Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1917
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- 1917-07-21
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- 21.07.1917
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 168, 21. Juli 1917. Redaktioneller Teil. vereins-Bibliothekars, gebührt Breitkopf, als dem einflußreicheren Vertrauensmann der Negierung, der gewichtigere Anteil au den er zielten Erfolgen. Es war die Zeit der Absage der Leipziger und Ber liner Verleger au Frankfurt und der Gründung der »Buchhandlungs- gescllschaft in Deutschland« zur bedeutsamen Leipziger Jubilatemesse 1765, und es handelte sich um Fragen, bei denen die kursächsische Re gierung ein Wort mitzusprechen hatte. Breitkopfs unverdrossenen Be mühungen ist es auch zu danken, daß nach langen und schwierigen Verhandlungen am 18. Dezember 1773 vom Kurfürsten Friedrich August das wichtige »Mandat den Buch-Handel betreffend« erging, das zum Grundgesetz des sächsischen Buchhandels und in der Folge die Grundlage für die Weiterentwickelung des Buchhandels- und Verlags rechts in Deutschland geworden ist. Oskar von Hase widmet diesen Vorgängen ausführliche Darlegung. Noch vieles Interessante über diesen bedeutendsten Breitkopf ist in v. Hases Buch uachzuleseu. Hier sei davon nur hervorgehobeu, daß er trotz aller seiner aufreibenden Arbeit ein eifriger Leser war. Seine Hausbibliothek umfaßte nach dem Verzeichnis von 1795/99 19 511 Num mern. Sein gastliches Heim erschloß sich gewählter Geselligkeit. Unter den vielen Berühmtheiten sei als einer der regelmäßigsten Besucher der junge Goethe genannt, der in »Dichtung und Wahrheit« darüber berichtet. Eine Gedenktafel, von der Stadt Leipzig im Treppenaufgang des »Goldenen Bären« (der jetzt zur Universität gehört) errichtet, er innert an diesen jugendlichen Hausfreund. Zwei Neliefbilder daneben gemahnen an die einstigen Bewohner Gottsched und Immanuel Breit kopf. — Das schöne Patrizierhaus gegenüber, der »Silberne Bär«, hat 1895 einem Meßpalast weichen müssen. Am 28. Januar 1794 schloß Immanuel Breitkopf die müden Augen zum ewigen Schlummer. Den Vater überlebten zwei Söhne, Bernhard und Gottlob, 1749 und 1750 geboren. Der hochbegabte, aber leicht sinnige ältere, Bernhard, kommt für die Weiterentwickelung der Firma nicht in Betracht. Er ging in jungen Jahren nach Rußland und hat sich dort mit seiner tüchtigen Frau ehrenvoll durchgerungen. Zum Staatsrat erhoben und geadelt, starb er im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in St. Petersburg. Der jüngere. Gottlob, wird als ein liebenswürdiger Mann geschildert, als treuer und fleißiger Arbei ter, auf den sich aber von der außergewöhnlichen Umsicht, Willens- nnd Tatkraft des Vaters und Großvaters nichts vererbt hatte. Auch in der Gesundheit nicht fest — er überlebte den Vater nur um sieben Jahre —, fühlte er sich den geschäftlichen Anforderungen und Sorgen, die nach des Vaters Tode auf ihn einstürmten, nicht gewachsen. So war es eine glückliche Fügung für den Bestand des Hauses, daß er durch Vermittelung des Buchhändlers vr. Friedrich Gotthelf Baum gärtner in Gottfried Christoph Härtel einen sachkundigen und tat- freudigen Mitarbeiter fand, mit dem er am 1. November 1795 einen Sozietätsvertrag abschloß. — Am 7. April 1800 starb Gottlob Breit kopf. Fast die volle Hälfte seines Werkes widmet v. Hase dem Wirken des großen Vorfahren Gottfried Härtel, der am 27. Januar 1763 in Schneeberg geboren war, in Leipzig die Rechte studiert hatte, dann auch erziehend, unterrichtend und literarisch tätig gewesen war. Zu nächst stellt v. Hase fest, daß dem »Sozictätsvertrag« von 1795 schon «in 22. August 1796 ein förmlicher »Dissoziations- und Kaufvertrag«, gefolgt ist, der ungeachtet seiner Nechtsverbindlichkcit lange Zeit un bekannt geblieben ist und im letzten Willen Breitkopfs in die Form der Universal-Erbschaft gekleidet war. Der Wortlaut dieser auf alle Einzelheiten eingehenden Urkunde, die sich erst spät im Nachlaß des ältesten Sohnes von Härtel gefunden hat, wird in seinem wesentlichen Teile wiedcrgcgeben. Härtel war also schon seit jenem Tage alleiniger Inhaber des großen Geschäfts. Frisches, reges Leben begann auch sofort in allen Zweigen, und als der letzte Breitkopf im Jahre 1800 starb, stand die Handlung neu gefestigt da, völlig bereit, weiteren Er folgen cntgcgenzugehen. Diese zeigten sich zunächst im Musikvcrlag, dem eine neu ge schaffene »Allgemeine musikalische Zeitung«, von Friedrich Nochlitz redigiert und durch Beiträge bekannter Mitarbeiter, u. a. E. T. A. Hoffmanns, bereichert, das Rückgrat gab. Die Gesamtwerte Mozarts und Haydns, vieles von Beethoven, Johann Sebastian Bach, Händel und anderen berühmten Tonsetzern erschienen in Breitkopf L Härtels Verlage und fanden große Käufcrkreise. Mit seinem streng plan mäßigem Vorgehen, beliebte zeitgenössische Künstler an seine Firma zu fesseln, sicherte Härtel seinem Verlage den erforderlichen Abnehmer kreis und kam auch leichter über die schwere Folgezeit des Unglücks jahres 1806 hinweg. Zahlreiche mitgeteilte Jahresübersichtcn über Herstellung und Absatz seiner Werke und dessen Verteilung auf die Städte Deutschlands und Europas zeugen von seiner großen kauf männischen Sorgfalt. In derselben planvollen Art betrieb Härtel den Bücherdruck und -Verlag. Auch ihm schuf er zunächst ein kritisches Fachblatt, eine neue »Leipziger Literaturzeitung«,die sich jahrzehntelang maßgebenden Ein fluß zu sichern gewußt hat. Übernommene große ältere Werke (Ade lung, Ludovici und andere) erlebten Fortführung und Neuauflage, viele andere aus fast allen Gebieten, die v. Hase i» langer Reihe nennt, kamen neu hinzu. Die technischen Zweige: Buch- und Noteudruckerei, Schriftgießerei, Notenstecherei, Steindruckcrei (der sich ein Kunstverlag von Stein zeichnungen gesellte), Pianofortefabrik und -Handel fanden unter Här tels Leitung weiter musterhafte Pflege und erfreuten sich lebhaften Aufschwungs. Auch hier zeigen Härtels Berechnungen, Aufstellungen und Bemerkungen, die das Hausarchiv bewahrt, seine vollkommene Beherrschung aller Betriebe bis in deren Einzelheiten. Aus Lehr büchern und eigener Anschauung gewann er, schneller Auffassung fähig, den nötigen Unterricht und ergänzte die Mängel seiner technischen Kenntnis so weit, daß ihm kein Fehler entging. Ein Abschnitt »Ver waltung« gibt ein besonders lehrreiches Bild von der Sorgfalt seiner Geschäftsführung. In dieser standen ihm außer drei Neffen nur wenig Gehilfen zur Seite. Von Namen, die im Buch- und Musikhandel besten Klang haben, nennt das Buch: Earl Peters aus Leipzig, den späteren Grün der des Musikverlags C. F. Peters, Traugott Trautwein aus Ariern, der sich in Berlin selbständig machte, Carl Thicnemann, später in Gotha, Johann Jacob Weber aus Basel, den Gründer der »Jllu- strirtcn Zeitung« und des Verlags I. I. Weber. Härtel hatte die Gabe und das Glück, seine Mitarbeiter lange zu behalten. Die Zahl der Jubilare in seinem Hause war ansehnlich. Um 1820 belief sich die Gesamtzahl der Mitarbeiter auf 115. Daß der Chef ihnen auch ein tüchtiger Lehrer war, dafür bürgen außer den schon Genannten die Namen der geachteten Pianofortebauer I. G. Jrmler und Julius Feurich in Leipzig, die aus Härtels Werkstatt hcrvorgegangeu sind. Nachgetragen sei hier übrigens der Name des Breitkopfschen Drucker lehrlings (1790—94) Friedrich König aus Eislcbcn, des späteren Er finders der Schnellpresse. An den um die Jahrhundertwende erneut eiusctzcnden Neform- bestrebungen im Buchhandel nahm Härtel, gleich seinem Vorgänger Immanuel Breitkopf, tätigen Anteil. 1802 von den Kollegen in die Deputation der Buchhändler gewählt und neben Georg Joachim Göschen zu deren Sekretär ernannt, arbeiteten beide auf Grund von eingeforderten Gutachten eine Denkschrift aus, deren wesentlicher In halt dann zur Ostermesse 1804 fast unverändert in den bekannten »Vertrag der Buchhändler über einige Gegenstände des Handels« übernommen wurde. Später, 1819, nahm er gemeinsam mit Paul Gotthelf Kummer und anderen die damals unter den Kriegsercig- nissen begrabenen Vereinbarungen wieder auf, wovon ein »Ehrerbie tiges Gutachten .... zur Sicherstellung der Rechte der Schriftsteller und Verleger gegen den Nachdruck, von dem Wahlausschüsse der Deut schen Buchhändler« Kunde gibt. Die Jahrhundertfeier des Hauses am 27. Januar 1819 gestaltete sich höchst würdig und brachte neben der Ehrung der Vorgänger auch dem bescheiden zurückhaltenden Hausherrn sehr ehrende Kundgebungen, v. Hase widmet ihr eingehende Beschreibung und hat sicher recht mit der Folgerung, daß cs eine echt volkstümliche Feier gewesen sei. Als Achtunddreißigjähriger hatte Härtel am 23. Dezember 1800 mit Caroline Amalie geb. Klötzer, der im Bilde gezeigten anmut vollen Tochter eines Leipziger Ratsbeamten, den Hausstand begrün det. Wie in früheren Jahren zu Goethes Studentenzeit entwickelte sich im »Goldenen Bären« nun wieder munteres Treiben, das die bürgerlichen, gelehrten und künstlerischen Kreise in vornehm-einfacher Geselligkeit vereinigte. Der Ehe, die leider schon 1811 durch den Tod der jungen Frau getrennt wurde, waren acht Kinder entsprossen. Von ihnen kamen nur fünf, zwei Söhne und drei Töchter, zu Jahren. Gottfried Härtel ist nur 64 Jahre alt geworden. Er starb am 25. Juli 1827 auf seinem Landsitze Cotta bei Pirna, den er 1821 er worben hatte und wo er in Sommerszeit Erholung fand. Dort, unmittelbar a» ber Dorfkirche, liegt auch sein wohlgcpflcgtes Grab. Ein grundtüchtigcr, guter, bescheidener und ehrenwerter Mann ist in Gottfried Härtel dahingeschieden. Dcr umfangreiche Quartband ist aufs würdigste auSgestattet. Reicher Bildschmuck, namentlich auch viele Bildnisse beleben den Tert und geben ihm wertvolle Anschaulichkeit. In treuem Gedenken hat der Verfasser sein Werk dem gelehrten Herausgeber der »Allgemeinen Deutschen Biographie« Rochus Freihcrrn von Lilieneron gewidmet, von dem er vor Jahrzehnte» die Anregung zu biographischer Arbeit empfangen hatte. Das Bildnis des alten Freundes eröffnet den Band. - Im erbittert geführten Weltkrieg ans Licht getreten, zeugt auch sein Inhalt von zahlreichen kriege rischen Heimsuchungen und Störungen friedlichen Arbeitsfleißes. Un beirrt hat dieser sich durch die Jahrhunderte bemüht, auszubanen, wo jene zertrümmert, vernichtet hatten, auch da, wo ihre schlimme 861
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