Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1920

SSt «»rin,«»« I. d, DI,«». D»chh-»»«I Fertige Bücher. IS, 2t. Januar 1920. Glänzen- empfohlene Romane Unna hllsris v. kckhel: Nmi WstlWer Ein Wiener Roman 6. Auflage Gebunden 10 Mark Mit diesem Roman rückt die Verfasserin, als Autorin fein sinniger Novellen bereits in weiteren Kreisen bekannt, in die vorderste Reihe unserer heimatlichen Erzähler. Er beginnt in dem, leider schon fast verschollenen und ach so lieben und gemütvollen Wien der Sechzigerjahre und endigt mit dem Auf takt zum Weltkrieg. Wir begleiten die prächtige, herzerquickende Gestalt der „höheren Beamtentochter" Nanni Gschaftlhuber, also zubenannt wegen ihrer tatkräftigen, vermöge ihres goldenen Herzens immer das Gute stiftenden Art, in die Schicksale anderer einzugreifen, mit herzlicher Anteilnahme und Vergnügen auf ihrem wechselvollen Lebensweg und finden außerdem Genuß an der feinsinnigen Milieuschilderung, an der sicheren Art. in der die Menschen der Umgebung, allerdings meist Menschen einer heute bereits verschollenen Kultur, gesehen sind. Goldener Humor und innige Heimatsliebe durchleuchten das prächtige Buch, das als Unterhaltungslektüre bester, edelster Art gewertet werden muß. Danzers Armeezeitung, Wien. Lange ist mir kein Buch in die Hand gekommen, das ich mit solcher Freude und stetig wachsender innerer Anteilnahme gelesen hätte, wie diese Geschichte von der Wiener Geheimrats- tochter mit ihrem lebensprühenden, liebewarmen Herzen. Eigentlich heißt sie Isolde Brandlmayer, aber die Geschwister haben ihr den einfachen Vornamen nach einem Grunde ge geben, dem sie ihre erste Liebe zuwendet, und den Zunamen deshalb, weil sie jede Sache so tapfer beim rechten Ende an-, zufassen versteht. Den zutreffendsten Ehrentitel gibt ihr hernach ein treuer Hausfreund, indem er sie „Sonnengarterl" nennt, weil sie so viel Licht und Sonne in das Leben so vieler gebracht hat, die sonst zu wenig Liebe mitbekommen haben. In welchem Maße sie das durch ihre frische, lebensfrohe Art und ihr liebewaimes Herz geleistet hat, wie sie sich in Haus und Familie, auch in den schwersten Zeiten, bewährt, wie vielen sie das Leben licht gemacht hat, das muß man eben selbst lesen, und man wird um so reinere Freude daran haben, als alles so schlicht und lebenswahr geschildert wird. Allerdings darf man sich ähnlich wie bei Dickens David Copperfield nicht durch das erste, etwas eigenartige Kapltel abschrecken lassen; dann liest man sich schnell und gern auch in den zunächst etwas fremdartigen Wiener Dialekt hinein. Schlegtendal, Salzuflen. .... Hier liegt ein Buch geläutertsten und doch frisch ge bliebenen Humors für unsere so viel umgrauten Seelen bereit, das man wirtlich nicht unerprobt in seiner segensvollen Wirkung lassen sollte .... Weihnachtsnummer der „Lese", Stuttgart. Wanst kellck: VentU WllbtM Aus der Komödie seines Lebens 6.— IO. Auflage Feinst gebunden 10 Mark Als Lügen- und Schelmenroman voll DrastlI und Phantast» setzt Potzenbergers Lebensreise wirkungsvoll ein .... Es ist ein buntscheckiger, humoristischer Roman, der der inneren Lustigkeit nicht entbehrt, sich auch äußerlich durch Einschübe, Zwischenspiele, Eingreifen des Autors bemüht, Jean Pauts Stil und Manier zu erreichen. Es ist gewiß viel lustig, spaßig, komisch in Patzen bergers Lebenskomödie: Das literarische Echo, Berlin. .... Es führt die Entwicklung eines Menschen vom Lausbuben bis zum jungen Mann vor, dessen Seele wunderliche zerzauste Träume spinnt, der aus einer brodelnden Phantasie heraus lügen muß, sich und anderen unwabre Vorspiegelungen macht, gegen die er selbst machtlos ist. Seine Jugend verrinnt in tollen Streichen, er gerät ins Narrenhaus der Dekadenz (und hier findet Betsch Gelegenheit, die moderne Kunstallotria herzerquickend zu persiflieren) und beschließt die Komödie seines Lebens im Glück mit der wiedergefundenen Jugendgespielin und stets Geliebten. Rhein.-Wests. Zeitung, Essen Ruhr. Einen Lebensroman schrieb auch Roland Betsch: „Benedikt Potzenberger" ist im großen und ganzen auf den Ton einer flüssigen und etwas skurrilen Groteske abgestellt. Man lacht jedenfalls sehr bei den seltsamen Abenteuern des Bauernjungen Benedikt, der vom väterlichen Gehöft nach München auszieht, ein großer Mann zu werden, und der, in die hypermodernen Kunstkceise dieser Stadt geratend, mit seinen merkwürdigen Ein fällen die Düpierer düpiert. Bis ihm der Ekel vor der großen Geschäftsmache oussteigt und ihn das Gedenken an seine Geliebte auf den alten Weg seiner Sehnsucht zurückführt. Man wird seiner Laufbahn mit Freude und Belustigung folgen. Berliner Abendpost. .... Dieser Band ist das verheißungsvolle Werk eines bei aller Gedankentiefe lachenden Philosophen, ist das gewichtige Dokument feinster Sezierkunst eines Dichter-Psychologen. Von ergreifender Schönheit und Rein heit sind die Szenen, wo die erste heiße sinnliche Liebe über die beiden jungen Menschenkinder Benedikt und Gretel in auf lodernden Gluten zusammenschlägt. Ich habe manchen ab grundtiefen Roman, manche wertvolle Novelle über die Ent wicklungsjahre des Liebeslebens gelesen, aber nirgends fand ich das größte Geheimnis des Menschentums so wundervoll erklärt, wie in diesem Buche. Der Weltmarkt. Das Buch hat Geist und Witz. Es ist manchmal unbezahlbar, wie es sich köstlich mit dem modernen Wirrwarr der Meinungen und Strebungen abfindet. Und die Fäden laufen alle zusammen. Man kann es, abgesehen von Stellen etwa in der ersten Hälfte, wo der Dichter des kleinmalerisch zu breit Ausladenden zuviel tut, als ein geschlossenes Kunstwerk hinnehmen. Es ist scharf, aber gut gewürzt und erhebt sich nicht unwesentlich über das Durchschnittsgut der Alltagsliteratur. Dem „Bergstadtverlag" kann man's danken, daß er diesen Neuen neben Paul Keller stellt. Ostsee-Zeitung, Stettin. Die oben angezeigten Werke rechtfertigen Ihre wärmste Empfehlung öergstaötverlag wilh. Gottl. Korn * Sreslau