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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1921
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- 1921-03-09
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- 09.03.1921
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x° 57, 9. März 1921. Redaktioneller Teil. der Altreichskanzler, noch sein Sohn, noch sein Enkel die Ver antwortung für ihre Bekanntgabe vor dem Tode des Kaisers haben tragen wollen, sondern sic anderen zugeschoben haben: der Altreichskanzler anscheinend seinem Sohne Herbert, Fürst Herbert dem damaligen, der junge Fürst Otto dem gegenwär tigen Inhaber des Cotta'schen Verlagshauses. Dieser beiden Entscheidung fiel aber nicht im gleichen Sinne aus, und es ist nicht zu verkennen, daß die Geschehnisse des November 1918 den! Verlag zu einer Nachprüfung der Entschließung aus dem Jahre! 1905 Wohl bestimmen konnten. »Der Regierungswechsel«, so! heißt es in der Rechtfertigung des Verlags, »war eingetreten,! es gab kein Kaiserreich und im Sinne des Vertrags keinen Kaiser' Wilhelm II. mehr, zu dessen Lebzeiten der 3. Band nicht ver öffentlicht werden sollte«. Dabei löst sich aber doch in manchem' Leser die Frage aus, ob denn die zeitliche Rücksicht, die die Fa-' milie Bismarck bisher hatte walten lassen, nur dem Trägers der Krone oder auch Wilhelm von Hohenzollern galt. Galt sie nur diesem, dann hätte sie niemals stärker haben tönen können: als eben jetzt; galt sie aber ganz oder vorwiegend dem Kaiser und dem Kaisergedanken, daun war die Stunde ihres Einschlafens gleichwohl gewiß noch nicht gekommen. Denn nicht zutreffend dünkt mich die Auffassung, als ob aus der sensationellen Belichtung, die auf den letzten Träger der Kaiserkrone aus den bisher verschwiegenen Urkunden des Prinzen Wilhelm und seines Vaters fällt, im' Herbst 1919 eine Heilkraft für unser Vaterland hätte ausgehen, können. Als Geburtshelfer nützlicher geschichtlicher Wahrheiter^ können auch große Indiskretionen sittlich legitimiert werden, wenn > sic den rechten Zeitpunkt wählen. Als ein solcher rechter Zeit punkt hätte beispielsweise der Herbst des Jahres 1908 angc- sprochen werden können, wo die vom Altreichskanzler am jungen Kaiser beobachteten und von ihm befürchteten Neigungen so ge fahrdrohende Früchte ansetzteu. Zerstört worden wäre dadurch damals freilich vieles; vielleicht aber noch mehr geheilt. Im Herbst 1919 war das durch die Veröffentlichung gefährdete Gut Wohl geringer geworden, aber um so kostbarer; zu heilen war durch sie damals noch nichts. es angemessen oder notwendig sei, im 3. Bande dasjenige anszu- mcrzcn, was Rücksicht oder Recht verlangten. Hätte er dies getan und hätte er dabei die Rücksicht auch ganz in Urlaub ge schickt und nur das Recht, das Urheberrecht walten lassen, so wäre der Weg für den 3. Baud der Bismarckschen Gedanken und Erinnerungen längst frei und dem Verlage das Schmerz gefühl darüber erspart geblieben, daß 200 000 fertigen Bänden der Zugang zum Buchmarkt versperrt ist. Noch einen Vorwurf erhebt dann das Cotta'sche Verlagshaus gegen die Rechtsvertreter des Kaisers. In den Verhandlungen vor dem Landgericht im Dezember 1920 habe der Verlag durch einen freilich viel weiter gehenden Vergleichsvorschlag des Vor sitzenden sich zum Angebot einer freiwilligen Spende von 300 000.— — außer den mit der Familie Bismarck bereits vereinbarten 200 000. » für die Kindernothilfe bestimmen lassen, sofern der Kaiser freiwillig auf den urheberrechtlichen Schutz der in das B-ismarcksche Werk verflochtenen Briefe ver zichte. Diesen Vergleichsvorschlag hätte der Vertreter der Ge genpartei abgelehnt und dadurch den Kaiser, der davon vielleicht gar nichts erfahren habe, dem Vorwurf ausgesetzt, »durch starres Festhalten au seinen urheberrechtlichen Ansprüchen bedürftigen Deutschen die Unterstützung von einer halben Million Mark vor zuenthalten«. Ich meine, wir brauchten uns die Annahme, daß der Kaiser um jenes Vergleichsancrbietcn nicht gewußt habe, nicht zu eigen zu machen; noch viel weniger aber den damit verbun denen, wenn auch nur bedingungsweise ausgesprochenen Tadel. Was mir die Feder in die Hand genötigt hat, hat mit irgend welchen! politischen Ausdrucksbegehreu nichts und gar nichts zu tun. Vor die Frage »Bismarck oder Wilhelm II.« gestellt, zaudere ich keinen Augenblick, mich für jenen zu bekennen. Aber hier kommt es auf etwas anderes an. Hier habe ich das Empfinden, daß man von einem Manne, der für mitverschuldete Not schwerste Sühne trägt, Unbilliges verlangt und ihn für die Nichtgcwäh- rung zu Unrecht schilt. Berlin, den 17. Februar 1921. Dr. Walter de Gruyter. Man kann in dem Urteil hierüber gewiß voneinander ab weichen, wie auch darüber, ob die Veröffentlichung des 3. Bandes überhaupt im Herbst 1919 an der Zeit gewesen wäre oder nicht. Ein Urteilsrccht darüber steht nur denen zu, die seinen Inhalt kennen. Aber schwer zu widerlegen wird die Ausfassung sein, daß es keine Verstümmelung und keine wesensabschwächende Wirkung des Werkes bedeutet, Wohl der Sensation, aber nicht dem Sinne geschadet hätte, wenn wenigstens jene beanstandeten Stücke, die mit der »Entlassungsgeschichte« überdies nichts zu tun hatten, ihrer wörtlichen Wiedergabe entkleidet worden wären. Noch schwerer zu widerlegen aber die Meinung, daß Wilhelm von Hohenzollern, als er gegen ihre Veröffentlichung seine ihm noch verbliebenen, bürgerlichen Rechte aus dem Urhebergcsetz geltend machte, nichts getan hat als das, was seine Pflicht gegen sich selbst, gegen seinen Vater und — nach seiner Auffassung sicherlich — gegen sein Vaterland war. Rechtfertigt denn der Umstand, daß er, sei es nun aus Gelassenheit, Klugheit, Hochherzigkeit oder gutem Rate, gegen den Abdruck von etwa 300 Briefen seines Vaters, seines Großvaters und anderer Verwandten in den vor« angegangenen Bänden keinen Einspruch erhoben, auch nur im geringsten das Erwarten, daß er nun zu der Veröffentlichung anderer Stücke, die ihn oder seinen Vater oder ihr Verhältnis zueinander in der Geschichte zu Recht oder zu Unrecht belasten oder beschatten konnten, hätte schweigen sollen? Haftet denn, in dem Kampfe ums Recht oder noch mehr in der Abwehr empfundenen Unrechts, der ehrlichen Nutzung schützender Ge setzesbestimmungen auch nur der leiseste Makel an? Und gab es, auch einem verbannten Kaiser gegenüber, für solches Tun keine gerechter« Deutung als die im Begriff »Vorwand« tadelnd umkleidete? Ist der Verlag Cotta dabei zu Schaden gekommen, so hat er sich nicht über Wilhelm II., sondern über sich selbst zu be schweren. Er hätte, bevor er 200 000 Exemplare des 3. Bandes drucken und einen Teil davon binden ließ, mit sich und dann mit der Familie Bismarck zu Rate gehen sollen, ob und inwielveil Die internationale Statistik des geistigen Schaffens im Jahre 1919. (Übersetzung aus »1.0 Droit ck'Luteur» sBernj Nr. 12 v. 15. Dez. ISLV.j lFortsetzung zu Nr. ök.j Großbritannien. Die Gesamtzahl der englischen Bücherproduktion im Jahre 1919 beträgt 8622 Werke, das ist eine Vermehrung von 908 Ein heiten im Vergleich mit dem vorangegangenen Jahre. Wenn auch der Vorkricgszustand noch nicht erreicht ist, so kann man doch von einer offensichtlichen Wiederbelebung sprechen; sind auch die Waffen im Laufe des Jahres 1919 begraben worden, so ist doch der Wirtschaftsfriede noch nicht geschlossen. Andern- teils sind die Preissteigerungen aller Rohstoffe und der Hand arbeit nicht geeignet, die Herstellung von Büchern von geringerer Wichtigkeit zu erleichtern. Das Dublisders' tllreutar, dem wir unsere Angaben entnehmen, glaubt nichtsdestoweniger, daß, wenn man die Preise der veröffentlichten Werke mustert, man darunter eine größere Anzahl wertvollerer Werke finden würde, als das seit 1914 der Fall gewesen sei. Für den zehnjährigen Zeitraum, den das Jahr 1919 ab schließt, ergeben sich folgende Zahlen: hrgang Neuerscheinungen Neuauflagen Insgesamt 1910 8468 2336 10 804 1911 8530 2384 10 914 1912 9197 2870 12 067 1913 9541 2838 12 379 1914 8863 2674 11 537 1915 8499 2166 10 665 1916 7537 1612 9149 1917 6606 1525 8131 1918 6750 966 7 716 1919 7327 1295 8 622 Nach der folgenden Tabelle sind die Neuerscheinungen im Jahre 1919 um 156 Nummern zurückgegangen, gegen eine Ver- 299
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