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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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>/ 180, 4. August 1917. Redaktioneller Teil. wieder aufblühen soll, mit einem Federstrich kassiert. Ein wei teres Problem des -neuen germanische» Kalenders«: Nicht nur jedes Jahr beginnt mit einem Sonntag, dem ersten Tage der Woche, sondern sämtliche zwöls Monate des Jahres beginnen ebenfalls mit einem Sonntag«. Wie das zu machen ist, dar über belehrt uns Herr Fabra nicht, wohl weil es eben nicht geht! »Die Unterabteilungen des Jahres gleichen einander in vollkommener Weise: jede Woche hat 5, jeder Monat 25, jedes Quartal 75, jedes Halbjahr 150 und jedes Jahr 300 Arbeitstage; anstatt 52 erhält das Jahr künftig 60 Sonntage«, über die auf Wochentage fallenden Feiertage verfügt Herr Fabra ebenfalls ohne weiteres, ohne berechtigte Eigentümlich keiten, Herkommen oder kirchliche Vorschriften in Betracht zu ziehen; auch die Eigenartigkeit des jüdischen rituellen Kalen ders ist nicht in Betracht gezogen, dahingegen wird versichert: »Die Ungleichheit und Unsicherheit (?) in der Behandlung der tirchlichcn Feiertage in Gegenden mit konfessionell gemischter Bevölkerung wird entweder ganz beseitigt (?) oder doch stark vermindert (?) werden«. (Also auch darin nichts Ganzes!) Aber Herr Fabra ist freigebig, er »schafft« einen ganz neuen, regelmäßig wiederkehrenden »Doppelfciertag«, das Erntedank fest! — Nur noch einige der die ganze Welt beglücken sollen den Vorzüge (?) des »neuen germanischen Kalenders« seien angeführt: »Am Jahresschlutz und am Schluß der ersten Hälfte des Schaltjahres (warum?) ergeben sich drei aufeinander folgende Feier- bzw. Ruhetage«. — Wozu? was macht man mit diesen? — »Die lästigen — — — Schwankungen des Oster festes werden endlich einmal für immer (?) beseitigt.« — »Sämtliche beweglichen Kirchenfeste werden festgelegt und fallen stets wieder auf ihren bestimmten unveränderlichen Tag im Jahre.« — Und die Hauptsache: »Der l. Mai fällt in Zukunft stets auf einen Sonntag«! (Ist das furchtbar wichtig?) — Genug hiervon! Wer sich näher dafür interessiert, lese das von I. G. Kiesling in Osnabrück gedruckte und Wohl auch verlegte Schriftchen des Herrn Fabra. Um gleich mit einer der letztgenannten »Aussichten« zu beginnen, möchte man doch wohl wissen, wie es sich der Verfasser denkt, wenn — wie doch Tat sache — Katholiken, Protestanten und Israeliten ganz verschie dene, auf verschiedene Tage fallende rituelle Feste feiern. Ist der »neue germanische Kalender« denn für jede Konfession ein besonderer? Denn anders wird es nicht zu machen sein. Da haben wir aber statt eines einheitlichen Kalenders — auch wenn cs der Gregorianische ist — deren mindestens drei; auch die griechisch-orthodoxe Kirche feiert ja ihre Feste in anderer Ordnung. Wenn Herr Fabra aber dann weiter sagt: »Die Woche selbst wird klarer und übersichtlicher«, so will ich ihm das Wohl glauben, denn sic hat ja dann bloß 5 Tage, und man wird am 5. Tage sich leichter als bisher auf die Ereignisse des I. Wochen tages besinnen können. Die weiteren »Vorzüge« anzuführcn, möge der gütige Leser mir ersparen. Ich stelle nunmehr nur die einfache Frage: Was würde mit einer solchen radikalen, in ihren Folgen noch gar nicht zu überblickenden Umstürzung unserer durch Jahrhunderte bewährten Zeitrechnung gewonnen sein? Nichts, und noch einmal: nichts! Der einzige Punkt ist ja doch nur die anderweitige Festlegung des Oster - festes, und wäre nicht der Krieg dazwischengekommen, wir wären mit dieser Frage schon ein gutes Stück im Reinen; alles andere ist Nebensache; höchstens könnte man dem so knapp bemessenen Februar (28 Tage) zwei Tage zulegen und diese den »reichen« Monaten Januar und März (je 31) nbknöpfeu; im Schaltjahr könnte der Februar dann ohne Schaden 3l Tage haben. Das wäre alles. Was die Frage des Ostcrtermins be trifft, so einigt man sich am besten Wohl auf einen sogenannten »Durchschnitt«; bis jetzt kann Ostern in die Zeit vom 23. März bis 23. oder 24. April fallen, gewiß ein zu weiter Spielraum; nehmen wir, wie schon gesagt, den »Durchschnitt«, so kommen wir, unter gänzlicher Aufgabe des ersten Vollmonds im Früh ling, aus den ersten, noch besser zweiten Sonntag im April; da sind alle Umzüge, Vierteljahrs-Geschäfte usw. vorüber, die Tage schon länger, die Natur frühlingsmäßiger, und dem ganzen kirchlichen Kalender unserer Hauptkonfessionen geschieht keinerlei Eingriff, jede Umrechnung, jede hieraus ent stehende Konfusion ist von vornherein ausgeschlossen. Zunächst »brennt« es ja auch nicht mit der Lösung der Kalenderfrage, wenngleich ihre Wichtigkeit nicht bestritten wer den soll. Jetzt im Kriege und auch bald nach Friedensschluß haben wir — auch unsere jetzigen Gegner — Wohl recht viel Wichtigeres zu tun, ganz abgesehen davon, daß eine »Regelung« nur dann Sinn, Zweck und Nutzen hat, wenn allein Betracht kommenden Interessen berücksichtigt bzw. gewahrt werden. Ich will hierbei nur ein Beispiel anfllhren: den Festkalender der katholischen Kirche, der sich aus alle Tage des ganzen Jahres erstreckt und dessen Einteilung bzw. festliche Begehung durch kirchliche Vorschriften, die nicht jeden Tag geändert werden können, genau umgrenzt ist. Herr Fabra hat gewiß noch kein »dlissole Romamun« und auch Wohl noch kein von den einzelnen Diözcsan-Behörden (Bischöfen) herausgegebencs »Direktorium« gesehen, sonst hätte er Wohl seine künstliche, komplizierte, in der Praxis gar nicht durchzuführende Einteilung von Wochen, Mo naten, Jahr und Festzeilen lieber nicht erst ans Licht der un dankbaren Welt befördert; auch die protestantische Kirche wird ihm nicht dankbar sein. Und dann — wie schon erwähnt: ein blühender Zweig unserer deutschen Literatur, der in den zahllosen Kalendern aller Richtungen so Köstliches und Wert volles zutage bringt, würde sehr zurückgehen und schließlich nur ein kümmerliches Dasein führen. Auch das darf nicht sein. Ist doch der Kalenderbetrieb ein vielfach lohnender Zweig des deutschen Buchhandels, und wenn er jetzt aus naheliegenden Gründen eingeschränkt werden mußte, so wird er nach Frie« densschluß mit neuer Kraft wieder ausblühen. Viele, auch Herr Fabra, denken sich das Herausgeben von Kalendern ziemlich leicht: wenn's Jahr zur Neige geht, wird rasch der neue Kalen der gedruckt, und damit ist die Sache fertig! Nein, sie ist doch etwas anders; schon frühzeitig, meist schon im April, wird mit der Bearbeitung des neuen Kalenders begonnen und dieser meist im Juni schon abgeschlossen. Dann beginnt, wenn es nicht schon früher geschah, der Druck, der bei Ausstattung mit Bildern doch auch sorgfältig behandelt sein will; dann folgt die Versendung; gewöhnlich sind Anfang August schon die ersten neuen Kalender auf dem Büchermarkt, was wiederum die Wichtigkeit unserer Kalender-Literatur beweist. Ich wollte hiermit nur sagen, daß auch ein schlichter Kalender sich nicht eine urplötzlich schnelle, sofortige »neue Zeitrechnung« gefallen lassen kann; der »astro nomische Teil« z. B. spricht hierbei gewaltig mit. Also warten wir ruhig den Friedensschluß ab, und dann noch ein Weilchen, denn vieles andere sehr Wichtige wird dann zu regeln sein; wir werden, wenn erst die jetzt im Kampfe stehenden Völker einigermaßen bernhigt sind, auch zu einer Revision des Kalen ders kommen und dann die Gewißheit haben, daß dieser ein allgemeiner sein wird; jetzt wäre alles Reformieren doch nur Stückwerk. Aber Herr Fabra will noch mehr reformieren: unsere Zwöls- bzw. Vierundzwanzig-Stundenrechnung soll eine »Dezi malrechnung« werden: die Stunde 100 Minuten, der Tag zwei mal 10 Stunden; die Zifferblätter und Werke der Uhren müssen danach verändert werden, — werte Leser, mir (und vielleicht vielen anderen) wird schwindlig angesichts so vieler »schöner« (?) Reformen. Zum Glück sagt Herr Fabra: »eine befrie digende Lösung dieser Frage ist der fernen Zukunft zu-, zuweisen«, und damit wollen wir uns herzlich zufrieden geben; das ist das Beste an der ganze Sache. Es möchte bei Gelegenheit dieser Erörterungen sinn- entsprechend sein, auch einigen Vorschlägen nach der technischen Seite hin Raum zu geben. Ich setze wohl nicht ohne Grund voraus, daß mit Eintritt friedlicher oder doch einigermaßen normaler Verhältnisse zahlreiche Kalender, die jetzt wegen Mangels an Papier, an geeigneten Kräften, wegen Aussichts losigkeit lohnenden Absatzes oder aus anderen Gründen ihr Erscheinen eingestellt haben, wiedererwachen werden, und das wird nur zu begrüßen sein, denn unsere deutsche Kalender- Literatur ist als ein bedeutender Kultnrfaktor anzusprechcn. Ich will nicht zu weit gehen, sondern bei einer »Species« von 935
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