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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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scheinlich sind ja, wie oben ausgeführt, die aus der Belletristik, besonders auf der billige» llnterhaltungsliteratur, ruhenden Unkosten wesentlich höher als die auf der fachwissenschaftlichen, wodurch allein schon eine höhere Rabattierung der schönen Literatur bedingt ist. Ebenso wie man die Unkostenberechnung zum Ladenpreis in Beziehung setzen must, ist dies auch für die Rabattbemessung vonnöten. Man kann ganz allgemein für die wissenschaftliche Literatur vielleicht als Leitsätze aufstellen, datz bei kleinen Bro schüren ein Rabatt von 25 Prozent keinesfalls genügt; bei Mono graphien unter 5 ./k sollte auch, wenn irgend möglich, darüber hiuausgegangen werden; teurere Lehrbücher sollten mindestens mit Freiexemplaren oder Borzugsrabatt so günstig geliefert wer den, dast darin ein Anreiz zu besonderer Verwendung erblickt werden kann. Bei Werken von über 20 ./k müßte aber im all- gemeinen ein Rabatt von etwa 25 Prozent in Jahresrechnung genügen. Ich mutz hier eine kleine Einschaltung machen. Der Gegensatz der Begriffe »wissenschaftlich« und »schönwissenschast- lich« deckt sich nicht mit der Unterscheidung, auf die es hier ankommt. Das wesentliche Merkmal ist, inwieweit sich ein Werk an einen ganz bestimmten, genau umrissenen Interessentenkreis wendet oder im Gegenteil seine Absatzfähigkeit eine unbegrenzte, an keine bestimmten Kreise oder Schichten gebundene ist. Ist ein Werk, wie es z. B. bei der gesamten »populärwissen schaftlichen« Literatur der Fall ist, aus einen unbegrenzten Ab nehmerkreis berechnet, so wird der Rabatt fast immer höher bemessen werden und meist den der schönen Literatur erreichen, wenn nicht gar llbertreffen. Handelt es sich aber um ein streng fachwisscnschaftliches Werk, dessen in Frage kommende Abnehmer der Verlag im voraus zu übersehen vermag, so wird er sich schwer entschließen, den Rabatt viel höher anzusetzen, als einer reichlichen Vermittlerprovision entspricht. Eine gewisse Wechsel wirkung wird hierbei immer zu beobachten sein- je teurer das Werk ist, je begrenzter der Kreis der Abnehmer, und je mehr die Propaganda dem Verleger zur Last fällt, desto weniger wird er geneigt sein, einen höheren als den absolut notwendigen Rabatt einzuräumen. Umgekehrt wird er die unterste Grenze gern überschreiten, wenn er sich von einer rührigen Verwendung des Sortiments eine wesentliche Steigerung des Absatzes ver sprechen kann. Damit kommen wir zu dem Kernpunkt des ganzen Pro blems. Denn heute liegt der Fall so, daß der einzelne Sorti menter auch bei größter Betriebsamkeit seine Umsätze in wissen schaftlicher Literatur nicht in entsprechendem Maße zu steigern vermag, weil er sein Arbeitsfeld mit zu vielen Mitbewerbern teilen muß. Nehmen Sie nur einmal die kleineren deutschen Universitätsstädte als Beispiel und zählen Sie die ansässigen Sortimentshandlungen! Jahr für Jahr kommen neue hinzu. Tie Kommissionäre lausen landauf landab, um eine möglichst hohe Kommitienlenziffer zu erreichen, die Verleger belletristi scher und besonders populärer Literatur können gar nicht genug Verkaufsstellen für ihre Produktion besitzen. Zwar auch der Kreis der Käufer dehnt sich aus, die Kaufkraft des Publikums wächst von Tag zu Tag, wie uns von allen Seiten versichert wird und wie wir auch gern glauben wollen — mit Ausnahme der wissenschaftlichen Kreise! Gewiß, auch hier ist Zunahme an Käufern und Kaufkraft unbestreitbar, aber in wieviel ge ringerem Maß als bei dem übrigen Publikum! Wo hat man gehört, daß die Dotationen der Bibliotheken im richtigen Ver hältnis gestiegen sind, daß entsprechend zahlreiche neue Lehr stühle eingerichtet wurden, daß die Zahl der Studierenden im gleichen Verhältnis wie die Bcvölkerungsziffer gestiegen sei und endlich, daß die wissenschaftlichen Kreise in gleichem Maße wie die übrigen Volksklassen an der Vermehrung des National vermögens teilgenommen hätten? Aber doppelt nachdenklich müssen uns diese Überlegungen im Zusammenhang mit dem Weltkrieg stimmen, der für unsere wissenschaftliche Literatur die Auslandsmärkte ganz bedeutend verschlechtert, der gerade der Intelligenz die schwersten Wunden geschlagen hat! Sollen nun die ohnehin begrenzten Umsätze der wissenschaftlichen Literatur weiterhin verzettelt werden, sich auf mehr Mitesser verteilen, 938 die Verleger zu immer netzen Lasten gezwungen werden, ohne daß sie etwas von Gegenleistungen verspüren, im Gegenteil, mehr und mehr des Zusammenhangs mit dem Sortiment ver lustig gehen und damit die notwendige Übersicht über die Ab satzkanäle verlieren? Niemand wird die Steigerung der Unkosten im Sortiment in Abrede stellen. Allein, während in der übrigen Geschäftswelt der Kaufmann durch erhöhten Umsatz diese Mehrbelastung wett zumachen sucht, ist dem Sortiment diese Möglichkeit dank der unverhältnismäßig anschwellenden Konkurrenz in den meisten Fällen unterbunden. Ich möchte zur Erhärtung dessen jeden Kollegen auffordern, in seinem Heimatort die Probe zu machen, wie viele bzw. wie wenige neuen Niederlassungen in andern Geschäftszweigen, die in gewissem Sinn mit dem Buchhandel verglichen werden können, in den letzten Jahren entstanden sind. Das Ergebnis wird sicher sehr zuungunsten des Buch handels sprechen. Daß für den wissenschaftlichen Verlag ein leistungsfähiges Sortiment erwünscht und notwendig ist, darüber besteht kein Zweifel; aber zunächst muß man ihm die Möglichkeit geben, leistungsfähig zu sein. Denn wenn ihm jahraus jahrein neue Mitbewerber erwachsen, gegen deren Niederlassung man so gut wie machtlos ist, wie Schreiber dieser Zeilen in seinem Kreis verein am besten ztz beobachten die Gelegenheit hatte, so wird damit die Leistungsfähigkeit der bestehenden Sortimente auss empfindlichste eingeschränkt. Hier kreuzen sich zu viele Inter- essen innerhalb des Buchhandels und innerhalb des Börscn- vereins. In unseren Auseinandersetzungen spielen seit einiger Zeit Schlagwortc eine große Rolle, wie z. B. die Behauptung, daß das Recht des Verlegers, den Ladenpreis zu bestimmen, auch die Pflicht in sich schließe, einen auskömmlichen Rabatt zu ge währen. Diese Theorie hat viel Bestechendes; aber sie hat ein Loch. Nämlich, dann müßte auch das Sortiment verpflichtet werden können, eine entsprechende Tätigkeit für die auskömmlich rabattierien Werke zu entfalten. Davon kann aber keine Rede sein, und so ist auch nicht ganz einzusehen, weshalb hier an die Stelle der natürlichen Rabattbildung ein Zwangsberhältnis treten soll. Wobei der Begriff »natürlich« so zu verstehen ist, daß der Verleger alle Für und Wider eines höheren oder nie deren Rabatts abwägt und der Sortimenter sich die Frage vorlegt, ob er unter Berücksichtigung aller ideellen und mate riellen Gesichtspunkte sich zum Vertrieb solcher Werke ent schließen kann. Denn schließlich ist es in den meisten Füllen doch in den freien Willen des Sortimenters gestellt, ob er sich für ein Werk verwenden will oder nicht. Der gelegentliche Verkauf schlechtrabattierter Literatur spielt keine Roste, da wohl immer der größte Teil des Umsatzes, aber auch die meisten Spesen aus den bevorzugten Vertrieb entfallen. Kommt er zu einer Ablehnung, so darf man ihm keinen Vorwurf daraus machen, und der Verleger darf sich nicht beklagen, wenn ihm selbst die Hauptlast an dem Vertrieb ungenügend rabattierier Bücher zufällt. Was übrigens die Festsetzung des Ladenpreises durch den Verleger anbelangt, so ist kaum anzunehmen, daß bei einer allgemeinen Preisgabe des festen Ladenpreises der Brutto nutzen des Sortimenters höher wäre, als der durchschnittliche Rabatt heute beträgt. Unter diesem Gesichtspunkt ist dieses »Recht« des Verlegers ebenso sehr im Interesse des Sortiments gelegen. Eine Zusammenfassung der Kräfte ist heute notwendiger denn je; ein engerer Zusammenschluß des Verlags mit dem Teil des Sortiments, der in der Lage und Willens ist, der wissenschaftlichen Literatur seine Tätigkeit in bevorzugtem Maße zu widmen, und den ich vielleicht etwas irreführend »eine Auswahl der Tüchtigsten« genannt habe, weil die Be herrschung der wissenschaftlichen Literatur mir ein gewisser Prüfstein für einen »Sortimenter« im eigentlichen Sinn des Worts zu sein scheint! Wenn wir uns über dieses gemeinsame Ziel: die engere Verbindung zwischen Verlag und Sortiment, zunächst unter besonderer Betonung der wissenschaftlichen Literatur, einigen können, ein Ziel, das auch Herr Redakteur Thomas in seinem
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