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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.03.1920
- Strukturtyp
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- 1920-03-03
- Erscheinungsdatum
- 03.03.1920
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- Deutsch
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51. 3. März 1920. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Drschn. lewch^anoel. wir 192», aber die 2V sieht noch grämlicher und dunkler aus als die 19. Unverändert ist nur die Musikwut, die jetzt international auf die Musikalien-Vcrleger und -Sortimenter einstllrmt. Man versinkt in Arbeit und bildet sich mehr und mehr zu einem Ar beits-Neutrum aus, das für sonstige außer den vier Wänden der Arbeitsstätte liegende Dinge kaum noch ein Organ hat. Da fehlt cs auch völlig an Muße, in Ruhe einige von den vielen in der Luft liegenden Gedanken über musikalische Ereignisse für das Börsenblatt auszuspinncn; so will ich wenigstens die statistische Übersicht über die Veröffentlichungen im Jahre 1919 dringen und daran einige mir sehr wichtig erscheinende, wenn auch nicht neue Betrachtungen anknüpfen: Statistik der Musikalienerscheinungen im Jahre 1919. Anzahl der Werke Werke ernster Musil Werke leichter Musik Schul werke Werke für großes Orchester Werke für Salon- Orchester Werke für Klavier Werke für gesang Werke für Chor gesang Werke für Kammer musik Ver- schiedenes, H Werke zu 50 H Januar— März 791 183 652 56 67 113 198 177 95 58 83 43 April—Juni 856 178 654 24 47 164 233 209 91 38 74 72 Juli— 1037 IS5 815 27 59 104 284 290 111 40 149 117 Oktober— 24. Dezember 1138 105 913 60 78 191 370 261 88 81 69 63 Summe: 3822 721 A2934 167 251 572 1085 937 385 217 375 295 Man sieht, die Anzahl der Veröffentlichungen in 12 Mo naten: 3822 ist nicht gering; wenn man aber bei näherer Be trachtung dann merkt, daß hiervon nur 721 Werke (mit kurzen Liedern und Klavierstücken) auf ernste Musik kommen, so erscheint die Übermacht der leichten und leichtesten Musik im Gegensatz zu den ernst zu nehmenden Werken wieder erschreckend groß. Auch diese Frage streift die früher berührte nach der Ausnutzung aller Kräfte erheblich. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß bei der ungeheuren Macht, die Musik auf das mensch liche Gemüt ausübt, gerade durch sie erzieherisch veredelnd auf das Volk eingewirkt werden könnte, daß gerade die Musik zu ihrem Teil zu der Neugeburt, der Erhebung künftiger Gene rationen beitragen sollte. Die Meinung, daß, wenn uns sonst kein Retter ersteht, auch die Künste, die Musik uns nicht zu helfen vermögen, ist so allgemein nicht richtig. Entscheidend können die Künste nicht sein, aber zu dem ersehnten Ziel beizn« tragen, vermag auch die Musik. Nur muß jeder der Berufenen an seinem Platze, des hohen Zieles eingedenk, zur Erreichung des Zieles Mitwirken. Man muß sich klar werden, daß mit Foxtrotts in allen Variationen, mit Two-Steps, Tipsi-Step, Fandango, mit trostlosem Opcretten-Kilsch nicht Kräfte ge sammelt, sondern unglaubliche Kräfte vergeudet werden. Wie der Buchhandel und Hand in Hand mit ihm literarische Kreise den Kampf gegen den Literaturschund ausgenommen haben (dessen Erfolg leider nur durch die Kino-Pest stark beeinträchtigt wird), so sollte endlich auch der Musikalienhandel mit ernsten Musikern den unlauteren musikalischen Elementen energisch den Krieg erklären. Auch hier spielt die Macht des Goldes eine verhäng nisvolle Rolle, auch diese Frage ist letzten Endes «ine Kapitalfrage. Solange die Nachfrage nach schlechter Musik eine so starke und das Geschäft mit leichter Musik «ln so unverhältnismäßig sicheres und größeres ist als mit ernster Musik, erscheint es begreiflich, daß der mit Musik handelnde Kauf mann sich diesem Erwerb nur zu gern zuwendet. Eine Ände rung ist also nur zu erhoffen, wenn wir die Nachfrage ver mindern, und dieses wiederum ist nur möglich, wenn die Schnle von vornherein die Heranwachsende Jugend in überlegter Weise mit guter Musik sättigt. Zweifellos können bei der Lösung dieser Aufgabe Musik-Verleger ihren Einfluß geltend machen, inSbe. sondere Verleger, die, wie z. B. die Firma Ehr. Friedrich Vieweg G. m. b. H., Berlin-Lichterfelde, Schulgesang, Schul-Chöre, Werke für Schul-Orchester als Spezialität Pflegen. Das deutsche Volk wird nur ein musikalisches Volk wieder werden, wenn es der echten volkstümlichen Musik, gleichviel ob durch das Volkslied oder durch den Mund der Klassiker, erneut wirklich nahegebracht wird. Es ist sicher, daß die heutige Steigerung des Musizieren« in gerade umgekehrtem Verhältnis zum wirklichen musikalischen Erfassen steht. Noch nie waren wir unmusikalischer, als bei dem ungeheuren Musikbetrieb. Hier bei der Nutzbarmachung der mugren »räsie mnzuhetfen, steht durchaus in der Macht des Musikalien-Verlegers und des Mnsikalien-Sortimenters. Der Verleger muß Mittel und Wege finden, wenn er gute Musik herausbringt, sie in stärkerem Maße als bisher weilen Kreisen zugänglich zu machen. Er wird hierzu um so mehr kommen, als nicht nur die Herstellungskosten sich so ungeheuer erhöhen, sondern auch die Ansprüche des Komponisten sich ent sprechend steigern, denn um der guten Musik Bahn zu brechen, ist es nötig, daß die, die solche schreiben, nicht, wie bisher so oft, Hungerleider bleiben; wie ganz anders müßten sie in jetziger Zeit hungern als in der guten, alten Zeit vor 1914, da man für bescheidenste Beträge doch manch Nahrhaftes erstehen konnte! Mir fiel dieser Tage Detlev von Lilicncrons Gedicht an Kleist in die Hände, in dem er den Herr lichen bittet, nur einen Sommcrtag zu uns hernicderzusteigen, damit wir ihn so recht aus vollstem Herzen feiern könnten, aber er, der Herrliche, in Wolkenhöhe sich von dem Bittenden mit Schmerzgebärde abwcndct, mit dieser Geste deutlich sagend, daß er nicht zum zweiten Male in seinem Vaterlands ver hungern möchte. Wir weisen es mit Entrüstung zu rück, daß solches jetzt noch borkomme, und doch meine ich, daß gerade die besten Elemente unter den Musikern, di« nicht der Mode huldigen, die ernst abseits ihre Wege gehen, heute mehr denn je Not leiden werden. Vom heiligen Feuer durchglühte Künstler, die Hohes trotz Zeiten-Not zu schaffen in der Lage sind, werden wir in größerer Zahl erst wieder haben, wenn das deutsche Volk musikalisch erzogen wirklich sich- echter Musik im Hause, im Familien- und Freundeskreise zuwendet und von dem lauten, oberflächlichen Konzertbetrieb zurückkommt. Von den im Jahre 1919 erschienenen Werken ernster Rich tung möchte ich noch einige wichtige in Erinnerung bringen: Opern. d'Albert, Eugen, Revolutionshochzett. Drei Masken-Verlag. Der Erfolg dieses Werkes war, wie bei d'Albcrt fast stets in den letzte» Jahren, ein sehr großer; doch soll der Wert der Oper wesentlich höher stehen, als der der unseligen Toten Angen und des Stiers von Olivera. Reznicek, E. N. von, Ritter Blaubart. Universal-Edition. 2IZ
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