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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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einer Literatur, in der der Sturm geistiger Verantwortung, der durch diese Zeit braust, in vollem Maße zum Ausdruck kommt«. Die sozialdemokratische Partei sammelt die ihr zugeström ten und immer mehr zuströmenden Intellektuellen in Ausschüssen geistiger Arbeiter, die durch Vorträge und andere wissenschast- lichen Veranstaltungen, durch Veröffentlichung von Schriften und ähnlichem das Parteileben neu befruchten sollen. Eine solche Belehrung breiter Massen durch geistige Führer kann Gutes stiften; das Beispiel ist nachahmenswert für alle Parteien. Hier aus würden sich mancherlei lösenswerte Aufgaben für den Buch handel ergeben. Es sei nebenbei erwähnt, daß z. B. die sozial demokratische Literatur außerordentlich reichhaltig ist, das; aber die Voraussetzungen, die für die Entstehung ihres größten Teils maßgebend waren, nun nicht mehr zutreffen, und der Aufbau infolge der veränderten politischen Verhältnisse eine völlige Um gestaltung erfahren muß. Allein auf diesem Gebiet bieten sich gute Ausblicke auf eine erfolgreiche Betätigung. Aber alle diese geistigen Umstellungen auf ein Neues, Ver ändertes, das noch im Flusse, in der Bildung zu einem Kri stallisationspunkt ist, müssen Hand in Hand gehen mit neuen Lösungen aller Fragen der Organisation. Zur Regelung der Bücher-Produktion z. B. wird ein viel engerer genossenschaftlicher Zu sammenschluß der Verleger nötig sein, als ihn irgend eine der bisher vorhandenen Organisationen geboten hat. Die Aufgaben einer solchen engen beruflichen Vereinigung wären überaus mannigfaltig. Sie hätte zuerst eine Zentralstelle zu schassen, die die Interessen aller wahrt und vertritt, sowohl nach außen gegen Schriftsteller (Verfasser), Lieferanten, Behörden, Publikum usw., wie nach innen gegenüber den Berufsgenossen selbst. Regelung der gesamten Pro duktion nach den Aufgaben der Zeit bliebe die Hauptaufgabe. Durch die Arbeit der Zentralstelle müßte ein Boden gemeinsamer Verständigung für Schriftsteller und Verleger geschaffen werden. Sie müßte vollständig ausschließen, daß in Schund und über- spannten Unternehmungen eine Menge Geld und Kraft vergeudet wird. Den Verlegerspekulanten auf die Urteilslosigkeit und die niederen Instinkte der Masse wäre das Handwerk zu legen, den ihnen glcichzustellendcn Schriftstellern eben falls. Junge Talente wären zu schützen, in geschäft licher Hinsicht zu beraten. Das gegenseitige Absagen an erkannter »zugkräftiger« Autoren wäre auszuschließen. Unerfüll bare Ansprüche der Autoren wären in die richtige Bahn zu lei ten. Kurz: ich rufe auf zu einer Arbeitsgemein schaft deutscher Verleger, Gelehrter und Schriftsteller. Sie würde Wohl auch verhüten können, daß jeder fruchtbare oder unfruchtbare Gedanke in einer neuen Zeitschrift seinen Ausdruck findet. 907- aller deutschen Zeit schriften sind unrentabel, 507° überhaupt überflüssig. Auf dem Gebiete der literarischen, wissenschaftliche» und Fach zeitschriften haben wir eine »Vielseitigkeit«, die einer betrüb lichen Zersplitterung und Verzettelung gleichkommt. Was könnte hier ein genossenschaftlicher^ Zusammenschluß von Ver legern gleicher Richtung alles leisten! Hinsichtlich der Buchveröffentlichungen liegen die Verhält nisse nicht anders: die hier ebenfalls herrschende zersplitternde Vielseitigkeit gleichartiger Unternehmungen wird vielfach als ein besonderer Vorzug deutschen Unternehmungsgeistes gerühmt; sie ist es aber nicht und wird in Zukunft in der bisherigen Weise kaum aufrcchterhaltcn werden können. Ansätze genossen schaftlichen Zusammenschlusses finden wir bereits hier und da, z. B. im Tempclverlag. Die Produktion so weit wie möglich tu solche Bahnen zu lenken, wird eine dankbare Aufgabe für die Zukunft sein. Eine weitere wichtige Aufgabe — entsprechend den obigen Ausführungen: Einschränkung der Zahl der Veröffentlichungen zugunstcn höherer Auflagen — ist die Vermeidung der gleichzei tigen Ausführung von neuen gleichartigen Verlagsplänen sei tens verschiedener Verleger. Derartige Fälle von Duplizität bieten sich häufig, meistens nicht zur Freude der beteiligten Ver leger. Eine amtliche Stelle, der weiterhin die Lösung solcher Aus gaben zufiele, die dem einzelnen nicht möglich ist, hätte hier eine dankbare Tätigkeit. Hierzu gehören Gründung von Einkaufsgenossenschaften in der Art der Leipziger Wirtschaftlichen Vereinigung, Gründung von Verkaussge- nossenschaften, weiteste Förderung und Ausgestaltung des Ausstellungswesens. Einkaufsgenossenschaften kommen in Betracht sowohl für den Sortimenter wie für den Verleger, Verkaufsgenosscnschaften für den Sortimenter zunächst Wohl nur in geringerem Umfange. — Gemeinsamer Druckpapiereinkauf bei ge ringerer Vielseitigkeit der Formate (durch die in den Fabriken ein rationelleres Arbeiten ermöglicht würde), Errichtung gemeinsamer Auslieferungslager in allen größeren Städten ugd deren Vereinigung mit stän digen B u ch - (V e r k au f s-) A u s sie l l u n g e n, die den Fachgcnossen sowie dem Publikum zugänglich sind, gemein- same Werbetätigkeit: das sind einige von den vielen Aufgaben, die der deutsche Verlag in engem genossenschaftlichen Zusammenschluß zu lösen hätte. Hand in Hand mit ihnen müßte gehen eine nachdrücklichere Interessenvertretung, als sie bisher vorhanden war, bei Fragen derLohn-undPreisgestal- tung im Papier, und Druckgewerbe. Nachträgliche Proteste nützen nichts; eine erfolgreiche Vertretung ist nur mög- tich bei ständigem Studium, ständiger Beobachtung aller wirt schaftlichen und sozialen Verhältnisse des Papier- und buchge- wcrblichen Lebens und bei ununterbrochener Fühlungnahme mit allen für dieses maßgebenden Stellen. Hinsichtlich der Interessenvertretung der Verleger steht der Deutsche Verlegervercin vor neuen großen Aufgaben, an denen er nicht vorübergehen kann. Seine »Mitteilungen« wird er zu einem wirklichen Fachorgan des Buchverlags ausbauen müssen: allein die wirtschaftlichen Fragen, die Fragen der inneren unö äußeren geschäftlichen Organisation usw., deren Beachtung für alle Berufsgenossen nötig erscheint, bedingen eine ständige Be handlung in einem besonderen Fachorgan. Die neue Zeit muß dckmit brechen, daß jeder hinter verschlossenen Türen seine Tä tigkeit als etwas Geheimnisvolles hütet. Alle Ardeitsoll und mutz Selbstzweck zur Förderung des Ge- meinwohles sein! Und dazu gehört ständige innigste Fühlungnahme und enges Handinhnndarbeiten aller Berufs genossen und Berufsorganisationen. Einer besondere» Nachprüfung muß die duchhündlerische Abrechnungsweise unterworfen werden, die so innig zusammen hängt mit der Frage, ob umfassende Kommissionslieferungen wie bisher auch künftig möglich sein werden. Es erscheint mir völlig ausgeschlossen, die Abrechnung in der bisherigen Form ausrechterhalten zu können. Bis ein genaues Studium Besseres ergeben wird, möchte ich mich den Vorschlägen anschltetzen, die Eduard Urban im Börsenblatt 1918, Nr. 296 veröffentlicht hat. Eine weitere Vereinfachung und Verbilligung wird für den buchhändlerischen Versand in Frage kommen. Von ver schiedenen Seiten ist in der letzten Zelt mit Recht darauf hin gewiesen worden, daß die Kosten des Versands über Leipzig sich- immer mehr denen des unmittelbaren Postverkehrs nähern. Mir ist es z. B. stets widersinnig erschienen, daß von den Zentralen des Buchhandels, z. B. von Stuttgart aus, jeder Verlag für sich wöchentlich die Hunderte von Paketen an seinen Kommissionär sendet, der sie dann an soundsrwtele Stellen zu verteilen, hat. Von allen Verlegern einer Zentrale würden die Sendungen ge trennt nach den einzelnen Kommissionären einer einzurichtenden örtlichen Sammelstelle übergeben werden können, die sie für jedenLeipziger Kommissionär getrennt zu einer Sendung vereinigt. Was die Leipziger Pakctaustauschstelle leisten soll, kann in der Zentrale selbst geschehen im Interesse einer dadurch zweifellos eintretenden Ersparnis an Geld und Zeit. Was für den Verleger hier als durchführenswert erachtet wird, gilt in übertragenem Sinne auch für den Sortimenter. Auch für ihn ist genossenschaftlicher Zusammenschluß eine Forde rung der Zeit. Gemeinsamer Bezug und gemeinsame Liefe rung von Zeitschriften, wie sic in einzelnen Städten bereits ge- handhabt werden, zusammengclegter Bezug der billigen Samm- S69
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