Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200415
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192004156
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200415
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-04
- Tag1920-04-15
- Monat1920-04
- Jahr1920
-
4326
-
4327
-
4328
-
4329
-
4330
-
4331
-
4332
-
4333
-
4334
-
4335
-
4336
-
4337
-
4338
-
4339
-
4340
-
345
-
346
-
347
-
348
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 80, 15. April 1920. sind mir die Einwände dieser Lehrer verständlich. Ob aber nun die erstrebte Lösung die einzig mögliche ist? Man wird mich einen Ketzer schelten, wenn ich frage, ob denn das gestellte Schulzicl des Nichtig- schreibens aller Schüler überhaupt unantastbar dastehc. Ist cs nötig, daß wir die vielen Schulstunden aus ein doch nicht erreichbares Ziel verwenden? Lernen denn trotz vieler Zeichenstunden alle Schüler einen Gegenstand perspektivisch richtig zeichnen? Und das erschiene mir wich tiger, als daß sie regelgemäß schreiben. Unsere deutsche Sprache ist ebenso ein großes Kunstwerk wie eine Bachsche Kantate, eine Beet- hovenschc Symphonie, ein gotischer Dom oder ein Altar von Michael Pacher und Tilman Niemenschneider. Ehrfurcht vor ihr soll inan im Kinde wecken, ihre Beherrschung wird es nicht erreichen. Und das schadet nicht. Es erscheint mir nicht als höchstes Bildungsziel, daß inan einen schnitzerfrcien Brief zu schreiben vermag. Ein Heller, klarer Geist, der die Wirklichkeit begreift und sich noch ein wenig aufs Ahnen und Träumen versteht, in dem die schöpferischen Kräfte ent wickelt und nicht gehemmt wurden, erscheint mir wichtiger. Uber einen Menschen, der Dürer oder Grüncwald versteht, lächle ich nicht, auch wenn er manches Wort regelwidrig schreibt. Vielleicht ist die Schule schon zu sehr in Zweckmäßigkeit erstarrt und legt eine bleierne Schwere auf Lehrer und Schüler; dann soll sie sich mit einem Nuck davon be freien. Der zwangsweisen Einführung einer lmirzetlosen Nechtschreibuug, wie sie immer noch, wenn auch erst für die Zukunft, geplant wird, wür den sich viele nicht fügen, ich schon gar nicht — mau schüfe also nur Ver wirrung statt einer vermeintlichen Ordnung. Die amtliche Rechtschrei bung darf nur feststellcn, was ist — sie kann nicht führen, sondern soll nur liebevoll nachprüseu, wo in der deutschen Sprache etwas Neues wird. Dieses aber wird im Schaffen der Dichter und der großen Schriftsteller und — im geheimen, unübcrwachten und nngegäugcltcn Sprachschafscn des Volkes. Das gesamte Volk ist auch ein großer Dichter — es verträgt Fesseln so wenig wie der einzelne Künstler. Will mau ihm solche anlegeu, so bleibt es stumm, wie jener. Neu Häuser bei Kirchzarten (Schwarzwald). Wilhelm K o tz d c. MrsonalnachriAen. Gestorben: am 11. April schnell und unerwartet im Alter von 60 Fahren Frau Kommerzienrat Magdalene Elisabeth Nau- hardt g e b. Becker in Leipzig, Inhaberin bzw. Mit inhaberin der Firmen Earl Fr. Fleischer, Immanuel Müller, Ed. Wartig, Friedrich Fleischer und Expedition der Geslügelbörse (Rich. Freese), sämtlich in Leipzig. Die Verstorbene ist ihrem Gemahl, dem am 15. Februar 1917 ver storbenen Otto Nauhardt, bald gefolgt. Nach seinem Tode übernahm sie, unterstützt von treuen Mitarbeitern, die Leitung der umfangreichen Geschäfte, bis sie am l. Januar 1919 Herrn Dr. Otto Wilhelm Klemm als Teilhaber in die drei obengenannten Kommissionsbuchhandlungen aufnahm. Noch kurz vor Ostern war die Verstorbene im Geschäft er schienen; ihr schnelles Ableben wird von ihren zahlreichen Angestellten aufrichtig bedauert. SvrMaal Ohne Verannvortung 0er Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen Bestimmungen Uber die Verwaltung deß Börsenblatts.) Zur Dalulaordnurrg' Die Lage auf dem deutschen Büchermarkt muß s e h r merkwürdig sein: um Weihnachten herum waren weder Bücher noch Nachricht zu be kommen, wenn mau auch noch so dringend bestellte; sofort nach Ein führung der Valutaordnung sind unglaublich viele Neuauflagen fer tiggestellt worden, denn es gab plötzlich wieder alles. Einige Ver leger sind so liebenswürdig und fragen wenigstens erst an, ob denn das Buch mit Valutaausgleich überhaupt noch gewünscht wird, die meisten aber schicken einfach ab und überlassen es uns, wie wir uns mit den Kunden aiisciiiaiidersetzen werden. — Warum hat uns der deut sche Verleger nicht unsere Bestellungen znrückgcschickt und offen er klärt, zu diesem Kurse nicht liefern zu wollen? Man muß uns doch für reichlich naiv halten, wenn man annehmen kann, wir hätten die Absicht der zurückgelcgtcn Orders nicht gemerkt! Eine rühmliche Ausnahme soll erwähnt werden: das Bibliographische Institut führt noch jetzt ohne Zwangsknrs aus, wenn es sich um alte Bestellun gen handelt. Warum sind andere große Verleger weniger großzügig? Wenn wir einem Kunden ein Subskriptionswerk verkaufen, sind wir nach dänischem Gesetz verpflichtet, die vereinbarten Bedin gungen einzuhalten. Ter deutsche Verleger berechnet aber Sub skriptionen m i t Valutaaufschlag, obwohl nach der Verkehrsordnuug bestehende Abmachungen nicht annulliert lverdcn dür fe». Immerhin ist uns die rechtliche Seite nach deutschem Gesetz nicht ganz klar. Viclleicht^dürscn wir zu diesem Punkt die Äußerung eines Sachverständigen erbitten. Sehr unangenehm ist es, daß die Zeitschriften Verleger sich so verschieden verhalten. Einer rechnet mit, einer ohne Zwangs kurs, und es ist den großen Kunden, die viele Zeitschriften halten, z. B. den Bibliotheken, absolut nicht klarzumachen, warum die ÄKrechnung der Zeitschriften plötzlich so ganz verschieden ist. Ist denn unter den Herren keine Einigung zu erziele»? Nach der Valutaordnung darf auf Porto und Verpackung kein Valuta-Aufschlag erhoben werden. Das hindert aber viele Firmen nicht, auch für diese beiden Artikel Auslandsberechnung zu stellen. Heute erhielten wir (um eins unter den vielen Beispielen herauszugreifcn) eine Nestsendung. Buchbetrag also .// 0.—, Verpackung ./l 1.50, 510')., Valuta-Ausschlag ./i 7.65, insgesamt .// 9.15. Ihr Herren Verleger, das P etwas reichlich geschäftstüchtig! Seit wir die Valuta-Aufschläge haben, mehren sich in l»eängstigen der Weise die Fälle, daß direkte E i n s e n d n n g b e s Betrages verlangt wird. Nun ist die direkte Zahlung für den deutschen Verkehr zwar sehr praktisch und sparsam — im Auslandsvcrkehr ist das aber etwas anders. Wir können doch z. B. nie auf cm deutsches Postscheck konto einzahlen, wie das jetzt so oft verlangt wird. Wenn w i r also die Wünsche um sofortige direkte Einsendung der Läpperbcträgc erfül len wollten, könnten wir dafür eigens einen Angestellten haben Das kann aber niemand von uns verlangen. Wir meinen, wenn der Verleger an unseren Sendungen einen Extraverdienst von etwa 500"» hat, dann kann er auch die kleine Gebühr für den Kommissionär übrig hüben, denn die jetzige Zahlungsweise, bestimmt, uns das Arbeiten zu erleichtern, erreicht genau das Gegenteil. Was uns aber die meisten Schwierigkeiten macht, ist die Ver schiedenheit in der B e r e ch n u n g s w e i s e. Nach der Ver kaufsordnung für Auslandlieferungen wird jede Woche ein bestimmter Valutaausgleich festgesetzt, den der Verleger den Fakturen hinzusiigt. Schön. Aber wie wir bezahlen wollen, das sollte doch ge fälligst uns selbst überlassen bleiben. Von den Verlegern werden da ganz verschiedene Wünsche geäußert, die wir uns nur so erklären kön nen, daß diese Herren die Begleichung der Rechnungen in jeder Form für sehr leicht und bequem halten und deshalb glauben, ihre Wünsche nur zu äußern zu brauchen. So leicht und bequem ist die Zahlung nun absolut nicht, denn es sind zur Beschaffung von Geldern usw. erst sehr zeitraubende Vorschriften zu erfüllen, und eine Valutakommission macht auch uns das Dasein reichlich sauer. Die Regel wäre also, daß der Verleger zum Fakturenbctrag den jeweiligen Valuta-Aufschlag hinzurechnet und ganz in Mark fakturiert. Nun wünscht ein Verleger die Einzahlung zum jeweiligen Tageskurse bei der Landmandsbank. Der nächste möchte auch gern Geld im AuSlande haben, Kopenhagen gefällt ihm aber nicht, also kommandiert er: zahlbar zum Tageskurse (notabene welchem Tageskurse: dem der Faktur oder dem des Er halts?) bei der und der Bank in Stockholm oder vielleicht in Ehristia- nia. Dann erbittet sich jemand sein Guthaben durch K roncnschc ck. Das Guthaben beträgt gerade Kr. 1.20. Wenn wir diesen Scheck für Auslandsverkehr bei der Bank bestellen, verbittet die sich schlechte Witze. Die schönste Berechnungsweise aber hat ein Herr, der viel mit unserer Kunstabteilung arbeitet: er liefert zum Friedenskurs -b 150"/« Welt- teucrungszuschlag, er berechnet zum Friedenskurs - in Dollars. Sintemalen nun der Dollar weit, weit über Pari steht, stellt der Herr uns Preise, die selbst mit dänischem Geld überhaupt nicht zu bezahlen sind!!! Es liegt uns fern, dein deutschen Verlag- Vorschriften zu machen. Aber wir möchten auch au die Verleger mal einen Wunsch richten: etwas mehr guten Willen und auch etwas mehr Verständnis für u n - s e r e Lage. Einstweilen haben die Verleger den Nutzen und wir n u r den Schaden von der Valutaordnuug gehabt, denn n ur die Bücher werden gekauft, die man absolut nicht entbehren kan». Es muß aufhören, daß man uns infolge der Valutaverhält- nissc, die wir ganz gewiß nicht verschuldet haben, als »Feinde- ansieht, wie das der wenig freundliche Ton so vieler Briefe erkennen läßt. Der Verleger darf uns wirklich glauben, daß die Schwierigkeiten und Differenzen durch die Valuta- Ordnung gerade groß genug sind h ö ch st überflüs sig, sie noch zu verschärfen. Kopenhagen. A. Erstev. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Börsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Spedition: Leipzig. Gerichtsweg 26 IBuchhändlerhauS). 348
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht