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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1921
- Strukturtyp
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- 1921-03-19
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1921
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Redaktioneller Teil. X- 66, IS. März 1921. Vorsitzender Herr Walther Jäh (Halle a. S.): Meine .Herren ! Ich stelle also fest, daß der Wille der Versammlung dahin geht: Die Sitzung wird jetzt abgebrochen, und es setzen nunmehr die Einzelberatungen ein; die Abgeordneten der Kreis- und Ortsver eine bleiben hier im Saale, um ihre Beratungen mit dem Ver bandsvorstand stattsinden zu lassen, und um 9 Uhr findet dann eine gemeinsame Beratung der Vorstände der Spitzenvereine statt. Die weitere Dagesordnung unserer Versammlung mutz dann im Interesse dieses ersten und wichtigsten Punktes unerledigt bleiben. (Sehr richtig!) Zur Geschäftsordnung hat Herr Nitschmann das Wort. Herr Paul Nitschmann (Berlin): Meine Herren! Nach den Äußerungen des Herrn Dr. Paetei erscheint es mir doch ganz undenkbar, daß der Vorstand des Verlegervereins um 9 Uhr hier sein kann. Ich weiß nicht, wie sich der Vorstand des Ver legervereins jetzt dazu stellt, ob er überhaupt an den Verhand lungen teilnehmen will. Es hat keinen Zweck für den Vorstand der Gilde und die anderen Vorstände, sich zurückzuziehen und in Beratungen einzutreten, wenn wir nicht wissen, daß wir nach her hier wieder mit dem Vorstande des Vericgervereins beraten können; wir müssen eine bindende Zusage haben. Herr Richard Quelle (Leipzig) (zur Geschäftsordnung): Meine Herren, ich wollte denselben Punkt berühren, den Herr Nitschmann hier erwähnt hat. Es hat keinen Zweck, unsere Ver sammlung abzubrechen, wenn der Vorstand des Verlegervereins erklären sollte, daß er keine Zeit hat, um g Uhr hier zu sein, weil er durch ande-e bereits früher angeseyte Besprechungen ver hindert ist. Ich möchte deshalb Vorschlägen, daß der Vorstand des Verlegervereins zunächst eine Erklärung abgibt, ob er sich dann mit den Fragen beschäftigen kann. Vorsitzender Herr Walther Jäh (Halle a. S.si: Der Vorstand des Verlegcrvereins ist schon fortgegangen. — Meine Herren, es hat doch gar keinen Sinn, daß wir uns wieder die Kopse heiß reden wollen. Die Verlegerbesprechung, die für 8 Uhr hier anberaumt ist, kann bis 9 Uhr aller Voraussicht nach mit ihren Beratungen fertig sein. Um 9 Uhr sind also die Vorstandsmit glieder des Verlegervereins wahrscheinlich dann auch wieder frei, oder doch so viele von den Herren, daß es Zweck hat, weiter zu verhandeln. Also reden wir uns nicht di« Köpfe heiß! (Zuruf: Nichts Bestimmtes I) Meine Herren, ich erkläre nunmehr die Versammlung für geschlossen und bitte nochmals die stimmberechtigten Abgeord neten der Kreis- und Ortsvereine, jetzt hier im Saale zu bleiben, damit wir mit ihnen die Situation besprechen können. (Schluß der Sitzung 7 Uhr.) Kleine Mitteilungen. Die Sozialisierung der Lehrmittel. — Der »Magdeburger Zeitung« Nr. 169 vom 9. März 1921 euluehmen wir folgende Ausführungen, die als Beitrag zu der Frage der Kommunalisierung des Buchhandels sicher allgemeine Beachtung und Zustimmung finden werden: Die Stadt Magdeburg tritt mit dem Beschluß ihrer Stadtverord netenversammlung vom 3. März, die Lehrmittel den Kindern der Volks schule durch Großeinkauf billiger zu liefern, mit in die erste Reihe der Kämpfer gegen die Selbständigkeit des Einzelhan dels überhaupt und des Zweiges des Einzelhandels insbesondere, dessen vornehmste Aufgabe es war und ist, durch Vermittlung der Werke des Geistes die Kultur allseitig zu verbreiten. Wenn auch für den Be schluß eine Reihe von Gründen angeführt wurde, die dem Fcrncrstehen- den genügen könnten, so muß doch nachdrücklich hcrvorgchoben werden, daß die Gefahr, die durch einen solchen Beschluß droht, viel weiter reicht, als man ans den ersten Blick glaubt. Es handelt sich hier in der Tat um einen ersten Schritt in Richtung auf die K v m munalisier u n g des Buchhandels überhaupt. Der Buchhandel seht sich aus einer großen Reihe freier selbständiger, auch geistig unabhängiger Persönlich keiten zusammen, die cs als ihre Ausgabe betrachten, einmal in ihren Geschäften die gesamte Literatur, soweit sic in der Regel verlangt wird, zu führen. Anderseits dem besonderen Interessengebiet der jeweiligen Kundschaft durch Anschaffung der besonders gefragten Bücher Rechnung zu tragen. Es ist für einen Leser höchst einfach, in dem Buchladcn sich das Buch' zu bestellen, das er gerade lesen will, und der konservative Buchhändler i wird sich so wenig weigern, seinen Kunden auf Wunsch sozialistische Lite- > 354 ratur zu beschaffen, wie etwa der überzeugte Demokrat sich weigern würde, seinem Kunden die Geschichte des preußischen Königshauses zu beschaffen. Ter Buchhandel ist so feinnervig, daß er in der Lage ist, allen feinen Schwankungen und Schattierungen der jeweiligen Wünsche und auch des jeweiligen Standes der Literatur zu folgen. Von einem in Gcmeinwirtschaft überzufllhrendcn Buchhandel wer den wir aber dergleichen nicht erwarten können. Es ist nicht ohne Be deutung, daß gerade die Gemeinwesen mit der Kommunalisierung des Buchhandels beginnen, die sozialistisch geleitet werden oder in denen eine sozialistische Mehrheit die Einwände der privatwirtschastlich denkenden Stadtverordneten mittels llberstimmnng ans dem Winde schlägt. Es liegt Methode darin, und cs ist äußerst einfach, gerade bei die sem allerfeinsten Faktor der Bedarfsbefricdignng zu beginnen. Man glaubt den selbständigen Buchhandel dadurch nicht nur im Interesse der ärmeren Bevölkerung, die angeblich billiger beliefert werden soll, aus- znschaltcn, sondern man hofft, dadurch, daß man dem Buchhandel diesen Teil des Geschäfts entzieht, eine Lebensader abzuschncidcn und cs ihm unmöglich zu machen, das Geschäft überhaupt aufrecht zu erhalten. Man denkt vielleicht daran, durch Zusammenschluß vieler Gemeinwesen, eine Großdrnckerci zu errichten, um so den ganzen Prozeß vom Buchdrucker bis zur Überführung des fertigen Buches in die Hand des Verbrauchers gcmcinwirtschaftlich zu regeln. Man tut das aber nicht um des blinden Prinzips willen. Wir dürfen nicht vergessen, daß gerade durch eine derartige gemcinwirtschaftliche Regelung des Buchdrucks und -Handels es in die Hand der jeweiligen politischen Machthaber gegeben ist, unbequeme Geisteserzeugnisse ausznschaltcn oder so teuer zu machen, daß sie von der breiten Masse nicht gekauft werden können. Es ist der erste Schritt zur Entziehung der freien Bil dung, die bisher jedem Deutschen g c w ä h r l c i st e t war. Man hat im sozialistischen Lager längst cingcschcn, daß der Prin- zipicnkampf, der Kampf der Geister nicht zum Ziele führt. Man spielt den Kampf auf das Gebiet der Politik hinüber, macht jede Frage der Kultur zu einer Machtfrage, da, wo man weiß, daß man sie durch eine Abstimmung durchdrücken kann. So wird jeder Antrag aus dem sozia listischen Lager in einer dazu geeigneten Stadtverordnetcn-Vcrsammlnng Diktat, ohne daß die privatwirtschaftlich gerichteten bürgerlichen Kreise, vertreten durch die bürgerlichen Parteien aller Richtungen, im der Lage sind, ihre grundsätzlichen, heiligen Interessen an der Erhaltung freier deutscher Bildung und Kultur auch nur noch in einem Schatten zur Geltung zu bringen. Wir dürfen es uns nicht gefallen lassen, daß uns der Weg zur freien Ausbildung des Geistes abgeschnitten wird. Hier heißt es wieder um den Anfängen W i d e r st a n d leisten. Syndikus N. Wienecke, Magdeburg. Buchdrucker und Künstler war das Thema eines Vor trages, den der Graphiker Heinrich Jost kürzlich vor der Typographischen Gesellschaft zusammen mit den aka demischen Arbeiterkurscn in der Technischen Hochschule zu München hielt. Ausschlaggebend war das epidiaskopisch vor geführte reiche Anschauungsmaterial von Beispielen und Gegenbei spielen aus der Druckcreipraxis, das der Vortragende nach einer kurzen historischen Einleitung erläuterte. Nach einem Bericht der »Münchener Neuesten Nachrichten« führte der Vortragende etwa fol gendes aus: Es gilt, eine gewisse Gegnerschaft der Buchdrucker gegen die Einmischung der Künstler zu überbrücken, indem nur solche Künst ler sich mit der Satzkunst befassen, die sich wie ihre Pionier-« (Hupp, Behrens, Eckmann) durchaus mit dem Handwerklichen praktisch ver traut gemacht haben. Wie der Durchschnitt der Drucklcistungen zeigt, kann heute der Einfluß des Künstlers noch nicht entbehrt werden, wenn auch ausnahmsweise mit und ohne Künstler einwandfreie und oft mustergültige Drnckerleistnngen anfgezeigt werden können. In diesem Zusammenhang wurde an die Satzveredelungsbestrebungen der Drucke reien Knorr L Hirth, Huttler usw. erinnert. Erklärlich werden die un genügenden Leistungen durch das unzulängliche Satzinaterial, das durchschnittlich zur Verfügung steht. Mit Schriftzeichnen soll sich der Drucker nur beschäftige», um die Entwicklung der Schriften kennen zu lernen, nicht aber um malerische Künste anzustreben, da die Satzkunst nur eine Kunst des Rhythmus ist. Expressionistische Satzkunststücke wirken nur ab und zu genießbar. In der Aussprache wurden noch manche neue Gesichtspunkte vor gebracht. Der Hauptgrund für schlechte Drncklcistungen sei die Jagd der Kundschaft nach dem Billigsten. Man dürfe es dem Drucker nicht vorwerfen, daß er im Gegensatz zum Künstler nach Regeln arbeite, denn sein starres Material bedinge Regeln, außerdem seien diese Regeln längst zeitgemäß reformiert und schließlich seien die Höchst leistungen der Satzkunst nur durch besonderes Typcnmatcrial möglich, I das dem normalen Setzer nicht zur Verfügung stehe. Mai, müsse da hin kommen, daß die Konkurrenz der Druckereien durch die Qualität, nicht durch den Preis ausgetragen werde. Im Übrigen war man in
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