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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1927
- Strukturtyp
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- 1927-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1927
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- Deutsch
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228, 29, September 1927, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. händlerischen Geschäftsform erscheint mir zudem in der ein schlägigen Literatur hinreichend geklärt, und ein« Diskussion über feststehende Begriffe ist nicht der Zweck dieser meiner Aus führungen, Dagegen halte ich, wie oben bereits gesagt, im Interesse der Klärung 'des Wesens und der Ursachen der Krisis im Buchhandel den Hinweis aus einige der Fragen notwendig, die mir unmittelbar an den Kern der schwierigen Verhältnisse zu rühren scheinen. Das Wesen der neuzeitlichen Wirtschaftskrisen — sei es nun im Hinblick auf die Geisamtwirtschaft eines oder gar mehrerer Staaten, oder sei es in bezug aus die Krisis innerhalb eines Geiverbezweiges beruht bekanntlich aus einem Mißverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, Der freien Preisbildung kommt di« Funktion zu, beide Faktoren, Angebot und Nachfrage, in ein gesundes, der Gesamtlaufkraft des Landes entsprechendes Ver hältnis zu bringen. Übersteigt nämlich das Angebot die Nach frage, so sinken normalerweise die Preis«. Di« Produktion wird für diejenigen Unternehmungen unrentabel, die mit verhältnis mäßig hohen Kosten arbeiten. Sie müssen ihre Betriebe cin- schränkm oder sich rationalisieren, d, h, sie müssen die Kosten der Herstellung, des Vertriebs und der Verwaltung vermindern, Entlveder können die Preise von den Produzenten ermäßigt wer den, wie das etwa in der deutschen Automobilindustrie wieder holt geschehen ist, oder aber das Angebot schrumpft zusammen. Auf die ein« oder andere Weise wird so das Gleichgewicht wieder erreicht. Das ist — in wenigen Worten nur roh angedoutet — der Grundzug einer Krisis, welche wie das Fieber bei der Krank heit ungesunde wirtschaftliche Verhältnisse anzudeuten pflegt. Für das 'deutsche Sortiment als einen Zweig des Einzel handels stellt sich die Krisis offenbar so dar, daß sin« zu große Anzahl von Betrieben am Wiederverkauf beteiligt ist. Die An zahl der Firmen steht offenbar in keinem gesunden Verhältnis zu den in Deutschland stattsindonden Bücherkäusen, Ferner wird der auf solche Weise an sich schon ungenügende Absatz der einzelnen Firma im ftcigeu'den Maße geschmälert durch di« be denklich zunehmende Umgehung des Sortiments. So ist etwa die riesig« Auslieferung 'der Buchgemeinschafteu — allein die beiden großen Berliner Unternehmungen setzen insgesamt schätzungsweise für lb Millionen Mark im Jahre um — so organisiert, daß die Mithilfe der Buchhandlungen ausgeschaltet bleibt. Ferner hat der Absatz des sogsnannten regulären Ver lags unmittelbar an das Publikum oder an Einkaufsorganisa tionen der Behörden, Schulen, Universitäten, Volksbibliotheken und alle jene Stellen erheblich zugenommen, di« überhaupt einen größeren und ständigen Bücherbedarf haben und die aus diesem Wege einen Teil des Wiederverkäuferrabatts einzusparen hoffen. Das deutsche Sortiment wird den Mut haben, sich einzu gestehen, daß dieser Verzicht aus seine Mitwirkung für den Pro duzenten wie für den Konsumenten erst verlockend wird durch die Tatsache, daß es für die Besorgung einen Aufschlag auf den, Einkaufspreis von durchschnittlich 70 Prozent und bei schön geistiger Literatur gar bis zu lOO Prozent erhebt. Wenn es die Geschichte des Buchhandels verfolgt, wird es sehen, daß eine solche Umgehung vor der Krönerschen Reform eine seltene Aus nahme darstellte und erst in demselben Maße häufiger wurde, wie der damals tatsächlich erhobene Aufschlag von etwa 30 Pro zent in den 80er Jahren sich bis zu der gegenwärtigen Höhe entwickelte. Ans der Abwanderung der Bücherkäuser vom Sor timent kann man unmöglich schließen, der feste Ladenpreis habe deren Vertrauen zum Sortiment gestärkt. Die in den letzten Jahren seitens der Konsumenten erfolgten Angriffe in der Tages- press« sollten endlich diese irrtümliche Meinung beseitigt haben. Das Sortiment wird prüfen müssen, ob der seit 40 Jahren verfolgte Weg unaufhaltsamer Rabattsteigerung richtig war und wohin ein derartiges Verfahren in der Zukunft letzten Endes führen muß. Bisher ist der Vorteil jeder Erweiterung der Brutiogewinnspaune durch eine entsprechend« Vermehrung der vorhandenen Firmenzahl und damit durch einen stagnierenden oder rückläufigen Umsatz ausgeglichen worden. Die Gründe da für, daß dieser Ausgleich zwischen Rabatt und Anzahl der Firmen im Buchhandel ähnlich wie beim Zigarettenverschleiß sich be sonders schnell zu vollziehen pflegt, habe ich in meiner Arbeit 1170 dargelegt, Die Schäden dieser Entwicklung, nämlich zunehmende Übersetzung des Sortiments und rückläufiger Umsatz der einzel nen Firma, ein prozentual schnell steigender Prozentsatz an Spesen und sinkender Jahrescrtrag u, a, m,, sind sehr groß, und die erwarteten Vorteil« für den einzelnen wie sür die Gesamtheit sind nicht eingetrossen. Wie ein Märchen klingt es für den heu tigen Praktiker, daß im Jahre 1882, fünf Jahre vor der Kar tellierung des Buchhandels, der hervorragende Sortimenter Emil Strauß von dem damals üblichen Durchschuitlsrabatt von 331- Prozent erklären konntet -Er ist einem altertümlichen Vertrieb angepaßt und kann von rationell betriebenen Buchhandlungen zur Hälfte entbehrt werden!» Und Emil Strauß hatte sich da mals bei solchem Verzicht innerhalb eines Jahrzehnts in seinem Bonner Sortiment, noch bevor er Verleger wurde, zu Wohlstand emporarboitcn könne», was heute auch bei 50 Prozent Rabatt er heblich schlverer geworden sein dürste. Da die Rabattsteigerung eine wesentlich« Ursache zu der Abwanderung der Konsumenten vom Sortiment bildet — 11- Prozent der gesamten deutsch- sprechenden Bevölkerung ist Mitglied allein der Berliner Buch- gemeinschaftcn—,.so kann das Vorwärtsschreiten aus diesem Wege zu einer gänzlichen Verkümmerung des deutschen Sortiments buchhandels führen. Das Tempo der Abivärtsenlwicklung ist gerade in den letzten Jahren schon bedenklich rasch geworden. Es liegt daher nicht in dem wohlverstandenen Interesse des Sortiments, wenn die gegenseitige Konkurrenz namentlich der schöngeistigen Verleger zu einer so übermäßigen Erhöhung der Rabatte führt. Dem Unbefangenen leuchtet es ein, baß allmäh lich die gesunden Verhältnisse untergraben Iverden, tocnn cs vor kommt, daß selbst ein angesehener süddeutscher Verlag ans eine nach Inhalt und Ausstattung wertvolle neue Bücherserie «inen Rabatt von siebzig Prozent geboten und gegeben hat. Das ent spricht einem Aufschlag von über 230 Prozent aus den Einkaufs preis! — Daß aber der Wettbewerb der Verleger untereinander eher zu einer Erhöhung der Rabatte als zu einer Senkung der Verkaufspreise führt, ist ebenso als eine typische Auswirkung des Systems >d«r festen Ladenpreise zu begreifen, wie andererseits der Umstand, daß die Erhöhungen der Bruttogewinnspanne schon so bald durch eine Zunahme der Buchhandlungen ausgeglichen und so im Sinne einer Verdienststeigerung des Sortiments illusorisch wird. I Die Verpflichtung, den vom Verleger vorgeschriebe»«» Ladenpreis imiezuhalden, hat dem Sortiment die Möglichkeit zu einer großzügigen Propagandaentfaitung genommen. Initiative und Führung hat es an den Verlag abtreten müssen. Kein Ver leger wird berechtigterweise den Vorwurf erheben können, daß angesichts der hohen Rabattsätze von den Ladengeschäften zu ioenig für den Vertrieb der Bücher geschehe. Der Verlagsbuch- handel wird das ebensowenig tun können, wie etwa die Ziga rettenfabrik Neuerburg von den Zigarettsnhandlungen verlangen würde, aus eigenen Mitteln für die Zigarette »Overstolz» Reklame zu machen. Denn in beiden Fällen hat der Produzent durch die dem Wiederverkäuser auferlegte Verpflichtung, daß das einzelne Verlagswerk sbzw, die Zigarettensorte) in all seinen unterschied losen Exemplaren zum gleichen Preise verkauft werden soll, dem Händler das bei Markenartikeln allein verbleibende Instrument des Wettbewerbs genommen. Idur durch eine geschickt« Preis politik könnte er nämlich das Publikum wirksam veranlassen, das Werk bzw, die Zigarettensorte bei ihm und nicht in einem nächst besten anderen Geschäft zu kaufen. Unter den gegenwärtig herr schenden Umständen aber würden seine Konkurrenten von einer kostspieligen Reklame in einem erheblichen Maße ernten, wo er gesät hat. Die Möglichkeiten der Propaganda sind sür das ein zelne Sortiment infolge des Lo-denpreissystems sehr beschränkt worden, und in der Masse der außerordentlichen Aufwendungen sür Reklame im modernen Geschäftsleben verschwinden die ihm noch verbliebenen kleinen Mittel. Aus dem gleichen Grunde kann die einzelne Buchhandlung — abgesehen von einiger Landkundschaft, der ein ausreichendes Sortiment am Orte nicht zur Verfügung steht — Ivcder seinen Kundenkreis über den gegebenen Bezirk hinaus wesentlich und auf die Dauer ertveitern, noch kann sie sich, wenn man von wenigen Fällen in den Großstädten absicht, weitgehend spezialisieren. Sie
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