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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1921
- Strukturtyp
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- 1921-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 98, 28. April 1921. Ader auch alle anderen Sparten des Verlags leiden unter den Schwierigleiten der Preisbildung und damit des Absatzes, und naturgemäß um so mehr, je weiter sich ihre Erzeugnisse von dem Vegrifs des »Gegenstandes des täglichen Bedarfs« en.scrnen, je mehr sie einem wenn auch bescheidenen Lurusoediirfnis zu dienen bestimmt sind, wie z. B. die Unter« hauungsiileratur. Je mehr sich die Zahl der Kriegsgewinnler verringert, desto mehr sind auch die Absatzmögrichteuen kost barer Luxusdrucke zurückgegaugcn. Auf diesem Gebiete findet mehr und mehr eine Auslese statt, die dem innerlich und äußer lich wirklich Wertvollen zugute kommt. Mit großen Schwierigteilen hat der Schulbuch Verlag nun schon seit Jahren zu kämpfen. Roch ist die Gefahr der »Sozialisierung« nicht völlig gebannt, wenn auch Wohl durch die finanzielle Misere der Länder und Gemeinden geringer geworden. Die Rcch.schreibungs»reform» bedroht ihn mit unermeßlichen Schädigungen, und wenn er auch vermocht hat, seine Preise all mählich mehr den tatsächlichen Herstellungskosten anzupassen, so stehen seine Gewinne auch nicht annähernd mehr im Ver hältnis zu seinen Betriebsmitteln und seinem Risiko, das um so größer wird, je mehr die Bestrebungen nach Reformen im Unterricht an Boden gewinnen. Auch der Zeitschriftenverlag hat erst ganz all mählich vermocht, seine Bezugs- und Anzeigenpreise in das rich tige Verhältnis zu seinen Gestehungskosten zu bringen. Er wie der Perlagsbuchhandel überhaupt leidet unter einer verkehrten Preispolilik der letzten Jahre. Seine Preiserhöhungen sind stets hinter den tatsächlichen Verhältnissen zurückgeblieben, und so kommt es, daß ec seinen höchsten Preisstand erst erreicht hat in einer Zeit, in der andere Berufszweige schon wieder an einen wenn auch zögernden Abbau denken können — «inen Ab bau, der für den Buchhandel vorläufig gar nicht in Frage kommen kann. Die besonderen Schwierigkeiten, mit denen der Verlag in seiner Allgemeinheit zu kämpfen hat, haben den äutz«ren Anlaß zu dem Wunsche gebildet, ein« Reform seiner Organisation durch- zuführen. In seiner außerordentlichen Hatiptversammlung in Weimar am K. Dezember 1920 hat sich der Deutsche Verleger- Verein «ine neue Verfassung gegeben, die es ihm ermöglichen soll, mehr als bisher die selbständige Vertretung der Interessen des Verlags wahrzunehmen. Die Bestrebungen, die darauf ab zielen, innerhalb des Börsenvereins künftig eine Majorisierung der einen Gruppe des Buchhandels durch die andere unmöglich zu machen, haben in der neuen Satzung desVerleger- vereins weitgehende Berücksichtigung gesunden. Der Ver legerverein, der zu den Organen des Börsenvereins gehört, strebt danach, von dieser Bindung frei zu werden; er hat sein Verbleiben im Börsenverein abhängig gemacht von der Beachtung seiner oben genannten Wünsche, deren Berechtigung an sich auch von denen zugegeben werden muß, die die bereits eingstretene Lockerung der Beziehungen zwischen den beiden Vereinen be klagen. Durch die Einführung der außerordentlichen Mitglied schaft sucht der Verlegerverein seine Stoßkraft als rein« Ver legervertretung zu erhöhen. Um so mehr fällt künftig den Kreis- und Ortsvcreinen die Aufgabe zu, für den Ausgleich der Inter essengegensätze tätig zu sein, und der Verband der Kreis« und Ortsvercine glaubt an die ihm abgeschlossenen Verbände in diesem Zusammenhänge die Mahnung richten zu sollen, keine Vereinspolitik zu treiben, die den Wünschen nur der einen großen Gruppe des Buchhandels entspricht. Verlag und Sortiment haben ihre Interessenvertretung im Verlegerverein und in der Gilde; die Kreis- und Ortsvercine sollen den neutralen Boden bilden, auf dem eine Verständigung vorbereitet werden kann. Dazu ist es aber auch mehr als bisher erforderlich, daß sich die Verlegermitglieder nicht nur an den Versammlungen und Ar beiten, sondern auch an der Leitung der Vereine beteiligen. Konnte das Sortiment im Jahre 1919 von befriedi genden, ja von wesentlich gesteigerten Umsätzen berichten, so ist etwa seit dem Frühjahr 1920 auch darin ein Wandel einge treten. Das Weihnachtsgeschäft hat nicht allenthalben befriedigt; seit Beginn dieses Jahres macht sich der Umsatzrückgang ganz empfindlich geltend. Die Zahl der Bllcherkäufer und der Stück- 622 Umsatz sind ständig zurüagegangen, und weite Kreise des Sorti ments, zumal diejenigen Firmen, die in optimistischer Beurtei- rung der Zukunft erheblich« Lagerläufe abgeschlossen haben, werden Mühe haben, bei wenerer Absatzstockung ihre Einnahmen mit den noch immer wachsenden lausenden Ausgaben in Einklang zu bringen. Tritt die wirtschastsfeindliche Steuergesetzgebung des Reiches, der Länder und Gemeinden erst einmal voll in Er scheinung, so wird die Kaufkraft gerade des vücherkaufenden Mit telstandes einen weiteren, so erheblichen Rückgang erfahren, daß der Buchhandel allen Anlaß hat, mit besonderer Sorge der wei teren Entwicklung entgegenzusehen. Das Sortiment hat sich im allgemeinen schon seil Mitte vorigen Jahres mit seinen An- käusen zurückgehalten, wie die Bugramesse im Herbst gezeigt hat. Auf der andern Seile wird das Sortiment — mehr noch als der Verlag — bedrängt durch die noch immer steigende Spesen last. Die Löhne und Gehäller der Angestellten erfuhren im Be richtsjahre weitere erhebliche Erhöhungen, die Mieten sind im Steigen begriffen, die Unkosten für Licht und Heizung wachsen von Monat zu Monat, vor allem aber sind es neben den fort gesetzt steigenden Steuerlasten die Porto- und Frachlspesen, die das Sortiment in der stärksten und empfindlichsten Weise be lasten. Solange die Verkehrsanstalten des Reiches nicht wenn auch nicht zu einer Ermäßigung, so doch wenigstens zum Ver zicht auf weitere Erhöhungen dieser für das Wirtschaftsleben grundlegenden Kosten übergehen können, solange wird von einem wirklichen, wesentlichen Abbau der Preise keine Rede sein können. Trotzdem sieht das Sortiment heute schon ein, daß ein wei terer Ausbau des Systems der Sortiments-Teuerungszuschläge unmöglich geworden ist, unmöglich nicht nur des Widerstrebens des Verlags wegen, sondern auch deshalb, weil die aus Grund der jetzigen Herstellungskosten kalkulierten Bücher an sich schon so hohe Ladenpreise haben, daß ein Zuschlag von 10 oder gar 20 v. H. sie einfach unverkäuflich machen würde. Bleiben die Bücherpreise auch weiterhin im Steigen, so muß naturgemäß der Zeitpunkt eintreten, zu dem sie der allgemeinen Entwertung des Geldes entsprechen; dann würde ja jeder innere Grund für die Beibehaltung der Zuschläge ohnehin enlsallen. Aber schon heute drängt ein Teil des Sortiments — in erster Linie des wissenschaftlichen Sortiments, dessen Abnehmer die Preisbil dung im Buchhandel recht genau verfolgen — nach der völligen Abschaffung der Sortimentszuschläge, und die Notstandsordnung ist infolge des Druckes der wirtschaftlichen Lage jetzt bereits vielfach praktisch außer Kraft gesetzt. Während die Bildung von Ortsvereinen im Buchhandel weitere Fortschritte gemacht hat, scheinen sich die Hoffnungen, die an den örtlichen genossenschaftlichen Zusammenschluß der Sortimenter, insbesondere für den Zeitschriftcnvertrieb, geknüpft worden waren, vielfach nicht ver wirklicht zu haben. Mehrere dieser Genossenschaften sind in der Auflösung begriffen oder bereits aufgelöst, während sich andere zu halten scheinen. Es wäre für die weitere Ausgestaltung un seres buchhändlerischen Vereinslebens von hohem Wert, wenn die bisher gemachten Erfahrungen und die Ursachen der Er folge oder Mißerfolge mitgeteilt würden. Das Schulbüchergeschäft, in den großen Städten vielfach seit Jahren schon mehr in der Hand der Papierhändler als in der des regulären Sortiments, in der Provinz aber ein unentbehrlicher Hauptzweig des ortsansässigen Buchhandels, droht dem Sortiment immer mehr verloren zu gehen. Scheitert die Einführung der Lernmittelfreiheit in den Gemeinden zunächst auch an der trostlosen Finanzlage, so wird doch versucht, diesen Gedanken wenigstens teilweise zur Durchführung zu bringen, in dem die Gemeinde die Schulbücher zum Buchhändlerpreis« an zukaufen und weiterHUgeben versucht. Vom Schulbücherverlag muß erwartet werden, daß er im Interesse des Sortimentsbuch handels diesen Bestrebungen Widerstand entgegensetzt. Vom Sortiment aber beansprucht der Schulbuchverlag nicht mit Un recht, daß es seiner besonders schwierigen Lage auch in seinem eigenen Interesse Rechnung trägt und beim Verkauf von Schul büchern auf einen Sortimenter-Teuerungszuschlag völlig, oder we nigstens soweit es irgend tunlich ist, verzichtet. Es ist auch den Vereinen nicht möglich, gegen die Bestrebungen der Ge-
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