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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-06-08
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Siedaktioneller Teil. X: 123, 8, Juni 1820. 4. sind sie geeignet, den deutschen Buchhandel in seinem moralischen Ansehen und wirtschaftlich zu schädigen. Herr vr, Baer begründet diese Leitsätze unter Heranziehung vieler Beispiele aus der Praxis auf das eingehendste und be- kämpft anschließend besonders auch die Zusatzbestimmungen vom 16. IV. 1920 (Verbot, nach 1800 erschienene Bücher als anti quarisch und deshalb valutafrei auszufuhren), deren recht liche Gültigkeit übrigens von mehreren Seiten bezweifelt wurde. Der Vortrag des Herm vr, Baer fand lebhaften Beifall und tn der sich anschließenden Aussprache, die zahlreiche neue Be schwerden zutage förderte, seine Ergänzung. Nach Zurück ziehung weitergehender Anträge wurde schließlich beschlossen, folgende Entschließung der Hauptversammlung des Börsen- vereins zur Kenntnis zu bringen: 1. Sämtliche Verfügungen, die von der Reichsregierung und vom Vorstande des Börsenvereins für den Deutschen Buch handel in diesem Jahre über Auslandaufschläge getroffen worden sind, halten wir für undurchführbar und nachteilig für di« Verbreitung der Erzeugnisse des deutschen Gei steslebens im Auslande. 2. Wir bitten wegen der außerordentlichen Wichtigkeit dieser Frage, sofort eine Kommission zusammenzuberufen, die paritätisch aus Vertretern des Sortiments, des Verlags und des Antiquariats zusammengesetzt ist und den Auf trag erhält, alle mit der Außenhandelsordnung im Zu sammenhang stehenden Fragen und die über sie erhobenen Beschwerden zu erörtern, bzw. zu beseitigen. Herr Hiecsemann macht noch Mitteilungen über die Ein kaufs stelle zum Zwecke der Wiedergutmachung (zunächst der Universitäts-Bibliothek in Löwen), die vom Börsen verein und der Reichsregierung in Leipzig errichtet worden ist und deren Aufsichtsrat Herr Hiersemann als Vorsitzender an gehört. Beim Einkauf, für den reiche Reichsmittel zur Verfü gung gestellt werden müssen, soll nach Möglichkeit der ganze deutsche Verlags- und Antiquariatsbuchhandel herangezogen werden. Nach Schluß der Versammlung begab sich ein großer Teil der Mitglieder in die Sitzung der Kreis und Ortsvereine, auf deren Tagesordnung ebenfalls die Ausfuhrverordnungen standen. Meine Wanderjahre von 1874—1878. Von Hellmuth Wollermann. Bremen 1874/1875. Nach dem ungesunden Hasten und Treiben und der anstren genden Arbeit in Berlin (Börsenblatt Nr. 115) kam nun ein angenehmes, ruhiges Jahr in der damals stillen und soliden Hansastadt Bremen. Wohltuend war schon in dem Anstellungs briefe die Mitteilung, daß keine Sonntagsarbeit verlangt würde. Das Geschäft C. Ed. Müller's Sortiment hatte einen Monat vor her mein neuer GeschästSherr Fr. Riemschneider von seinem Vor gänger übernommen. Die Geschäftsräume waren freundlich, groß und angenehm; eigentlich war es nur ein großer Saal, der durch Regale und Ausstellungswände etwas abgeteilt war. Herr Müller, der sich nun ausschließlich seinem Verlage widmete, war noch nicht vollständig in den ersten Stock übergesiedelt, son dern hatte sich unten «inen kleinen, mit Fenstern versehenen Raum zurückbehalten. Hier sahen wir ihn sehr fleißig arbeiten, aber stets mit brennender Zigarre, die ihn. wie er sagte, aufrecht erhielt. Der Verlag stand damals in Blüte. C. Ed. Müller hatte im Oktober 1857 das I. G. Heyscsche Sortiment gekauft und gleich darauf einen Verlag auf positiv-christlicher Grund lage angegliedert. Sein Vater war der weithin bekannte Pfarrer Joh. Ludw. Müller in Mettmann und sein Schwager der spätere Oberhofprcdiger Kögel in Berlin. Der Verlag war besonders bekannt geworden durch die Prachtwerke unter dem Titel »Deut sches Leben im Glauben, — in Liedern, — in Lieb und Treue, — in Haus und Familie, — in Kampf und Sieg«. Es waren Anthologien in der Größe einer Quartbibel, und sie enthielten außer dem Text für damalige Zeit prachtvolle Farben-Steln- 574 drucke. Trotz des damals nicht geringen Preises von 45—60 und teurer wurden sie viel gekauft und sind zum Teil in neuen I Auslagen erschienen, — aber schon seit Jahrzehnten vollständig vergriffen. Großes Aufsehen erregten die von Pastor Otto Funcke erschienenen »Neisebilder und Heimalklänge«, denen bald andere Bücher desselben Schriftstellers folgten, die sämtlich einen sehr guten Absatz fanden. Während meines Doriseins wurde eines Tages eine Reihe schwerer Kisten abgeladen: Sendung aus Paris, enthaltend Plat ten zu den Vier Evangelien, mit Bildern von A. Bida. Das Werk erschien in vier großen Foliobänden zum Preise von etwa -(( 300.—. Wie vorauszusehen, hat das Werk den erwarteten Erfolg nicht gehabt, sondern im Gegenteil dem Verlage ganz gewaltige Verluste bereitet. Aber mit dem Verlage hatte ich ja nichts zu tun. Mein Herr war Fr. Riemschneider. Es war ein sehr netter Herr, der aber wenig Neigung für sein Geschäft zu haben schien. Seine hauptsächliche Tätigkeit bestand nach meiner Beobachtung in dem fleißigen Ausleger, von Ansichtssendungen, deren Erledigung zu meinen Aufgaben gehörte. Fast täglich besuchte er als Reserveoffizier vormittags das Offizierskasino; etwa aller zwei Wochen erhielt er eine Kiste Zigarren für 12 (damals eine feine Nummer!), die er im Geschäft aufrauchte. Um seine Kundschaft kümmerte er sich leider so wenig, daß er schon nach zwei Jahren das Geschäft anderweitig verkaufte. Erster Gehilfe war Oskar Schack, später Antiquar in Leipzig; sein Angebot, seine Wohnung mit ihm zu teilen, nahm ich gern an. Sie bestand aus einem aller liebsten einfenstrigen Stübchen mit kleinem Sofa, Tisch, zwei Stühlen und einem Spiegel und bot zur Rot Platz für fünf, auch sechs Personen. Hier waren wir vorzüglich aufgehoben und fühlten uns außerordentlich behaglich, wenn wir nach genossenem Abendbrot unsere Tabakpfeifen in Brand gesetzt hatten. Glück licherweise lag unser Schlafzimmer vom Wohnstübchen durch einen Gang getrennt, sodaß wir dort stets reine, von Tabaks wolken ungetrübte Luft hatten. Bei der häufigen Abwesenheit unseres Geschäftsherrn schlos- sen wir zwei Gehilfen uns um so mehr aneinander und sind uns wahre Freund« geworden. Schack war ein sehr kenntnis reicher Gehilfe, von dem ich viel gelernt habe, besonders in dem Kunstgeschäft. In den ersten Tagen bedrückte mich die sowohl auf der Straße wie im Geschäft im Gegensatz zu Berlin herrschende Stille; aber bald gewöhnte ich mich auch hieran und war froh über den Tausch. Mein Vorgänger, der soeben seine dreijährige Lehrzeit beendete, war noch einige Tage mit mir zusammen. Er stammte aus Düsseldorf, wo sein Vater eine damals bedeu tende und berühmte Kunstanstalt besaß. In dem erhabenen Ge fühl, nun nicht mehr Lehrling zu sein, hielt er sich sofort für etwas Besonderes, wenn nicht gar für etwas Besseres. So geschah cs, daß, als wir eines Abends noch mit Aufräumen beschäftigt waren und dabei allerhand besprachen, er kurzerhand zu Mantel und Hut griff und mit einem »Guten Abend!« das Geschäft verließ. Auf meine erstaunte Frage erfuhr ich, daß Herr B. auf die Minute Pünktlich sei, beim Kommen wie beim Gehen; — »wie die Maurer«, hätte schon Herr C. Ed. Müller dazu gemeint. Dem guten B. würde auch folgendes unmöglich gewesen sein: Kurz vor Geschäftsschluß unterhielt sich mein Geschäftsherr mit dem ersten Gehilfen über die Möglichkeit, ein wichtiges Paket noch schnell zum Postamt zu schaffen, da der Bote ausgeblieben war. Dies hören und das Paket sofort unter den Arm nehmen, war für mich ein Augenblick. »Wie, Sie wollten?« fragten mich beide erstaunt. Allerdings wollte ich, da ich das für eine Selbstverständlichkeit hielt. Mir sind auch von dieser Besorgung ebensowenig die Arme abge fallen wie bei irgendwelchen anderen Arbeiten, die anderen vielleicht als nicht standesgemäß erschienen, die ich aber nicht scheute. In Ermangelung eines Lehrlings fielen mir, als jüngstem Gehilfen, dessen Arbeiten zu, die ich in der in meiner Lehrzeit erlernten sorgfältigen Weise erledigte; daß ich dabei auch die Fakturen beschnitt, fiel vier auf, wurde aber nicht ungern ge sehen.
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