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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1921
- Strukturtyp
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- 1921-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil, 82, 9, April lS2I, Ich könnte mir eine bessere Verwertung der für dieses (an sich und für später natürlich unantastbar dankenswerte) Werk aufgebrachten Mittel denken. Wir haben genug deutsche Bücher, die klar, unzweideutig und lurzgefaßt denselben Inhalt darlegen wie dieses Ibbändige Monumentalwerk; es gibt auch unparteiische Schriftsteller und Politiker im Auslände, in Amerika, in Japan, in England, ja selbst in Frankreich, die gegen ihre eigenen Lands leute mit allen Mitteln des gesunden Verstandes für Wahrheit und Recht im Weltkriege kämpfen (ich weise hier auch auf das soeben bei Hermann Bousset in Berlin in deutscher Übersetzung erschienene Buch --Kriegsschuld und Friedensverbrcchen« des Amerikaners Stewart E, Bruce hin), — solche Bücher sollte das Reich im In- und Auslande zu billigem Preise verbreiten Helsen, für solche Bücher sollte sich auch der Buchhandel im nationalen Interesse mehr noch als bisher einseyen! Ich würde cs — ge wiß mit vielen deutschen Buchhändlern — mit Dank begrüßen, wenn beispielsweise die Deutsche Bücherei im »Börsenblatt« eine Liste veröffentlichte und ergänzte von solchen Büchern und Bro schüren, deren Auslandverbreitung gegen die Vorwürfe deutscher Kriegsschuld und deutscher Kriegsverbrechen wirksam ankämpfcn kann. Lloyd Georg« hat in London erklärt, daß die deutsche Kriegsschuld die Grundlage des Friedensvertrags darstellt; füllt die Kriegsschuld Deutschlands, so fällt damit der Friedensvertrag, Darum ist es unsere Aufgabe, mutz es unsere Aufgabe sein, die Welt über diese grundlegende Lüge der paar Dutzend Draht zieher der Entente aufzullüren. Daß es gelingen wird, darüber kann kein Zweifel sein, denn die Wahrheit kümmert sich nicht um das Tigergebrüll ClemcnceauS, nicht um die falschen Anschau ungen Lloyd Georges und nicht um die Winkelzüge Wilsons, Es gilt nur erst jene Massen, die in den Klauen der ausgehaltenc» Propagandapresse dieser Männer ruhen, zu befreien. Freilich kostet diese Offensive Mühe und Arbeit, sie geht aber um die Existenz unseres Vaterlandes. Sturmtrupp in diesem Kampfe sind die deutschen Zeitungen und die deutschen Bücher, sind ins besondere aber auch die von objektiveren Ausländern verfaßten Schriften gegen den Irrsinn von Versailles; diese mit oder ohne Unterstützung des Reiches verbreiten zu helfen, ist eine große, un gemein dankenswerte Aufgabe des deutschen Buchhandels'). Di« Finanzverwaltung der Stadt Berlin hat bekanntlich am 16. November 192g ein Bücherkaufverbot für die Stadtbibliothek und für die städtischen Volks büchereien erlassen, das bedeutet also, daß diese für die Volks bildung so außerordentlich wichtigen Einrichtungen vorläufig von einer Literatur nach 1920 nichts mehr wissen werden. Wäh rend die Siadt Berlin also auf der einen Seite den Kampf gegen Schmutz und Schund in Wort und Bild proklamiert, stumpft sie die wirksamste Waffe dazu ab. Die in den städtischen Büchereien vorhandenen Bücher werden schnell abgenutzt und zerlesen sein; da eine Ergänzung der alten Bestände durch das Kaufverbot un terbunden ist, läßt sich unschwer Voraussagen, daß die zurzeit noch sehr starke Benutzung der Bibliotheken bald abflauen und somit der volksbildncrische Zweck dieser Einrichtungen nicht mehr erreicht werden wird. Diese Sparsamkeit an falscher Stelle ist um so bedauerlicher, als wir Wohl jetzt endlich wieder mit einem Aufstieg der deutschen Literatur rechnen können, die sich in den Kriegs- und Revolutionsjahren zwar neue Ansätze schaffte, aber unter dem zerrüttendem Einfluß der Notvcrhältnisse zu einer we sentlichen Weiterentwicklung nicht gekommen ist. Es hat aller dings den Anschein, als ob diese Zwangsmaßnahme der Berliner Finanzverwaltung eine vorübergehende sein soll, ich kann mich aber dem Bedenken nicht verschließen, daß cs kaum jemals wieder möglich sein wird, die einmal vorhandene Lücke vollständig und so rechtzeitig zu schließen, daß eine Abwanderung der Leser noch auszuhalten ist. ') Anmerkung: Als Ich den Brief zum Abschluß gebracht habe, sehe Ich, daß Professor vr. Görcke eine ähnlich« Stellung der Veröffent lichung des AuSwärNgcn Amtes gegenüber einnimmt. (Tägliche Rund schau Rr. 137.) 4S2 Eine neue, interessante Erscheinung im Berliner Straßenbild sind die fahrbaren Bücherzelte. Auf bunt ausgemalten Karren, die langsam von Straße zu Straße ziehen, wird die neueste Literatur des Büchermarktes angeprtesen. Die Bücher liegen nicht wirr durcheinander, wie in den fliegenden Anti quariaten, sie sind vielmehr mit gutem Geschmack nebeneinander gelegt und in Etageren aufgebaut; über das Ganze breitet sich ein buntes Zelt. Durch besondere Farbcnfreudigkeit locken dies« modernen Bücherkarren ein Publikum an, das sich aus allen Ge- sellschaftskreisen zusammensetzt. Das Wesentliche dieser Neuein richtung ist, daß nur wirklich wertvolle Bücher feilgeboten und zum vorgeschriebenen Preise verlauft werden, ferner, daß die Auswahl eine verhältnisnräßig sehr reiche ist. Das L a deng es ch S ft ist im Berliner Buchhandel schwach. Eine vorübergehende Auffrischung bot nur der Einkauf von KonfirmatiouSgeschenken, für die man mehr und mehr wieder das gute Buch wählt. Das Schulbüchergeschäft scheint sich in absteigender Linie zu bewegen. Der Rcisebuchhandel leidet unter der erheblichen Verteuerung der Eisenbahnfahrprcise und der Postspesen, hält sich aber strichweise auf Durchschnittshöhe. Das Gleiche läßt sich vom Kolportagebuchhandel sagen, hier spricht für Groß-Berlin insbesondere die Erhöhung der Straßcnbahntaxe auf 1 Mark mit. Auch daS Geschäft der Leihbibliotheken und der Lesezirkel läßt sich nicht verallgemeinern; während einige Buchhandlungen hier einen steigenden Erfolg haben, sehen andere sehr trübe. Verschiedene Sortimentsbuchhandlungen haben im Laufe des Winters wieder Autorenabende veranstaltet, die in der Tagespresse eingehende Würdigung fanden; ich nenne insbesondere Reuß L Pollack und Struppe L Winckler. Die Bewirtschaftung des Zeitungspapieres ist nun doch noch in zwölster Stunde aufgehobenworden, nachdem bereits ihre Verlängerung bis zum 1. Juli bekannt- gegeben war. Man geht nicht seht in der Annahme, daß dies unmittelbar auf die außerordentlich scharfe Entschließung zu- rückzuführen ist, welche die am 30. März nach Hannover zusam menberufenen deutschen Zeitungsverleger und Delegierten aller Verlegerverbände an die Reichsregierung gerichtet haben (Bbl. Nr. 79). In dieser Entschließung wurde die volle Verantwortung für die der gesamten deutschen Presse durch weitere Erhöhung des Papicrpreises drohende Katastrophe und die damit verbun denen politischen Folgen der Reichsregierung und dem Sieichs- tage zugeschoben. Ich möchte insbesondere den nachstehenden Satz aus dieser Entschließung hervorheben: »Die Forderung wird erhoben im Augenblick einer Überproduktion von Papier in der ganzen Welt und noch nie dagewesencr enormer Gewinne zahl reicher Papierfabriken«. Auf Grund dieser Sachlage hat das Reichskabinett in seiner Sitzung vom 1. April beschlossen, die Bewirtschaftung des Zeitungspapiers mit Wirkung vom 1. April an aufzuheben (stehe Bbl. Nr. 80). Im V e r l a g S b uch h an de l hat sich die Lage nicht ge ändert. Die neue drohende Papierpreiserhöhung fordert Stagnation. Im Zusammenhänge hiermit sei festgestellt, daß dir »Klosettpapierverschiebung«, die vor kurzem größtes Aufsehen in der Öffentlichkeit hervorgerufen hat, noch immer der Auf klärung bedarf. Im Zeitungsverlagswesen ist die Zu sammenlegung der »Post» und des (schwarzen) »Tag« bemerkens wert, die beide schon seit langem die gleiche Tendenz vertraten und nunmehr bei Scherl vereinigt sind. Als neue große Tages zeitung ist mit dem 1. April »Der Deutsche« (Tageszeitung für deutsche Volksgemeinschaft) ins Leben getreten, der sich insbe sondere auf die christlichen Gewerkschaften stützt und daher als Gegengewicht des »Vorwärts- aufzusasscn ist. Vcrlagsdircltor ist der frühere VerlagSleitcr der »Deutschen Allgemeinen Zeitung- Otto Stollbcrg, der Verlag ist eine Kommanditgesellschaft Otto Stollberg L Co. Diese Zeitung will den Gedanken der deutschen Schicksals- und Arbeitsgemeinschaft in jedes deutsche Haus tra gen, wo Kopf und Hand am Werke sind, die neuen Grundlagen unserer Zukunft zu schaffen. Bemerkenswert erscheint mir ins-
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