Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200922
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192009220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200922
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-09
- Tag1920-09-22
- Monat1920-09
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
21«, 22. September 1S20. Redaktioneller Teil, VvrjeadlaU s. d. Dtschn. Buchhandel. sich infolge der ihrer Begabung innewohnenden Souveränität! der Verleger stets bereitwillig beugt — selbst in schwierigen Lagen. Der vernünftig und billig denkende Kenner der Verhältnisse wird also wissen, was er von dem Schlagworte der -Ausdeutung des ^ Schriftstellers- durch den Verleger zu halten hat. Selbst in ihren Schöpfungen größten Zuschnittes hat die ungarische Buchliteratur den Verlegern niemals Gelegenheit geboten, sich zu bereichern, in den meisten Fällen nicht einmal dazu, die normalen, beschei denen Früchte ihrer Arbeit zu genießen. Der etwaige Hinweis auf die Laufbahn einiger Verleger — sie sind an den Fingern einer Hand abzuzählen — beweist nichts dagegen. Wenn diese wenigen »Arrives», seien sie nun einzelne Personen, Anstalten oder Gesellschaften, mit dem gleichen Aufwands geistiger und ma terieller Arbeit zum Beispiel Schuhoberteile erzeugt, Dresch maschinen konstruiert oder Knöpfe'fabriziert, Ziegel gebrannt oder Bauholz bearbeitet, Weizen angebaut oder Vieh gezüchtet, Kaffee geröstet oder Tee importiert, sich mit Gctreidehandel oder Geld wechseln beschäftigt, irgendeine normale wirtschaftliche, indu strielle oder kaufmännische Tätigkeit betrieben hätten, so würden sie es zu Vermögen gebracht haben, von denen die Matadore des Buchverlags nicht einmal träumen dürfen. Dabei kann aber jeder mann sein durch eine solche normale bürgerliche Beschäftigung erworbenes Vermögen ruhig genießen. Hat sich jedoch einmal ein ungarischer Verleger durch seine Lebensarbeit ein sorgenfreies Alter gesichert — und weiter hat cs bisher meines Wissens noch keiner gebracht —, so schießt sofort das ziemlich zahlreiche Heer der literarischen Unzufriedenen die vergifteten Pfeile auf ihn ab und stellt vor der großen Öffentlichkeit den »Ausbeuter und Sklavenhändler- an den Pranger. Der ungarische Verleger findet sich auch hiermit ab, weil er ja weiß, daß er nur einer kleinen Nation dient, und daß hier materielle Erfolge, wie im Auslände, nicht zu erreichen sind. Er kann es aber nicht für begründet fin den, daß nicht auch in Ungarn, wie im gebildeten Auslände, die Arbeit des Verlegers außerdem im höchsten Grade geschätzt, sein Beruf unter die Beschäftigungen höheren Ranges gerechnet wird. In Deutschland werden hervorragende Verleger durch Ehren doktorate von Universitäten ausgezeichnet, in Frankreich gehören sie zur Elite der Gesellschaft, in England werden sie ins Oberhaus berufen. Die Arbeit des ungarischen Verlegers ist aber viel schwerer, kampfreicher und sorgenvoller. Seine Erfolge müßten also höher gewertet werden als die seiner ausländischen Kollegen. Ein ausländischer Verleger schafft während eines ganzen Men schenlebens eine odex zwei große, epochale Unternehmungen, ein ungarischer während seiner Laufbahn zehn bis fünfzehn. Die meisten ausländischen Verleger, die es zu Ruhm und Bedeutung gebracht, haben durch eine einzige literarische Schöpfung auf Generationen hinaus den Bestand und die Prosperität ihres Un ternehmens gesichert, was der Ungar durch zehn Dis zwanzig gleichwertige Leistungen nicht zu erreichen imstande ist. Was ist cs also, was den ungarischen Verleger dennoch in diesem schweren Kampfe standhaft macht, stählt, zu neuen Ver suchen, zu weiteren Zielen anspornt? Die Verlegerseele, das Bewußtsein, wahre Wert« zu schassen, der Glaube an die Überlegenheit seiner eigenen Leistung, die Überzeugung, erziehe rische und kulturfördernde Arbeit für die Nation zu verrichten, die Befriedigung über das eigene Werk, die Ehre des Namens. Unbeschreiblich ist das Gefühl des Verlegers, wenn er stolz und liebevoll sein Werk überschaut. Jedes einzelne Buch ruft ihm große Erinnerungen in seiner Seele wach, Erinnerungen an Freud und Leid, Kämpfe, Krisen, Enttäuschungen und große Erfolge, Stunden des Wankens und Erlahmens, und er denkt zurück an den unvergeßlichen Ideenaustausch mit den großen Geistern, an ihre auszeichnende Freundschaft, findet Beruhigung darin, wie sie unter glücklicheren Umständen über die Arbeit des Verlegers geurteilt haben. Ist doch jüngst erst in Frankreich ge schrieben worden: »Wir wissen, daß vor dem Kriege die deutsche Wissenschaft sich eines Weltrufes erfreute, wir wissen aber auch, daß sie ihn nicht so sehr den deutschen Gelehrten als vielmehr der großartigen Organisation des deutschen Verlagswesens zu dan- ken hatte-. Anerkennung aus feindlichem Munde — die glänzendste Ge nugtuung, die unserem Fach werden kann. Deshalb sind wir überzeugt, daß Nur wahrhaft treue Hüter und Wächter, tapfere Vorkämpfer einer großen Sache sind. In dieser Überzeugung offenbart sich, lebt, arbeitet, wirkt und schasst — die Ver- legerseele. Der serbische Buchhandel. Unter dem Titel »Bücher in Belgrad» habe ich im Jahre 1917 gleichfalls an dieser Stelle (Bdl. 1917, Nr. 169) von der Lage des Buchhandels in Belgrad bzw. Serbien den interessier ten Kreisen Nachricht gegeben. Im Anschluß an die seither eingelretene politische Veränderung haben sich im ganzen wirt schaftlichen Leben und besonders im Buchhandel einschneidende Veränderungen vollzogen. Während der Besetzung des Landes durch die Truppen der Zentralmächte war der Buchabsatz in den in Betrieb gebliebenen einheimischen Sortimcnlsgeschäslen ziem lich vrachgelcgl, und nur die von einer österreichisch-ungarischen Gesellschaft in Belgrad cröfsnele Buchhandlung vertrieb Bücher, hauptsächlich belletristischer Richtung, aber fast ausschließlich nur an Militärs, wogegen sich das einheimische Publikum vom Bü- cherankaus mehr oder minder fernhielt, um so mehr, als die ge nannte Buchhandlung nur Bücher in deutscher und ungarischer Sprache auf Lager hatte. Die Befreiung des Landes brachte di« bllcherkaufende Jir- telligenz des Landes, die sich in der Mehrzahl im Auslande aus gehalten hatte, sowie die verschiedenen Institute wieder ins Land zurück, an dir Stätten ihrer früheren Arbeit. Zahlreiches ausländisches Militär belebte den Verkehr, mit der Erhebung Belgrads zur Hauptstadt des neugebildetcn Königreichs 8118 (der Serben, Horvatcn und Slowenen) setzte gleichfalls ein starker Zll- zug von Behörden, Instituten, Handelsfirmen und Einzelper sonen ein, und so war für die bestehenden Sortimentsbuchhand« liingen eine glänzende Zeit angebrochen, die bis heule nicht nur keine Abschwächung, sondern eher eine fortwährende Steigerung des Absatzes erkennen läßt. Neben den Publikationen im serbischen Sprachidiom in cyrillischen Lettern und im kroatischen Idiom mit lateinischen Lettern waren es Erscheinungen in französischer, englischer und italienischer Sprache, nach denen in erster Reihe gefragt wurde; neuerlich gesellen sich auch Bücher in russischer Sprache hinzu, die vornehmlich in den Kreisen der vor dem Bolschewismus aus Rußland nach hier zugewanderten Russen ihre willigen Abnehmer finden. Der Vertrieb von Erscheinungen in deutscher Sprache be gegnete nach Beendigung des Weltkrieges begreiflicherweise ge wissen Schwierigkeiten, die jedoch immer mehr geschwunden sind; heute sind in den Schaufenstern der meisten Buchhandlungen deutsche Bücher in sogar stattlicher Anzahl zu sehen, seit kurzem auch politische Tageszeitungen. Der Absatz deutscher Romane und leichter Unterhaltungsliteratur ist Wohl kein bedeutender, hingegen wächst die Nachfrage nach Erscheinungen hauptsächlich wissenschaftlicher und sozialpolitischer Richtung von Tag zu Tag. — Die überragende Stellung der deutschen Forschung, der deut schen Wissenschaft findet ungewollt und indirekt ihre Anerken nung in der bemerkenswerten Tatsache, daß die Intelligenz und die wissenschaftlichen Kreise dieses Landes trotz aller Lockungen und Bemühungen ihrer französischen Freunde <an Stelle der auf gelösten österreichisch-ungarischen Buchhandlung ist eine solche der französischen Firma Hachette L Cie. getreten) Mehr denn je auf die in deutschen Werken niedergelegten Früchte deutscher Forschung und deutschen Wissens greift. Mag diese Erschei nung auch einzelnen deutschen Verlegern wissenschaftlicher Rich tung schon aus den ihnen seitens der Belgrader Sortimentsbuch- handlungen zukommenden Bestellungen ausgefallen sein, so glaube ich, diese interessante Tatsache auch der Allgemeinheit des deut schen Buchhandels an dieser Stelle zur Kenntnis bringen zu sollen. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, daß nach dem Beschluß ! des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler nach Jugoslawien >und damit nach dem früheren Serbien deutsche Erscheinungen 1131
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder