Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1917
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- 1917-08-24
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- 24.08.1917
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 197, 24. August 1917. feiner Zug — und dennoch kommt das Nützlichkeitsprinzip angesichts der Größe dieser Kulturmission wohl erst ganz in zweiter Linie. Es kann ja auch ohnehin, wie das Kausalgesetz oder das indische Karma es lehrt, nicht anders sein, als daß beides, Gutes und Böses, zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt — und so wird auch der deutsche Buchhandel aus diesem »Kampf ums Licht« Kraft und Stählung empfangen. Heil allen, die Mitkämpfer werden wollen! Hamburg. Erica Muell er, i. H. Herold'sche Buchhandlung. Der Artikel in Nr. 184 des Bbl. über die Friedensfrage ist ein erneuter Beweis für die vollständige Verwirrung, die leider in Deutschlands Deuten und Fühlen eingetretcn ist. Während unsere Feinde unter Englands Führung mit wahnsinnigem Haß alles Deutsche verfolgen, während Tausende unserer Brüder unter den unerhörtesten Beschimpfungen zu Tode geguält und völlig entmenscht werden, während auf jedes Friedensangebot von unserer Seite ein neuer Ausbruch dieser Wut erfolgt, sollen ausgerechnet wir, die von allen Seiten Überfallenen und mit Vernichtung Bedrohten, die Fried fertigen und »Vornehmen« spielen und um Gottes willen kein un schönes Wort von uns geben, das unsere edlen Feinde beleidigen könnte! Weiß Dr. I. H., wie die Nüssen wieder bei ihrem Nückzug gehaust haben? Ich schätze seinen moralischen Mut nicht hoch ein, wenn er sich mit solchen Mordbrennern verständigen will. Und das gilt auch in erhöhtem Maße von den Franzosen und Eng ländern. Einst hat unserem Berufe der aufrechte Palm als Vor bild gegolten, der sich nicht einmal mit dem allmächtigen Napoleon v^ständigt hat; und wenn der zartsinnige Dr. I. H. etliche Entgleisungen — es sind nicht viele, wir sind ja so vornehm — gar so sehr bedauert, so sei er auf die Zeit der Befreiungskriege hinge wiesen, und wie es damals gerade dieser heilige und ehrliche Zorn und Haß gewesen ist, der uns gereinigt und gerettet hat, nicht Goethe, die »vornehme« Exzellenz, sondern Arndt, und zwar mit folgenden Worten, die in geradezu staunenswerter Weise auch auf unsere heutige Zeit passen: »Es werden aufstehen solche, die unter schönen Scheinen von Ge rechtigkeit und Milde, unter schönen Namen von deutscher Treue und Sitte, dich wieder in das alte Elend hincinlocken und hineingaukeln wollen; die dir mit heiligen Worten Milde, Menschlichkeit, Christ lichkeit das stolze Herz brechen wollen, daß du lieber dienst als herr schest. Siehe, solche sind unter scheinbaren Vorwänden Aussäcr der Zwietracht und Lähmer deines Zornes und deiner Macht. Auch wird deine alte Pest nicht fehlen, deutsches Volk, jenes kakelnde und schnatternde Geschlecht der Vielseitigen. Kaum wird dein Schwert rot sein von dem Blute deiner Peiniger, so werden sie Mäßigung, Mäßigung! schreien und dir mit Halbheit und Jämmerlichkeit die Seele füllen. Wehe dir, wenn du das Geringste glaubst von dem, was diese predigen, und dreimal wehe dir, wenn du kleinmütig ab- lässest von dem Kampf, ehe er durchgestritten ist!« Dr. I. -H. niöge einmal in einem historischen Museum Nachsehen, wie sich dieser heilige Haß in Büchern und Bildern Luft gemacht hat, z. B. durch mit Vorliebe in — Nachttöpfen ange brachte Bilder Napoleons. Ta war nicht Ruhe und Vornehmheit die erste Bürgerpflicht. Gerettet hat uns damals vielmehr allein der Geist von Kleists furchtbaren Worten: Schlagt sie tot, das Welt gericht fragt euch nach den Gründen nicht. Und das ist noch heute so wie vor 100 Jahren und wird ewig so bleiben. Jedes Volk ist verloren, das den kriegerischen Geist in der Heimat durch Welt friedensträume, Kultur und andere schöne Ideale verdrängt, wäh rend alles Denken, Fühlen und Tun nur auf das eine Ziel des Siebes gerichtet werden darf, mit allen Mitteln, nicht zuletzt auch des heiligen Zornes und Hasses gegen die entmenschten Feinde, die dieses entsetzliche Unheil über die Welt gebracht haben. Nachher ist wieder Zeit zu Annäherung und Kultur, das kommt dann ganz von selbst. Denn es gibt keine »moralische Eroberung«, die so ticfwirkend wäre, als unser Sieg und deutscher Frieden. Jedes Friedens- und Kultur- gewinscl v o r dem Sieg aber lähmt unseren Arm und unseren Zorn, auch in der Heimat, und führt uns mit tödlicher Sicherheit zum Un tergang. Tann aber wird die Nachwelt nicht unsere »moralischen Eroberungen« bewundern, sondern uns verachten, und zwar m i t Recht, die wir so die ungeheuren Opfer unseres Heeres gelohnt haben. Die englisch-französische Geschichtschreibung wird dafür sor gen, wie wir dann mit all unserer edlen Kultur auf die Nachwelt kom men. Es wird uns gehen wie den Irländern, diesem hochbegabten Volke, das nicht nur auf die schimpflichste Art geknechtet und aus gesaugt, sondern auch in seinem moralischen Rufe in der nichtswür- j digsten Weise von England herabgewürdigt wurde. Daher liegen die Pflichten des deutschen Buchhändlers in ganz anderer Rich tung. München. Otto Gmelin. „Biicherverkauf durch Kantinen, Marketendereien, Soldatenheime usw." Die Hofbuchhandlung Heinrich Staadt-Wiesbaden ver sendet unter obiger Überschrift ein Rundschreiben an alle Formationen des Feldheeres, zwecks Einführung von »Staadts Wiesbadener Feld- bücherverkanf«. Die Firma bietet eine »Zusammenstellung guter Bü cher« wie »Neclam, Fischer, Ullstein, Lutz« mit 25 °/o Rabatt, ferner eine Auswahl Wiesbadener Volksbücher mit 30an. Mit diesem Angebot dürste sich die genannte Firma zunächst in Widerspruch setzen zu den Bestimmungen des Börsenvereins betr. Na- battangebot, denn es sind keine Buchhandlungen, denen hier Bücher zum Vertrieb angeboten werden. Es handelt sich in diesem Falle vielmehr um die Einrichtung von Sonderverkaufsstellen für Bücher, deren Notwendigkeit indes nicht anerkannt werden kann. Der Feldbuchhandel ist heute derartig organisiert, daß wohl jeder Heeres angehörige im Felde draußen die Möglichkeit hat, seine Bedürfnisse nach Lesestoff ausgiebig zu befriedigen. Eine künstliche Züchtung wei terer Verkaufsstellen für Bücher bis in die kleinsten Formationen hin ein — die Formation, der der Einsender angehört, zählt 60 Köpfe — ist wirklich nicht vonnöten, erscheint sogar gefährlich, da es die Mei nung im Publikum stärkt, »wo 2 oder 3 versammelt sind« einen ge meinsamen Bücherbezug zum Nettopreis veranstalten zu sollen. Das Sortiment, das solche Meinung und Bestrebung mit Recht zu bekämpfen sucht, wird also der Staadtschen Hofbuchhandlung wenig Dank wissen, wie denn auch das Verfahren dieser Firma eine etwas eigentümliche Dankesbezeigung gegen das Sortiment darstellt, das den Wiesbadener Volksbüchern während des Krieges zu einem viele Mil lionen betragenden Absatz verholfen hat. Im Felde, den 15. August. W. Hoffmann. Entgegnung. Herr Hoffmann findet die Organisation des Feldbuchhanöels ein wandfrei und die Versorgung unserer Truppen mit Lesestoff aus reichend. Er wird gestatten müssen, daß ganz gewichtige Stimmen aus allen Lagern durchaus andrer Meinung sind. Jedenfalls wird mit derartigen Behauptungen die Tatsache nicht aus der Welt geschafft, daß auch heute noch — trotz organisiertem Felöbuchhaudel — eine große Not in unserem Heer in bezug auf gute und billige Bücher herrscht. Nun haben die Wiesbadener Volksbücher eine gewisse Mission zu erfüllen, die ich Fachgenossen nicht zu erläutern brauche, und die Vertriebsmaßnahinen besonderer Art erfordert und rechtfertigt. Es wäre daher eine große Pflichtverletzung gegenüber der mir an- vcrtrautcn Sache, wollte ich nicht alle legalen Wege beschreiten, die geeignet sind, die Bestrebungen des Unternehmens zu fördern. Die Not und die Praxis führten so zur Einrichtung des Feld- büchcrverkanfs. Jahrelang nur auf die Wiesbadener Volksbücher beschränkt, ist mein Sortiment, um fortwährend drängenden Bitten gerecht zu werden, nun dazu übergegangen, auch andere Bücher diesen Verkaufsstellen zugänglich zu machen, da naturgemäß die relativ ge ringe Nummerzahl der Wiesbadener Volksbücher (bisher noch nicht 200) den Verkaufsmöglichkeiten gewisse Grenzen setzt. Im übrigen entspricht es weder der Wahrheit, daß »an alle Formationen« das ausdrücklich nur für berufsmäßige Wiederver käufer bestimmte Rundschreiben abgegangen sei (es waren 300), noch trifft die Bemerkung von »einem viele Millionen betragenden dlb- satz während des Krieges« zu. Die betreffenden Zahlen sind ein wandfrei den Geschäftsberichten des Wiesbadener Volksbildungs- vcreins zu entnehmen. Zum Schluß spricht Herr Hoffmann vom Sortiment; glaubt er wirklich, daß von den in Kantinen oder Markeöentereien usw. ver kauften Büchern auch nur ein Stück durch Vermittlung des Heimat- sortiments verkauft würde? Dann bemüht Herr Hoffmann auch noch die Ethik; er spricht von Dank und Dankesbezeigung (eul kono?) und trägt damit Gefühle in geschäftliche Erörterungen, die lediglich von Interessen geleitet sind. . Darf ich da vielleicht darauf Hinweisen, daß cs ethische Zusammenhänge gibt zwischen dringendem Bedürfnis, drängender Nachfrage und den Bestrebun gen, diesen Forderungen gerecht zu werden? Sind wir Buchhändler? Wiesbaden. Heinr. Staaöt. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Bürfenvereinder Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsche» BuchhändlerhauS. Druck: Na mm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlerhaus). 1012
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