Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19210318
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192103189
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19210318
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-03
- Tag1921-03-18
- Monat1921-03
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X: 65, 18. Mürz 1621. Siedaklioneller Teil. Vorsitzender Herr Walther Jäh (Halle a. S): Meine Herren, eh« ich weiter das Wort erteile, möchte ich Ihnen sagen, daß der Vorstand durchaus dem zusiimmt, was Ihnen Herr Speher gesagt und was auch den Beifall der Mehrheit dieser Versamm lung gesunden hat, dass es nämlich zweck- und sinnlos und «ine Zeitvergeudung ist (Sehr richtig!), wenn wir uns hier über diese Dinge, die wir mehr oder weniger alle kennen, noch länger unterhalten, ohne das) die maßgebende Gegenseite, nämlich der Vorstand des Verlegervereins, hier anwesend ist. (Sehr rich tig !) Ich behalte mir vor, nachdem die beiden Herren gesprochen haben, die jetzt noch zum Worte gemeldet sind, zu dieser An gelegenheit noch etwas Weiteres zu sagen. Herr irr. Bielefeld hat den Saal verlassen, wahrscheinlich um Erlundigungeu beim Vorstande des Verlegervereins einzuziehcn, ob er uns nicht du? Beschlüsse des Vorstandes Mitteilen kann. (Schluß folgt.) Der ungarische Buchhandel im Weltkriege. Von Maurus Johannes N6vay.*) Die Geschichte des Buches im Kriege ist eine der interessantesten Fragen der Zeit, würdig, einst von berufener Seite erörtert zu werden. Heute wäre das nach verfrüht. Was hier znr Sache gehört, ist bald gesagt. Als der Krieg ansbrach, machte er sich in erster Linie am Buche fühlbar, das ja ohnedies unter den Bedarfsartikeln den letzten Platz eingenommen hatte. Der Umsatz sank fast bis zur völligen Stockung. Um ihren Unternehmungen doch etwas Leben einznflößen und das Publikum neuerdings zum Kaufe von Büchern anzusporncn, griffen die Verleger später' zu dem alten System der Preisherabsetzung. Auch mir richteten uns im Frühjahr 1916 auf den Preisnachlaß ein. Der Wert der Bücher verminderte sich damals so sehr-, daß man schon gute und beliebte ungarische Werke zu einem Drittel, einem Viertel, einem Fünftel, ja sogar noch billiger den Käufern anbieten mußte. Diese Aktion brachte den Markt tatsächlich wieder in Fluß, denn sie fiel mit einem eigentümlichen Symptom zusammen, wie es in der Geschichte des Buches noch nicht dagewesen war. Plötzlich geschah irgendein Wunder. Man entdeckte, daß zum Kriegsühren neben vielem anderen auch Bücher gehörten, ja daß sie zu einem langen Kriege sogar höchst notwendig waren, fast so wichtig wie Eisen, Stahl, Kupfer, Mehl, Wolle, fast so notwendig wie Säbel, Klinten und Kanonen. Die in den Schützengräben eingeschlossene Menschheit brauchte etwas zur Vertreibung der schrecklichen Langeweile, etwas, um den Geist zu erfrischen, die Seele zu laben, die Ausdauer zu stählen. Sie brauchte eine geistige Nahrung fast so nötig wie Brot und Fleisch. Natürlich wurde bei uns auch das nach heimischer Sitte in An griff genommen, im Zeichen des Geschenkes. Ich muß gestehen, daß unsere Anstalt damit vorangegangen war, denn schon im zweiten Kricgsmonat hatten wir dem Honvödminister hunderttausend Bände und Hefte für die Verwundeten in den Lazaretten zur Verfügung ge stellt, zu einer Zeit, wo noch niemand an so etwas dachte. Die eigent liche Bewegung zur Versendung von Büchern auf die Kriegsschauplätze begann erst später. Frankreich und Deutschland hatten sie in der Weise eingelcitet, daß sie das große Publikum zu Geldspenden anffordertcn, um dann durch die Korpskommandos von den Verlegern die Zusen dung der Bücher zn veranlassen. Bet uns dagegen wurden Publikum und Verleger direkt um Gratisbüchcr angegangen, was schon deshalb verfehlt war, weil auf diese Weise viel Schund an die Vertcilnngs- komitees und von da in die Hände der Leser gelangte. Die Erkenntnis, daß das Buch ein wichtiges Mittel der langen Kriegführung sei, rief eine neue Einrichtung ins Leben: die Feld buchhandlung. Endlich eine Gelegenheit, wo wir an die Volksmillionen hcrantretcn konnten, zu einer Zeit, wo sie in der Seelenverfassung waren, sich mit dem Buch zu befreunden. Endlich mar das Buch zu einer Notwendigkeit geworden, sogar das ungarische Buch. Doch wie in allem anderen, wurde auch hier das Ungartnm in den Hintergrund gedrängt. Diesmal konnte man uns nicht Nntüchtigkeit zum Vorwurf machen, wenn das ungarische Buch kaum in großen Massen dorthin zu gelangen vermochte, wo es großartigen Absatz gefunden hätte. Das deutsche Buch gestattete es nicht, vielmehr die österreichische Pro tektion und die österreichischen Übergriffe, die fast jede Feldbuchhänd- lung in österreichische Hände brachten. Und in welche Hände! In die Hände unfähiger, beschränkter, kleinlicher Krämer. Auf dem Kriegs schauplätze hätte man dem ungarischen Buche einen Markt schassen und seine Zukunft vielleicht für alle Zeiten sichern können. Es war eine nicht mehr wiederkehrende Gelegenheit, das Beste unserer Lite ratur jetzt wirklich in die weitesten Kreise dringen zu lassen. Doch *) Aus seinem Buch ^Schriftsteller, Bücher, Verleger- . hierzu hätten Verlag und Vertrieb organisiert werden müssen. So geschah es, daß nicht da^ Beste der ungarischen Literatur verbreitet wurde, und nicht in dem Maße, wie es möglich gewesen wäre. I Noch einen Punkt gab cs, wo das ungarische Buch zum Leidwesen ! vieler Hunderttauscnde vollständig in den Hintergrund gedrängt wurde: ! Wir konnten unsere ungarischen Bücher nicht unseren in der Fremde, besonders in Rußland, Jahre hindurch schmachtenden Gefangenen zu kommen lassen. Weder das Rote Kreuz noch die Kriegsgefangenenfür- ! sorge vermochten uns da zu helfen. Irgendeine unsichtbare Hand machte alle unsere Versuche zunichte. Alle Vorstellungen, alle Rekla» ? mationen, alle Vermittelungen von neutraler Seite erwiesen sich als i vergeblich. Daß unsere Gefangenen in solcher Ceelcnverfassung heim- ' kehrten, wie wir sie sahen, ist sicherlich zum großen Teile dem Um stande zuzuschreiden, daß sie Jahre hindurch vollständig den Zusam menhang mit dem ungarischen geistigen Leben, mit dem Ungartum verloren hatten. Bei uns daheim war inzwischen der Wert, die Schätzung des Buches ! gestiegen. Je schwerer die Verhältnisse wurden, ans je größere Schwie- ! rigkeiten die Herstellung neuer Bücher stieß, desto wertvoller wurden ! die alten guten Bücher. Sämtliche Lebensverhältnisse hatten sich ge ändert: das Leben wurde schwerer; ans jeden, Gebiete zeigte sich der Zug, der zu der immer wachsenden Teuerung führte; die Roh materialien gingen ans, der Verkehr hörte fast gänzlich auf. Auch das befreundete Deutschland, ja selbst Österreich verschloß seine Gren zen der Ausfuhr der notwendigsten Artikel. Die Papierpreise gingen unglaublich in die Höhe. Alles, was znr Herstellung des Buches ge braucht wurde: Buchbinderleinwand, Pappe, Bindfaden. Zwirn, Draht, Leim, Farbe, Blei und noch vieles andere ging vollständig aus. Die Arbeiter zogen ins Feld, die im Hinterlande bleibenden waren zum größten Teil mit dringenden amtlichen Arbeiten beschäftigt, und auch bei diesen nahmen die Löhne riesige Dimensionen an. Auch die Be triebskosten stiegen ganz außerordentlich. Es war fast unmöglich, Bü cher zn drucken, binden zn lassen und in den Verkehr zn bringen. Und nun wurde das ungarische Buch von seinem tragischen Schick sal ereilt: Jetzt, wo es Absatz gehabt hätte, fetzt, wo es ein Bedarfs artikel, ein Gegenstand der Nachfrage geworden war, jetzt war es un möglich, das Buch herznstellen. Die besten Bücher waren der Reihe nach vergriffen. Es gab keine Möglichkeit, neue Auflagen drucken zu lassen; und selbst wenn dies irgendwie möglich gewesen wäre, die Verleger wagten cs nicht, sie hatten nicht den Mut dazu. Sie hielten es nicht für möglich, ein Buch, das gestern noch vier Kronen gekostet hatte, für sechs bis acht Kronen zu verkaufen, und sic sträubten sich solange, bis sie endlich gezwungen waren, es zum Preise von fünfzehn bis zwanzig Kronen in den Handel zu bringen. Die Verleger entschlos sen sich nur sehr schwer und äußerst furchtsam zu einiger Preis erhöhung. Sie bestand zuerst darin, daß die Buchhändler den Kun den den Rabatt einstcllten, dann die Ladenpreise um fünf, späte? um zehn Prozent hinaufsetzten. Erst als alles schon schrecklich teuer ge worden war, entschlossen sie sich zu einer größeren Preiserhöhung, und auch da stand diese noch nicht im Verhältnis zn der Erhöhung der Preise der übrigen Warenartikel, die um das Zehn- bis Zwanzig fache stiegen, während das Buch höchstens das Doppelte seines ur sprünglichen Preises erreichte. Die Verleger fürchteten, durch allzu hohe Preise die Käufer abzuschrecken. Erst als sie sahen, welcher Ket tenhandel auf dem Büchermärkte mit ihren in Abnahme begriffenen Verlagswerken getrieben wurde, begannen sie einzusehen. daß sie der Sache einen besseren Dienst leisteten, wenn sie die gesuchteren Ausgaben zn mäßig erhöhten Preisen In den Verkehr brachten, als wenn sie sic zum Gegenstände ungehöriger Praktiken werden ließen. Inzwischen war aus dem Lager der plötzlich zu Reichtum gelangten Kriegsmillionäre ein ganz neues Publikum von Käufern erstanden. Auch bei diesen ward cs nun Mode, Bücher zu kaufen. Es gad unter ihnen solche, die seltene Bücher zu schätzen wußten lind gut bezahlten, aber auch solche, die nur ihre erst unlängst gekauften Bücherschränke füllen wollten. Sie kauften denn kilogramm- oder zentncr-, ja sogar meterzenlnerweisc Bücher. Die interessantesten waren diejenigen, die um jeden Preis alte Bücher wollten, ohne Rücksicht auf deren inneren Gehalt. Die Hauptsache war ihnen die äußere alte Form. Eine der Ursachen des Bücherabsahcs in dieser Zeit war es auch, daß die Bücher zu Geschenken verwendet werden konnten. Es war dies der einzige Artikel, von dem es große Vorräte gab, die nicht nur nichr versteckt, sondern bereitwillig zur Sch-au gestellt und mit sehr mäßigen Preiserhöhungen verkauft wurden. Auf die interessante Frage, welche Bücher von dem wirklichen Publikum der Käufer und Leser am meisten gesucht wurden, läßt sich kaum eine zuverlässige Antwort geben. Infolge des Umstandes, daß gerade die besten Bücher am raschesten vergriffen waren und keine neuen Auflagen hatten, kann man nicht wissen, wieviele Exemplare und Auflagen man davon ab- gesetzt hätte, wenn sie dggewescn wären. So läßt sich nur im allge meinen feststellen, daß zunächst die Gebetbücher in beispielloser Menge 34 l
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder