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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1886
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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Hochgeehrte festliche Versammlung! Der Grundstein ist gelegt, die Urkunde versenkt und festge mauert in der Erden mit feierlichen Spruch und Hammerschlag durch Menschenmund und Menschenhand. Doch der Segen kommt von oben. Gleich wie wir diesen Stein nicht haben schließen mögen, ohne zu danken für des allmächtigen Gottes Segen mit dem lob freudigen Psalm »Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren«, so wollen wir auch von diesem Stein nicht hinweggehen und aus einandergehen in die nahen und fernen Gaue des deutschen Vater landes, ohne gemeinsam zu bitten um den heiligen und allerhöchsten Segen, daß er das angefangene edle Werk gelingen und diesen Grundstein eines neuen Buchhändlerhauses werden lasse nicht nur zu einem neuen Denk- und Ehrensteine in der Geschichte des deut schen Buchhandels, sondern zugleich zu einem neuen Baustein in dem geistigen Mauerwerk deutscher Einigkeit, zu einem Opferstein in dem hehren Dienst deutscher Litteratur und Kunst, zu einem Edelsteine in dem ehrenvollen Geschmeide dieser altehrwürdigen deutschen Stadt. Seit den Stein, in welchem einst Moses die zehn Gebote des ewigen Sittengesetzes gegraben, seit den heiligen Schristrollen des Altertums auf Papyrus und Pergament, seit dem Buch der Bücher, durch welches das Christentum seinen Einzug in die Völker ge halten, sind die Merksteine in der Geschichte der Bücher auf Erden zugleich immer Merk- und Mahnzeichen des sittlich-religiösen Standes der Völker gewesen. Seit den Anfängen eines ausgedehnten buchhändlerischen Verkehrs zu jenen alten Zeiten, da im kaiserlichen Rom die Fronten ganzer Stadtteile Magazine der Buchhändler waren und Versammlungsort der Gebildeten zugleich, da in Alexandria die öffentliche Bibliothek bereits mit mehr als 700 000 Bänden ausgestattet war, bis zu den Büchermessen in Frank furt am Main, wo im Jahre 1564 der erste Meßkatalog 256 neu erschienene Werke anzeigte, und zu den Buchhändlermeffen, wo gegenwärtig die neugedruckten Bücher nicht mehr nach Hun derten und Tausenden, sondern nach Zehntausenden zählen, ist der Buchhandel der Kraftmesser der geistigen Kultur der Völker und unseres deutschen Volks zumal. Gar manchen Stein ans seiner Ehrenkrone hat es in schwarzen, schweren Zeiten verloren durch Räuberhand von außen, durch rohe Mächte in seiner eignen Mitte, aber ein Stolz und Edelschmuck ist ihm zu allen Zeiten ge blieben, seine Bücher, und wenn man für das deutsche Volk nach einem Symbol zu suchen hätte, für diese Stadt insonderheit ein Wappenbild noch fehlte, es könnte kaum ein anderes sein als das Wahrzeichen eines Buches. Das deutsche Buchhändlerhaus aber, wie es bisher im Herzen Deutschlands steht, ein heiliges Wächtertum, das deutsche buchhänd lerische Ehre gepflegt hat, so stehe es auch in seiner neuen Gestalt einst da, eine heilige Warte der Reinheit und der Einheit der Geistesarbeit des deutschen Volks! Ob es mit unserem Volk und Vaterland fortan aufwärts oder abwärts gehen wird, darüber werden wesentlich seine Bücher, darüber wird wesentlich dies Haus einst mitentscheiden. Möge es erstehen, dauernd, niemals etwas anderes, als ein Herold des freien Worts,-aber des Friedens zu gleich, als ein Hüter der edelsten Güter unsres Volks, des Idealis mus gegen niedrigen Materialismus, des Patriotismus gegen selbstsüchtigen Partikularismus, der Gemeinsamkeit gegen jedwede Gemeinheit, der Sittlichkeit und der Gottesfurcht gegen alles, was beides, Religion und Sittlichkeit, in unsres Volkes Herzen zu unter graben trachtet, als ein Opferherd heiligen Feuers und ein Altar des Menschengeistcs, der bei all seinen Werken nicht vergißt: wir sind menschlichen Geschlechts, und nicht vergißt, daß einst das erste auf deutscher Erde, Gott Lob!, gedruckte Buch das Buch der Bücher gewesen, das Buch, welches im Neuen Testament feierlich anhebt: »Im Anfang war das Wort« und majestätisch schließt mit dem Hin weis auf die Bücher des Gerichts, welche von dem geschrieben werden, der selbst in dem großen Buch der Weltgeschichte ist das A und das O, der Anfang und das Ende. Zu Ihm, der da ist und der da war und der da sein wird von Ewigkeit zu Ewigkeit, zum Gott unserer Väter und unserem einigen Gott und Herrn erheben wir unsere Hände und beten: Heiliger, ewiger Gott, wo Du nicht das Haus baust, da arbeiten umsonst, die daran bauen, was Du aber segnest, das ist gesegnet ewiglich! So segne denn das Werk, das heute im Ausblicke zu Dir begonnen worden, und das Du mit Deiner Allmacht, Hilse und Gnade wollest gelingen und vollendet werden lassen zu Deines heiligen Namens Ehre, zu unsres teuren deutschen Volkes Licht und Heil, zu dieser Stadt Schmuck und Zier! Segne aller Hände Arbeit an diesem Bau und schütze und schirme der Arbeiter Leib und Leben. Segne, Herr Gott, unfern teuren König und sein Haus, segne unsern geliebten Kaiser und das gesamte Deutsche Reich und Vaterland, segne die Arbeit des deutschen Buchhandels hier und allerorten und mache Dir dies Haus zur Wohn- und Werkstätte Deines Geistes. Wider allen bösen Geist, der unsres Volkes Heiligstes gefährdet und ihm das Herz vergiftet, laß Deines Geistes Kraft und Gaben hier wirken und walten, schaffen und schöpfen und von dieser Stätte heilende und heiligende Ströme Deines lebendig machenden Geistes ausgehen in unser Volk und in alle Lande! O Herr hilf, laß wohl gelingen, Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände! Höre uns, wenn wir im Namen Jesu Christi, Deines Sohnes, unseres hoch gelobten Herrn und Heilandes zu Dir beten: (Die Versammlung betet tief ergriffen mit dem Geistlichen das Vaterunser.) Und nun nimm hin, festliche Versammlung, und nimm mit dir den Segen deines Gottes: Der Herr, dein Gott, segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Antlitz über dir leuchten und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Amen! Als der gefeierte Kanzelredner geendet, ging eine tiefe Be wegung durch die Versammlung. Die von Herzen kommenden Worte waren in Aller Herzen gedrungen. Da stimmte die Musik die wohlbekannte Weise des Rinkartschen Lobliedes an, aller Häupter entblößten sich, die Ehrengäste erhoben sich von ihren Sitzen und feierlich und inbrünstig tönte von tausend Zungen: »Nun danket alle Gott« erst leise, dann lauter und lauter, und endlich mächtig anschwellend und sich weit hinaus über die Straße fortpflanzend. Und nicht nur die Lippen sangen den Hymnus, auch die Herzen empfanden, daß man Gott für diesen schönen Tag der Weihe zu danken habe. Dann ging die Menge frohbewegt auseinander. Die herrliche, erhebende Feier war zu Ende. Misecllcn. Litterarvertrag. — Der Bundesrat erteilte der Über einkunft mit Großbritannien zum gegenseitigen Schutz der Rechte an Werken der Litteratur und Kunst seine Zustimmung. Ausstellung. — Über die von uns gemeldete Ausstellung von Druckerzeugnissen im Berliner Rathause entnehmen wir der
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