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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1921
- Strukturtyp
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- 1921-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1921
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. -k 111, 14. Mai 1921. Bezug genommen hat. Es ist nun ein eigen Ding, wenn man an seine Jugendsünden erinnert und gleichsam als Autorität htngesielll wird in Sachen, von denen man sich längst ein anderes Bild gemacht hat und deren große Mängel und Fehler man nun selbst am besten kennt. Der fast Sechzigjährige hat aber nicht mehr die leichte Art des Zwanzigjährigen, der sich über alle Schranken hinwegsetzt und frisch und frei drauflos schreibt, und dem Aller fehlt dann leider ofl die Schwungkraft der Jugend, und es seilt und feilt, bis es die Neuausgabe eines Werkes in die Welt hinausgehen läßt, abgesehen davon, daß später oft so viele Pflichten und Arbeiten die Vollendung hinausschieben und verzögern. So ist es mir auch mit meinem Merlan gegangen; als ich 1883 mich zuerst mit dem damals noch recht wenig bekannten und geschätzten Herausgeber und Verleger der Topographie und des ibeatruM LarvpLsuill beschäftigte, sah ich die Welt noch mit viel frischeren Augen an als jetzt; goldig lag die Zukunft vor mir und manch« Ideale schwellten die Brust. In vierzig Jahren ist manches anders geworden, die Topographien sind ein ge schätzter und gesuchter Handelsartikel geworden, der eine Preis steigerung erfahren hat, gegen die die Teuerungszuschläge und Preisei Höhungen der gewiegtesten Verleger ein Kinderspiel sind, und mir bereitet die Erhöhung oder der Abbau der Sortimenter- zuschläge mehr Kopfzerbrechen als ungeklärte Punkte im Leben oder der Verlagstätigkeil der Meriane. Über manche dieser Punkt« bringt nun die Dietzsche Arbeit neue Aufschlüsse. Mir war scho» durch meine weiteren Arbeiten und Forschungen bekannt, daß der von mir nach Gwinner und nach Familiennachrichten mitgeteiltc Stammbaum falsch war, daß Eosander von Goethe mit dem Geschäft augenschein lich wenig zu tun gehabt hat und daß er vor allem keine Tochter von Johann Matthaeus von Merian zur Frau hatte, sondern von dem älteren Bruder, Karl Gustav, der Amtsrat in Berlin war. Die Familiengeschichte stellt Dietz vor allem richtig, und wir erhalten sehr schätzenswerte Aufschlüsse, vor allem auch über den Schwiegervater von Merian dem Älteren, de Bry, und seiner Familie, sowie über die Töchter des Meisters. Die deBry stammten aus Belgien. Der ältere Theodor oder Dietrich de Bry war zu Lüttich geboren und scheint 1590 nach Frank furt gekommen zu sein, er war vermählt mit KatharinaRö- linger, die einer Frankfurter Apothekerfamilie entstammte. Seine beiden Söhne Johann Theodor oder DietrichdeBry der Jüngere (P 1623) und Johann Israel de Bry (P 1611) verheirateten sich 1594 mit zwei Töchtern des bedeu tenden Pelzgroßhändlers Marsilius von der Haiden sß 1600) und dessen Frau Maria gab. de König in Frankfurt. Im Jahre 1609 verlegten die de Bry ihren Wohnsitz nach Oppenheim, und dort verheiratete sich Matthaeus Merian der Ältere 1618 mit Maria Magdalena, der ältesten Tochter des Johann Theodor de Bry. Die Verlagstätigkcit der d e Bry war sehr bedeutend, vor allem auf dem Gebiete der Reisebeschreibungen. Hervorragend waren die großen und kleinen Reisen nach Ost- und Weslindien und die verschiedenen, zuerst von ihnen gedruckten kunstgeschicht lichen Arbeiten des 1602 zu Metz verstorbenen, hervorragenden Kenners der römischen Kunst Johann Jacob Botssard. Von diesem erschienen: sein Hauptwerk komsnss urdls tapograpkia et Antiquitäten, 1597 in 6 Teilen und 4 Bänden in Folio, erneut 1602 und 1627, deutsch 1681; 1593 LmblsmAwm lidsr mit 52 Kupserstichen, die geschätzten Porträtwerke Lidllotksc» cb»Ico- grApbiea illuetrium viroruni und 1596 Vitae et ieanes suitanorutn lurcicoruin et principun, kersarum, ersteres mit 284, letzteres mit 48 Porträts. Der Schwiegersohn von Theodor de Bry jun., Johannes Ammon, veranstaltete mehrere, teilweise um gearbeitete Neuauflagen dieser beiden Porträtwcrke; 1652—59 erschienen noch 5 Auflagen dieser Porträtwerke. Auch die Reise- Werke waren sehr begehrt und beliebt, seit 1590 erschienen von den großen, seit 1597 von den kleinen Reisen in lateinischer und deutscher Sprach« fast alljährlich ein neuer Band. Die ganze Sammlung bestand aus 25 Bänden, die Merian nach dem Tode des Schwiegervaters bis 1630 zum Abschluß brachte. Manche Bände waren gleich beim Erscheinen vergriffen und mußten neu aufgelegt werden. Weitere de Brysche Werke waren 1593 llmdlsmata dokiUtatis, das Stamm« und Wappenbuch, 1595 No,» Alxbabeti ellictio, das Bilderalphabet mit 23 Stichen, und im folgenden Jahre als vermehrte Auflage LlpbsbslA et esr-uNsres mit 51 großen Stichen, 1599 Üistvrl» Anatomie» bumAnl corxoi« Von A. Laurentlus, 1602 des Jacob Perret Licbitecturs st per spective etlicher Festungen, verdeutscht und mit 27 schönen Kupfern geziert, 1607 des P. Lorini 5 Bücher vom Feslungsbauen, über setzt von D. Wormbser, 1611 LmdlemAt» SLecalLil» (Stamm- und Wappenbuch), 1612 das Ornamentwerk -4rckitectnr» von Dan. Meyer, mit 80 Kupfectafeln, und 1622 in Gemeinschaft mit den Kupferstechern Jakob de Zeller und Joh. Gelle das Wahl- und Krönungsdiarium Matthias' des I. Man sieht, die Verlagstätigkeit der de Brys war eine be deutende, und recht ansehnliche Werke sind es, die sie Heraus gaben. Trotzdem sie ihren Wohnsitz in Oppenheim hatten, scheinen die Brüder de Bry ihr Wohn- und Geschäftshaus in Franlsurt auf der Zeit beibehalten zu haben, und möglicherweise wird Merian auch dorthin anfänglich sein Geschäft nach der Übersiede lung verlegt haben. Nach dem frühen Tode des Israel, welcher gleich seinem Bruder nur Töchter htnterließ, übernahm Theodor allein das Geschäft. Merian war von 1617 an in Oppenheim sein Mitarbeiter, 1618 heiratete er, wie erwähnt, die älteste Tochter Maria Magdalena und siedelte nach dem Tode des Schwiegervaters 1623 nach Frankfurt über; die zweite Tochter von de Bry, Margarethe Elisabeth, heiratete 1623 den Buch händler Johannes Ammon aus Amberg, der augenscheinlich den größten Teil des Verlags des Schwiegervaters übernommen und weitergeführt hat. Ein weiterer Schwiegersohn des jüngeren de Bry war der Londoner Buchhändler Wilhelm Fitzer. Über die Verlagstätigkeit des älteren Merian erfahren wir nicht viel Neues, anfänglich hat er sich augenscheinlich darauf geworfen, von seinem Schwiegervater erworbene Werke, wie die Reisen, fortzufllhren oder andere, wie Peretii, Lrclutscturs, Boissald, cvAlcogrApdi», oder die Reitschule des Pluvinel neu aus zulegen. Von 1629 an beginnen dann die großen Werke zu erscheinen, die vor allem dazu angetan waren, seinen Namen be kannt zu machen, so 1629 die Historische Chronik, oder Gottfrieds Monarchien, mit 346 Kupfern; 1631: Die Neue Welt, in 2 Bänden mit je 177, resp. 303 Kupfern; 1633 und 35 die ersten beiden 121 Städteanfichten usw. Verfasser dieser Werke war Johann Ludwig Gottfried von Heidelberg, über dessen Persönlichkeit noch immer ein mystisches Dunkel zu herrschen scheint. Bis zum Tode Merians waren vom Hivatrum fünf Bände erschienen, die zwischen 8 und 15 fl. kosteten. Weitere Autoren waren der Magdeburger Stadtsyndikus vr. Johann Angelius von Werden hagen, der üs rebus publicis ÜAnssLtici» herausgab, und vor allem der zeitweilig in Frankfurt lebende Arzt 1>r. Johann Peter Lotichius. Von 1642 ab erschien dann die Topographie, Merians unbestrittenes Hauptwerk, das uns immer eine Quelle des Ge nusses, der Freude, aber auch der Bewunderung bleiben wird. Da ich es hoffentlich noch erlebe, daß mein neues Werk, das sich speziell mit den einzelnen Bünden der Topographie befaßt, er scheinen kann, will ich jetzt nicht ausführlicher darauf eingehen. Nur einige Mitteilungen, die ich der Dietzschcn Arbeit entnehme, mögen hier noch Platz finden. So teilt er einen eidgenössischen Abschied mit, der auf der Eidgenössischen Tagsatzung vom 6. bis 29. Juli 1642 ergangen war: -Herr Matthaeus Merian, gebürtig von Basel und derzeit wohnhaft in Frankfurt, hat sein neues Buch von der ganzen Eidgenossenschaft sämtlichen Orten dediciert und jedem Ort ein Exemplar verehrt. Man erkennt ihm in der Obrigkeit Namen von jedem Ort 8 Kronen als Verehrung zu. Glarus hat ihm bereits eine besondere Verehrung zugefchickt, Zug und Appcnzell-Außerhoden haben ihm nichts geben, auch das Buch Wege» der Fehler, so er in der Beschreibung ihrer Orten be gangen, nicht annehmen wollen.« Es ist dieses ein klassisches Beispiel dafür, wie Verleger und Autoren damaliger Zeit sich für ihre Arbeit bezahlt machten.
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