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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1918
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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,X: 176. 31. Juli 1918. Redaktioneller Teil. wieder gesehen, nicht trockene Titelausführungen, sondern kurze Nollzen über die Verfasser, ihre Absichten mit den Büchern, ihre früheren Werke, Inneres und Äußeres der Novitäten. Demuih legte die Berichterstattung nieder, und sie wurde von mir fort- gesührt. Als 1866 die große landwirlschastliche Ausstellung in Wien abgehalten wurde, unternahm es die Firma, dieser eine Litera tur der Landwirtschaft des In- und Auslandes der letzten zehn! Jahre vorzulegen. Ich übernahm die Bearbeitung. Es war eine lehrreiche, aber sehr mühselige Arbeit. Es gab damals keine Schlagwortkataloge, es mutzten also für Deutschland die 20 Hinrichsschen Halbjahrskalaloge Blatt für Blatt durchgesehen und die Titel ausgezogen werden. Für das Ausland die Jahr gänge des kublisbers' Oiroilnr und der lZiblivAruppie <le In 1'innen. Ich hatte nur die Abendstunden und die Sonntage für diese Arbeit. Ach, die Sonntage widmete ich so gern der herrlichen Wiener Umgebung. Welche Stadt kann sich eines gleichen Reich tums rühmen! Da ist die interessante Donauniederung, dann die so ganz verschiedenen Waldberge in nächster Nähe um Wien, zu Fuß und mit Stellwagen leicht zu erreichen. Von ihren Gipfeln grüßten und lockten in der Ferne die Schneehäupier des Semmering zu größeren Ausflügen mit der Bahn. Wenn es nur irgend möglich war, wurde von allen Geschäftsgenossen und auch von mir oft schon am Samstagabend zu Nachtwande rungen der Wanderstab in die Hand genommen. Es verschlug mir nichts, ganz allein zu wandern, aber allmählich hatte sich doch ein zwangloser kleiner Kreis von Kollegen zusammcngesunden, mit denen ich wandern konnte. Köstliche Tage, mitunter kleine Abenteuer mit sich bringend! Ach, sie sind wohl alle tot, die sich mit mir einst des Lebens freuten! War das ein angenehmer Verkehr, so blieb ich doch in allen diesen Jahren mit einem ganz allein, mit meinem religiösen Empfinden und meiner inneren Entwicklung. Nicht eine Seele trat mir nahe, mit der ich ein Wort hierüber hätte reden kön nen. Dem so innerlich reichen evangelischen Leben in Ham burg gegenüber versagte die evangelische Kirche Wiens gänzlich. I» ihr konnte mau damals nur schöne moralische Reden hören. Wie anders wird es jetzt sein! So war es unvermeidlich, daß die Schönheit des katholischen Kultus, die wundervollen reich mit herrlicher Musik geschmückten Gottesdienste meine Seele erfüllten und lockten. Allein der Sankt Stefans-Dom, unmittel bar beim Geschäft gelegen, war eine wirksame Steinpredigt. Es gab Zeiten, da ich jeden Tag eine Mittagsstunde in ihm zu brachte, seinen äußeren und inneren Bau mit allen mir damals zugänglichen literarischen Hilfsmitteln studierend. Ein nord deutscher konvertierter Jesuilenpater Klinkowström war in jenen Jahren wohl die gefeiertste Persönlichkeit des kirchlichen katho lische» Lebens. Seine begeisterten, geschickten Predigten füllten seine Kirche, die große Universitätskirche, bis auf den letzten Platz. Sie überzeugten mich nicht, aber sie interessierten als etwas Neues, ganz Anderes als das Gewohnte mich so sehr, daß ich nach langem Zagen und überlegen den Entschluß faßte, ihn aufzusuchen. »Ist Pater Klinkowström zu sprechen?« »Ja, treten Sie näher«, sagte mir mit geneigten Blicken der mir öffnende dienende Bruder. So stand ich bald vor dem hageren, asketischen, ernsten Mann. Ich muß furchtbar schüchtern und verlegen gewesen sein, denn er verstand mich gar nicht, sondern hielt mich für einen Schnurranten, der ihn anbetteln wollte. »Silber und Gold habe ich nicht«, begann er, fuhr aber nicht wie der Apostel fort, sondern sagte: »dennoch will ich Ihnen drei Dukaten schenken, Daus ts peräueat, reckueat, conckueat. Wenn Sie dies richtig betrachten, haben Sie drei vollwichtige Du katen«. Ich war über dieses wohlfeile Almosen sehr erstaunt, faßte mich endlich, klärte ihn auf, und so kam ein Gespräch zu- stände, das aber, wie es in solchen Fällen meistens geht, gar bald im Sande verlief. Was ich ihm an Fragen vorlegte, ver stand er nicht oder wollte er nicht verstehen. Er geriet bald in ein großes Rühmen, wen er alles an Grafen und Baronen zum Übertritt gebracht hatte, was mich natürlich anwiderle, kurz, ich war froh, als sich die schöne Rokokoiür wieder hinter mir schloß. Etwas blamiert fühlte ich mich doch. Ich habe ihn nicht wieder gesehen und bin auch geistvolleren späteren Versuchen gegen über nicht katholisch geworden. Am l. Januar 1868 übernahmen die Herren Pauli und De muih die neue Firma Gerold L Comp. Man erwies mir noch die Ehre, den Verkaufsvertrag als Zeuge zu unterzeichnen, und allerdings hätte man niemanden finden können, der aus treuem, dankbar ergebenem Herzen der neuen Firma und den neuen Herren inniger hätte Glück wünschen können als mich. Bis zum Mai 1891 konnten die beiden Freunde das schöne Geschäft in steter Harmonie gemeinsam führen. Pauli starb, vom Schlag gerührt, am 13. Mai 1891. Sein Sohn Hugo Pauli junior trat ein. Roch bis zum Ende des Jahres 1896 konnte er mit Demuih zusammen arbeiten, dann übernahm er das Geschäft allein. De muih lebte noch als Privatmann glücklich, sich selbst und allen, die ihn liebten, zur Freude. Am 6. Dezember 1901 verschied er im 81. Lebensjahre. Am I. Oktober 1868 verließ ich Wien mit schwerem Herzen. Meine Jugendzeit war abgeschlossen. 1873 wollte ich Wien Wiedersehen. Zwölf Stunden nach meiner Ankunft zwang mich eine Todesnachricht aus meiner nächsten Verwandtschaft zu so fortiger Abreise. Ich habe die geliebte Stätte glücklicher Jugend zeit nicht wieder gesehen. Habe ich nun recht getan, in dieser schweren Zeit, in diesem entsetzlichsten Kriege, den die Welt je gesehen hat, diese harm losen Erinnerungen aus einer vergangenen andern Welt nieder zuschreiben, ja andern zuzumulen, sie zu lesen? Ist nicht alles Empfinden und Denken ganz und gar von den Tagesereignissen und der Gestaltung der Zukunft beherrscht? Ach, das ist nur zu wahr! Aber wie man dennoch sich der Sonne noch freut und der schönen Sommerwelt, ist es, glaube ich, berechtigt und den armen sorgenden Sinnen zu gönnen, hier und da mit den Ge danken aus der Welt des Tages in alle glücklichere Zeiten und Erinnerungen zu flüchten, sich ihrer zu erfreuen und neue Kraft und Hoffnung für die Zukunft zu gewinnen. In solchem Sinne habe ich gehandelt. Unser Vaterland, unsere Zukunft kann nur Gott retten und unser eigener Aus- und Durchhalten. »Trotz alledem«, so denken unsere Brüder in Waffen draußen, und so sollten wir alle denken. Hierzu gehört aber Vertrauen und in nere Ruhe, die wohl aus der Betrachtung der Geschichte ge wonnen werden können. Habe ich mit meinen Erinnerungen nur einigen für die Geschichte unseres Berufes nicht gleichgül tigen Kollegen für eine kurze Zeit eine kleine Freude bereitet, so ist ihr Zweck reichlich erfüllt. Gott helfe uns allen zum Frieden, zum Siege und zu einem neuen Leben! Z. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Die Firma Schmidt L Spring, Jugend- srcundverlag in Leipzig, besteht am 1. August 75 Jahre. Am 1. August 1843 erwarben C. A. Schmidt und Louis Spring von Carl Hofsmann in Stuttgart sämtliche in dessen Verlage bis da hin erschienenen Jugendschriften und gründeten bannt die Firma Schmidt L Spring in Stuttgart. Unter diesen Jugendschriften befan den sich in der Hauptsache solche von Franz Hofsmann. Spring trat jedoch bereits nach Jahresfrist wieder aus der Firma aus, und Schmidt wurde nun alleiniger Inhaber. Kranz Hoffmann war und blieb sitr lange Zeit der Hanpt-Autor des Verlages; seine Schriften, die iveite Verbreitung sandcn, erschienen bald ausschliestlich bei Schmidt L Spring. Er schrieb die Erzählungen sür die nach ihm benannte Jugendbibliothek und gab seit 1848 den Neuen Deutschen Jugendfreund heraus, zuerst in zwölf Monatsheften, später als Jahrbuch. Aber mit der Zeit und besonders unter den späteren Inhabern der Firma traten dann noch viele andere namhafte Jugendschriftsteller und -schriftstel- lerinnen mit dem Berlage in Verbindung, so vor allem Oskar Höcker, der an Stelle von Kranz Hosftnann die Erzählungen für die Jugend bibliothek und den Jugendfreund bearbeitet, Clara Cron, Johannes Trojan, E. von der Decke», Carl Tanera, Richard Roth, I. Pcderzani- Weber usw. Am 18. Juni 1881 ging das Geschäft I» den Bcsiv des Herrn Emil Barth über, der die Firma am 1. Juli 1888 an de» fetzigen Inhaber Herrn Anton Hase weitergab. Von diesem wurde sie bei der Übernahme nach Leipzig verlegt. Ostermkstabrechnung und Zahlungsverkehr mit de» Buchhändler» in Reval. — Die »Mitteilungen des Deutschen Perlegervereins- 467
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