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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-06-08
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X« 123, 8. Junt 1920. Redaktioneller Teil. Mrln,il°u s. d. Mich», vuchd-ndel. Das Versenden der Neuigkeiten geschah nach einem in jeder Beziehung mustergültigem Plan: Für jede Wissenschaft war ein Blatlkonto angelegt mit der Ziffer nach dem Hinrichsschen Syste matischen Verzeichnis. Hier wurden der Reihe nach die Titel der neuen Bücher nebst Verleger in die erste Spalte eingetragen; in die weiteren liniierten Spalten kamen dann die Namen der Empfänger. Ein solches Blatt hatte etwa folgende Ansicht: H. Theologie. Seite 2. Strauß, Leben 13 Jesu (Strauß) P. Mallot P. Funcke Frl. Ganz 14 Bettex, Belh. Frl. Ganz vr. Sander Frau Winter P. Maliot 15 Beim Einträgen der Bücher in die Liste wurde nun gleich zeitig auf das Buch selbst die Nummer der Wissenschaft mit Seitenzahl und Folgenummer des betreffenden Titels links oben in die Ecke geschrieben, sodaß bei Rückgabe jederzeit die Emp fänger ermittelt und weitere Liebhaber damit versorgt werden konnten. Auch die Besorgung des Lesezirkels (genannt Lesekasten) ge hörte zu meinen Obliegenheiten. Es war ein Zeitschriften« Lesezirkel von besonderer Art, eingeteilt in zwei Klassen: die erste enthielt Zeitschriften, die höchstens vier Wochen alt sein durften, während die älteren die 2. Klasse bildeten. Der Be- nutzungspreis betrug für die 1. Klasse «in Viertel des Laden preises; die Auswahl war jedem Teilnehmer freigestellt, und jede Zeitschrift wurde einzeln berechnet. Da in der Woche ein zweimaliger Wechsel stattfand, wurden die Zeitschriften in der 1. Klasse gut ausgenutzt. Mir hat die Einrichtung derart ge fallen, daß ich sie auch im eigenen Geschäft mit gutem Erfolge ausgenommen habe. Es war unser Vorrecht, die sauber gehefteten neuen Hefte mit nach Hause nehmen zu dürfen. Gemeinsam wurden be sonders die Holzschnitte in den illustrierten Blättern, namentlich in der »Jllustrirten Zeitung» betrachtet. Das Kunstgeschäst war nicht unbedeutend und dementsprechend das Lager. Besonderer Wert wurde aus schöne Kupferstiche gelegt. Es war eine Reihe von Vorzugsdrucken vorhanden, die unter Anleitung des ersten Gehilfen anzusehen ein Genuß für mich wurde. Leider verließ er, mein Freund Schack, bereits nach einem halben Jahre das Geschäft, um seiner einjährigen Dienstpflicht zu genügen. An seine Stelle in Geschäft und Wohnung trat Alfred Fromm, später Inhaber der Mittlerschen Buchhandlung zu Bromberg. Auch mit ihm kam ich in ein herzliches Freundschaftsverhältnis. Ein Gehilsenverein unter dem Namen »7/6», was auf die Zahl der Mitglieder schließen läßt, hatte sich vor kurzem gebildet, und da fleißig nach neuen Mitgliedern Umschau gehalten wurde, dauerte es auch nicht lange, daß ich eingefangen war. Die Mit glieder beseelte ein starker Trieb zur Weiterbildung; wir be schäftigten uns viel mit Literatur, lasen Theaterstücke mit ver teilten Rollen usw. Natürlich kam auch die Fröhlichkeit zu ihrem Recht, und cs bildeten sich Freundschaften fürs Leben. Unter den mir Gleichgesinnten nenne ich unter anderen Jo hannes Perthes, Enkel von Friedrich und Sohn von Andreas Perthes. Letzterer besuchte ein Stiftungsfest unseres Vereins und wurde von mir als Vorsitzendem geziemend begrüßt. Er saß während der Tafel mir zur Seite, und dankbar erinnere ich mich seiner liebenswürdigen, ernsten und heiteren Unter« altung. Er hatte für die Weinflaschen Aufklebezettel mitge- racht mit dem Aufdruck: »Vor 11 erheitert er den Kopf, Noch 11 da gibt cs einen Zopf, Drum geh noch Haus zu rechter Zeit In ungetrübter Heiterkeit.» Indessen schmunzelte er verständnisvoll, als wir eine 1 entfernt hatten. Leider fehlte meinem Freunde Perthes der feste Halt; viel leicht konnte er sich mit seinem Bruder Emil nicht gut vertragen, sodaß er ein Sortiment in Plön übernahm, wo er jung an Jahren gestorben ist. Ein prächtiger Jüngling war Ern st Kippenbcrg, der sich mit besonderer Herzlichkeit mir anschloß, und mit dem ich noch jahrelang in regem Briefwechsel gestanden habe. Merk- würdigerweise trug er in mein Stammbuch den Geibelschen Vers ein: »Wenn sich aus dieses Blatt Dein Auge senkt, Betracht es still wie einen Totenschrein Und mild, wie man der Toten sonst gedenkt, Gedenke mein!« Diese Zeilen betrübten mich sehr; als er das merkte, lat es ihm leid, aber er behauptete, es sei ihm nichts Besseres ein gefallen. Ob er schon eine Ahnung seines frühen Todes hatte? Ich weiß es nicht; jedenfalls ward er bereits nach sechs Jahren ein Opfer der Schwindsucht. Dann gedenke ich meiner Freunde G. Kühtmann (jetzt in Dresden), der das Amt eines Rechnungsführers bekleidete, und LndwigKoch (jetzt in Goslar), dessen Geburtstag ich nie vergessen konnte, da er ihn nur aller vier Jahre feiert. Mit den Gehilfenvereinen »Saldo» in Hannover und »Sphinx« in Hamburg traten wir zunächst in schriftlichen Ver kehr, der sich später zu dem gegenseitigen Besuch der Stiftungs feste entwickelt hat. Auch bei diesen Gelegenheiten habe ich Freunde gewonnen, deren Augen noch heute glänzen, wenn wir uns der vergangenen fröhlichen Tage erinnern. Man soll der Jugend ihr Recht lassen und über die Gehilsenvereine milde ur teilen, auch wenn in ihnen gelegentlich die Pflege der Weiter bildung hinter der Vorliebe für »Stoff» zurllcktritt. Die Zeit geht über Jugendtorheiten dahin, und das Gute ist doch das, was in der Erinnerung am festesten haftet. Ich habe manchen kennen gelernt, der in der Kneipe als -Fürst von Toren« den Becher schwang und doch der treueste und tüchtigste Geschäfts mann geworden ist. Seit jener Zeit habe ich das »Geschäfts-Taschenbuch für Buchhändler 1875» (Verlag von C. H. Reclam sen.) als Gedenk buch stets zur Hand. Es enthält unter anderem die Gehilfen vereine mit ihren damaligen Vorständen; ich könnte daraus eine stattliche Reihe von Namen anstthrcn, die im Buchhandel einen guten Klang gewonnen haben. Es ist ja auch zweifellos zum guten Teil den Gchilfcnvercinen zu danken, wenn sich nachher die Inhaber der Buchhandlungen in Mittel- und Kleinstädten zu sammengeschlossen haben. In Bremen hatten z. B. die Buch handlungen untereinander keinen Verkehr; ob sich die einzelnen Geschäftsinhaber überhaupt kannten, weiß ich nicht. Vermutlich hatte unser Geschästsherr es unterlassen, Besuche zu machen. Zum Stiftungsfest unseres »7/6» waren meiner Erinnerung nach nur erschienen: M. Heinsius (Inhaber der Geseniusschen Buch. Handlung), der Geschäftsführer von I. Kllhtmanns Buchhand- lung (der später unter seinem Namen »Hinricus Fischer« einen Verlag aus einem Teile des Kühtmannschen Bestandes begrün dete), und der Geschäftsführer des Nordwestdeutschen Volks- schriften-Verlags, dessen Name mir entfallen ist. Als die ersten Geschäfte galten damals G. A. v. Halem, die Geseniussche Buch handlung und Eduard Hampe. Es ist eigentümlich, daß große Verlagsbuchhandlungen, die in Bremen entstanden, von dort verlegt worden sind, z. B. H. Gesenius und C. Ed. Müller nach Halle, M. Heinsius nach Leipzig. Im Geschäft ereignete sich wenig Bemerkenswertes; Sonntags hatten wir abwechselnd Dienst von 11 bis 1 Uhr. Die Sonntage in Bremen sind mir in besonders lieber Erinnerung; war es das Beisammensein mit meinem Freunde Schack, oder war es der Gegensatz zu Berlin? Vielleicht beides; jedenfalls waren es wirk liche Ruhelage. Vormittags hörte ich häufig die Predigten von O. Funcke in der Friedenskirche, besuchte ab und zu auch andere Kirchen, ohne jedoch mir über das Gehörte genauere Rechenschaft zu geben. Nachmittags besuchten wir meist den da. mals neu angelegten Bürgerpark, verstiegen uns auch Wohl ein- mal in die Moorgegend oder fuhren mit der Bahn eine kurze Strecke bis Achim. Syke usw Die Spaziergänge am Weserufer 57S
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