Robert Müller schreibt in der „Miener Mttagszeitung": Ich lese soeben den Dada-Almanach des Richard Huelsenbeck, im Erich Reiß-Verlag, Berlin, erschienen. Das ist ein schlanker Band, und er ist ungeheuer amüsant, ich kann ihn nur empfehlen. Er ist so bunt, es steht wirklich alles darin, man glaubt „Die Woche" oder „Das Heimchen am Herd" oder „Über Land und Meer" zu lesen; Molen, Wahlmanöver, Bazillenentdecker, Detektivs, Filmprinzessinnen in Wort und Bild und dazu ein Alte-Tanten-Roman oder ein Backfisch- Gedicht — ja, genau das alles steht im Dada, nur mit dem zynischen Akzent des Weltmannes, der aber diese Dinge nicht verabscheut, sondern liebt, weil sie da, da sind, vorgetragen. Schon in der äußeren Aufmachung ist der Dada-Almanach wie ein Familienblattkalender angetan, er will eben gar nichts anderes fein, als die direkte Wiedergabe des modernen wedekindschen Kitsch-Bedürfnisses und dessen Stillung. „Stilles Glück" nennt sich zum Beispiel eine parodistifche Photographie, die den Dadaistenführer John Heartfield mit Frau und Rind unter dem Weihnachtsbaum zeigt, wie etwa unter ähnlichem Titel die „Woche" ein Bild „Kaiser Karl im Schoße seiner Familie in Mangins" bringen würde oder „Der deutsche Präsident mit seinen sieben unehelichen Kindern" (natürlich adoptiert). Das alles ohne Kommentar, naiv und dadurch so scharf hervortretend. Es ist gar kein Kunststück, dadaistische Kunst zu machen, das Kunststück besteht nur darin, nicht auf zubrausen, wenn man sie bemerkt, und dieses Kunststück bringen nur ganz wenige erlesene Menschen zusammen. Preis U 27lark. Erschienen im Verlage Erich Reiß » Berlin M. 62.