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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.04.1920
- Strukturtyp
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- 1920-04-17
- Erscheinungsdatum
- 17.04.1920
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- Deutsch
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82, 17. April 1820. Redaktioneller Teil. einflußt wurde der Absatz dadurch, daß der den Schulen bisher bewilligte Etat nicht im Verhältnis zu den heutigen Preisen steht. Das Geschäft entwickelte sich darum sehr langsam; außer dem wurde die Entwicklung gehemmt durch die vielen Streiks. Eine weitere Hemmung trat durch das Fehlen von Rohmateria lien und den Kohlenmangel ei», und diese Umstände machen sich in steigendem Matze bemerkbar, sodaß es bei weiterem Anhalten solcher Verhältnisse zu cinellt vollständigen Stillstände in der Herstellung von Lehrmitteln aus der technischen Branche kom men wird. Bei den graphische» Lehrmitteln ist der Mangel noch nicht so fühlbar, weil hier in den früheren Jahren in den meisten Fällen größere Auflagen gedruckt worden sind. Besonders er schwert war das Geschäft der Karten- und Globenverleger, die für ihre Vorräte nur geringe Verwendung hatten und infolge der noch nicht endgültig feslgelcgtcn neuen Grenzen von »eu.n Unternehmungen zurückgchalten werden. Nach und nach setzte hier eine Steigerung des Absatzes durch den Bedarf des Aus landes ein. Im allgemeinen besserte sich das Geschäft im letzten Vierteljahr infolge der entsetzenden Käufe des Auslandes. Hier bei sind vor allen Dingen Norwegen, Dänemark, Holland und die Schweiz beteiligt, während sie vor dem Kriege im großen und ganzen nur geringen Bedarf an deutschen Lehrmitteln hatten. Namentlich aber liefen aus Spanien äußerst zahlreiche Anfra gen ein; auch in Argentinien fängt das Geschäft an, sich zu be leben. Seitens der feindlichen Staaten, besonders aus Polen, erfolgt rege Nachfrage, jedoch ist es bisher nur zum Teil zu be merkenswerten Abschlüssen gekommen. Transport- und Valuta schwierigkeiten drücken auf das Geschäft mit Polen, das sonst anscheinend sehr lebhaft wäre. — Die Käufe und Nachfragen er geben die Tatsache, daß in sämtlichen Ländern ein großer Bedarf an Lehrmitteln besteht. Allgemein erschwert wird der Export durch die bestehenden Ausfuhrvorschriften, und es wäre im Interesse der Verbreitung deutscher Lehrmittel erwünscht, diese von jeder Ausfuhrbewil ligung zu befreien. Kredite werden von dem Auslände nur in geringem Matze in Anspruch genommen, vielmehr bezahlt das Ausland bereit willig tm voraus. Auch bedeutende Valutaaufschläge werden ohne Schwierigkeiten anerkannt. Im Grossoges ch äst sind die Umsätze in Büchern be lehrenden und unlerhaliendcn Inhalts während des vergangenen Jahres, trotz der durch den Streik hcrvorgerufenen säst sechs wöchigen Stillegung der Betriebe, gestiegen, wenn auch ein großer Teil dieser Steigerung auf die allgemeine Verteuerung der Ware zurückzuführen sein dürfte. Die Abnehmer ziehen auf diesem Gebiete den Bezug durch den Grossisten dem direkten Bezüge vor, und die Verschlechterung der Verkehrsverhältnisse, die Verteuerung der Verpackungskosten, der Porti und der Frach ten machen sich im Absatz noch nicht bemerkbar. Es ist sogar mit weiter steigendem Bedarf zu rechnen, der aber wegen des ein tretenden Warenmangels in nächster Zeit kaum gedeckt werden kann. Der Zahlungseingang ist befriedigend, wenn auch nicht mehr ganz so prompt wie zu Beginn des Jahres. Im Zcitschriftenhandel sind dagegen die Vefürde- rungsschwicrigkeiten und die Verteuerung des Verkehrs über Leipzig der Anlaß zu bedeutenden Abwanderungen gewesen, die leider von verschiedenen Zeilschriftenvcrlegcrn unlerstützt werden. Inwieweit hier Knappheit und Verteuerung des Papiers das Geschäft im allgemeinen beeinflussen, läßt sich noch nicht über sehen. Jedenfalls scheint Grund zu ernsten Befürchtungen vor handen zu sein. Das Schulbüchergeschäft ist durch die politischen Er eignisse, die aus beinahe jedem Gebiete dieser Literaturgatiung zu Veränderungen zwingen, so riskant geworden, daß die Gros sisten davon absehen müssen, Lager zu halten und sich für diesen früher blühenden Zweig des Grossogeschäfts noch einzusetzen. Sie können vielmehr die verlangte Ware nur von Fall zu Fall besorgen, um unausbleiblichen Verlusten vorzubeugen. Die Entwicklung des Musikalienhandels im Jahre 1919 stand im großen ganzen unter denselben Zeichen wie der Buchhandel. Der Absatz steigerte sich sowohl im Verlag als auch im Sorüment gegen das Vorjahr ganz erheblich, aber noch stärker als im vorhergehenden Berichtsjahr machten sich die Schwierigkeiten in der Herstellung bemerkbar, sodaß der Handel unter dem Fehlen verschiedener viel verlangter und wichtiger Werke zu leiden hatte. Die Herstellungsschwierigkeiten hatten ihren Grund vor allem in dem Papiermangel und in der unge heuren Verteuerung der Papierpreise. Damit Hand in Hand I ging das ruckweise Jn-die-Höhe-schnellen der Notendrucktarise» ^ die eine Verteuerung der Musikalien als selbstverständliche Folge nach sich ziehen mußten. Mit dem Teuerungszuschlag von 507» auf die letzten Grundpreise kam man sehr bald nicht mehr aus, und auch die Einführung neuer Preise, die die für den Sorti menter schwierige Berechnung der Ladenpreise aus den Teue rungszuschlägen umgehen wollte, war rasch wieder überholt durch die Notwendigkeit neuer Teuerungszuschläge. Die Ver teuerung der Preise für Musikalien hatte aber keineswegs eine > Verringerung des Absatzes im Gefolge. Noch weniger als im Vorjahre kamen die Notendruckereien, mit dem Aufarbeiten der vorliegenden Druckaufträge nach» während die Notenstecher infolge des Zurllckftrömens der wäh rend des Krieges im feindlichen Auslande internierten Noten stecher aus den ausländischen Filialen deutscher Notendruckereien zum Teil ohne Beschäftigung blieben, weil sich die Verlagstätig keit weniger auf die Herausgabe neuer Werke, als vielmehr ^ auf den Neudruck der früheren gangbaren Veröffentlichungen erstreckte. Die Neuerscheinungen des Musikalienverlags trugen dem Zeitgeschmack Rechnung insofern, als sie sich zum weitaus überwiegenden Teile der leichten Musik zuwandten, im beson deren der Lauten-, der Tanz-, Kino- und Kaffeehausmusik, wäh rend für die ernste Musik nur wenig Unternehmungslust zu I spüren war. Der große Umsatz, der mit Salon-Orchester-Musik erzielt wurde, ist begründet durch den Eingang der Mililärmusikkapellen und eines großen Teiles sonstiger Zivitmusiker-Orchesler, die ! einesteils von den Kapellmeistern wegen der steigenden Lohn forderungen nicht gehalten werden konnten und andernteils we gen der daraus hervorgehenden allzuhohen Kosten von den Gast- Wirten zu Unterhaltungsmusik sGarlenkonzerten usw.) nicht mehr ^ herangezogen wurden; man begnügt" sich heute mit dem weitaus kleinern Salonorchester, selbst bei großen Tanzveranstaltungen, bei denen in früheren Zeiten vollbesetzte große Orchester auf spielten. ^ Die Chorgesangsliteratur lag zu Anfang des Jahres noch fast völlig darnieder, nur ganz langsam leben die Gesangvereine, insbesondere die Männergesangvereine, wieder auf, im Laufe des Winters haben sich Anzeichen lebhafterer Vereinstätigkeit fest- stellcn lassen; Neuerscheinungen sind aber im Verlag so gut wie ganz ausgeblieben. > Die Verflachung der musikalischen Produktion, wenigstens soweit sie aus dem Markt erscheint, muß zu den schwersten Be denken Anlaß geben, einesteils im Hinblick auf die schassenden Tonsetzer selbst, andernteils aber im Hinblick aus den Ruf, wel« ! chen Deutschland als Pionier musikalischer Kultur im Auslände bisher genossen hat. In dem Moment, wo der deutsche Musikalien handel seine Beziehungen zum Auslände wieder ausgenommen hat — und das ist ihm dank der Allgemcinverständlichkeit der Musik bei allen Nationen leichter gemacht als dem Buchhandel —, ist die fast ausschließliche Pflege seichter Musik eine weittragende Gefahr, und die erste Aufgabe des deutschen Musikalienverlags ^Ivird es sein müssen, hierin Wandel zu schaffen. ! Die führenden deutschen Musik-Editionen, deren das Aus land dringend bedarf, wurden durch den drohenden Ausverkauf infolge des niedrigen Standes der deutschen Valuta zu schwer wiegenden Abwehrmaßnahmen gezwungen, die sie in einer ganz erheblichen Verteuerung ihrer Preise für das Ausland und auch in einer Kontingentierung der von dort eingehenden Bestcllun- gen zum Ausdruck brachten. Die Notwendigkeit solcher Abwehr. ! matznahmen bleibt aber immerhin bedauerlich im Hinblick auf die Bedeutung, die der deutschen Musik im Auslande als Pionier deutscher Kultur zukommt. 35 v
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