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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1921
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- 1921-02-15
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- 15.02.1921
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38, 15. Februar 1821. Redaktioneller Teil. Dänemark und Norwegen sehr stark an Boden verloren. Weniger kommt dies zunächst bei den Sprachlehren usw. zutage, weil in den Schulen das Deutsche noch vorherrscht, während die Nach frage nach englischen und französischen Lehrbüchern auf privates Fortbildungsstreben zurückzusuhrcn >st. Wir stehen jetzt wieder an einer Zeitenwende, und der Ebbstrom macht sich für uns gel tend. Im geistigen Krieg nach dem Kriege ist der westliche Geist der Angreifer. In Dänemark hat, unterstützt von den eifrigen Bemühungen des französischen Gesandten, des auch in Deutsch land bekannten Dichters Paul Claudel, eine rege Propaganda sllr Frankreich eingesetzt. Der Gesandte selbst teilt in den Kopen- hagener Schulen Prämien für gute Leistungen im Französischen aus : die Llliancs tr<u>eai»s hat durch ihre gesellschaftlichen Abende zahlreiche Dänen zu zahlenden Mitgliedern gewonnen. Vortrüge und Ausstellungen bieten reiche Belehrung; »le mouvsmsot mts» scolLlre«, wie man die Erziehung von jungen Dänen in Le Havre neutralcrweife nennt, sucht einseitig Vorkämpfer des französischen Gedankens unter den Dänen selbst zu erziehen. Und in der Zeit schrift »l''i'mica-8cs,iämsvis- werden Originale wie Übersetzungen aus dem Französischen in reicher Fülle und glänzender Auf machung geboten.- Bemerkenswert ist dabei, daß die in unseren Tabellen erscheinenden Übersetzungen ans dem Französischen grösstenteils Schriftstellern von europäischem Ruf gelten: Romain Rolland, I. Verne, Maupassant, Victor Hugo, Daudet, Dumas, Prevost, Barbusse, und auch Herr Barräs fehlt natürlich nicht. Die Auswahl der Übersetzungen ist literarisch die beste der drei konkurrierenden Sprachen. Dies, wie das starke Anwachsen seit 1917 lassen mit Sicherheit ««nehmen, daß die französische Ge sandtschaft diesen Bestrebungen ihre Unterstützung leiht. Es wird dabei vor allem darauf Bedacht genommen, wirklich nnterhaltende Erzähler zu wählen. Noch gewaltiger ist die englisch-amerikanische Übersetzungs- literatur in die Höhe geschnellt, was sogar die Beunruhigung der dänisch-norwegischen Schriststellerkreise hervorgerusen hat und zu einer lebhaften Pressepolemik führte. Angelsächsisches Wesen dringt in Skandinavien durch tausend Kanäle ein. Alles, was von jenseit des Ozeans kommt, hat den Anschein der Unfehlbar keit. Und jedenfalls behauptet man sie dort selber. Der amerika nische Film bedroht die eigene bedeutende dänische Filmindustrie. Wa.t aber jetzt an Literatur hereinströmt, gehört fast ausschließ lich zu der Gattung des Kriminalromans, in welchem Genre wir unsere Unterlegenheit gerne zugestehen, und des rührseligen Wochenblattromans. Ein großer Teil dieser Erzeugnisse erscheint denn auch zunächst als Zeitungsroman unter dem Sirtch und wird dann noch einmal abgezogen. Immerhin sind auch Auto ren wie Kipling, Thackeray, Scott, Dickens, Wells darunter, wenn auch Jack London, Conan Doyle, Hall Caine dominieren. Welche politische Bedeutung dieser Überflutung trotz ihrer Minderwertig keit zukommt, kann man daraus ersehen, daß Herr Conan Doyle selbst für eine hochtrabende Verteidigungsschrift »der gerechten Sache der Alliierten, der Freiheit und der kleinen Nationen» zahl reiche Abnehmer fand. Betrachten wir jetzt einmal die Übersetzungen aus dem Deut schen, nachdem wir ihren quantitativen Rückgang aus den Ta bellen mit Bedauern haben feststellen müssen, von der qualitativen Seite aus. Leider kommen wir da zu einem noch betrüblicheren Ergebnis. 1914 waren die einzigen ernsthaften lebenden Schrift steller, von denen je ein Werk übersetzt wurde, Kellermann, Keyser ling, Heyking, Th. Mann, von älteren Schriftstellern Brentano, Grimm, Gerstäcker, Lindau, daneben aber ein Maximilian Blo ckiert, unbekannter Herkunft, mit fünf Werken, ein Theo v. Blan- ckensee usw., 1915 neben Bartsch, Bonsels, Herzog, Hehse, Lindau vor allem die Marlitt, Mühlbach, Karl May und eine große Zahl mir unbekannter Damen und Herren. 1916 war unter den 11 Übersetzungen Berta v. Suttner allein von literarischer Bedeu tung, 1917 herrschten allein die Eschftruth, Marlitt, Balduin Grol ler und Stilgebauer. 1918 fanden sich daneben immerhin Bühlau, Chamisso, Frenssen, Hauptmann, G. Hermann, Schnitzler, Vie- big, 1919 Bartsch, Frenssen, G. Keller, Kellermann, Stratz und Wassermann. Eine wenig imponierende Auswahl. Die geringere Zahl der ins Norwegische übersetzten deutschen Bücher entschädigt dadurch, daß unter ihnen eine größere Anzahl ernsthafter Schriftsteller ist. Leider hat dort die Übersetzung eines stn Norwegen spielenden Romans von Annh Wolhe kürzlich wenig ersreut, dessen Fabel und Milieuschilderung wenig Anllang fand. Auf jeden Fall dürste die deutsche Literatur noch einige Werke hoher Qualität jährlich hcrvorbringen, die auch dem Unterhal- stungsbcdürfnis Rechnung tragen und sich zur Übersetzung eignen. Hier wäre für manchen Verleger ohne Frage eine Aufgabe. Es wird sich dabei weniger um Verdienen handeln können als dar um, durch gute interessante Werke deutsches Leben den Nordlän dern näherzubringe». Keineswegs auch würde ich nun wünschen, daß wir in ähnlicher Weise wie der englisch-amerikanische Roman den Markt überschwemmen sollen, »m den skandinavischen Schrift stellern, deren Abnehmerkreis ja schon naturgemäß so sehr be- schränkt ist, das Wasser noch mehr abzugraben. Es wäre aber zu wünschen, daß jährlich wenigstens einige Bücher übersetzt werden, ,die mehr als bloße linterhaltungsleklüre für die Eisenbahn sind. > Die vorstehenden Darlegungen hatten allein schöne Literatur ,zum Gegenstand. Es kommt uns darauf an, daß wir durch gute Übersetzung auch Kreise erreichen können, die kein Deutsch können und sonst vom deutschen Leben und Wesen keinen rechten Ein druck erhalten. Die Valutaverhältnisse haben es den gebildeten Klassen ja ermöglicht, ihren Bedarf an deutscher Lektüre zu billi gen Preisen in deutschen Originalausgaben zu decken, da man ja hier allgemein deutsch kann. Die Sprache nahm eben auf den höheren Schulen einen bevorzugten Platz ein, und auf den Uni versitäten und den technischen Hochschulen lagen vielfach deutsche Lehrbücher dem Unterricht direkt zugrunde, sodaß sür wissenschaft liche Bücher überhaript kein übersetzungsbcdllrsnis bestand. Jetzt aber werden äußerst energische Schritte gemacht, dem Englischen und Französischen eine höhere Stundenzahl in der Schule zu ver schaffen. Umfragen in der Presse, Eingesandts usw. wirken dauernd darauf hin, und wenn die deutsche Sprache auch nicht ganz verdrängt Ivird, so wird sie gar zu leicht mehr in den Hin tergrund treten. Auf jeden Fall werden auch wir dem deutschen Buch in Dänemark und Norwegen und vor allem auch der deut schen Übersetzung stärkere Beachtung schenken müssen. Über Musikalien-Bestellungen« Dem Buchhändler, namentlich in kleinen Städten, an den öfter das Ansinnen gestellt wird, auch einmal Musicalien mitzube sorgen, sollen nachstehende Ausführungen gewidmet sein. Er wird durch meine Ratschläge dann mit mehr Sicherheit Bestel lungen auf Musikalien annehmen und sie auch schneller und besser ausführen können. Selbstverständlich wird immer derjenige im Vorteil sein, der bei dieser Art von Aufträgen etwas musikalische Vorkenntnisse besitzt. Wer aber Gelegenheit hat, öfter in diesem Sonderzweig zu arbeiten, wird sich bald zurechtfinden. Aller Anfang ist schwer! Wie bei der Entgegennahme von Bücher-Bestellungen, so hängt auch bei Musikalicn alles von der gewissenhaften Annahme der Bestellung ab, um diese schnell und richtig ausführen zu können. Voraussetzung ist deshalb, daß dec die Bestellung An nehmende wissen muß, worauf es beim Notieren des Werkes in der Hauptsache ankommt, um eine zweifelsfreie Bestellung weiter geben zu können. Nur zu oft wird dem Verleger die Schuld gegeben, wenn ein Heft falsch eintrifft. Ob er aber immer der Schuldige ist, ist in vielen Fällen zweifelhaft. Wird z. B. ein Stück bestellt, das in mehreren Ausgaben erschienen ist, so wird der Verleger stets, wenn keine nähere Bezeichnung dabei steht, die Originalausgabe liefern. Wollte der Verleger ganz gewissenhaft Vorgehen, so hätte er täglich eine ganze Anzahl von Zetteln zurückzuschreiben, was auch wieder nicht nach dem Wunsche des Sortimenters sein dürfte. Um nun die Sach« leichtverständlich zu erklären, bitte ich, mit mir einmal das Bestellbuch eines reinen Musikalienhändlers anzusehen. Die Einteilung dieses Hilfsbuches ist folgende: 1. Laufende N » mmer. Jeder Buchhändler kennt den Wert dieser Angabe. Die Nummer wird auf den Bestellzettel ! geschrieben mit dem Wunsche, daß der Verleger sie auf der Faktur wiedergibt, um den Besteller beim Eintreffen der Hefte rasch finden zu können.
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