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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1921
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- 1921-02-12
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- 12.02.1921
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36, 12. Februar 192l. Redaktioneller Teil. zeichnend für die Situation ist die fortschreitende Bildung von Gruppen zur Wahrung von Sonderinteressen. Seit längerer Zeit bereits besteht die Vereinigung der Wiener Antiquar« ; der vor etwa zwei Jahren gegründete Arbeit geberverband hat durch die fortwährenden Lohnkämpfe mit den Angestellten große Bedeutung erlangt, und der Ver band österreichischer Buch-, Kunst- und Musik verleger hat namentlich auf dem Gebiete des Schulbllcher- berlags und des Teuerungszuschlags für das Wiener Sortiment zahlreiche Aufgaben zu lösen gehabt. In den letzten Wochen hat sich nun auch eine Sortimcnterveretnigung ge bildet zur Wahrung der Sortimenterinteressen. Der Verein österr.- ungar. Buchhändler — der Name ist durch die geschichtlichen Ereignisse veraltet und wird demnächst in »Verein der öster reichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler» geändert wer den — steht vor der schwierigen Aufgabe, seine Statuten zeit gemäß abzuändern. Hoffentlich wird es ihm gelingen, neben allen den genannten Sondervereinen seine Daseinsberechtigung zur Vertretung der allen österreichischen Buchhändlern gemein samen Interessen zu beweisen. Wien, Ende Januar 1921. Friedrich Schiller. Der Papierpreis und der Bücherpreis. Auf die tu Nr. LI des Bbl. vom 26. Januar 1821 (S. 91) mitgeteilteu Ausführungen des Herrn Gcheimrat Siegismnnd über Papicrpreis und Bücherprcis hatte die »Papierzeitung« in ihrer Nr. 18 vom 3. Februar fol gende Erwiderung gebracht: »In Ihrer Nr. 8 vom 28. Januar lesen wir unter obiger Aufschrift eine interessante Ansrage einer Papierfabrik, die Sie Herrn Geheimrat Karl Siegismnnd zur Beantwor tung vorlegtcn. Dieser Herr hat daraufhin zwar sehr viele schöne Worte gemacht, aber den Kern der Sache nicht berührt. Die Frage ist doch die: welche Einwirkung würde eine Erniedrigung des Papierprelscs auf den Bücherpreis haben? Der Einsender weist nach, daß ein Verlagswerk stir 28 «11 verkauft wird, bei welchem die Herstellungskosten etwa 18 .11 betragen dürften, und daß in demselben nur für L «11 Papier enthalten wäre. Wenn das Papier, des sen Hauptrohstosf ,Holz' augenblicklich noch mehr als zwan zigmal so hoch als im Frieden ist, wirklich um 28 v. H. im Preise ermäßigt würde, also das Papier in dem Buch 1.88 «11 kostete, so würden die angenommenen Herstellungs kosten 18.88 .11 und der Verkaufspreis 21.88 .11 betragen. Wir glauben nicht, daß der Umstand, daß bas Buch 21.86 .11 statt 28 «11 kostet, irgend einem Käufer einen wesentlichen Anreiz bieten würde, zu dem um 38 Pfg. ver billigten Preise nunmehr bas Buch zu kaufen, wenn cs Ihm bei 28 «11 zu teuer ist. Daraus schließen wir, daß die mögliche Verbilligung des Papierprelscs ans den Preis von Druck- und Verlagswerken so wenig einwirkt, baß bei Eintreten dieser möglichen Verbilligung größere Absatz möglichkeit derselben nicht zu erwarten ist. Cellulosefabrik.» Hierauf gibt Herr Geheimrat Siegismnnd folgende Antwort: In der Papierzeitung vom 3. Februar kommt »Cellulose fabrik« auf meine Beantwortung, die ich auf eine Anfrage über das Verhältnis der Papierpreise zu den Bücherpreisen erteilt habe, zurück. In der Reihe der Jahre, in denen ich Gelegenheit hatte, mit der Papierfabrikation an einem Verhandlungstisch zu sitzen, habe ich mich immer bemüht, die Schwierigkeiten, in denen die Papierherstellung während der Kricgszeit und der Nachkriegszeit schwebte, zu verstehen und zu be greifen. Ich gönne den Papierfabrikanten auch angemessene gute Gewinne, aber ich fordere auf der andern Seite auch Ver ständnis für die schwierige Lage, in die die von mir vertretene Gruppe der Papierverbraucher, der Verlagsbuchhandel, durch die gesteigerten Papierpreise gekommen ist. Es ist niemand im Buch handel, der die erhöhten Bücherpreise ausschließlich den Papier herstellern zur Last legt. In meiner Beantwortung der Anfrage habe ich eingangs festgestellt, daß die Druckpretse das Zehnfache, die Preise für Bucheinbände etwa das Fünfzehnfache betragen. Die Papierpreise betragen aber jetzt das 15- bis Msache, und sie haben auf die Preisbildung des Buches einen ganz anderen Einfluß als die vervielfachten Druck- und Buchbinderpreise. Ich habe keinen Einblick in die Kalkulationen der Papier- und Zeuu- losefabrikalion, ich spreche aber auch der die Anfrage stellenden Papierfabrik sowie der Zellulosesabrik jede Kenntnis der vec- legerischcn Kalkulation ab, denn sonst würde die Zellulosesabrik meine Antwort nicht als sehr viele schöne Worte bezeichnen, die den Kern der Sache nicht berühren. Ich will an Hand eines rohen Beispiels den Versuch machen, klarer zu werden. Vor dem Kriege setzte der Verleger in die Kalkulation eines Werkes von 20 Druckbogen die Beträge wie folgt an: 20 Bogen 2000 Auflage Satz und Druck Per Vogen «11 45.- «11 900.- 20 000 Bogen Papier «11 35.- «11 700.— Broschieren ä «11 0.25 «11 500.— Honorar «H 1000.— «11 ?18t).— . Herstellungskosten pro Exemplar «11 1.55 ohne Vertriebsun- kosten. Ladenpreis «H 8.—. Das betreffende Buch hat einen sicheren Abnehmerkreis, der auf etwa 700 zu rechnen ist. Da die Kosten für den Satz die gleichen sind, ob 1000 oder 2000 Stück gedruckt werden, die Druck kosten für 1000 Stück bei 20 Bogen etwa «11 100.— mehr aus trugen, die Papierkosten für 1000 Exemplare auch nur ./I 350.— ausmachten, übernahm der Verleger das Risiko, statt 1000 Exemplare 2000 Exemplare zu drucken. Er war hierdurch im stande, den Preis für ein Exemplar billiger anzusetzen, die herge stellten Exemplare den Sortimentern in Kommission zu geben, durch Abgabe von Frei- und Rezensionsexemplaren Propaganda für das Buch zu machen. Heute stellen sich nun die Kosten wie folgt: 20 Bogen 2000 Auflage Satz und Druck per Bogen «11 450.— «« 9000 — 20 000 Bogen Papier »/„„ Bogen «« 600.- «« 12000.- Broschieren L «11 g.60 «H 1200.— Honorar «11 2400.— «« 246007^ Herstellungskosten pro Exemplar .H 12.30 ohne Vertriebsun- kostcn. Ladenpreis «H 48.—. Da das Buch sichere Abnehmer etwa 700 hat, das Risiko, welches der Verleger beim Druck von 2000 Exemplaren hat, durch die erhöhten Papierpreise aber wesentlich gesteigert ist, wird er nicht mehr drucken, als er glaubt bestimmt absctzcn zu können; er druckt demnach nicht 2000, sondern nur 1000 Stück und muß nun kalkulieren: 20 Bogen 1000 Auflage Satz und Druck .11 8500.— 10 000 Bogen Papier «H 600.- «Ä 6000.- Brosch-ieren «^ 600.— Honorar «Ä 2000.— .11 17100.- Herstellungskosten pro Exemplar «H 17.10. Ladenpreis «11 68.—. Aus den Kalkulationsbeispielen geht hervor, daß der Verleger früher etwa das Sechsfache des Herstellungspreises als Laden preis ansetzte, jetzt dagegen nur das Vierfache ansetzen kann. Es ist ohne weiteres ersichtlich, daß die Papierprsise einen anderen Einfluß auf die Gestaltung der Bücherpreise haben, als Papier fabrik und Zellulosefabrik das glauben annehmen zu fallen. Der Verlagsbuchhandel ist zurzeit notleidend, er bringt fortdauernd Opfer, er hat, wie aus den Beispielen hcrvorgsht, die Spanne zwischen Gestehungspreis uud Ladenpreis, ans der er seine Vcr- triebsunkosten, seine Risikoprämie und die dem Sortimenter zu gewährenden Rabatte decken muß, vom Sechsfachen auf das Vierfache herabgesetzt; er kann diese Kalkulationsmelhoden nur solange durchführen, als sein eigenes Vermögen das gestattet. Auf die Dauer geht das nicht, weil dann der Zusammenbruch unvermeidlich wird. Viele Zeitschriften haben ihr Erscheinen eingestellt, eine große Anzahl stehen vor dem Erliegen. Die 175
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