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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1886
- Strukturtyp
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- Band
- 1886-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1886
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- Deutsch
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3183 135, 15. Juni 1886. Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Zur Geschichte der Landkarte im Buchhandel. Wenn wir uns in den nachfolgenden Zeilen historisch mit der Landkarte beschäftigen wollen, so ist es nicht unsere Absicht, die Ge schichte der Landkarte als solcher zu verfolgen, etwa ihre Entstehung, Entwicklung, die verschiedenen Arten der Terrainzeichnung u. s. w. zur Darstellung zu bringen; sondern wir stellen uns als Buch händler auch lediglich auf den Standpunkt eines solchen und be trachten die Karte nur als Objekt des Handels. Wir wollen daher in Folgendem eine Geschichte des Karten verlages zu geben versuchen, freilich nur in großen Zügen, in den Umrissen; denn so reichlich auch das Material, das wir fast ganz eigener Anschauung verdanken, war, so wenig wird es doch genügen ein ausführliches Bild zu geben; wir wissen am besten, nach wie vielen Seiten hin unsre Skizze noch der Erweiterung, Ergänzung und Vertiefung bedürfte, um den Namen »Geschichten zu verdienen, und so erbitten wir für Fehlendes oder Fälschliches freundliche Nach sicht. Vielleicht ist dieser Versuch wenigstens Veranlassung für Andere, Berufenere, auf diesem Gebiete etwas Besseres zu leisten. Die Bildung der Humanisten fußte ganz im klassischen Alter tum, und so sehen wir die Buchdruckerkunst in ihrem Beginn sich auch zuerst vorzüglich mit Vervielfältigung der klassischen Dichter und Schriftsteller beschäftigen; denn ihre Erzeugnisse waren noch lange Zeit hindurch ausschließliches Eigentum der Kirche und der Gelehrten, bis das erwachende Interesse weiterer Kreise, unterstützt durch die sich mehr und mehr ausbreitende Kunst, ihre Dienste auch für sich und seine Bedürfnisse in Anspruch nahm. Wie auf anderen Gebieten so auch in erster Linie auf dem der geographischen Litteratur! Zuerst genügten Ausgaben der Werke von Ptolemäus, Mela, Solinus, Eusebius u. a,, die neu aufgelegt, umgearbeitet, fortgesetzt und ergänzt wurden, bis die Entdeckungen, die der staunenden Welt so viele bis dahin unbekannte Länder und Inseln »sxtra ktolsinasurn« erösfneten, auch das Bedürfnis nach neuen Büchern erweckten. So treten denn allmählich an Stelle ver alten Autoren neue, der Rahmen von Ptolemäus' opus gso^rapbias, von Mela cke situ orbis war zu eng geworden alles das neu Ent deckte darin unterzubringen, und so wurden sie allmählich vonWelt- beschreibnngen zeitgenössischer Autoren verdrängt. Allen voran schreitet die Chronik des Hartmann Schedel, dann des Karthäuser Reisch Margarita pbilosoxbica, ein Kompen dium des ganzen damaligen Wissens, dann die Losmograxbias in- trockuctio des Martin Hylacomylus Waltzemüller, ferner Volater- ranus' Kommentare, Johann Schöners totius tsrras clsscriptio, Bordones Isolario, Grynaeus' novus orbis und zahlreiche andere, die indessen Peter Apians Kosmographie — zwar nicht eigentlich eine Weltbeschreibuug, sondern mehr eine Anleitung zur Weltkuude — doch sämtlich aus dem Felde schlug; denn dieses Buch ist in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts wohl so häufig aufgelegt worden, wie selten ein zweites; Beweis genug, daß es einem dringen den Bedürfnis entgegen kam. Mit seiner öfteren Auflage und weiteren Verbreitung verschwinden auch Ptolemäus, Pomponius Mela und Solinus mehr und mehr; man kann fast das Jahr 1540 als Grenze setzen. Sind die letztgenannten bis dahin fast in jedem Jahre neu erschienen, so werden Neu-Ausgaben nun immer seltener und hören gegen Ende der siebziger Jahre des Jahrhunderts so gut wie ganz auf. Indessen auch Apians Werk wurde verdrängt und zwar durch Münsters Kosmographie. Sebastian Münster, der noch Ausgaben von Ptolemäus besorgt hatte, bearbeitete, vielleicht durch diese Be schäftigung, vielleicht auch durch seinen Verleger dazu angeregt, eine eigene Weltbeschreibung, die sogleich einen außerordentlichen Erfolg erlebte; denn Jahr um Jahr erschienen sowohl neue Auf lagen wie auch Übersetzungen ins Lateinische, Französische, Italie nische und sogar Böhmische. Münsters Kosmographie ist so zu sagen das letzte Buch, in dem eine Beschreibung der ganzen Welt versucht wird; wir wissen nach demselben kein Buch mehr namhaft zu machen, das in dieser chronikartigen, umfassenden Weise beschreibenden Text und Illu stration verbände; denn schon das Werk, welches so ziemlich an seinen Platz trat, die Oivitstss orbis tsrrarurn von Braun und Hogenberg, hat einen wesentlich verschiedenen Charakter. Genügten die vorhandenen Exemplare des Münster dem Be dürfnis oder wandte sich das Interesse mehr einzelnen Gebieten zu, kurz, sahen wir anfänglich die Kenntnis, die man von der bewohnten Erde hatte, so knapp wie möglich in einen Band gedrängt, das Ganze so stets dem Einzelnen gegenüber betont, so tritt jetzt die Welt gegen einzelne Gegenden zurück. Beide Indien, die mythischen Länder aller Kostbarkeiten und Schätze, sind die Ziele der Sehn sucht der Reisenden, des Interesses der Daheimbleibenden geworden, und diesen Interessen dienten die Reisen der de Bry und Hulsius, während im weiteren die Meriauschen Topographieen und desselben llRsatruru suroxasnm für Kenntnis vaterländischen Bodens und zeitgenössischer Geschichte sorgten. Die Reihe der ganz deutlich zu verfolgenden Werke hört für uns hiermit auf; denn an Stelle der Chroniken, der großen Be schreibungen treten nun die Atlanten, die großen Kartenwerke der Janssonius und Blaeuw und später der Weigel, Bodenehr und Homann, bis wir mit diesem letzten am Ende des achtzehnten Jahr hunderts angelangt die Feder aus der Hand legen, um den Rahmen unserer Darstellung nicht zu überschreiten; denn für die Landkarte ist die Wende des Jahrhunderts ein bedeutsamer Abschnitt gewesen, was man schon durch Vergleich irgend einer der letzten Homann- schen Karten mit einer des Weimarer Landes-Jndustriecomptoirs bemerken kann; der Unterschied ist so bedeutend, daß man von hier an die neue Zeit der Karte datieren darf, die neue Zeit, in der die Schropp, Meyer, Perthes, Flemming u. a. herrschen, eine Zeit, die noch zu neu ist, um ihre Geschichte schreiben zu können. Diesen flüchtigen Überblick der einschlägigen Litteratur voran geschickt, wenden wir uns nunmehr unserem eigentlichen Thema zu, die verlegerischc Seite ins Auge fassend. Wir betrachten dabei nicht nur die Verleger der großen epochemachenden Werke, sondern wir wollen auch der kleineren gedenken, die sich durch ihre Publikationen einen Platz in dieser Rubrik erwarben. Unsere Altvordern waren nicht minder begierig wie wir nach Neuigkeiten; brachten ihnen auch noch keine Zeitungen regel mäßige Nachrichten, wenn hinten tief in der Türkei die Völker aufeinander schlugen, so hatten sie dafür zahllose fliegende Blätter und Einblattdrucke: »Brieffe«, »Sendschreyben«, »Relationen«, »Newe Zeyttungen« u. a., durch die sie an courant der Ereig nisse gehalten wurden. Die Neuigkeiten von fremde» Gegenden, den Indien, Japan, China u. a. liefen, wie dies ganz natürlich ist, 4-29*
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