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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1920
- Strukturtyp
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- 1920-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1920
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 47, 27. Februar 1920. Bücher im Oktavformal. Er hat natürlich auch zu jenen Zeiten schon außerordentlich große und unglaublich kleine Bücher ge geben. Als größtes Buch der Welt hat ein Riesenatlas aus der Mitte des 17. Jahrhunderts mit prächtig gestochenen alten Karten zu gelten. Das gewaltige Buch ist 7 Fuß hoch, wiegt 8 Zentner und befindet sich im Britischen Museum zu London. Das kleinste Buch der Welt hat kaum die Größe eines Daumennagels und birgt trotz seiner Kleinheit auf 288 Seiten zu je neun Zeilen den gesamten Inhalt des Neuen Testa ments. Ein Nürnberger Künstler hat den mikroskopisch kleinen Text in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts geschrieben. Ähnliche Extreme finden sich fast in allen Museen, und man brauchte sich nicht zu Wundern, wenn Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das besonderen Wert darauf legt, in allem und jedem mit dem Superlativ aufzuwarten, schließlich auch den Rekord des größten und kleinsten Bücherformats schlüge. Natürlich entscheidet bei der Bestimmung eines Formats in erster Linie der Gebrauchszweck. Ein Wandplakat hat andere Zweckbestimmung als eine Briefmarke, ein Kartenwerk dient anderen Zwecken als ein Reiseführer. Schon daraus ergibt sich aber eine teilweise sehr starke Abweichung in der Papier- größe, aber auch im Papierformat, was, wie bereits erwAM, nicht ein und dasselbe ist. Aber auch die Papierpreise beeinflussen die Größe der Pa pier- und Bücherformate ganz entscheidend, zumal in einer Zeit, wo wie heute die Papierpreise durchschnittlich die zehnfache Höhe des Friedenspreises erreicht oder überschritten haben. Der Zwang zur Papierersparnis übt heute bereits einen ganz merk lichen Einfluß auf die Formatbestimmung aus. b. Unterschiedliche ästhetische Wirkung der Papier- und Bücherformate. Zunächst ist festzustellen, daß gewisse Proportionen und da mit auch Bücherformate ganz bestimmte Eindrücke in uns aus zulösen vermögen. Je nachdem, ob ein Format quadratisch, rechteckig oder streifenförmig ist, wird seine Wirkung von uns als plump, angenehm bzw. »harmonisch» oder schlank empfunden. Wir werden dann auf Grund unserer Geschmacksbildung solche Formate als gewöhnlich (alltäglich) oder eigenartig (originell) ansprechen, sie als ästhetisch wirksam oder unwirksam, als schön oder häßlich bezeichnen. »Schön» und »häßlich« sind in diesem Falle durchaus keineabsolutenWertbegriffe, sondern höchst relative Kennzeichnungen, weil es immer vom Geschmack des einzelnen, von der Gewohnheit, vom Charakter des Druckwerks und nicht zuletzt von Sin nestäuschungen abhängen wird, wie ein bestimmtes For mat von uns gewertet wird. Die verschiedenartige ästhetische Wirkung der gleichen Proportionen resp. Formate verdient zu nächst unsere besondere Beachtung. Ein großer Unterschied be sieht beispielsweise zwischen Hoch- und Querformat. Bestimmte Hochformate (ich denke hier an den Goldenen Schnitt — 5:8) erscheinen uns zuweilen als zu schlank; als Querformat ist das gleiche Seitenverhältnis (trotz querlaufender Beschriftung) über alle Matzen schön. Andere Hochformate (ich denke hier an das Weltformat — 5:7) erscheinen uns als Hochformate z. B. für Bücher als recht gefällig, als Querformate sind sie hingegen ästhetisch unwirksam. Gewisse Sinnestäuschungen sind nun von starkem Einfluß auf die ästhetische Wirkung von Proportionen. Ein weißes Blatt Papier wirkt anders als ein bedrucktes, ein solches mit starker Betonung der Horizon talen anders als ein solches mit scharfer Hervorhebung der Bertikalen. Die Wirkung bzw. das tatsächliche Verhältnis der Seiten wird nun durch allerlei Umstände beeinflußt und schein bar verändert. So erscheint z. B. ein richtig gezeichnetes Qua drat zu gedrückt, man muß in der Höhe etwas zugeben, damit es als Quadrat wirkt. Auch Längs-und Querstreifung (und solche ist auf Buchdeckeln oft anzutreffen) verändert das Proportionsverhältnis und verschiebt damit die ästhetische Wir- kung eines Formats. Ein längsgestreifter Buchdeckel erscheint schmäler als ein quergestreifter des gleichen Formats; dann je doch nicht mehr, wenn die Linien oder Streifen sehr stark wirken, weil die Summe, die Zahl der Streifen resp. Zwischenräume ISS wieder das Gegenteil bewirkt. Daraus folgert, daß unbedruckte Papiersormate, die einem zu schmal erschienen, als Druckspiegel (Werkkolumnen) weit angenehmer wirken, weil die querlaufendc Beschriftung das Format scheinbar in die Breite zieht. Daraus resultiert weiter, daß uns ein als schön erkanntes Format in dem einen Falle als zu schlank, in einem anderen als zu qua dratisch erscheint, in beiden Fällen jedenfalls nicht so, wie wir es zu sehen wünschten. Nur in besonderen Fällen wirkt cs so, wie es tatsächlich beschaffen ist, wenn nämlich alle propor tionsverändernden Einflüsse ausgeschaltet sind. Im Grunde ge nommen werden alle Proportionen, sie mögen heißen, wie sie wollen, bedeutungslos, ja wertlos, wenn gewisse Umstände die er hoffte ästhetische Wirkung illusorisch machen. Schon diese Tat sache legt es uns nahe, einProportionsideal, etwa das Verhältnis der Goldenen Schnitts nur dort zur Anwen dung zu bringen, wo seine spezifischen Ver hältnisse durch nichts verändert oder aufge hoben werden. Eine Verallgemeinerung in der Anwendung einer solchen als schön erkannten Proportion ist darum beinahe unmöglich. Was aber beispielsweise für den Goldenen Schnitt gilt, das trifft auch auf alle anderen Proporiionsschemaia zu. Und damit lernen wir Proportionsschönheit als einen sehr emp findlichen, also relativen Begriff und Wert betrachten. Einige Überlegung sagt uns, daß wir in bestimmten Fällen ein Gol- denes-Schnitt-Format noch etwas höher, in anderen Fällen jedoch etwas breiter halten müssen, um den Eindruck dieses Verhält- nisses wirklich zu erzielen. Und diese Erkenntnis zwingt uns damit zu einer besonderen Betrachtung und Würdigung dieser Jdealproportion. Der Goldene Schnitt und alle anderen Pro portionsideale sind eben keine Universal-Kunstmittel, sondern feinste ästhetische Elemente, deren Gebrauch nicht mechanisch in starrem Schematismus erfolgen darf, sondern deren Zuhilfe nahme nur dann zu den erstrebten edlen Wirkungen führt, wenn wir uns dieser Proportionen von Fall zu Fall mit Überlegung bedienen. e. Jdcalformate. Das Quadrat hat immer (ebenso wie der Kreis) als eine durch seine Regelmäßigkeit und Gleichheit der Seiten brauch bare, und ich möchte sagen: selbstverständliche Form gegolten. Anders jedoch bei Formaten, deren Seiten verschieden lang sind und deren Seitenverhältnisse sich entweder durch annähernde Gleichheitoder starke Verschiedenheit kennzeichnen. In solchen Fällen vermögen die meisten Menschen ziemlich be stimmt anzugeben, ob ihnen dieses Verhältnis zusagt oder nicht. In derartigen Fällen wird natürlich nicht allein der Grad der Geschmacksbildung, sondern die Gewohnheit von ausschlaggeben der Bedeutung sein. Es hat nun zu allen Zeiten Proportions- Verhältnisse gegeben, denen das allgemeine Empfinden zustrebte, weil man sie als »harmonisch» empfand. Man versuchte schließ lich, das Gesetzmäßige dieser Verhältnisse zu ergründen und das Problem der »räumlichen Harmonie« ebenso auf Zahlenverhült- nisse zurückzuführen, wie man die musikalische Harmonie auf Ver hältnisse der Tonschwingungszahlen zurückgefllhrt hatte. Dem handwerklich und knnsthandwerklich Schaffenden, also etwa dem Buchbinder, war damit ein vortreffliches Hilfsmittel an die Hand gegeben, um außerordentlich rasch jene Proportionen zu ermitteln, für die seine Zeitgenossen aus innerstem Triebe heraus eine besondere Vorliebe verspürten. Es entstanden gewisse Pro- Portionsideale, die mit der Zeit wechselten, früher oder später wieder auftauchten und damit Proportions, schwankungen zur Folge hatten. Es bedarf nicht des aus drücklichen Hinweises, daß die Bücherformate in starkem Maße von diesen Proportionsschwankungen beeinflußt wurden. Die Seitenverhältnisse aller ästhetisch wirksamen Formate bewegen sich zwischen 1: 1 und 1:2, sie befinden sich in der Mitte zwischen Gleichheit und übertriebener Verschiedenheit der Seiten eines Formats. Zu diesen Proportionsidealen gehört das Verhältnis 1: P3 - 4:7, 1: p 2 ^ 5:7 (Weltformat), 5:8 (Gol- denerSchnitt)u. a. Das elftere stellt das Verhältnis zwi schen den beiden Katheten eines rechtwinkligen Dreiecks dar, bei dem die eine Kathete halb so groß ist wie die Hypotenuse. Das zweite, das sogen. Weltformat, entspricht dem Verhältnis der
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