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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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80, 15, April 1920, Redaktioneller Teil, «örsknblalt s d, Dlschn, «uchhand-l. Die ersten Spuren des Buchhandels in der Pfalz finden wir in der alten freien Reichsstadt Speyer im 1h, Jahr hundert, als sich der alt« literarische Glanz der Salierzeit durch Betätigung in der neuen Buchdruckerkunst gewissermaßen er- neuecle. Beim Klang des Namens Speyer erfüllen uns Erinne rungen an ein bedeutungsvolles Zeitalter unserer Geschichte, als deutsche Kaiser hier weilten und entscheidende Reichstage ge halten wurden. Hier, am Sitz eines Bischofs, eines zahlreichen Klerus und des Reichskammergerichts (1550—1688), des höchsten Gerichtshofes im Reich, bot sich dem Buchgewerbe ein Feld reicher Tätigkeit, welche noch durch die Nähe der Universität Heidelberg günstig beeinflußt wurde. Über Drucker, Verleger und Buchhandel zu Speyer im 15,, 16. und 17. Jahrhundert bis zur Zerstörung der Stadt 1689 befinden sich im 18,, 19. und 20. Band der »Mitteilungen des historischen Ver- einsderPfalz« inhaltsreiche Aufsätze von F, W, E, Ro l h. In dieser Arbeit sind eine große Anzahl, jedenfalls alle nach weisbaren Drucker und Verleger verzeichnet, ebenso alle Druck- und Verlagserzeugnisse nebst genauer typographischer Be schreibung, Auffallend gering ist die Anzahl und von kurzer Dauer das Bestehen der von Roth genannten Buchhandlun gen (Buchführer). Die bedeutendsten Drucker und Verleger sind die drei Peter Drach, welche zwischen 1430 und 1530 ge lebt haben, Johann und Conrad Hist (etwa 1455—1519) und Bernard Albinus, der 1551—1600 wirkte. Viele dieser Drucker und Verleger scheinen den Buchhandel betrieben zu haben, welchen damals hauptsächlich die Buchbinder in Hän den hatten, Bernard Albinus hatte deswegen von den Speyerer Buchbindern Verfolgungen zu erleiden. Diese be schwerten sich 1578 beim Stadtrat, daß Albinus »den alten Buchbindern das Brot wegnehme«-, und stellten den Antrag, der Stadtrat möge dem Albinus den Betrieb der Buchbinderei und somit auch den Handel mit gebundenen Büchern untersagen, »da derselbe dieses nicht gelernt habe«. Es sei eine besondere Un gerechtigkeit, daß »Einer ein Buchtrucker, Buchfllhrer und Buch binder mitteinander sein soll«. Auf diese Beschwerde hin wurde dem Albinus, weil er dem Rat keinen Lehrbrief über gelernte Buchbinderei vorlegen konnte, die Berechtigung zum Buchbin dereibetrieb abgesprochen. Den Buchhandel betrieb er jedoch ne ben seinem Verlag und der Druckerei in größerem Umfange weiter und brachte sein Geschäft zu großer Blüte. Als Buchfllhrer sind von Roth genannt: Hans Gartmann, 1568/69, Heinrich und Hubert Caimox, 1569, der Buchbinder Caspar G e - rumb, 1577—1605, Johann Schuster, 1609/10,, und der Buchbinder CH, Sticker, 1687/8, über C, Gerumb steht im Ralsbuch der Stadt Speyer, Bd, II, über dem Vermerk seines Todes 1605 die spitze Bemerkung: »ligator Ubiorum, vir Isctiouis Buchbinder las also gierig alles Mögliche, besaß aber ein ver kehrtes Urteil und machte sich dadurch oft lächerlich. Das Speyerer Verlags- und Buchdruckerwesen und der Buchhandel erlitten einen jähen Abbruch, als im Unglücksjahr 1689 die Naubhorden Ludwigs XIV, die Stadt barbarisch zerstörten, wo durch Handel und Gewerbe und damit auch das geistige Leben auf lange Zeit lahmgelegt waren. Nie mehr konnte sich die ehr würdige Stadl zu dem Glanz und der Größe der alten Zeit erheben. Jahrzehntelang fließen nun die Nachrichten Uber eine Tätigkeit des Buchgewerbes in Speyer äußerst spärlich, und erst um 1735 entsteht dort wieder eine Buchhandlung, die F, C, Neidhard'schc (heute Buchhandlung Nimtz), In so zialer Beziehung interessant ist die Tatsache, daß Ncid- hard in Speyer 1843 im Börsenblatt die Bildung einer Pensionsanstalt für Buchhändlerswitwen anrcgte. In Landau besteht seit 1813 E, Kauhler, in Zw ei brücken 1818 G, Ritter, Letzterer ist später als Verleger und Drucker sehr bedeutend geworden, U, a, hat er die 1779—1809 erschie nenen »bickitlonas Lipontinse-- fortgesetzt, indem auch er seit 1828 durch Professoren des Zweibrücker Gpmnasiums eine Sammlung von antiken Klassikern herausgab. Die llivltoibeca «reudneri-mg, welche 1824 zu erscheinen begann, fand hier erst später Eingang, Auch französische Bücher verlegte und stellte Ritter her, eine vor treffliche Nheinkarte, Atlanten und Landkarten, sowie viele ander« Werke aus allen möglichen Gebieten. Sein Ruf als Drucker war derart, daß bei einer Buchhändlerversammlung in Leipzig in den vierziger Jahren auf die Frage: »Wer druckt am schönsten in Deutschland?« einstimmig dieser Ruhm Ritter in Zwetbrücken zuerkannt worden sein soll. In den 30er und 40er Jahren verlegte Ritter sehr viele Politische Flugschriften und wurde 1834 als verdächtige Handlung bezeichnet, »Pamphletfabrik« heißt es in einer zeitgenössischen Zeitung. Der Betrieb wurde von der Regierung überwacht. »Vielleicht könnte, wenn es staatsrechtlich erlaubt wäre, dem Commissionär der Firma ausgegeben werden, die an denselben eingehenden und zur Weiterbeförderung be stimmten Pakete zu öffnen, oder andernfalls die Commission aufzugeben,« (Die Angaben über Ritter sind zum Teil aus »Pfälzer Geistesleben im letzten Jahrhundert« von Di. A. Becker, Speyer 1916.) In Neustadt finden wir um 1576 als ersten Buchdrucker, vielleicht auch Buchhändler Mathuas Harnisch, welcher dem gsmus loci entsprechend auch Wein- Handel betrieb, gleichermaßen wie seine berühmten Nachfahren in der Zunft — Eduard und LudwigWitter ! 1828 grün dete ein S, Christmann eine Buchhandlung in Neustadt, die spätere Firma Gotlschick-Witler, in seiner Vaterstadl Kai serslautern eine solche 1830,1, I. Lascher, Im Jahre 1830 sind auch die Anfänge der späteren Fr, Lehmann scheu Buchhandlung in Zweibrücken bemerkbar. Nach der Gründung dieser Geschäfte gelangte dann der Bücherverlrieb in die Hände des ortsansässigen Buchhandels, Im Jahre 1840 gab es dem »bibliopolischen Handbuch« für 1840 zufolge in der Pfasz 7 Buchhandlungen (Kaisers lautern l, Landau 1, Neustadt l, Speyer 2, Zwei brück e n 2), während es 1854 14 konzessionierte Buchhandlungen waren. In einer gedruckten Eingabe, welche die zumeist inter essierte Firma I, I, Lascher in Kaiserslautern und 9 andere größere Buchhandlungen 1854 an das »kgl. höchste Ministerium« in München gegen eine angestrebte weitere Kon zession in Kaiserslautern richteten, findet sich eine treffliche Schil- derung der damaligen Lage des pfälzischen Buchhandels: »Der Buchhandel im Pfalzkreise ist ein concessionirtes Ge werbe, Ein kaiserliches Decket vom 5, Februar 1810 regelt den Betrieb, Die Conccssion hierzu ist eine rein persönliche. Der Buchhändler muß, um die Concesflon zu erlangen, nqch Ar tikel 33 des besagten Decretes siltlich-gulen Wandel und Er gebenheit für Vaterland und Landesherrn darthun. Nach Art, 29 des Decrets muh der Buchhändler, der ein Brevet verlangt hat, beeidigt werden. Die Concession wird verwirkt durch Vergehen gegen die Gesetze des Buchhandels; sie erlischt durch den Tod des Buchhändlers, Kein Zweifel kann daher darüber obwalten, daß im Pfalzkreise nur Inländer, Bayern, Buchhändler sein können. Der Pfalzkreis ist ein Grenzland, beinahe ohne Biunen- gebiet; die Städte darin sind wesentlich nur Landstädte von 2000 —6000, höchstens 10 000 Einwohnern, Er ist umgllrtet mit Städten, in welchen überall Buchhandlungen bestehen, zum Teil in einer Größe und Ausdehnung, mit der sich keine einzige des Pfalzkreises vergleichen kann, Saarbrücken, Meiscn- hcim, Kreuznach, Worms, Mannheim mit vielen Buchhandlungen liegen unmittelbar an der Grenze; Mainz, Frankfurt, Heidelberg und Karlsruhe sind mittelst der Eisenbahn in wenigen Stunden erreichbar. Bei dem regen Verkehr der Bewohner des Pfalzkreises mit allen obengenannten Städten wird ein großer Teil des Bücherbedarfs im Auslande gekauft. Die Buchhandlungen großer Städte haben größere Vorräte, eine reichere Auswahl von Büchern, können das meiste schon bei der Nachfrage liefern, was beim kleinstädtischen Buchhändler nicht der Fall ist, und haben schon dadurch um so bedeutenderen Absatz, Trotz dieser höchst ungünstigen Verhältnisse, wodurch ein sehr bedeutender Teil des Bücherbedarfs im Auslande gekauft wird, bestehen im Kreise selbst zurzeit 14 Buchhandlungen, und zwar in Speyer 3, Kaiserslautern 2, Landau 2, Zweibrücken 2, Neu stadt 1, Bergzabern I, Pirmasens l, Kirchheimbolanden l, Grün stadt l. 343
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