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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1926
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- 1926-11-15
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- 15.11.1926
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X- 266, 15. November 1926. Mitteilungen aus dem Antiquariat. «örsnibl»,, I. d. Dllchn. «uchh»»d,r den Antiquariatslatalogen ergibt, soll nicht verschwiegen werden. Wieviel Mängel, wieviel Unkenntnis, wieviel beabsichtigte oder unbeabsichtigte Irreführung gar manchmal unterlaufen ist, bann nur der voll verstehen, der in diesen Katalogen lebt. Um so größer ist die Freude an besonders wertvollen Veröffentlichungen. Oft schon habe ich durch meine Katalogsammlung helfen können, was bei der Reichhaltigkeit dessen, was in den Antiqua riatslatalogen zu finden ist, nicht wundernehmen wird. Wenn ich nur meinen Handapparat überblicke, so muß ich sofort feststellen, daß auch in ihm der Antiquariatskatalog keine unbedeutende Rolle spielt. Da steht zum Beispiel von Jacques Rosenthal der Jnku- nabelkatalog 24/40 mit Angaben von über 3500 Inkunabeln, da finde ich von demselben Antiquariat die Kataloge 66/70 »Illu strierte Bücher des 1b.—19. Jahrhunderts«, die »Sidliotkeea 81s- vica. mit 9000 Nummern, oder die Kataloge von Baer in Frank furt: ich nenne nur den Katalog 700, den ich immer und immer wieder durchblättere. Und was finde ich nicht alles in den Kata logen von Gilhofer L Ranschburg, Rudolf Geering usw. usw.! Für Mich sind viele der Kataloge direkt Nachschlagewerke geworden. Kurz gestreift sei schließlich noch die Tatsache, daß die Anti quariatskataloge für die Geschichte der Büchersammlungen und für die Gelehrtengeschichte «ine Fundgrube sondergleichen sind. Es lohnt sich, schon darüber eine Arbeit für sich zu schreiben. Ge rade hierbei stört gar manchmal die Tatsache, daß einzelne Anti quare die Zeit des Erscheinens des Katalogs weglassen. Das sollte nicht Vorkommen. Auch Angaben wie »Neue Serie- mit neuer Numerierung sind störend und genau so ärgerlich wie bei der so verdienstvollen Zeitschrift für Bücherfreunde. Übelstände, denen bei gutem Willen leicht abzuhelfen wäre. Gute Register und Schlagwortverzeichnisse darf heute ein Antiquariatskatalog so wenig weglasseu wie ein gutes Buch, das Anspruch auf Be achtung verlangt. Wenige Worte nur find es, die ich dem Antiquariatskatalog widmen konnte, der Raum gestattet weitere Ausführungen nicht. Ich glaube aber schon damit bewiesen zu haben, daß eine Zentral- Sammelstelle für Autiquariatskataloge Mit guter Verwaltung und Bearbeitung sich sehr lohnen würde. Wer hilft mit, eine solche zu schaffen? Für jede Mitteilung oder Anregung wäre ich dankbar. Die Lübecker Bibel von 1494 und die Narrenbibel.*) Von vr. Heinrich Schneider. Wie die Geschicke von Menschen und Orten nicht allein durch die Geschichtsschreibung sestgehalten, sondern auch von Sagen um woben und ausgesponnen werden, so sind auch die Schicksale von Büchern schon oft in den Kreis der Legende hineingezogen worden. Darüber hinaus hat die dichtende Phantasie sogar das Dasein von Büchern behauptet, die irgendeine bemerkenswerte Eigen tümlichkeit des Textes ausweisen und damit für den Freund von Bücherkuriositäten eine besonders geschätzte Merkwürdigkeit dar stellen sollen. Geht dann die ernsthafte buchgeschichtliche Forschung solchen Berichten nach, so ergibt sich meist, daß eine Büchersagc vorliegt und das angeblich mit der Eigenart ausgestattete Buch in Wahrheit niemals vorhanden war. Ein bekanntes Beispiel ist das Gesangbuch, das die sogenannte Rabenaas-Strophe: »Ich bin ein rechtes Rabenaas, ein wahrer Sündenlümmel . . .« usw. enthalten soll. Nach den abschließenden Untersuchungen des lang jährigen Verwalters der größten Gesangbuchsammlung, des jetzt verstorbenen Professors Jacobs von der Wernigeroder Bibliothek, hat es ein solches Gesangbuch niemals gegeben, sondern dieses Lied entstammt Kreisen, die es im 19. Jahrhundert in bewußter Parodie gedichtet haben. Inzwischen ist aber die Geschichte von dem Rabenaas-Gesangbuch vielfach sogar in die neuere belle tristische Literatur eingedruugen *). *> Mit Erlaubnis des Verlags abgedruckt aus »Bücherei und Gemeinsinn. Das ösfentlichc Bibliothekswesen der Freien und Hanse stadt Lübeck«. Hrsg, von vr. Willy Picth. Lübeck: Otto Ouitzow Ver lag K.-G. 172 S. Swd. Mk. S.—. ü Z. B. Thomas Manns Roman: Buddenbrooks und H. A. Krügers: Gottfried Kämpfer. KS In die Reihe von Büchern, die nur in der Phantasie vor handen sind, gehört auch die Narreubibel, die bisher gleichfalls immer wieder von Zeit zu Zeit in der Literatur, namentlich in den Feuilletons von Zeitungen und unterhaltenden Zeitschriften als tatsächlich existierend angesührt wird, fodaß es wohl berechtigt erscheint, dem Ursprung dieser Büchersage einmal nachzugehcn. Vielleicht gelingt es durch den Nachweis des historischen Kerns, den jede Sage ausweisen muß, möglichst ein für allemal die Narrenbibel in das Reich der Dichtung zu verweisen. Der Inhalt der Sage ist kurz folgender: In >dor ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts soll in Augsburg ein Drucker sich daran gemacht haben, die Lutherische Bibel in einer neuen Ausgabe zu drucken. Gleich im Anfang, als er mit dem dritten Kapitel des ersten Buches Mose den ersten Bogen seiner Heiligen Schrift im Satz vollendet hatte, zeigte er seiner Frau den korrigierten, fehler freien und vom geistlichen Ministerium genehmigten Abzug. Die Frau, eines Wiener Druckers Tochter und selbst in der Setzerkunst nicht unerfahren, war jung und leichtsinnig und hatte vor allem ihren Ehemann schon öfter fühlen lassen, daß sie ein Übergewicht des männlichen Geschlechts nicht dulde. Ihr Blick siel auf die Stelle im Vers sechzehn des dritten Kapitels, die Luther mit »und er soll dein Herr sein- übersetzt hatte. Dadurch fühlte sie ihr ganzes Geschlecht beleidigt, und heimlich mitten in der Nacht schlich sie, ohne daß ihr Mann es merkte, in die Druckerei und ersetzte die Buchstaben »He« durch »Na«. Die Bibel wurde zu Ende gesetzt und ausgedruckt, und erst dann merkte man die Fäl schung. Der arme unschuldige Drucker wurde ins Gefängnis ge worfen, bis ein Lehrüursche, der die Frau beobachtet hatte, die Übel täterin anzeigte, die zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wurde. Zwar suchte man sofort die bereits verkauften Exemplare zu konfiszieren, um sie zu vernichten, aber ein Stück entging diesem Schicksal und soll in die Bibliothek zu Wolfenbüttel gekommen sein. Unzählige Male ist dort in Wolfenbüttel schon nach der Narrenbibel gefragt und gesucht worden, es gibt sogar Leute, die fest behaupten, sie wäre ihnen schon gezeigt worden. In Wirk lichkeit hat sich diese Bibel in den Beständen der Wolsenbüttelcr Bibliothek noch niemalsäuffinden lassen. Einer der besten Kenner ihrer Kostbarkeiten und Kuriositäten, der vor einem Vierteljahr- Hundert verstorbene Oberbibliothekar O. von Heinemann, hat viel mehr schon mit aller Bestimmtheit erklärt, daß es sich bei der Narrenbibel um eine »der unausrottbaren Sagen« handle, »die man hundertmal berichtigen kann, und die doch immer wieder auf gewärmt werden«"). Bevor nun die wichtigste Frage geprüft wird, wie die Sage entstanden sein kann, also welches geschichtliche Motiv ihr zu grunde liegt, sei noch kurz auf ihre überlieferungsform ein gegangen. Soweit sich bis jetzt ermitteln ließ, ist die Überlieferung verhältnismäßig sehr jung, denn sie taucht zum ersten Mal in der Literatur zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auf, und alle weiteren Berichte gehen bewußt oder unbewußt aus diese Erzäh lung zurück. Im Jahre 1802 veröffentlichte der langjährige k. k. Hofschauspieler der Wiener Hof- und Nationalschaubühne I. H. F. Müller eine kurze Selbstbiographie mit einer gedrängten Ge schichte des Hostheaters in Wien, in welcher er auch von seiner Bekanntschaft mit Gotthold Ephraim Lessing erzählte. So be richtet er, daß er im November 1776, also kurz nach Lessings Heirat, auf einer Reife durch Deutschland auch Wokfenbüttel und Lessing besucht habe. Unter anderem habe ihm damals Lefsing in der Bibliothek auch die Bibel mit dem Vers »und er soll dein Narr sein« gezeigt und dabei mit der dem geistreichen Manne »eigenen Laune« die Geschichte von der Narrenbibel ungefähr so erzählt, wie sie oben wiedergegeben ist. Die Nachricht Müllers macht durchaus nicht den Eindruck der Erfindung, wie auch seine sonstigen Erzählungen als glaubwürdig gelten können'). Aus den In einem Briese an Prosessor Zaretzky in Köln nach dessen sreundlicher Mitteilung. U I. H. F. Müller, Abschied von der k. k. Hof- und National- Schaubühne mit einer kurzen Biographie seines Lebens und einer ge drängten Geschichte des hiesigen Hostheaters. Wien 1882. Die be- tresscnde Steile neuerdings abgedruckt bet F. Frh. v. Biedermann, G. E. Lessings Gespräche. Berlin 1924. S. 288 f.
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