Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.05.1921

Börsenblatt f. d. Dtsch«. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X° 104, 6. Mai 1921. erblickt in dem Vorgehen der Reichsrcgierung in dieser volkswirt schaftlich und politisch so bedeutungsvollen Frage, insbesondere in der unvermittelten Aufhebung der Papier-Zivangswirtschaft und in der dadurch bewirkten Auslieferung der deutschen Presse an die Gewinn sucht der Papierfabrikanten einen bedauerlichen Mangel an Einsicht in Wesen und Taseinöbedingungen der Presse. Der Landesverband der sächsischen Presse erivartet von der Neichsregierung schleunige Kor rektiv-Maßnahmen, die die augenblicklich im Papiergewerb« herrschen den, die Allgemeinheit schädigenden Mißstänbe beseitigeil. Er erklärt in dieser Frage sein völliges Einvernehmen mit den deutschen Zeitungs verlegern.« Naturwissenschaftliche Literatur. — Im Verein ernster Bücher freunde in München hielt kürzlich N a o u l H. F r a n c 6 einen Vortrag über naturwissenschaftliche Literatur. Er ermüdete die Zuhörer nicht in schulmeisterlicher Art durch eine endlose Aufzählung von Büchern, son dern er begnügte sich damit, 60 Bücher zu nennen, die in ihrer Gesamt heit ein lückenloses Kompendium unserer gegenwärtigen naturwissen schaftlichen Erkenntnis darstellen. Bedeutsame Worte widmete Franc« nach dem '^richte in den »Münchener Neuesten Nachrichten« den Sorti mentern und wies dabet auf die ungeheure Bedeutung des Sortimenters für die Kultur hin: Das kaufende Publikum hält sich an den Sorti menter. Der Verleger ist ihm oft nicht einmal dem Namen nach be kannt. Es sind unter den Sortimentern die allerbesten Bücherkcnner; einzelne von ihnen sind in der Beurteilung des Wertes eines Buches geradezu Gentes. Nichts ist schwerer, als ein Buch zu verkaufen. Die Hälfte derer, die ein Buch verlangen, weiß nicht, was sie will. Darum ist der Buchhändler der Mann, der heimlich den Geist unseres Volkes regiert. Das ist die ideale Seite seines Berufs. Aber auch für den Schriftsteller ist der Gedanke ein Trost, daß man schließlich doch mit den besten Büchern das beste Geschäft macht: mit Büchern, die den Menschen wirklich fördern und auf die Dauer befriedigen. Ernst Wasmuth Architelturverlag, Architekturbuchhandlung nnd Kunftanstaltcn A.°G., Berlin. — Bilanz vom 31. Dezember 1920. Aktiva. L, 900 000 86 445 78 32127 «z 949 894 41 845 644 89 II «83 05 1 1 — 1 — 2 825 798 76 .<c Sc 600 000 708 093 75 I 3I804I 22 15 000 «2?c 39 120 800 57 593 40 2 82S?98 76 Grundstücke und Gebäude - . . Kassa und Bankguthaben . . . , Wechselbestand ..... Lagerbestand ..... Lithographiesteine ... Laden- und Kontorcinrichtung . Maschinen- und Fabrikeinrichtung Verlagsrechte Passiva. Aktienkapital Hypotheken Reservefonds . . . . ^ Delkredere Gewinne: Vortrag aus 1919 2 890.95 für 1920 . 54 702,45 Gewinn- und Verlustkonto vom 31. Dezember 1920. Debet. Zinsen aus 1919. . ^ 2 890.95 für 1920 54 702,45 Kredit. 42 520 89 1 093 561 08 47 357 36 12 611 — 57 593 1 253 643 .6 H Gewinnvortrag 2 890195 Bruttogewinn 1 250 752 78 ^2szHzj?Z (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 98, v> 28. IV. 1921.) Adrehbuchunternchmunpe». — Die Mtiucheiier Handelskammer veröffentlich folgendes: In der legten Zeit tauchen öfter neue Unter- nehmungen auf. die die Herausgabe von Spezial- und sonstigen Adrcsi- blichcrn betreiben „nd dafür Inserate sammeln. Ta cs sich hierbei viel fach nm Werke handelt, die niemand als dem betreffenden Verleger Nutzen bringen, den Inserenten und Käufern jedoch nur Enttäuschungen bereiten, wird die Geschäftswelt gut daran tun, bei der Erteilung von Aufträgen grösttc Vorsicht und Zurückhaltung zu üben. Beschlagnahmte Trmkschrisic», - - Den letzten Nummern des Dcni- fchen Fahndungsblattes entnehmen wir folgende Beschlagnahmen: 1. Die Zeitschrift »Faun-, Jahrgang 1921, Nr, 8. Bilder »nd Witze in Verbindung miteinander aus Seite 113, 115, 121 sind geeignet, das Scham- nnd Sitllichkeitsgcflihl normaler Mensche» in geschlechtlicher Beziehung zu verletzen. tStaatsnnwaltschast beim Landgericht 1 in Berlin.) 2. Die Zeitschrift »K r e u n d s ch a s t», Jahrgang 1921, Nr, 11 und 15, du diese Nummern eine pruste Anzahl Inserate enthalten, die zur Vermittlung gleichgeschlechtlichen Verkehrs geeignet sind. (Staats anwaltschast beim Landgericht I in Berlin.) 3. Die Zeitschrift »Freundschaft und Freiheit-, Jahr gang 1921, Nr. tü nnd tt, weil sie wiederum Anzeigen enthalten, die der Herbeiführung gleichgeschlechtlichen Verkehrs dienlich sein dürften. (Staatsanwaltschaft beim Landgericht I in Berlin.) 4. Die ö. Strafkammer des Landgerichts III in Berlin hat in der Sitzung vom 5. März 192l für Recht erkannt, das, die beschlagnahmten Bücher »Das Licbeslcbcn eines Arztes», »Die blonde Siegerin-, »Intimes, der nackte Schnucki« eingezogen werden nnd alle Exemplare dieser Bücher nnbrauchbar zu machen sind, ebenso die beschlagnahmten Karten »Dudertch bei der Toi lette», die ebenfalls samt den zur Herstellung bestimmten Platten und Fornien unbrauchbar zu machen sind. (Oberstaatsanwalt beim Landgericht III tn Berlin.) 5. Die Zeitschrift »I-n Vis ?arisienno-, Jahrgang 192t, Nr. 5, l> „nd 8 sind cinzuziehen nnd unbrauchbar zn machen: austcrbcm wird die Beschlagnahme von Nr. 14 und 15 ungeordnet, da sie unzüchtig sind. sGencratftaatsanwalt beim Landgericht I tn Berlin und Staats anwaltschaft beim Landgericht I in Berlin.) Personalna-richten. Jubiläum im Exportbuchhandel. — Die Firma G. A. v. Halem, Ex port- und Verlagsbuchhandlung G. m. b. H. in Bremen feierte am 1. Mai d. I. das 25jährige Geschäftsjubiläum ihres Herrn Direktors E. A. F i l- t e r. In rastloser, geistig hochragender Arbeit hat der Jubilar das Ge schäft aus kleinen Anfängen zu seiner heutigen Weltbedeutung empor- gcfördcrt und nimmt gerade jetzt führenden Anteil an der mächtigen, den Erdball umfassenden Entfaltung der Firma. Am 30. April fand im großen Geschäftshause eine schlichte Feier statt, der außer dem vollzähligen Personal Mitglieder des Aussichts- ratcs der Firma, Vertreter des Bremer Buchhandels und die Familie des Jubilars beiwohnten. Sein Arbeitszimmer war in einen Blumen- hain verwandelt: im großen Festraumc strahlten von Decke und Wän den die schwarz-weiß-roten Welthandels-, Marine- nnd Kolonialslaggen, unter deren Zeichen die Firma groß geworden ist. In herzlichen An sprachen wurden die großen Verdienste des Jubilars um das Gedeihen des Geschäftes und seine Fürsorge für das Personal rühmend gewür digt; wertvolle Geschenke wurden als Symbole aufrichtiger Dankbarkeit überreicht. Der Gefeierte dankte in wirkungsvoller Rede nnd leitete mit einem freudig aufgcnommenen Hochrufe einen neuen, hoffentlich recht glückhaften Abschnitt der national und kulturell überaus bedeut samen Geschäftscntwicklung und seines eigenen, trefflich bewährten Schaffens ein. Svrechsaal. Dringende Bitte an alle wissenschaftlichen Verleger! Es ist unbedingt nötig, daß im Interesse einheitlicher Ladenpreise ganz kurze Titel-Verzeichnisse veröffentlicht werden, ans denen ersicht lich ist, zu welchen Ladenpreisen nunmehr die wissenschaftlichen Lehr bücher zu verlausen sind. Hinznzufiigen wäre dem Titel das Er scheinungsjahr der neuesten Auflage. Es wäre gut, wenn solche Bekanntmachungen im Börsenblatt den Sortimentern gleichzeitig gesondert zur Verfügung gestellt würden, damit es möglich ist, durch Anlage einer Kartothek jederzeit die Nichtigkeit der Preise nachpriifen nnd Nachweisen zu können. B. in M. 660