Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1921
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X- 60. 12. März 1921. Redaktioneller Teil. gestellten im Berliner Buchhandel das Äußerste dessen dar stellen. was der Arbeitgeberverband bewilligen kann. Die Gegenvorschläge, die der Afa-Bund eingereicht hat, so wie auch diejenigen, die der Gewerkschaftsbund kaufmännischer Angestelllenverbände und der Gewerkschaftsbund der Angestell ten gemeinsam voigelegt haben, sind gänzlich undisku- tierbar und nichtgeeignet.dte Grundlage für eine Verhandlung zu bilden. Die Mitgliederver sammlung steht vielmehr auf dem Standpunkt, daß nur eine Verlängerung des Tarifvertrags auf der bisherigen Grundlage unter Zubilli gung der vom Vorstand und Beirat formu lierten Wirtschaftsbeihilfe möglich ist. Mit aller Entschiedenheit lehnt es die Mitgliederversammlung ab. in irgendwelche Verhandlungen über die allgemeinen Be stimmungen des Tarifvertrages einzutreten, die über den bisherigen Rahmen bzw. über das Gesetz hinausgehen. Die Mitgliederversammlung beschließt schon jetzt, daß ein eventueller Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses, der über das Gesetz, über die bisherigen Tarifbestimmungen und das Angebot des Arbeitgeberverbandes hinausgehen sollte, sei tens des Vorstandes abzulehnen ist. Für diesen Fall wird der Vorstand weiter beauftragt, den Angestelltenverbänden und dem Schlichtungsausschutz gegenüber die Erklärung abzugeben, daß er auf die Erneuerung des von den An ge stellten verbänden selbst gekündigten Tarif vertrags verzichte. Sollte etwa wider Erwarten und entgegen den vom Reichsarbeitsministerium erlassenen Richt linien der Demobilmachungskommissar einen Schiedsspruch für verbindlich erklären, der dem Arbeitgeberverband eilten von ihm abgelehnten Tarifvertrag aufzwingen soll, so wird der Vorstand beauftragt, auch eine solche Entscheidung abzu- lehncn. Der Transportarbeiterverband hat neben eini gen Wünschen allgemeiner Art die Forderung auf Erhöhung der Löhne um 40°/l> ausgestellt. Demgegenüber nahm die Mitglieder versammlung den gleichen Standpunkt ein, wie er in der Re solution zu den Forderungen der Angestelltenverbände zum Aus druck gelangt ist. MMk MmeiLllngell. Die Lage der englischen Papierindustrie. — Die Nachrichten über die Lage der englischen Papierindustrie lauten sehr trübe. Die eng lischen Papierfabriken hatten Ende vergangenen Wahres große Ab schlüsse aus Zellulose mit skandinavischen Lieferanten getätigt. Ta die Preis« dafür inzwischen gesallcn sind, erleidet die englische In dustrie jetzt große Verluste. Es sind infolgedessen bereits Verhand lungen cingeleitet worden, mit dem Ziel, die englischen Fabrikanten von ihren erdrückenden Verpflichtungen zu befreien. Erreichen sie das nicht, so dürften zahlreiche große Papierfirmen Englands vor dem Zusammenbruch stehen, zumal größere Ansträge trotz Ermäßigung der Preise fast vollständig fehlen. Erhöhung des Auslandportos. — Mit dem Inkrafttreten der neuen Jnlandpostgcbühren, über die zurzeit im Reichstag verhandelt wird, werden auch die Auslandbriefgebühren erhöht werden. Es ist in Aussicht genommen, das Porto für gewöhnliche Auölandbriefe auf 11.20 für Auslandpostkarten auf 80 Pfg. und für einfache Aus-- landdrucksachcn auf 30 Pfg. zu erhöhen. Die Gebühren für Ausland- l telegramme und Auslandpakete werden eine verhältnismäßig stärkere Erhöhung erfahren müssen. Bibliotheken der Neichspostverwaltung. — Die Ncichspostv.rwal- tung, Abteilung München, errichtet zur Fortbildung des Personals außer den bereits bestehenden »allgemeinen Bildungskursen« auch Biblio theken. Zunächst wird versuchsweise eine solche beim Briefpostamt München ll errichtet, die für das ganze Personal in München .insgc- baut werden soll, worauf dann solche in Nürnberg, Augsburg und an deren größeren Städten folgen sollen. Die für das Postamt München II bestimmte Bibliothek enthält bereits 600 Bände teils geschichtlichen, geographischen, wirtschaftlichen und fachlichen, teils belletristischen In halts. (Bayrische Staatszeitung.) Buchgewerbe-Ansstellung in Hamm (Wests ). — In der geräumi gen Turnhalle der städtischen Oberrealschule in Hamm findet in der Zeit vom 24. März bis 1. April 1921 eine größere Buchgewerbe-Aus- stellung statt, veranstaltet von der dortigen Ortsgruppe des Bil dungsverbandes der Deutschen Buchdrucker. Gezeigt wird die Ent wicklungsgeschichte des Buchgewerbes aus allen Gebieten, unter be sonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Papier-, Farben-, Jllustrations-, Druck- und Catztechnik, wie der modernen Reklame usw. ! Australien und das deutsche Buch. — Australien scheint gegen das deutsche Buch einen Souderkrieg führen zu wollen. Noch jetzt, bald 2X Jahre nach Waffenstillstand, kommen dort deutsche Bücher einfach nicht an, weil die australische Negierung die Einfuhr deutscher Bücher nicht zuläßt (vgl. Bbl. 1920, Nr. 129, 213, 257 u. 1921. Nr. 38). Kürz- Schirnmelpfenq, Karl Adolf: Seid fruchtbar! 8". 100 S. Barmen 1921, erschienen im Andreas Knuepffer Verlag. Ladenpreis in Pappband geb. 12.50, in Ganz leinen ^ 20.—. Der französische Staatsmann Clemenccau hat gesagt, daß in Deutschland zwanzig Millionen Menschen zuviel wären. Er wußte, daß uns wohl die Übermacht das Schwert aus der Hand schlagen konnte, daß aber keine Macht der Welt imstande sein würde, sich der ewig zeugenden Kraft der Erneuerung eines Volkes zu widersetzen. Und doch wächst auch bei uns die Gefahr, daß der Natur aus Zweck mäßigkeitsgründen Gewalt angetan und das Weib seiner natürlichen Bestimmung entfremdet werde. An diesem Punkte unserer Entwicklung erhebt der Dichter, der ein Berufsgenosse von uns ist, seine Stimme zu einem hohen Liede des Eros. Diejenigen freilich, die ein erotisches Buch in landläufigem Sinne erwarten, werden bitter enttäuscht sein. Denn was Schimmel- pfeng gegen das gefährliche Zweikindersystem, gegen die freiwillige oder unfreiwillige Emanzipation der Frau von ihrer natürlichen Be stimmung in feingeschliffenen Versen und wohlklingender Prosa zu sagen hat, ist eine bitterernste Mahnung an unser Volk, an Mann nnd Weib. Daß ihn nicht überall die Tendenz beherrscht, sondern daß er auch rein lyrische Töne findet, geht aus seiner Verherrlichung des Weibes: »Weib, ich spreche von deiner Schönheit« hervor. Eine kerngesunde Sinnlichkeit spricht aus diesem Buche, und es wäre vielleicht kein Fehler, wenn die Jüngeren unseres Berufs, die sich in solchen Fragen noch unklar sind, von diesem Kollegen sich ein wenig belehren lassen würden. Auch das Außere des Buches macht Freude. F. H. Ehmcke ist sein Gestalter, sein Drucker F. Bruckmann A.-G. in München: die gewählte Schrift ist eine schöne, kräftige Ehmcke- Kraktur. I.. lich hat sie eine Sendung Kirchenliederbücher, die für die deutsche Ge meinde in Sydney angekommcn war, ein^»ch verbrennen lassen. UnL Herr Eugen Diederichs teilt in seiner Zeitsi^sst »Die Tat« mit, daß es ihm nicht gelingt, sie nach Australien gelangcn^ru lassen. Reichsausschuß für hygienische Volksbclehrung. Am 5. Februar hatten sich in Dresden, auf Einladung des NeichsminisNriums des Innern und des Sächsischen Landesausschusses für hygienische Volks belehrung, Vertreter der Negierungen bzw. Landesausschüsse von Preu ßen, Bayern, Württemberg, Baden, Thüringen, Oldenburg, Anhalt, Hamburg im Sächsischen Ministerium des Innern zusammengefunden, um den Rcichsausschuß für hygienische Volksbelchrung zu gründen. Die ser hat die Aufgabe, die Tätigkeit der Landesausschüsse für hygienische Volksbelchrung zusammenzufassen und die Zentrale für ihre Versor gung mit Lehr- und Anschauungsmaterial zu bilden. Es wurde be schlossen, den Sitz des Reichsausschusses mit Rücksicht auf das Deutsche Hygiene-Museum und die Lingner-Stistung nach Dresden zu legen. Der Vorstand des Neichsausschusscö wird gebildet aus dem jeweiligen Säch sischen Minister des Innern als Vorsitzendem des Verwaltungsrates der Lingner-Stiftung (Minister Lipinski), dem Vorsitzenden des Säch sischen Landesausschusses für hygienische Volksbelchrung als gelchäftS- fllhrendem Vorsitzenden (Ministerialdirektor Geh. Rat vr. von Pflngk), dem Vertreter des Reichsministeriums des Innern (Ministerialrat Geh. Reg.-Rat vr. Hamel) und dem Vorsitzenden des Preußischen Landes ausschusses für hygienische Volksbelchrung (Ministerialdirektor Pro fessor vr. Gottstein) als stellvertretendem Vorsitzenden: einem ärzt lichen Vertreter des Deutschen Hygiene-Museums (ordentlicher Professor vr. Kuhn): dem Vorsitzenden des Deutschen Aerztevereinsbundcs (Ge heimer Sanitätsrat vr. Dippe) und dem Generalsekretär des Reichsaus schusses (vr. meck. Neustätter). Mit dieser Gründung ist eine Stelle geschaffen, die auch für die Ver leger und den Buchhandel von Bedeutung ist. Eine der Hauptaufgaben 311
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