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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1921
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- 1921-02-08
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1921
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- Deutsch
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32, 8. Februar 1921. Redaktioneller Teil. Hymne doch nur sehr bedingt einstimmen. Gewiß, es war eine würdige, durch allzu temperamentvolle Einwürfe nicht beeinträch tigte Versammlung unter geschickter Leitung. Wenn aber z. B. behauptet wird, die Festsetzung des Ladenpreises sei dem Ver leger durch die Beschlüsse der Versammlung erst wieder ge währleistet, bzw. der feste Ladenpreis erhalte erst durch sie wieder Geltung, so ist das eine Übertreibung und eine Phrase. Aller dings ist von der Gilde verschiedentlich versucht worden, dem Verlag die alleinige Bestimmung des Ladenpreises streitig zu machen, aber tatsächlich bestimmt jeder Verleger den Preis seiner Verlagswerke nach wie vor! Allerdings ist dabei der von beiden Seiten durch die Not standsordnung vorgesehene Teuerungszuschlag des Sortiments zu berücksichtigen. Was hat dies aber mit der Bestimmung des Ladenpreises zu tun? Gibt's nicht auch Portoaufschläge, Extra- einbände usw., die den Grundpreis verändern? Will ein Ver leger z. B., daß sein Buch mii „Ä 6.— aus Publikum verkauft werden soll, so setzt er den Katalog-Preis einschließlich Ver leger-Zuschlag auf 5.— fest, und das Sortiment schlägt 207» auf, verkauft es also für 8.—, wie es der Verleger will. Selbstverständlich ist natürlich, daß die Notstandsordnung gleich mäßig und überall durchgeführt und eingehalten wird, daß nicht jeder Kreisverein seine eigenen Bestimmungen hat und daß Verfehlungen gegen die Ordnung bestraft werden. Wird dagegen, wie die Verhandlungen der wissenschaftlichen Verleger mit den wissenschaftlichen Sortimentern vorsehen, der Sortimenter-Teue- ruugszuschlag bei einer kleinen Gruppe abgeschafft, so ist un ausbleiblich, daß die nicht als wissenschaftliche Spezialgeschäfte anerkannten Sortimenter die Preise wegen zu geringer Rabat tierung nicht einhalten, sodaß also der feste Ladenpreis erst recht zur Illusion wird. Wenn nun noch wenigstens die ganze Gruppe wissenschaftlicher Verleger sich verpflichten würde, der ganzen Gruppe wissenschaftlicher Sortimenter ihren wissenschaftlichen Verlag zu dem Ausnahmerabatt zu liefern, so könnte man den wissenschaftlichen Sortimenter, der in erster Linie seine eigene bedrohte Existenz schützen will und auf die Allgemeinheit Pfeift, begreifen, wenn er auf die Vorschläge eingeht. Aber die wissen schaftlichen Verleger denken ja gar nicht daran, der ganzen Gruppe ihre Vorzugsbedingungen zu gewähren, sondern jeder Verleger will von Fall zu Fall entscheiden! Mit andern Worten: der technische Verlag will z. B. dem landwirtschaftlichen Spezial sortiment seinen Verlag nur mit beschränktem Rabatt liefern und umgekehrt. Was also auf der einen Seite mehr verdient wird, soll auf der andern Seite vom Sortimenter zugesetzt wer den! Aber der Teuerungszuschlag soll trotzdem auf alle wissen schaftlichen Bücher fortfallen, sonst folgt Exekution. Wie soll der Sortimenter denn den Fortfall des Sortimenter-Teuerungszu- schlags ausgleichen? Er verkauft doch nicht nur Bücher seiner Spezialbranche. Der Provinzsortimenter, der naturgemäß kein Spezialsorliment führen kann, würde gezwungen sein, auf wis senschaftliche Bücher nach wie vor Teuerungszuschläge zu er heben. Da dies aber offiziell von den betreffenden Verlegern nicht erlaubt ist, resp. dies dem Publikum bekannt wird, so wird der Käufer dem auswärtigen Spezialbuchhändler oder dem Verleger in die Arme getrieben. Der Provinzial-Buch- händler Hai außerdem noch das Odium des teuren Mannes, und man kauft ihm schließlich auch populäre Literatur nur noch mit einem gewissen Mißtrauen ab. Ist das kollegial? Ist das klug und das Ansehen des Buchhandels fördernd? Und was ist der Grund dafür, der den Verlegerverein zur Abschaffung des Sortimenter-Teuerungszuschlags treibt? Ein Phantom! Näm lich die unbewiesene Behauptung, daß das Publikum inseiner Gesamtheit ihn ablehne, eine Behauptung, die das Sorti ment als der alleinige berufene Beurteiler des Publikums als irrig nachweist. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Ein Hauptargument des Verlags, daß das Sortiment beim einzelnen Buche häufig mehr Bruttonutzen habe als der Verleger, der das Buch noch von dem ihm zukommcnden Nettobeträge Herstellen muß, i st e i n B le nd e r, der auch mich, ehrlich gesagt, anfangs irregeführt hat. Bei ruhiger Über legung zerfällt er in ein Nichts. Setzt der Sortimenter etwa alles ab, was er auf Lager nimmt? Ist nicht der große Nutzen für ein Buch sofort zum Teufel, wenn er von zwei bezogenen Büchern ein Exemplar auf Lager behält? Bleibt dagegen der Verleger ohne Nutzen, wenn er einen Teil der Auslage nicht ab setzt? Wenn der Verleger die Auflage eines Buches bei beschei denem Nutzen am Einzelexemplar glatt absetzt, so ist er mit seinem Verdienst durchaus zufrieden. Er würde in kurzer Zeit bei gleichem Erfolge ein wohlhabender Mann werden, wenn aus dem Nutzen bei einem Buche nicht die Fehlschläge bei anderen Werken zu decken wären. Ist denn der Sortimente» in einer anderen Lage? Er rechnet nur in der Regel mit kleineren Summen in Einnahme und Ausgabe als der Verleger. Aber ebenso wie es Wohl kaum einen Verleger gibt, dessen sämtliche Verlags werke guten Absatz finden und Nutzen bringen, ebensowenig wird es dem geschicktesten und erfahrensten Sortimenter möglich sein, nur solche Werke anzuschaffen, die er alle mit Nutzen oder ohne Verlust absetzcn kann oder dem Verleger zurückgeben darf. Fehlschläge bleiben nie aus. Allerdings ist infolge der gün stigen Konjunktur und durch die Teuerungszuschläge das Sorti ment in den letzten Jahren im allgemeinen besser gefahren als früher. Es hat sich z. T. vergrößert, hat seine Lagerbestände vermehrt und zum größten Teil bar bezahlt. Ist das auch nicht dem Verlag zugute gekommen? Hat aber jemand davon ge hört, daß ein Sortimenter reich geworden sei? Mir ist solch ein Fall wenigstens nicht bekannt. Es könnte sich nur um eine Ausnahme handeln, die besonders günstige, wahrscheinlich außer halb des Buchhandels zu suchende Umstände veranlaßt haben. Im Verlag ist es dagegen schon öfter vorgekommen und beson ders der belletristische Verlag hat vereinzelt Gewinne gemacht, die märchenhaft erscheinen. Der wissenschaftliche Verlag wird wohl meist mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, trotz dem die kaninchenhafte Produktivität einzelner Firmen in Er staunen setzt und eher das Gegenteil vermuten läßt. Mir ist dies ein Rätsel! Es muß jedenfalls bei ihnen ein Riesenkapital ar beiten, das unausbleibliche Fehlschläge mit Gleichmut ertragen kann, auf der andern Seite aber Vorzugsbedingungen bei der Herstellung gewährleistet, die dem gewöhnlichen Sterblichen nicht zugängig sind. Daß bei dem uniformen Teuerungszuschlag des Sortiments von 207° manche Härten für den Käufer unterlaufen, sieht das Sortiment ein und ist auch bereit, für teurere Werke, Volks- schulbüchcr usw. auf den Teuerungszuschlag zu verzichten. Ihn überhaupt aufzuheben, ist unter gegenwärtigen Verhältnissen, wo die erhöhten Fracht- und Portosätze, neue Telephongebührcn, Steuern, neue Lohnforderungen der Angestellten und Hilfs arbeiter in Kürze in Wirkung treten, ein Ding der Unmöglichkeit, wenn nicht dafür der für alle regulären Buchhändler gewährte Rabatt erhöht wird. Da dies aber wiederum nicht ohne Erhöhung der Verlegerpreise möglich ist, so ist dem Publi kum nicht damit gedient, und dem Buchhandel erst recht nicht. Zwar würde das Sortiment nicht mehr mit seinem Teuerungs- Zuschlag zu rechnen brauchen und den Nörglern im Publikum gegenüber einen leichteren Stand haben, aber gewonnen wird nichts — rein gar nichts. Auf einen Umstand möchte ich noch kurz eingehen, dem ich in den Vorschlägen auch nicht beipflichten könnte. Es soll Kon ditionsgut zum Barprcis geliefert werden! Wer soll denn dann noch bar beziehen, wenn er in Kommission zum gleichen Preise in Jahres- oder Vierteljahresrechnung beziehen kann? Welches Sortiment kann z. B. vierteljährlich sein gesamtes Kondilions« gut abrechnen? Und soll denn die alte Pumperei in dem Um fange wie früher mit den großen Zahlungslisten zur Ostermcsse oder zu den Quartalstermincn wieder einsetzen? Ist das solide Sortiment im großen und ganzen nicht selbst froh, daß es heute seinen Hauptbedarf bar deckt? Schon setzt jetzt infolge nachlas. sendcr Konjunktur allmählich eine größere Unpünktlichkeit in Erledigung von Verpflichtungen des Sortiments bei direkten Sendungen ein, die dem Verlag erhebliche Mehrarbeit und Kosten für Mahnungen verursacht und ihn zur Vorsicht mahnt. Will er nun selbst dazu beitragen, daß die Verhältnisse noch unpünkt licher werden und die alte Schlamperei wieder Platz greift? Ich warne davor im Interesse des Verlags wie des Sortiments! Der Sortimenter kennt schon die ihm wohswollenden Verlags. I4S
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