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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1921
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- 1921-02-08
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1921
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 32, 8, Februar ISA. gehen ließen, so kann man diese Tatsache nur freudig be grüßen. Wenn aber hieraus und aus früherer eigener Tätig keit im Sortiment die Fähigkeit gefolgert wird, daß der reine Verleger nun dadurch in den Stand gesetzt sei, die Nöte des Sortiments richtig beurteilen zu können, so ist dies ein grund sätzlicher Irrtum, der bei jedem Sortimenterprinzipal ein Kopf schütteln Hervorrufen muß. Es liegt in solcher Überzeugung eine unbewußte Überhebung, die einmal gründlich zurückgewiesen werden muß, tveil sie eine der Quellen ist, die das richtige Verständnis für den andern Berufszweig verhindern. Jeder Besitzer eines Sortiments wird mir bestätigen können, daß kein Gehilfe, und wenn er 20 Jahre oder noch länger im Sortiment tätig ist, den Reinverdienst des Sortimenters kennt und beur teilen kann, wenn er nicht selbständig ein Sortiment leiten und alle Geschäftsbücher einschließlich der Bilanzen einsehen durfte. Mit anderen Worten: mit ganz wenigen, verschwindend kleinen Ausnahmen ist nur der Prinzipal, selten ein Prokurist, fast niemals ein Gehilfe in der Lage, beurteilen zu können, was tatsächlich in einem Geschäft verdient wird. Der Sohn eines Verlegers, der beim Sortimenter meist nur volontiert oder aus nahmsweise vielleicht auch eine regelmäßige Lehrzeit mit einigen Gehilfenjahren durchmacht, wird am allerwenigsten diejenige ^ Einsicht in ein Sortimentsgeschäft erlangen, die ihn befähigt, zu beurteilen, was sein Prinzipal verdient. Er lernt den tech nischen Betrieb des Sortiments kennen, eignet sich Literatur- und Personenkenntnisse an, erfährt, was beim einzelnen Buch brutto verdient wird, aber vom Reinverdienst des Sortimenters hat er keinen Schimmer. Und ist es etwa im Verlag anders? Ab gesehen von Aktiengesellschaften, die ihre Bilanz veröffentlichen müssen, aber trotzdem in der Bewertung ihres Warenlagers «ine gewisse Bewegungsfreiheit übrig behalten, wird selten ein Prinzipal seinem Gehilfen oder Prokuristen Einsicht in seine Gcheimbüchcr gewähren, sodaß auch hier mit verschwindend we nigen Ausnahmen nur der Prinzipal oder der Direktor von Aktiengesellschaften oder einer G. m. b. H. in der Lage ist, voll ständig klare Übersicht über den Netto-Nutzen eines Verlags zu haben. Man könnte sich sogar mit der Einrichtung eines Ange stelltenrates, dem die Geschäftsbücher vorzulegen wären, im Ver lag und Sortiment von dem Standpunkte aus befreunden, daß dadurch die Lohnforderungen der Gehilfenschaft eingedämmt werden würden, wenn nicht der Umstand, daß ein Prinzipal, der das alleinige Risiko trägt, sich in sein Geschäft unverantwortlich Hineinreden lassen soll, gar so unwürdig wäre und jede Unter nehmungslust überhaupt unterbinden müßte. Auch der Sorti menter, der gelegentlich einmal «in Buch verlegt, kann noch lange nicht über den Nutzen eines Verlags sprechen, weil ihm dt« Übersicht fehlt, wie gangbare Werke den Verlust nicht gangbarer Werke mit tragen helfen müssen. Auch Herrn Iw. Springer, der »eben seinem Verlag ein ausgedehntes Sortiment besitzt, mutz ich bestreiten, daß er die Lage des Sortiments im allgemeinen kennt, weil sein Sortiment unter ausnahmsweise günstigen Be dingungen arbeitet. Er hat seine vielen Zeitschriften und seine dem Fachmann z. T. unentbehrlichen Verlagsartikel selbst zur Ankündigung in einer Weise zur Verfügung, wie dies bei der Eigenart seines Verlags, der vielfach von Behörden unterstützt und propagiert wird, nur ihm und wenigen andern in gleicher Lage möglich ist. Kein einziger reiner Sortimenter genießt nur annähernd ähnliche Vorteile, Wohl aber treffen ihn eine ganze Anzahl Spesen, die z. B. die Firma Springer nicht hat. Kann man sich daher wundern, wenn hervorragende Vertreter des Verlags die Verdienstspanne des Sortiments durch eine rosen rote Brille ansehen? Daß auch das Sortiment andererseits, irregeführt durch die glänzenden Verdienstmöglichkeiten und Erfolge einiger sehr gangbaren Bücher, die Gesamtergebnisse der Verleger überschätzt, ist ebenso Tatsache. Es hat infolge dessen für die tatsächlich heute viel schwierigere Lage des Ver lags kein Verständnis, weil einzelne Ausnahmen das Gegenteil zu beweisen scheinen. Es ist gerade so, wie wenn man alle Spieler in einer Lotterie (und der Verlag ist im Grunde genommen nichts andres) für wohlhabende Leute halten wollte, weil aus ihrer Mitte einmal einer das große Los gewonnen hat. Mehr Itt Verständnis für die Lebensbedingungen der Gegenpartei! Das ist's, was beiden Gruppen fehlt. Im Verlegerverein erstrebt man allerdings das Gegenteil, indem man in Weimar, trotz meiner Warnungen und der vieler angesehener Firmeninhaber, die Stim men auszuschalten suchte, die das Sortiment genau kennen. Man will sich nicht beeinflussen lassen und will auf seinem alten Herrenstandpunkt verharren, den man für den einzig richtigen und für den Verlag ersprießlichen hält. Ich habe wahrlich nicht i»o äoinv gesprochen, denn der Verlag meiner Firma um faßt etwa das Sortiment nur des Betriebes, und wenn ich die Mittel des Verlegervereins für richtig halten könnt«, so würde ich die Unrentabilität des Sortiments verschmerzen können. Aber weil ich sie im Interesse des Gesamtbuchhandels für verderblich halte, bekämpfe ich sie. Nun komme ich zu den Vorschlägen des wissenschaftlichen Verlags und des wissenschaftlichen Sortiments, die ein Teil der Kollegen für eine zweckmäßige und gangbare Grundlage halten, auf der verhandelt werden kann, die der andere Teil aber in Grund und Boden verdammt. (Siehe die sich entgegen stehenden Erklärungen einzelner Verbände!) Ich habe den Vor- ! besprechungen in Marburg und Weimar beigewohnt und glaubte anfänglich auch, daß ein Weg der Verständigung auf dieser Basis gesunden werden könnte. Heute, nachdem mir das Pro gramm beider Gruppen vorliegt, glaube ich nicht mehr daran, sondern halte sie für äußerst bedenklich und habe daher meine Unterschrift nicht erteilt. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die Zeit eines Abbaues des Sortimenter-Teuerungszuschlags noch nicht gekommen ist, ebenso wie auch der Verleger-Teuerungszuschlag unmöglich ab geschafft werden kann, was letzteres übrigens auch meines Er achtens gar nicht beabsichtigt ist, trotzdem es einige zu glauben scheinen. Es ist eine bewußte oder unbewußte Irreführung der Meinungen, wenn der Verlegerverein behauptet, daß der Sorti menter-Teuerungszuschlag im allgemeinen schädlich sei und den Absatz der Bücher wesentlich beeinträchtige. Wahr ist nur, daß der 20"/»ige Teuerungszuschlag »ohne- Einschränkung etwas reichlicher als nötig bemessen ist und in einzelnen Fällen schäd lich wirkt. Das Publikum hat sich mit wenigen Ausnahmen mit dem Zuschlag glatt abgefunden. Es steht ein, daß das Buch angesichts der Preise für andere Lebensbedürfnisse noch durchaus niedrig ist. Daran können die Stimmen einiger Nörgler, die niemals zufriedenzustellen uid niemals zu überzeugen sind, nichts ändern. Das können auch diejenigen, denen die An schaffung von Büchern überhaupt heut« sehr schwerfällt, nicht leugnen! Der reine Verlag verallgemeinert die einzelnen Stim men und kann in dieser Sache kein richtiges Urteil haben, wäh rend das Sortinrent in feiner Gesamtheit aus seiner Erfahrung vom Gegenteil überzeugt ist. Wenn diese verurteilenden Sum men in letzter Zeit etwas gewachsen sind, so liegt dafür ein großer Teil Schuld beim Vorstand des Verlegerbereins, der durch seine unverantwortliche und durch nichts zu entschuldi gende Flucht in die Öffentlichkeit die Geister gerufen hat, die der Buchhandel nun nicht wieder los wird. Das Publikum sagt sich natürlich: wenn der Buchhandel selbst erklärt, daß der Teue rungszuschlag unberechtigt ist, dann mutz doch etwas Wahres daran sein, und da will ich auch nicht mehr den Aufschlag zahlen! Es kann nicht ahnen, daß der Verlag im allgemeinen die Exi stenz-Bedürfnisse des Sortiments so wenig kennt wie das Sorti ment diejenigen des Verlags. Ihm ist Produzent und Verkäufer nur »der Buchhandel». Unverständlich ist dem Publikum nur die Erhebung von zweierlei Teuerungszuschlägen, und es ist Sache des Verkäufers, die Gründe dafür richtig auseinandcrzusctzen. Ge wiß ist es ein unerfreulicher Zustand, der aber im Wesen des Buches, in der Gesetzgebung und in der Wirtschaftslage begründet ist und zurzeit nicht beseitigt werden kann. Wir müssen uns mit ihm abfinden, wie mit so vielem anderen, weil wir unter Ausnahmezuständen leben, die wir nicht beheben können. Der völlige Abbau des Teueruugszuschlags könnte zurzeit nur durch vr. Eisenbart-Kuren erfolgen, die den Buchhandel zugrunde richten. Wenn der Verlegerverein mit Stolz aus die Weimarer Ver sammlung und ihre Ergebnisse blickt, so kann ich in die Lobes-
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