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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1920
- Strukturtyp
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- 1920-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1920
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 2S, 31. Januar 192». Bekanntmachung. Wir teilen mit, daß das Warenhaus Kander G. m. b. H. in Mannheim die Bestimmungen der Verkaufsordnung für den Verkehr des Deutschen Buchhandels mit dem Publikum, sowie die Notstands- ordnung und die Verkausrbcstimmungen der Kreis- und OrtSvereine für seine Bücher- und Musikalten-Abteilung al» bindend anerkennt. Die genannte Firma hat den von uns geforderten VerpslichtungSschein unterzeichnet und eine Kaution hinierleg! Leipzig, den 31. Januar 1920. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. vr. Arthur Meiner. Paul Schumann. Hans Volckmar. Karl Siegirmund. Otto Paetsch. Max Röder. Nabent sua ksta lidelli. Erinnerungen eines alten Buchhändlers. Wen» man in schon recht hohen Semestern steht, erinnert man sich mit Vorliebe, die letzten 50-6» Jahre überspringend, des früheren Lebensalters, und manches Halbvergessene wird wieder wach. Sind es die Jugendjahre, oder was ist es sonst, mir kommt's so vor, als sei der Buchhandel etwa um die Mille vergangenen Jahrhunderts herum und später — vergleiche ich ihn mit dem, was ich jetzt davon sehe — persönlicher, ich möchte sagen den Menschen sich hingebender gewesen. Er war ja auch soviel anders als jetzt; das Ergehen der einzelnen Firmen viel mehr aus die Gesamtheit zugeschnitten. Was für ein Aufsehen erregte es z. B., als die mit so großem Anspruch ins Leben getretene Firma Meidinger in Frankfurt a. M. nach kurzen Blülejahren so schnell in Verfall kam! Sie war mit großartigen Geldmitteln — man sprach von Ivü OVO Talern, eine für die damalige Zeit gewaltige Summe im Buchhandel — gegründet worden und ging mit sehr kühnem Wagemut im Verlage vor; «in paar Jahre, und aller Glanz zerfiel. Unter den veröffentlichten Büchern waren Perlen, die bald bedeutenden literarischen und geldlichen Erfolg brachten, so u. a. Scheffels Ekkehard, Otto Ludwigs Zwischen Himmel und Erde usw.: Bllcherschtcksale I Ich erinnere mich auch eines Schicksals, das wunderlich genug war, mir nur nicht mehr ganz gegenwärtig ist. Es erschien, ich meine in der Dllrrschen Buchhandlung von einem gewissen Fiedler, eine biblische Ge schichte für Volksschulen, wurde versandt, kam zurück und blieb als Makulatur auf dem Speicher, gewärtig der Papiermühle. Nach vielen Jahren kommt ein Exemplar des Büchleins einem höheren Schulmann in die Hand, der findet es ausgezeichnet, tut die nötigen Schritte dafür und bald — folgt Auflage auf Auflage. Wie sehr das literarische Publikum mit einzelnen seiner Lieblingsschriftsteller lebte, davon wurden uns bei Hoffman» L Campe oft genug als Beispiel erzählt, daß, wenn eine neue Veröffentlichung von Heine ausgegeben werden sollte, die Menschen von der Ladentllr bis weit hinten in die Straße aufgereiht standen und sich in einer Weise drängten, wie wir es jetzt oft genug bet den Lebensmittelausgaben erlebt haben. Heines, nach Jahren folgende, erste Gesamtausgabe in Lieferungen zählte noch nach Tausenden, obgleich doch längst das Hauptinteresse für den Dichter erloschen war. Wie ganz anders bei .Hebbel! Schwer wie Blei lagen die Ballen mit seinen Werken auf dem Campeschen Speicher, sodaß schließlich erst eine Preisherabsetzung etwas Luft schaffen konnte, lind wie steht es jetzt mit Heine und Hebbel? Es gehörte immerhin viel Wagemut und Opferwillig keit vom »alten Campe« dazu, immer wieder Neues von Hebbel zu bringen und nicht den Glauben an den Dichter zu verlieren. Seide hat er mit ihm nicht gesponnen. Glück licherweise konnte Campe es geldlich aushalten, wie auch bei all V8 seinen Publikationen des jungen Deutschlands: Wienbarg, Hoss mann von Fallersleben u. a., die auch mehr seinen politischen An schauungen entsprachen als Gewinn dringen sollten. Campe ging hierin sogar soweit, daß er Manuskripte ankausle, um zu verhin dert,, daß sie überhaupt gedruckt wurden, und eigensinnig stellte er sich den Verfassern entgegen, wenn sie auf Drucklegung drangen: »Das ist jetzt mein Eigentum«. So fanden wir, als der alte Herr starb, eine Unzahl ungedruckter Manuskripte wohlverpackt und vernagelt in Kisten aus dem Boden lagernd. Aber was irgend wie den seligen Bundestag ärgern konnte, fand bei ihm wohl wollendste Aufnahme und Bereitwilligkeit zur Veröffentlichung. Infolgedessen kam es zu dem berühmten Ukas des Bundes tages, nach dem alle Bücher verboten wurden, die im Verlage von Hoffman» L Campe in Hamburg erschienen waren und — noch erscheinen würden! Das störte aber den alten Campe wenig; er druckte ruhig weiter, verfiel in immer schwerere Geldstrafen, die dann der Hamburger Senat — höchst ungern — ausführen lassen mußte. Campe zahlte nicht und wurde unendlich oft gepfändet. Bei einer solchen Gelegenheit kam es zu einem geflügelten Wort, das lange in Hamburg kur sierte und belächelt wurde, ja sogar in der »Reform« in Bild und Wort veröffentlicht wurde. Der Pfändungsbeamte kommt in den Buchladen und fragt: Ja, Herr Campe, nun soll ich mal wieder pfänden, was soll ich denn nehmen? Campe zeigt mit sarkastischer Miene aus den Kronleuchter und erwidert: »Nehmen Sie nur den Kronleuchter, der gibt Licht, und Erleuchtung haben Sie aus der Polizei und im Bundestag sehr nötig!« Campe hatte aber auch stets ein sehr geschärftes Auge für ge schäftliche Erfolge; was haben z. B. die Vehseschen Hofgeschichten für geldlichen Nutzen abgeworfen I Ist das nun aber immer nur der geschäftliche Blick? Kaum! —Eines schönen Tages kommt ein anscheinend biederer Landschullehrer in die Leopold sche Universi- tätsbuchhandlung in Rostock und bietet dem Besitzer, meinem alten Freunde Kuhn, ein Manuskript mit plattdeutschen Ge dichten zum Verlage an. Kuhn will sich die Sache überlegen und bittet den Verfasser, nach vierzehn Tagen wiederzukommen. Großer Rat in Freundeskreisen; alle Bekannten raten entschieden ab, denn wer kaust »heutzutage« plattdeutsche Sachen, und nun erst recht Gedichte! Also das Anerbieten wird abgelehnt. »Dat deid mi leed, Herr Kuhn; ick weer gern bi Se bläwen«, meint der Verfasser, als er sein Manuskript zurückbekommt. — Ein Vierteljahr nachher erscheint die Gedichtsammlung unter dem Titel »Lauschen un Rimcls von Fritz Reuter«, und ihm folgen nach und nach all die so massenhaft gekauften Reuterschen Veröffentlichungen im Hinstorffschen Verlage. Nach Jahren noch meinte Kuhn zu mir: »Das war der dümmste Streich in meinem Leben l« Er suchte dann die Sache wieder gut zrr machen und brachte später die plattdeutschen Sachen von Johw Brinckman; aber dessen »Kasper Ohm« wurde kein »Onkel Brä- sig»; auch nicht für Kuhns Geldtasche. Der Erfolg im Verlag ist eben immer zweifelhafter Natur- Etwas sicherer geht man im Sortiment, wenn es sich auch immer
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