicht versucht. In den letzten Jahren seines Lebens war er der litterarische Beirat der Verlegerfirma Macmillan L Co., zu deren jetzigem Aufschwung er nicht wenig beigetragen haben mag. Gesellschaftlich beliebt, war er bei festlichen Ge-
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