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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1921
- Strukturtyp
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- Band
- 1921-02-12
- Erscheinungsdatum
- 12.02.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 36, 12, Februar 1921, in denen mehr oder minder geschmackvolle Kleinkunst geooren nnro, von einer srohgelaumen uild jplend.den Menge in der Rege, bis auf das letzte Plätzchen gefüllt sind, ein Schluß auf die Lage des Staates oder der Stadl zu ziehen, so wären wir »ich, jenes durch eine zerrüttete Währung und durch den größten Mangel an Rohprodukten veretendeie Land, das sein Heil in demütig erbetenen, langfristigen auswärtigen Krediten erblicken mutz, dann wäre Wien nicht jenes Gemeinwesen, das wegen seines chronischen Defizits den Plan hat, von den Gasabnehmern Vorauszahlungen ungefähr in der Höhe des Halbjahrsbeüarfs zu verlangen. Die seit mehreren Jahren ausgefallene Opern- redoute wird in den nächsten Tagen wiederum stattsinden, und cs unterliegt keinem Zweifel, daß sie glänzend ausfallen wird; bereits sind sämtliche Logen zum Preise von 8089 dis 20 000 Kronen im Vorverkauf abgesetzt. Das Erträgnis ist für einen wohltätigen Zweck bestimmt, nämlich fllr die Pensionäre der Hof- theater, die das Rätsel zu lösen haben, wie man heutzutage von einer Jahrespension von 2400 bis 6000 Kronen leben kann. Alle Äußerungen des wirtschaftlichen Lebens stehen mit ein ander in einem gewissen Zusammenhänge; auch der Absatz derBuch Handlungen zeigt ein zwiespältiges Gesicht, Nach allen mir zugänglichen Berichten war das Geschäft zu Weih nachten 1920 im allgemeinen befriedigend; die Umsätze haben sich bedeutend gehoben, wenn auch vielleicht bei vielen Firmen nicht ganz im Einklang mit der Erhöhung der Ladenpreise gegen über dem Vorjahre und mit der gewaltigen Steigerung der Un kosten, Jeder Sortimenter wird jedoch fcststellen, daß auf den vordem verläßlichsten Teil seiner Kunden nicht mehr voll ge rechnet werden kann; der Mittelstand ist, wie ich es an dieser Stelle bereits einmal erwähnte, nicht mehr kaufkräftig. Der Be amte, der sich früher für gutsituiert ausehen konnte, und der in alter, guter Gewohnheit seinem das Ghmnasium besuchenden Sohne einen Klassiker auf den Weihnachtstisch legen will, wünscht eine möglichst vollständige Ausgabe von Hebbels Werken zu sehen; nachdem ihm der Preis, mehrere hundert Kronen, ge nannt wurde, erklärt er, nicht in der Lage zu sein, sich und seinem Sohne die Freude machen zu können, Jugendschriften und Bilderbücher scheinen allgemein zurückgeblieben zu sein, was ja nur durch den hohen Preis zu erklären ist. Dennoch gab es überall Käufer genug, und gerade für teure Werke; bei Luxus drucken, bibliophilen Ausgaben und Jllustrationswcrkcn spielte der Preis für die Interessenten keine Rolle, Diese Käuferschichten, die neuen Reichen, haben wohlgefüllte Brieftaschen und rechnen nur in Tausendkronennoten. Mitunter wunderte sich jemand über den ziffernmäßig hohen Preis eines Buches, der von einem fachkundigen Angestellten selbstverständlich sehr leicht mit Beziehung auf die Steigerung des Papierpreises auf das Hun dertfache begründet werden konnte; manchmal hilft auch ein arxumentum all domiuem, z, B. die von einem Gehilfen gestellte Frage: »Bitte, was kostet Wohl der neue, schöne Stadtpelz, den Sie anhaben?- Der Chef mißbilligte die indiskrete Bemerkung, aber sie wirkte bei dem einsichtigen Kunden, der nun den Bücher preis berechtigt fand. Täglich werden sanfte Bitten, aber auch energische Drohun gen an die Adresse der Regierung gerichtet, unverzüglich den AbbauderPreise zu veranlassen; kürzlich wurde sogar von einem Arbeitervertrelcr bei einer Enquete diese Aufforderung bis 20, Januar befristet und hinzugefügt: sollte an diesem Tage der Abbau nicht durchgeführt sein, so werden die Arbeiter be stimmter Betriebe sich als außerhalb des Gesetzes stehend erklären und die Preistreiber und Schieber an den Laternenpsählen auf hängen, Der temperamentvolle Vertreter ließ sich aber doch überzeugen, daß es nicht in der Hand der Regierung liege, binnen wenigen Tagen den Preisabbau durchzusetzen, und war so gütig, ein weiteres Abwarten zuzugestehen. Die Regierung hat wahr scheinlich den guten Willen, aber sicher nicht die Macht, die Preise abzubauen. Im übrigen vereinigen sich Staat und Stadt in dem Bestreben, der Industrie und dem Handel soviel St«»- 174 ern, Abgaben und Gebühren als nur möglich aufzu regen, und daß alle diese Mehrausgaben die Preise der Ware» ständig verteuern, liegt auf der Hand, Ein charakteristisches Bild bieten die Fahrpreise ü., elek trischen Straßenbahn, deren Benutzung für die vielen Angesteluen, die in den äußeren Bezirken wohnen und im ersten Bezirk (innere Stadt) beschäftigt sind, nicht zu umgehen ist. Im Mai 1919 be trug der Fahrpreis 30 Heller, stieg im Dezember aus 1 Krone, nn Fcvruur 1V20 auf 2 Kronen, im Juli auf 3 Kronen, und jetzt im Januar 1921 sind wir glücklich bei 5 Kronen angelangt. Das Gas zur Beleuchtung der Lokale wurde von der Gemeinde vor dem Kriege mit 27 Heller fllr den Kubikmeter berechnet, jetzt mit 8 Kronen, Ter elektrische Strom zur Beleuchtung der Lokale kostete noch kürzlich 40 Heller fllr die Hektowattstunde, die jetzt mit Kr, 1,50 berechnet wird. Die Erhöhungen des Porivlacifs sind unaufhörlich und für Firmen, welche Propagandatätigkeit entfalten, schwerwiegend; eine Postkarte kostet jetzt 1 Krone, ein Jnlandbrief 2 Kronen. Das Mieterschutzgesetz sorgt dafür, daß di« Woh- nungs- und Geschäftsmieten nicht um mehr erhöht werden können, als dies durch die Mehraufwendung des Hauseigentümers für Instandhaltung des Hauses begründet erscheint, Kündigungen dürsen nur in ganz außerordenttichen, genau präzisierten Fällen erfolgen, und namhafte Mietzinssteigerungen erscheinen ausge schlossen, So weit wäre die Sache ganz gut, nämlich für die Mieter; die Hauseigentümer sind von dem Gesetz weit weniger entzückt. Nun hat die Not der Gemeinde eine Änderung zu Un gunsten der Mieter bewirkt, indem eine städtische Mietzinsabgabe eingeführt wurde, welche direkt in den Stadtsäckel fließt, Wohl sind Wohnungen und Geschäftslokale mit einem Jahreszins von weniger als 900 Kronen abgabesrei, sodaß die Geschäftsleute mit den kleinsten Betrieben verschont bleiben, aber bei 900 Kronen beginnt die Staffel der Abgabe mit 5 Prozent und steigt bei 10 000 Kronen auf 100 Prozent, bei 20 OVO Kronen auf 200 Pro zent, bei 30 000 Kronen auf 300 Prozent, Jene Buchhändler also, welche bisher fllr ihre Lokale eine Jahresmiet« von 30 000 Kronen zahlten, haben nun außerdem jährlich 90 OVO Kronen an die Wiener Gemeinde abzugeben. Es gibt einige Buchhändler im ersten Bezirke, deren Mietzins 70 000 Kronen betrug; diese haben jetzt außerdem noch 210 000 Kronen zu zahlen. Eine solche Mehrbelastung fällt stark in die Wagschale, und es er fordert keine geringe Umsicht und Tätigkeit, um die Mehrsumme hinzuzuverdienen. Damit sind jedoch die neuen Belastungen bei weitem noch nicht erschöpft. Die Er Werk st euer wurde mit außerordent lichen kommunalen Zuschlägen bedacht, sodaß sie bei den größeren Buchhandlungen infolge der Berechnung nach dem Umfange des Betriebes etwa zwanzig- bis dreißigtausend Kronen fllr das Jahr beträgt. Es wurde ferner eine Konzessionsabgabe, welcher die konzessionierten Gewerbe im Gebiete der Stadt Wien, also auch die Buchhandlungen unterliegen, eingefllhrt; sie beträgt je nach der Höhe der Erwerbsteuer 500 bis 6000 Kronen jährlich; endlich — aber nicht schließlich, da die Einführung neuer Steuern fortlaufend anhält — wurde auch eine Fürsorgeabgabe einge führt, nach der jeder Unternehmer 2 Prozent der von ihm ge zahlten Löhnsumme abzuliefern hat. Die Ziffer von 2 Prozent klingt nicht bedeutend, aber bei dem jetzt so hohen Gehaltsetat resultiert für das Jahr eine sehr ansehnliche Summe. Und bei diesen fortwährend im Wachsen begriffenen Lasten soll sich ein Preisabbau der Waren durchführen lassen? Wie soll der Kaufmann dieses Rätsel, stets mehr zu leisten und die Waren nicht zu verteuern, lösen? Mit Spannung verfolgen die Wiener Buchhändler die Vor- < gänge im deutschen Buchhandel; sind sie doch an der Austragung der Differenzen zwischen dem Börsenverein, dem Verlegerverein und der Gilde lebhaft interessiert. Die Art und Weise, in welcher dort die Gegensätze überbrückt werden, wird auch die Verhältnisse I im österreichischen Buchhandel stark beeinflussen, wobei uns frei- ! lich wegen der steigenden Lasten und der zerrütteten Währung ! eine Ausnahmestellung wird cingeräumt werden müssen, Be-
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