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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
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Fertige Bücher. M 81, 18. Äpril 1820. r/r ckr-,- Ler-7/rrer' Vo/Ls^eitlroZ „Amili, l»l ungeMltes Fraiielizimmer..." Von krieärieli WuUe. Kurt Schwitters' Anna Blume, das tropfe Tier — das ist die Geschichte. Verrückt — wir? Ja, so ver rückt, daß sie mich beinahe nach Dalldorf gebracht Härte, obwohl ich nicht Kurt Schwitters heiße und Anna Blume nie ein tropfes Tier genannt hätte, wenn ich nicht. . . Doch das isl eben die Geschichte. Manchmal komme ich auch in der Straßenbahn da zu, eine Zeitung zu lesen. Manchmal, d. h. wenn ich zufällig einen Wagen treffe, in dem nicht statt der fünfzig Stehplätze sechzig be—stellt sind. Und da las ich jitngst von Anna Blume, dem ungezählten Frauen zimmer. Ich war unhöflich gewesen, hatte, um lesen zu können, einem niedlichen Backfisch den Platz im Wagen vor der Nase weggeschnappt — woraus jeg licher schließen kann, daß ich kein Jüngling mehr bin. oder das Gegenteil — und bekam die Strafe. Anna Blume wurde meine Strafe. Es stand in einem Montagsblatt. Dichter ist, wie gesagt: Kurt Schwitters. Dada. Ganz recht. Kurt Schwitters, dada, hat Liebesgedichte verzapft, eins an Anna Blume. Er dichtet ihr — wörtlich — so stand rn dem Blatt: „O du. Geliebte meiner siebenundzwanzig Sinne, ich liebe dir! — Du deiner dich dir, ich dir, du mir. Wir. Das gehört (beiläufig nicht hierher. Wer bist du. ungezähltes Frauenzimmer? du bist — bist du ?—Tie Leute sagen du wärest,- laß sie sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht. (sagen Du trägst den Hut auf deinen Füßen und wanderst auf die Hände, auf den Händen wanderst du. Hallo, deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt. Not liebe ich, Anna Blume, rot liebe ich dir! — Du deiner dich dir, ich dir du mir. — Wir? Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut. Note Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute? Preisfrage: 1. Anna Blume hat ein Vogel. 2. Anna Blume ist rot. 3. Welche Farbe hat der Vogel? Blau ist die Farbe deines gelben Haares. Not isl das Girren deines grünen Vogels. Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid, du liebes grünes Tier, ich liebe dir! — Du deiner dich dir, ich dir, du mir, — Wir? Das gehört (beiläufig- in die Glutenkiste. Anna Blume ! Anna, a-n-n-a, ich träufle deinenNamen Dein Name tropft wie ein weiches Rindertalg. Weißt du es, Anna, weißt du es schon? Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du O/e Kck. 4//42 /lk. — o/'ck/'/rä>, 2.60 Z///6 Herrlichste von allen, du bist von hinten wie von vorne: „a-n-n-a". Rindertalg träufelt streichelnd über meinen Rücken. Anna Blume, du tropfes Tier, ich liebe dir..." Verzeiht, ich muß es noch einmal lesen. Ihr auch? Ich, du deiner, dir, dich, — ihr? Ich lasse die trop- figen Worte noch einmal durch das dünnmaschige Sieb meines HirnS träufeln, wie weiches Rindertalg. Das Rindertalg — der Rindertalg — die Rindertalg? Doch das gehört in den Kochtopf . . . Die links neben mir wird unruhig, rückt von mir ab, oder tut wenigstens, als wollte sie abrücken; der rechts neben mir räuspert sich. Warum? Anna Blumes Geist schwebt durch den Wagen, ungezählt, mit gelbem Haar, dessen Farbe blau ist, den Hut auf den Füßen. Das Bild überwältigt mich; von diesem Augen blick an liebe ich Anna Blume. Ich? Du? Er?... Die vor mir stoßen einander in die Rippen und kichern. Warum? Der Wagen stößt auch, krerscht dazu. Meine siebenundzwanzig Sinnen balgen sich... Ich steige aus. Ein junges Mädchen, das mir auf der Straße begegnet, bleibt stehen, sieht mich fragend an. O du. Geliebte meiner sich inzwischen auf neun undzwanzig vermehrten Sinne, dich könnte ich lieben, wenn ich wüßte, daß du tropfig bist wie Anna Blume. AVer sie weicht entsetzt zurück — zwei kleine Jungen treten ihr ritterlich zur Seite: „Fräuelein, der is von Dalldorf ausgerissen." Ich lächle: „Bälger, eure weiße Seele hat eine dreckige Farbe!" Sie machen mir je eine lange Nase, dann kommen andere Leute dazu, einige zucken die Achseln — warum? Auch ein Hund ist dabei,-ein kleiner, feister Hund mit Stubs nase. Er knurrt mich an. „Köter, du mopsiges Vieh!" — Rrr! — .dein Fett ist knurrende Margarine!' Da reißt er aus. Aber immer mehr Menschen treten heran, ein Glück, daß es nicht vor sechs Jahren war. ich hätte längst auf der Wache gesessen. Doch lieber noch Wache als .. . Ich sehe sie flüstern, eine Droschke Heranwinken, einer legt mir die Hand aus die Schulter. „Kommen Sie man! Wir fahren en bisken spazieren." Ich brülle ihn an: „Mensch, du liebes grünes Tier! deine rote Nase ist blau . . . Das war der Höhepunkt. Dann ging es bergab. Der Droschkenkutscher verlangte für die Fahrt nach Dalldorf 200 Em. „Eigentlich noch viel zu billig für so 'ne Last Blödsinn". Sie begriffen, daß es noch mehr Verrückte in Berlin gibt, und ließen mich los. Und ich schlug den Mantelkragen hoch und lief davon... Nach und nach kam ich zu mir Die Mehrzahl meiner einunddreißig Sinne — s»viele waren es in zwischen geworden — verließ mich. Ich erholte mich von Anna Blume, der ungezählten, mit den zersäg ten Kleidern, ich ließ ihren rotgirrenden, grünen Vogel von mir. Aber eine Kleinigkeit ist, glaube ich, doch zurückgeblieben. Es war eben zu starker Tabak. 'S ü 20 20 8 s s 8 6.-/0. Taute/r-/ L-/. Z9/-/6 MSe-xs'll/s ^ or«1,2 so . t»e»r 11/10, lOO s»I1 80>^>. HI«r Ist <!ss Socti, <lL»s «Iss gröSt« «rr«gt! »«st«H«r» 81« SIr«lLt> / e e//r rr/r/r s/e/'/rrF
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