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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1886
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- 1886-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1886
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Hk 135, 15. Juni 1886. Nichtamtlicher Teil. 3185 Petri Ausgaben des Solinus. Bei A. Cratander erschien zu wie derholten Malen Pomponius Mela, bei Johann Hervag Grynacus N0VN8 orbis 1532 und wiederholt, stets mit einer großen Karte in Holzschnitt, bei Johann Faber Emmens des Glareanns lider cw Aeograpbia. Köln am Rhein zählt mehrere bedeutende Verleger; so gaben ^ Eucharius Cervicornus und Hcro Fuchs eine mit Holbcinscher Titelbordüre geschmückte Ausgabe von Solinus pol^bistor, so I. Ruremundanus und Gottfried von Rempcn Ausgaben des Ptole- mäus. Bedeutender aber als diese sind Arnold Birckmann, aus dessen Verlag u. a. Apians Kosmographie, eine italienische, von der Inquisition censierte Übersetzung von Münsters Kosmographie, Osorius' Bücher äs rsbus lilmanuslis u. a. hervorgingen, und Lam- pert Andrcae, der des Mathias Quadus Kartenwerk und ein nach Boters Relationen bearbeitetes Misatrum in 22 Karten verlegte. Quadus' suobirickion oosinograpbiouin erschien auch in deutscher Übersetzung bei Wilhelm Lützenkirchen 1604. — Das bedeutendste und berühmteste Kupferwerk in Städteplänen resp. Ansichten, Welches in Köln ans Licht trat, sind aber die O'ivitakss ordis tsrra- rmm in 6 Foliobänden, von Georg Bruin und Fr. Hogenberg ver legt und größtenteils auch selbstgestochen. In einzelnen Blättern erschienen und dann zu Bänden vereinigt, ist dieses Werk der schönen Stiche wegen auch heute noch stark begehrt und besonders der letzte Band von größter Seltenheit geworden. Vor allen anderen Städten Deutschlands ist indessen Frank furt am Main für länger als ein Jahrhundert der Hauptort einer sich auf geographischem Gebiet entfaltenden Verlagsthätigkeit ge wesen; brauchen wir doch nur die Namen de Bry und Merian zu nennen, um unsre Behauptung unwiderleglich zu stützen. Der Kupferstecher Theodor de Bry war es, der 1570 in Frankfurt am Main den Grund zu einer Buchhandlung legte, deren Verlags werke ihr einen für alle Zeiten berühmten Namen geben sollten. Von bedeutenden Werken verlegte er zuerst die Topographie der Stadt Rom von Boissardus, 6 Bände mit 560 Kupferstichen, und dann unternahm er in Gemeinschaft mit seinen Söhnen Johann Theodor und Johann Israel eine Sammlung aller bis dahin er schienenen Reisen in beide Indien, die, mit vielen Hundert der schönsten Kupfer und Karten ausgestattet, in 2 Ausgaben erschien, einer deutschen und einer lateinischen, jene in 27, diese in 25 Kleinfolio-Bänden, jede wieder in 2 Abteilungen, die der großen und die der kleinen Reisen unterschieden. Diese allen Bücherfreunden und Antiquaren wohlbekannten de Bryschen Reisen gehören vollständig zu den größten Seltenheiten des anti quarischen Büchermarktes; sie sind sogar so selten, daß alle bis jetzt bekannten Reihen von einander abweichen. — Ein Seitenftück zu de Bry gab Levin Hulsius, der ebenfalls die Reisen (vorzüglich die der Holländer) in die Indien sammelte und seine »Schiffahrten«, eine Reihe Kleinfolio-Bände, zuerst in Nürnberg erscheinen ließ, später in Frankfurt, wo auch seine Witwe und Erben das Unternehmen fortsetzten. An Seltenheit gebm die Hulsius'schenSchiffahrten den de Bryschen Reisen nichts nach; beide Werke müssen ihrer Zeit einen großen Erfolg gehabt haben, daraus zu schließen, daß sie einmal überhaupt selten und dann noch seltener gut erhalten und vollständig anzutrcffe» sind. Die Buchhandlung von Theodor de Bry ging auf seinen Schwiegersohn Matthäus Merian über, der einmal das von seinem Schwiegervater begonnene Werk der Reisen weiter fortführte und verschiedentlich neu auflegte, dann aber auch selbständige Unter nehmungen brachte, die seinen Namen nicht weniger berühmt machte», nämlich das Tbsutruin bwropasum, die Gottfriedschen Kompilationen und die nach ihm benannten Topographieen in achtzehn Folianten mit mehreren Anhängen. Nach seinem 1650 erfolgten Tode übernahm sein Sohn das Geschäft, der im Geiste seines Vaters weiterarbeitete, und als er 1687 starb, die noch immer blühende Handlung seinem Sohne I. M. von Merian hinterließ, mit welchem die berühmte Firma erlosch; denn bei dessen ^716 erfolgtem Ableben vererbte sic sich an seine mit dem Frei herr» Eosander von Goethe vermählte Tochter; Vorräte und Platten wurden verkauft, und der Verlag zerstreute sich. — Von Frankfurtern hätten wir noch des Eberhard Rieser zu gedenke», bei dem von 1624—26 Meisncrs Schatzkästlcin in 416 Kupfer stichen (Städteansichten) erschien, und des Stoltzcnberger, bei dem 1624 Raws Kosmographie ans Licht trat. Augsburg nimmt besonders als Wohnsitz fast zahlloser Stecher und Händler von fliegenden Blättern rc. eine Hauptstelle ein. Karten und Ansichten von gerade durch die Zeit in den Vorder grund des Interesses gerückten Ländern und Städten wurde» einzeln veröffentlicht und dann je nach Gelegenheit und Bedürfnis zu Atlanten und Bänden vereinigt. So sind uns als in Augsburg wohnhafte Händler und gleichzeitig Stecher vorgekommen: D. Custos, Ehr. Mangus, Lucas und G. Ehr. Kilian um 1610; ferner zwischen 1650 und 1680: A. Apcrger, Elias Wellhöfcr, Marc Anton Hannas, I. Jsaac, I. U. Stapf, M. und I. Ehr. Hassner, I. Kopmeicr, M. Zimmermann; und nach 1700, etwa bis 1730: A. Schmidt, I. F. Leopold, C. Rad, M. A. Rupprccht, Gabriel Bodeuchr, I. Labhart, G. I. Haupt, Jerem. Wolfs und Erbe, G. B. M. Probst, auf welche von 1730 bis circa 1780: M. Seutter, M. Eugelbrecht, A. G Böhm, T. C, G. C. und M. A. Lotter, sowie B. F. Leizelt folgen. Durch größere Veröffent lichungen sind von allen diesen nur Jerem. Wolfs (Iboakruia vanubü) und G. Bodenehr (Curioses Staats- und Kriegs theatrum) bekannt. Die Reihe der Nürnberger Verleger eröffnen wir mit Koburger, der 1493 Hartman» Schedels Chronik mit gegen 2000 Holzschnitten von Michel Wohlgemuth und Pleydcnwurff erscheinen ließ. Ihm folgt I. Stnchs, der 1514 einen Ptolemäus und 1515 Johann Schöners Erdbeschreibung brachte; dann Fried. Peypus, bei dem Oorkes lkslation 1524 erschien; dann Joh. Petreius mit Rithaymers Lompönckinm. In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts lebten zu Nürnberg als Kartenhändler und Stecher Hans Guldcnmund, Lienhardt Plümel und Hans Weigel, am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts Ehr. Lochner und Peter Jselbnrg. Bei Paulus Fürst erschien eine um das doppelte vermehrte Ausgabe von Meißners Schatzkästlcin 1642, und um dieselbe Zeit waren noch thätig: Joh. Hofsmann, I. I. Fels ecker und Gg. Scheurer. In Christoph Weigel 1654 — 1725 tritt uns wieder ein bedeutender Verlagshändler entgegen, dessen Name auch zugleich als der eines trefflichen Künstlers berühmt ist. Unter den zahlreichen Kupserwerken seines Berlages befinden sich auch schöne Atlanten, und die kartographische Seite des Verlages wurde durch seinen Schwiegersohn und Erben Johann David Tyroff noch mehr betont. Der berühmteste Nürnberger Kartenverleger ist aber ohne Zweifel Johann Baptist Homanu 1663 — 1724, dessen Verlag über 200 neue Karten veröffentlichte, darunter 1716 einen Atlas über die Welt in 126 Blättern. Sein Sohn und Geschäftserbe Johann Christian erfreute sich des Besitzes nicht lange; er starb bereits 1730 und hinterließ die Handlung vier Freunden, Joh. Mich. Franz, Joh. Jak Ebcrsberger, Georg Peter Monath und Christ. Franz Fembo, die als üowanni liasrsäss firmierten, bis gegen Ende des Jahrhunderts die Firma erlosch. — Im achtzehnten Jahrhundert müssen wir von Nürnberger!: noch nennen: I. CH. Weigel, H. PH. Walch und V. B. sowie Chr. D. Henning.
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