Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19170929
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191709297
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19170929
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
- Monat1917-09
- Tag1917-09-29
- Monat1917-09
- Jahr1917
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 228. Leipzig, Sonnabend den 29. September 1917. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Für Buchhandlungsgehilfeu und -grhilfinuen! Um den schädlichen Folgen des Krieges entgegenzuwlrke», werben in der Buch händler - Lehranstalt in diesem Winterhalb jahr die Fortbildungskurse wiederholt. Sie sollen sich aus Buchgewerbekunde, doppelte Buchhaltung, deutsche Literatur der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung der .Kriegsliteratur und auf Stenographie sür Fortgeschrittene erstrecken. Tie Anmeldungen werden vom 1—t>, Oktober täglich abends von 7-8'/, Uhr im Amtszimmer des Unterzeichneten jPlatostr. 1»I> cntgegengenom. men. Die Kurse beginnen planmäßig Montag, den 8. Oktober, werben während des Dezembers unterbrochen und enden Mitte März >918. Das von den Teilnehmern aus die Dauer des ganzen Kursus zu zahlende Entgelt l eträgt sür jedes Fach nur S ^!. Bestimmungen und Vorlesungsverzeichnis sind bet dem Unterzeichneten zu haben. Leipzig, im September 1917. Dir. Pros. »r. Frenzel. Mitzuteilen vergesset nicht! ' Von I. G., zur Zeit im Felde. In den verlassenen Wohnungen, zerstörten Häusern der Dörfer und kleinen Ortschaften der Westsront (ebenso im be wohnten Gebiet der Etappe) sindet man an Büchern in der Regel die kleinen karoissiens komaius, Breviere und Testamente, Schulbücher und das, woran man im allgemeinen bei dem Be griffe Schundliteratur denkt. Die kleinen religiösen Bücher sind immer schön und sauber gedruckt und gebunden, zum Teil typo graphisch und graphisch, dem Gegenstände in Geschmack und Stil auf? feinste entsprechend, reizvoll ausgestattet; auch Schulbücher, wie z. B. für die vaterländische Geschichte: kurz und knapp, in einsacher, aber nicht lehrhafter Art, die ganze Kulturgeschichte von der ältesten Zeit an umfassend und in ihrer Kürze doch in die ganze Breite der Gegenwart auslaufend und überall mit Wie dergaben zeitgenössischer Bilder versehe», findet man bei uns gewiß, nicht in den Händen der Bauern und Schulkinder in kleinsten Dörfern. Was oben unter den Begriff Schundliteratur gefasst wurde, gehört einmal, mit den Lieferungswerken, un mittelbar dahin j sodann findet man auch häufig abgeschlossen erscheinende billige broschierte Bände, die sich mit ihrem Um schlagblatt in Titel und Bild als denselben Bedürfnissen dienend erweisen und ebenfalls ganz aus aufregender Handlung, die sich aus Jntrigue, Entführung, Flucht, Mord, Zweikampf, Totschlag, Verfolgung, Peinigung usw. zusammensetzt, bestehen, in Stil und Aufbau aber, besonders wo es sich um historische Stoffe handelt, fein, elegant, man möchte sagen vornehm gearbeitet sind. Wesent lich mehr und anderes fand ich in den ehemaligen Wohnungen von Ärzten (medizinische Fachliteratur), in Bürgermeistereien und was vollends mit dem Vorigen nicht mehr in einem Atem zu nennen ist in Schulbibliotheken und gar in den schönen und reichen Büchereien von Geistlichen in Stadt und Dorf und großen Fabrikherren. Doppelt willkommen hier draußen in jedem Falle ein vom Wege abliegendes Buch, das der Zufall einem in die Hände gibt, wie das folgende: I7an <1eux nulle guatre eent quaranta, kßve s'ii eu tut zaiuais . . Xonvelle eclltion . . D. I. -V Ixmckres 1I.1)sX:.I,XXXV. r. II u. III s. I. 1787. Ich bekam es, in einen Band gebunden (217, 241 u. 203 S. in 8"), von einem Soldaten, der Französisch konnte, aber nichts mit dem Buche anzufangeu wußte. Ich habe versäumt, ihn zu fragen, wo er es gefunden hatte. Ein Zukunftsgemälde also. Wird darin, fragte ich mich, auch von Buchhandel und Bllcherwelt die Rede sein? Der erste Band enthält ein Kapitel: »La blblwtllegue cku roi«. Ein Kapitel, das in etwas an Leibniz (Bd. I hat übrigens das Motto: Le tems präsent SSt Zros ckk l'averur. Leibaitr) und an Gedanken erinnert, die im 17. und 18. Jahrhundert vom »Steigen der Bücherslut« erschreckte Buchhändler in Deutschland zu Papier brachten: anstelle der ehemaligen vier Bibliotheks säle von »ungeheurer Länge« nämlich, in denen sich Tausende und Abertausende von Büchern befunden halten, gewahrt der in das 25. Jahrhundert versetzte Verfasser ein »kleines Kabi nett, in dem nur eine Anzahl kleiner und dünnleibiger Bücher« stehen. Leibniz, wie den Lesern des Bbl. vielleicht nicht unbe kannt ist, hat zur Zeit seiner Verbindung mit dem Kaiserlichen Bücherkommissariat vorgeschlagen, die Autoren sollten ihren Werken eine Angabe vorangehen lassen, die dasjenige enthielte, was daran neu sei, und nur die dieser vorzudruckenden Er klärung inhaltlich entsprechenden Werke — dann zumeist Büch, lein — sollten veröffentlicht werden dürfen. Ähnlich erklärt hier der Kgl. Bibliothekar des 25. Jahrhunderts uuserm Ver- fasser: »Ile votre tems . . on eerlvoit, puls on pensoit. dlvs auteurs suivent uns marode taute opposee: nous avons iminole Ions ees autours gui ensevilissoieut leurs pensäes sous un amas prorligieux <le inots on de Passates . . I.es seienees ckans ae ladz-rilltde üe livres ne kaisoient gue tourner et olreuler, reve- »aut saus eesse au mein« poiut . . Ln ekket, gue eontenoit eotte nnütitucke de vvlumss? Ils etoikllt pour la plupart ckes lepeti- lions eantinuelles de la inäme ekose« (I, 184 f.). Die Prozedur, die man vorgenommen hat, war so einfach wie grandios: »Auf Grund eines einstimmigen Beschlusses wur den alle Bücher, über die das Urteil der Frivolität, Nutzlosigkeit oder Schädlichkeit gesprochen worden war, in einer weiten Ebene angesammelt, und man errichtete daraus «ine Pyramide, so hoch und mächtig, wie ein ungeheurer Turm: einen wahren neuen Turm zu Babel! Das wundersame Bauwerk, gekrönt von den Journalen und bedeckt auf allen Seilen von Hirtenbriefen, Gerichtsverordnungen (remontranees de parlemens) Reguisito- ricn und Leichenreden, bestand aus fünf- bis sechshunderttausend Kommentatoren, achthnnderttausend juristischen Bänden, fünfzig- lauscnd Wörterbüchern, hunderttausend Gedichten, einer Million sechshunderttauscnd Reisebeschreibungen und einer Milliarde Romanen« (I, 186). Man ist aber nicht in blinder Wut vorge gangen. »Die besten Köpfe haben den Inhalt von tausend Folianten in einen kleinen Tuodezband zusannnengezogcn. . . Auszüge sind hergestellt worden, die das Wichtigste des Inhalts anfbewahren, das Beste ist neu gedruckt worden - verbessert alles nach den wahren Grundsätzen der Moral« (l, 187 f.). Diese Auszüge und Neu-Ausgaben also — alles, was dem Flammentode entgangen ist - sind es, die dieses Kabinett ent- 1113
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder