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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1927
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- 1927-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1927
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- Deutsch
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Nr. 180 (N. 98). Leipzig, Donnerstag den 4. August 4927, 94. Jahrgang. Redaktioneller TN Die Krisis im deutschen Buchhandel. Unter diesem Titel ist im Verlag von G, Braun in Karls ruhe eine 108 Seiten (8°) starke Schrift von Or, Edmund Winterhosf erschienen, die — um es gleich in aller Kürze zu- sammensasscnd vorweg sestzustellen — von allen Buchhändlern sehr genau gelesen werden sollte, der vermutlich aber gerade der Buchhandel, dem hier vorgeblich das alleist von allen Leiden Erlösung versprechende Horoskop gestellt sein soll, schwerlich restlos zustimmcn wird. Am Schlüsse des Vorworts ist denn auch ausdrücklich hervorgehoben, »daß die persönliche Auffassung des Autors nicht mit der des 'Verlags identifiziert werden darf«. Der Verfasser, der 1926 in Gießen mit einer Arbeit Promo viert hat, die den Grundstock des jetzt veröffentlichten Werkes gebildet haben dürfte, lebt gegenwärtig in Italien, Das Vor wort ist datiert »Rom, im Mai 1927«. Den Lesern des Börsen blatts ist der Verfasser bereits flüchtig bekannt durch den in Nr, 2 vom 4, Januar 1927 veröffentlichten Aufsatz aus seiner Feder »Die Exportorganisation eines französischen Buchkonzerns«. Daraus wie aus der jetzt erschienenen Broschüre geht her vor, daß der Verfasser den Buchhandel, seine Einrichtungen und Anschauungen wohl aus eigner Erfahrung kennt. Die Broschüre läßt außerdem erkennen, daß er die wichtigste Literatur, nament lich die aus der Zeit des »Bücher-Streites« von 1903/04 ein gehend studiert hat. Er schreibt also gestützt auf ein recht aus- gebreitcles Wissen, und die Lektüre seiner Ausführungen bietet demnach zum mindesten schon den Vorteil, daß man sich hier bequem einigermaßen über die wichtigeren einschlägigen Fragen und deren Erörterung etwa in den letzten 30 Jahren zu orien tieren vermag. Genauere Nachprüfung freilich und wirklich kritisches Lesen zeigen aber doch, daß das erworbene Wissen nicht innerlich völlig verarbeitet ist. Vor allem genügt weder die Auswahl noch die Sichtung und Auswertung wirklich strengeren Anforderungen der gebotenen Objektivität und Vorbehaltslosigkeit, Der Verfasser schreibt von der ersten Zeile an, geleitet von einer ganz bestimm ten, vorgefaßten Meinung. Die Broschüre ist durchaus tendenziös. Die vorweg genommene These wird unbedingt »bewiesen«; die Möglichkeit einer anderen Ausdeutung der vorgetragenen Tat sachen wird überhaupt nicht erwogen. Das aber führt natur gemäß stellenweise zu offenen Widersprüchen, Dafür nur ein Beispiel i Als eine der tvesentlichsten Ursachen der Kris«, die den Buchhandel befallen hat, wird immer wieder der Bedingtverkehr stark unterstrichen. Gleichwohl aber muß Winterhosf selbst wie derholt fcststellen, daß der Bedin-gtverkehr ständig an Umfang und Bedeutung verloren hat und namentlich durch den Krieg und, die Inflationszeit fast vollkommen zum Verschwinden gebracht worden ist. Wie kann aber eine Einrichtung, die seit Jahrzehnten in dauernder Rückbildung begriffen war, positiv primär schuld an einer Krise sein, die sich ständig verschlimmert? Auch an anderen Stellen finden sich Behauptungen, die mit früher oder später auf gestellten nicht recht in Einklang zu bringen sind. Dazu kom men schief« Darstellungen wie z, B, das ganze Kapitel IV*), in dem au sich einzeln nicht unrichtig beobachtet« Zeiterscheinungen *) Vgl. aber auch solche Stellen z, B. wie S, 22 oben mit der Darstellnng der Entstehung des Verbandes der Kreis- und Orts- veretne. zu einet» bunten Chaos zusammcngemischt werden, das als Gan zes durchaus als falsch bezeichnet werden muß. Der Fehler be steht hier (wie auch anderwärts) vor allem darin, daß Tat sachen aus ganz verschiedenen Epochen der Entwicklung wie aus sehr verschiedenen! Milieu w-Mkürlich auf einen Nenner gebracht werden. Solche bloße, ungesichtete Häufung von Belegen an sich vielleicht mit Recht zu beklagender Mißstände stärkt aber nicht nur nicht den gewünschten Beweis, sondern hebt ihn womöglich geradezu auf. Endlich macht der Verfasser vielfach auch Fest stellungen, die auf den ersten Blick geradezu überraschend tief erscheinen, bei näherem Zusehen sich aber in Nichts auslösen. Eine Stelle gleich am Anfang für viele als Beispiel dafür: Auf Seite 10 behauptet W,, der alte Verlegersortimenter der Tausch handelszeit habe nur so viel produziert, »wie er glaubte, in seinem Detailgeschäft absetzen zu können«. Nach der arbeits teiligen Verselbständigung von Verlag und Sortiment habe sich dagegen die Absatzbasis für die Produktion des einzelnen Unternehmens allmählich erweitert auf die Gesamtheit aller Sortimentsbetriebe. Daraus und aus dem gleichzeitig cinge- führten Bedingtlieferungswesen will W, die heutige Überproduk tion und vieles mehr, kurz die gegenwärtige Bnchhandclskrise erklären. Was steckt aber tatsächlich hinter dieser Bemerkung? Die Wsatzbasis für die Produktion des einzelnen Unternehmens war auch im Tauschhandclszeilalter in Wahrheit bereits die Ge samtheit aller beteiligten Betriebe, Hier ist also gar nichts Neues sestzustellen. Selbstverständlich ist ein großer'Wandel mit dem Verschwinden des Tauschhandels eingetrcten, aber er liegt in ganz anderen Dingen, Gerade diese Stellen sind nicht ohne Gefahr, Sie geben der ganzen Darstellung den Anschein bester allgemein wirtschafts wissenschaftlicher Fundierthcit, aber eben nur den Anschein. Auch die andern Mängel sind nicht belanglos. Der Verfasser hat in vieler Hinsicht durchaus Recht, Manches ist sehr treffend dar gestellt, Man lese z, B, das Seite 42—43 Ausgesührte, wo er freilich ganz andere Tendenzen wirksam zeigt, als er sonst immer annimmt. Aber gerade weil dem so ist, wird der sonst nicht näher unterrichtete Leser auch die unzutresfenden Behauptungen und Ansichten als autoritativ betrachten und möglicherweise der Sug gestion erliegen, wo gerade hellhörigste Kritik nötig ist. Jeden falls -ist doch stets Mischung von Falschem und Richtigem am bedenklichsten. Dabei ist noch besonders zu beachten, daß der Verfasser mit dem Anspruch auftritt, die tatsächlichen Verhält nisse des deutschen Buchhandels tiefer durchschaut zu haben, als es z, B, die Kritiker in den kontradiktorischen Verhandlungen von 1903 vermocht hätten (Seite 2). Deswegen sei der Angriff -damals gescheitert, während der Verfasser seinerseits nun eben überzeugt ist, »die« Lösung zu bringen. Wie sieht nun aber diese Lösung aus, die W, vorträgt? Wir möchten uns des weiteren rein aus die Betrachtung dessen beschränken, da eine Kritik im einzelnen naturgemäß zu weit führen würde. Auch auf eine detailliertere Inhaltsangabe möch ten wir verzichten. Zur allgemeinen Charakterisierung der Arbeit mag das Gesagte genügen. Schließlich ist ja auch der Inhalt all der 100 Seiten nur eine Umschreibung der ganz kurzen Formel, aus -die W, immer wieder hinauszielt und die seine ganze Weisheit enthält. Der Kern des Ganzen wird also einfach aus der Beleuchtung dieses W.'schen »-Rezeptes« erkennbar; damit aber hat sich der Buchhandel in der Tat sehr gründlich auscinanderzusetzen. Skt
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