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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-11-20
- Erscheinungsdatum
- 20.11.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 262, 20. November 1920. Phrasen geworden wie das deutsche. Nichts von alledem ist in Erfüllung gegangen, was so viele aus dem Frieden erhofft hatten. Der Feind ist geblieben und führt Krieg mit anderen und schändlicheren Mitteln fort. Gerade wir im Mitteldeutschen. Verbände werden durch das kulturschänderische Treiben der Franzosen, die die schwarze Pest gegen wehrlose friedliche Deutsche entfesselt haben, unmittelbar berührt und wir denken dabei besonders unserer im besetzten Gebiet wohnenden Kol legen. Möchten sie trotz allem nicht mürbe werden und stets Vorkämpfer deutscher Art und deutscher Kultur bleiben! Aber nicht nur unsere Feinde machen das Wort Friede zu schanden, im Innern unseres Landes gärt und brennt es noch überall. Der Erzberger-Friedcn beginnt sich immer fühlbarer zu machen. Überall wirtschaftliche Schwierigkeiten, Arbeits- losigkeii, Teuerung, letztere z. T. verursacht durch gewissenlose Ausbeuter, Wucherer und Schmarotzer. Was der Schandsliede von Versailles und das Gewalldiktat von Spa noch übrig ge lassen haben, wird die Erzbergerschc Steuergesetzgebung vernich ten, die viel besser als Sozialisierung und Kommunalisierung das deutsche Volk und das deutsche Wirtschaftsleben — wenigstens in Preußen — einer Rätediktatur auszuliefern geeignet ist, wenn nicht noch in letzter Stunde das Bürgertum erwacht und dem Beispiel Süddeutschlands folgend sich kräftig zur Wehr setzt. Auch der deutsche Buchhandel droht in ernste Existenzkäinpfe verwickelt zu werden, deren Ausgang nur mit Schaden — viel leicht dauerndem — verbunden sein kann. Diese Tatsache ist um so bedauerlicher, als der Kamps in den eigenen Reihen ohne Not entfesselt worden ist und in geradezu frivoler Weise den seitherigen guten Ruf des deutschen Buchhandels in der Öffent lichkeit aufs Spiel setzte. So mehren sich im »Frieden- für uns fortgesetzt die Schwierigkeiten, und es bedarf äußerster Anstren gungen, derselben Herr zu werden, damit nicht unsere ganze Organisation und alles seither Erreichte unwiederbringlich ver loren geht. Das Sortimmt kann auf gute Geschäftsjahre zurückblicken, die es ihm möglich gemacht haben, freier und kaufmännischer zu arbeiten, seine Angestellten besser zu entlohnen, den Verleger durch erheblich größere feste Bezüge zu stärke» und dessen Risiko dadurch erheblich zu vermindern. Trotzdem wird kein Sorti menter als Kriegsgewinnler bezeichnet werden können, im Ge genteil, es zeigt sich, daß die höheren Umsätze nur ein Schein- Geschäft waren, da die Einnahmen zu Lager-Ergänzungen, der rapid steigenden Preise zufolge, nicht ausreichen. Von Rück lagen kann daher keine Rede sein, die Steuerabgaben bedrohen vielmehr jeden Einzelnen unrettbar mit neuem Verschulden. Noch schwieriger liegen die Dinge beim Verlag. Während früher jede notwendig werdende neue Auflage ein freudiges Ereignis war, ist sie jetzt Gegenstand stets größerer Sorge. Die Papier preise weisen zum Teil nur einen geringen Rückgang auf, Drucker- und Buchbinderpreise steigen durch stets neue Lohnforderungen beständig. Anstatt geschlossen im Buchhandel gegen die Verteile- rungspolitik im Buchgewerbe Stellung zu nehmen, wozu die neben sonstigen Reserven verteilten hohen Dividenden der Papier fabriken allen Anlaß bieten, bekämpfen sich leider Verlag und Sortiment in der Öffentlichkeit, indem einer dem andern zu hohe Preise und zu hohen Nutzen vorwirft. Fürwahr ein kläg liches Bild eines Berufs, in dem einer auf den andern jederzeit angewiesen war und angewiesen sein wird. Diese Hinweise führen gleich zu der Frage, die den Buch handel fast unausgesetzt während des letzten Jahres beschäftig hat: dem Teuerungszuschlag. Unser Verband hatte im September v. I. in einer Entschließung den Börsenverei» ge beten, die geeigneten Schritte zwecks Erhöhung des Teuerungs zuschlags alsbald zu tun. Dem Zwange der Lage folgend, ist auch in unserm Verband die Erhöhung auf 207» in einzelnen Städten (Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Mainz) früher ein getreten, als sie vom Börsenverein genehmigt und vom Verband beschlossen war, und es mag dahingestellt bleiben, ob die Er höhung seitens des Börsenvereins überhaupt im Januar d. I. erfolgt wäre, wenn das Sortiment nicht zur Selbsthilfe in den teuren Städten geschritten wäre. Immerhin mutz erwähnt Wer ls« t, den, daß der Verlag aus diesem eigenmächtigen Vorgehen des Sortiments für sich das Recht ableilete, sich nun seinerseits auch nicht an die Nolstandsordnung zu halten. Dieselben Verleger freilich, die vom Sortimenter eine peinliche Achtung de.r Gesetze verlangen, haben die Nolstandsordnung ihrerseits bei direkten Lieferungen auch mit nur 107« Zuschlag nicht anerkannt. Die Durchführung auch des 207«igen Teuerungszuschlags, der im Januar verfügt wurde, ging glatt vor sich, auch das Reichswirtschaftsministerium erkannte seine Berechtigung an. Hatte der Vorstand des Verlegervereins noch zur Ostermesse an erkannt, daß die veränderte Lage die Erhöhung des Teuerungs-' Zuschlags rechtfertige, so ließ sich der gleiche Vorstand im Juli d. I. zu einer Maßnahme einer Minderheit von 29 Verlegern benutzen, die dem Ansehen des Buchhandels ungeheuer geschadet hat. Auch in unserm Bezirk waren wir genötigt, Gegenerklä rungen zu veröffentlichen, und die Presse hat mehrfach eingesehen, wie «inseitig und daher verfehlt das Vorgehen und die Vorwürfe des Verlegervereins waren. Eine Beilegung und Klärung wurde allgemein durch die Marburger Tagung des Verbandes der Kreis- und Ortsvcreine erwartet, die aber von dem Verleger verein leider überhaupt nicht beschickt wurde. Statt einer Klä rung wurde die Versammlung vor die Annahme neuer Richt linien gestellt, die Geheimrat Siegismund ausgestellt hatte und die auch in vorgerückter Stunde eine Mehrheit fanden, am Tage darauf aber in einer Gildeversammlung wieder abgelehnt wur den. Statt der neuen Siegismundschen Richtlinien hatte u. a. auch Ihr Vorsitzender Revision der Notstandsordnung beantragt, die gelegentlich einer für Mitte Oktober vorgesehenen Hauptver sammlung des Börsenvereins vorgenommen werden sollte. Statt dessen wurde aber nur zu einer Versammlung der Vorsitzenden der Vereine eingeladen. Das Ergebnis dieser Versammlung wird uns in unserer heutigen Sitzung vornehmlich noch be schäftigen. Andere Vorkommnisse von allgemeiner Bedeutung möchte ich nur kurz streifen, da sie in den Jahresberichten anderer Ver eine wiederholt so ausführlich behandelt wurden, daß ich hier das bereits gedruckt Vorliegende nur wiederholen könnte. Die Verkaussordnung für Auslandliese rungen war und ist besonders heute ein Schmerzenskind des Börsenvereins, das aus den Krankheiten offenbar gar nicht her auskommen kann. Die Geburt dauerte schon lange, sodatz fixe Brüder zuvor noch möglichst viel beiseiteputzen konnten, ehe das Kind überhaript zur Welt kam und das Reich mit dem Aus fuhrverbot Pate stand. Die stets gleichmäßige Nahrung bekam dem Kinde noch schlechter, die sich viel mehr dem Stande der deutschen Bllcherpreise und dem Valutawechsel hätte anpassen müssen. Trotzdem darf es nicht einfach totgeschlagen werden. Dcnn schon durch eine sofortige und unerhoffle Herabsetzung der Umrechnungskurse würden die deutschen Kollegen im Auslande schwer geschädigt, wieviel mehr durch eine gänzliche Aufhebung. Der Tiefstand unserer Mark hat schon wieder eine Hochflut von Schiebern, Spekulanten und Schmugglern über den Rhein gelockt, und es darf vom deutschen Standpunkt gewiß der Wunsch nicht als unberechtigt angesehen werden, daß wir für ein deutsches Buch vom Ausland so viel lösen, daß wir in der Lage sind, ein gleichwertiges Buch vom Ausland dafür wieder einkaufcn zu können. Es ist ein Selbstschutz, wie cr bei dem unerhörten Tiefstand der Valuta sicher nicht unberechtigt ist. Aber die Be stimmungen müssen andererseits so sein, daß für das Ausland immer noch ein starker Anreiz zum Kausen deutscher Bücher vorhanden bleibt. Das ist um so mehr nötig, als seitens Frank reichs und Englands außerordentliche Anstrengungen zur Verdrän gung des deutschen Buches und zur Förderung der eigenen Pro duktion gemacht werden. Doch berührt diese Frage mehr den Verlag als das Sortiment. Am wenigsten zufrieden mit der Valntaordnung ist das Aniiguariat, und gerade von Frankfurt aus sind fortgesetzt Anträge auf Vereinfachung der Bestimmungen und Einrichtung einer Außcnhandelsnebenstelle für Frankfurt er- gangen. Ich bezweifle, daß die letzteren Wünsche Erledigung im SiM'-? der Antragsteller finden.
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