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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1886
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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geschmückten und freudig erregten Menge dicht besetzt. Die Fahnen träger stellten sich mit ihren Bannern hinter die Rednerbühne und gaben dieser einen farbenprächtigen Hintergrund. Als die Töne des Wagnerschen Kaisermarsches, welcher während des Aufmarsches des Zuges gespielt wurde, verklungen waren, betrat der erste Vorsteher des Börsenvereins Herr A. Kröner die Rednerbühne und hielt mit weithin vernehmlicher Stimme folgende Ansprache: Hochverehrte Anwesende! Fünfzig Jahre sind verflossen, seit unsere zu einem Börsen verein der Deutschen Buchhändler geeinigten Geschäftsvorfahren das erste Buchhändlerhaus in dieser Stadt einweihten, unsere gegen wärtige Buchhändlerbörse in der Ritterstraße, von welcher aus wir heute in feierlichem Zuge hierher gekommen sind, um den Grund stein eines neuen deutschen Buchhändlerhauses zu legen. Von allen denen, welche jenes Einweihungsfest mitbegingen — und wir haben ja noch ehrwürdige Zeugen desselben unter uns — hat wohl keiner gedacht, daß schon nach so verhältnismäßig kurzer Zeit die Notwendigkeit der Erbauung eines neuen deutschen Buchhändlerhauses sich geltend machen würde. Unser Börsenverein war im Jahre 1836 auf 570 Mitglieder angewachseu, welche — wie der damalige Vorsteher des Vereins in seiner Einweihungsrede mit Stolz hervorhob — »nicht nur über Deutschland, sondern von der Themse bis zum Ursprung des Rheins, von der Seine bis zur Newa sich erstreckten«. — Man glaubte damals »für die spätesten Zeiten« gebaut zu haben. Heute aber — nach nur fünfzig Jahren — zählt der Börsen verein der Deutschen Buchhändler 1610 Mitglieder, welche über alle Teile der civilisierten Erde verbreitet sind, und der damals ein- geweihte, für Jahrhunderte berechnete Bau hat sich als für die gegen wärtigen Verhältnisse nicht mehr zureichend erwiesen. Sollen wir nun darüber klagen, daß man sich damals getäuscht hat? Gewiß nicht! Nur mit Gefühlen des herzlichsten Dankes sei auch heute wieder der Männer gedacht, welche die erste Buchhändler börse in Leipzig planten und zur Ausführung brachten und damit dem geeinigten deutschen Buchhandel einen auch äußerlich sichtbaren festen Mittelpunkt schufen. Und zudem: die Notwendigkeit des Neubaues, vor welcher wir stehen, ist ja eine im höchsten Grad erfreuliche. Sie beweist aufs schlagendste den außerordentlichen Aufschwung des deutschen Buch handels innerhalb der letzten fünfzig Jahre. Fragen wir nun aber nach den Ursachen, welche diesen Auf schwung bewirkten, so ist in erster Linie mit dankerfülltem Herzen zu nennen die i» dieser großen Zeit vollzogene nationale Wieder geburt Deutschlands, die Wiederherstellung des deutschen Kaiser reichs, die Kräftigung des deutschen Nationalgefühls, die Blüte unserer deutschen Litteratur, Wissenschaft und Kunst, zugleich mit dem Ausbau unserer Gesetzgebung auf dem Gebiete des litterari- schen Rechtsschutzes, welcher während dieses ganzen Zeitraumes unter thätiger Mitwirkung des Buchhandels von den Einzelregierungen wie später vom Reich ununterbrochen gefördert worden ist. Ehrfurchtsvollen Dank sind wir schuldig im Hinblick aus die unermüdliche und weise Fürsorge, welche dem Buchhandel und dem gesamten Buchgewerbe von jeher und noch bis in die neueste Zeit herein von den Regenten dieses Landes und speciell von Sr. MajestätKönig Albert von Sachsen, sowie von der Königlich Sächsi schen Regierung zuteil wurde. Die segensreiche Entwickelung nicht nur des sächsischen, sondern des gesamten deutschen Buchhandels ist zum großen Teil hierauf zurückzuführen. Mit hoher Anerkennung müssen wir ferner der Städtischen Behörden Leipzigs, des Rates und Stadtverordneten-Kollegiums gedenken, welche in klarer Erkenntnis der Bedeutung des Buch handels für diese Stadt unsere Interessen stets in wohlwollendster Weise berücksichtigt haben. Ihrem hochherzigen Entgegenkommen verdanken wir ja auch die Schenkung dieses Baugrundes und damit eine wesentliche Erleichterung in der Ausführung unseres neuen Vereinshauses. Dank sei hier auch gesagt all' den Männern, welche in hin- gebender Arbeit die Vorbereitungen für die Ausführung dieses Baues förderten, insbesondere den Mitgliedern des Preisgerichts und des Bauausschusses. Sie alle haben ihren Anteil an der Her beiführung des festlichen Ereignisses, welches uns hier versammelt. Von überallher, aus allen Teilen Deutschlands und vom fernsten Auslande sind die Mitglieder des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler hier erschienen, um der Grundsteinlegung zu ihrem neuen Vereinshause beizuwohnen, welches sich an dieser Stelle unter der treuen Hut Leipzigs erheben und Zeugnis ablegen soll Von der dem deutschen Buchhandel innewohnenden Tüchtigkeit und Schaffensfreudigkeit. Mögen diese Eigenschaften ihm auch künftig erhalten bleiben! Möge es immer wahr und lebendig bleiben, das Wort, welches bei der Grundsteinlegung für unser altes Haus ein hervorragender Festredner aussprach: »Dieser Bau soll den sichtbaren Vereinigungspunkt bilden des edelsten Zweiges unserer Nationalindustrie, des gesamten deutschen Buchhandels.« — Das walte Gott! Als der Redner geendet hatte, verließ Herr Oberbürgermeister v>. Georgi das Zelt der Ehrengäste, bestieg die Rednerbühne und begann: Hochansehnliche Festversammlung! Wenn an diesem festlichen Orte und in dieser feierlichen Stunde mir, dem Vertreter der Stadt Leipzig, es vergönnt ist, ein Wort zu Ihnen zu sprechen, so muß ich dafür den Ordnern dieses Weiheaktes besonders dankbar sein; wird es doch dadurch von vornherein zum Ausdrucke gebracht, in welch nahen und innigen Beziehungen unsere gesamte Stadt zu dem hier sich vollziehenden Ereignisse steht, und wird doch dadurch unserer Stadt das Recht gewährten erster Linie den Festesgruß zu bringen, der heute aus tausend Herzen, aus dem ge samten deutschen Vaterlande und von überall her, wo geistige Kultur vorhanden, nach dieser Stätte eilt. Uns alle aber, die wir mit Fahnen und Zeichen und in genossenschaftlichem Verbände diesen Platz umstehen, durchdringt wie die, welche von der Ferne ihre Ge danken hierher richten, ein Gefühl, das ist das Gefühl von der Größe und Bedeutung dieser Stunde, und dieses Gefühl ist es, welches uns den Festgruß auf die Lippen legt. Und worin liegt für uns die Bedeutung des Werkes, welches hier entstehen soll? Ich meine, sie liegt in erster Linie in dem Be rufe, welchem es gewidmet ist. Zu einem neuen Hause des deutschen Buchhandels soll hier der Grundstein gelegt werden, ent sprechend dem gewachsenen Umfange dieses Handelszweiges soll ein neues weiträumiges, den Bedürfnissen entsprechendes Haus hier er richtet werden. Wer den Platz hier mit seinen Augen umspannt und damit die Räume in Vergleichung zieht, die wir soeben verlassen haben, dem wird es ja schon an diesem äußeren Maßstabe klar werden, wie mächtig die Organisation sein muß, welche hier ein neues Heim sich sucht; und in einer Zeit, wo wir den wirtschaftlichen Verhältnissen glücklicher Weise wieder eine größere Aufmerksamkeit zuwenden und die Bedeutung der wirtschaftlichen Kräfte und ihrer gesunden Ent wicklung für die Gesundheit des gesam en Volkslebens besser zu si?8*
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