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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1921
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- 1921-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1921
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X- 123, 30. Mai 1921. Redaktioneller Teil. LZri-nViatt f. d. Bach.-audel. düngen und durch andere geldwerte, wirtschaftliche Vorteile. Auch hier muß man die Kunst verstehen, mit der einen Hand das zu geben, was die Gegenpartei verlangt, und mit der andern Hand sich Wiederuin das zu nehmen, was man gegeben hat und was man selber braucht. Das teure Buch und der Fachschriftsteller. Von Lothar Brieger. Im Sinne gegenseitigen Verständnisses möchte ich gern die Frage einmal erörtert wissen, die ich heute hier zur Sprache bringe, weil es eben einfach gar nicht anders mehr möglich ist. Es handelt sich um die Gesahr, der die geistige Arbeit des Fach« schriflstellers durch die gegenwärtige Lage des Buches ausge setzt ist. Auch derjenige, der meint, daß der Autor heute im allge meinen auf Rosen wandelt und mit den Papierscheinen in seiner Brusltasche verzückt raschelt, braucht bloß einen Blick in die lite rarische Existenz zu Wersen, um zu erkennen, daß die Spesen des Fachschriftstellerz heule in keinem Verhältnis mehr zu seinem tatsächlichen Einkommen stehen. Fachliteratur, insbesondere etwa meine Fachliteratur, die kunsthistorische, ist immer teuer gewesen, weil sie nicht mit Massenauflagen rechnen konnte und zudem durch notwendige Tafelbeigaben und schwer zu beschaffendes illustratives Material verteuert wurde. Heute ist das naturge mäß noch Weiler fortgeschritten. Schon einigermaßen billige Bü cher, die der Fachautor so gut wie gar nicht entbehren kann, kosten 300 oder 500 von den Werken, die gleich in die Tausende gehen, gar nicht zu reden. Auch nicht zu reden von der aus ländischen Literatur, die durch die Valuta so teuer geworden ist, daß sogar die großen öffentlichen Bibliotheken anfangen, auf sie zu verzichten und Gelegenheit von Stiftungen oder Geschenken abzuwarten. Dazu kommt, daß infolge unliebsamer Ereignisse die großen öffentlichen Bibliotheken sich gnötigt sehen, Werke mit Bildertafeln nur noch innerhalb ihres eigenen Lesesaals aus- zugeben. , Die Folgen solcher an sich leider durchaus berechtigten Maß nahmen für den Fachschriststeller, der nicht in öffentlicher Stel lung bei einem Museum oder bei einer Bibliothek ist, sind ge radezu katastrophal. Ein fachwissenschaftliches Werk mit ent sprechendem Bildermaterial wirklich ernsthaft im Bibliothekssaal durchzuardeiten, das ist einfach unmöglich, oder es setzt eine Leichtfertigkeit der Arbeit voraus, die nicht jedem gegeben ist. Die Notwendigkeit, «in für uns wichtiges Werk Wochen- und monatelang gründlich zu Hause durchzuarbeiten, ist auch für das überflüssige Dasein des Kunsthistorikers nicht zu bestreiten. Durch die berechtigte Strenge der Bibliotheken ist er mehr als jemals darauf angewiesen, die für seine Arbeit erforderlichen Werke selbst zu kaufen. Nun besteht ja eine intime Wechselwirkung zwischen dem Buchhandel und dem Schriftsteller: Wenn der Schriftsteller nicht schreibt, kann der Buchhandel nichts herausbringen, und arbeitet der Schriftsteller nicht gründlich alles Material durch, so ist der Buchhandel nur um einen Ladenhüter reicher. Kommt also der Autor dem Buchhandel so weit entgegen swie das ja auch sein Gewissen verlangt), daß er nicht aus der ägyptischen Monumentalplastik einen Taschenalmanach für Damen machen will, so müßte sich auch der Buchhandel verpflichtet fühlen, dem Autor die allgemeinnütze Arbeit dadurch zu erleichtern, daß er ihm den Ankauf nicht allzusehr erschwert. Ein Beispiel: Ich brauche für eine fachliterarische Arbeit ein Werk, das im Frieden hergestellt wurde, damals 50 oder 60 ./k in der Herstellung kostete und nun vollkommen vergriffen ist. Im Luxusbuchhandcl wird es jetzt bis zu 1000 bezahlt, wenn auch hier und da in den Katalogen wesentlich billigere Angebote Vorkommen. Ich weiß, daß der Verleger noch einige Exemplare hat, und wende mich nun mit der Bitte an ihn, meine Arbeit durch Überlassung eines Exemplars zu menschlichem Preise unterstritzen zu wollen. Ich erhalte auch ein Exemplar, für das ich aber 500 -kk zahlen und es außerdem in meiner Arbeit selbstverständlich zitieren muß. Ist es nun berechtigt, daß der Verleger von mir, dem Fachschriftsteller, für das Werk, das ich brauche, den zehnfachen Betrag ungefähr seines Herstellungspreises nimmt? Ich stelle die Frage ohne Perfidie, aber ich habe unbedingt das Gefühl einer gewissen moralischen Nichtbercchligung. Ich bin ja kein Luxusadnchmer, sondern ich bin ein geistiger Arbeiter, dessen Ar beit der Verleger seinerseits wiederum braucht — ich rede hier ! von keinem Spezialfall, sondern von einer ganz allgemeinen Ten- !denz —, und darum müßte es im allseitigen Interesse liegen, ' uns nicht gegenseitig mit der sonstigen Bücherteuerung, die ver ständlich und natürlich ist, das Leben und die Zusammenarbeit derartig schwer zu machen. Wäre es nicht möglich, daß Schrift steller und Buchhändler eine Kommission zusammensetzten, die sich aus gleichen Teilen von beiden Seiten rekrutieren würde? Dieser Kommission hätte der Fachschriftsteller Pläne, zu denen er Ma terial braucht — meinetwegen nur bereits verlegerisch gesicherte Pläne —, zu unterbreiten und um eine Genehmigung zu ersuchen, auf Grund deren ihm der Verlag allgemein das für ihn nötige Material zum Selbstkostenpreise oder doch mit einem menschlichen Zuschlag liefern würde. Es steht nicht zu bezweifeln, daß eine derartige Konvention sich auch internationalisieren und die trau rigen Folgen der Valuta für den Fachschriftsteller wenigstens znm Teil aufhcben würde. Ich bin überzeugt, jeder vernünftige Autor würde dem Verleger so weit entgcgenkommen, daß er seinerseits gestattete, eine bestimmte kleine Auflage für diese fachwissenschaftlichen Zwecke Honorarlos zu lassen. Ganz be stimmt mutz hier etwas geschehen, soll nicht unsere geistige Kul tur Gefahr laufen, aus Unerreichbarkeit der Hilfsmittel zum Stillstand verurteilt zu werden. Eine Verständigung hier scheint mir kulturell von größter Wichtigkeit zu sein; denn wir Fach« schriftsleller können nun etwa unmöglich unsererseits unsere Ver leger, die ein fertiges Buch von uns zu beanspruchen haben, mit unfern für die Vorarbeiten notwendigen Anschaffungskosten be lasten. Würde das geschehen, so würden sich daraus die unange nehmsten Kombinationen ergeben, die viel peinlicher wären als eine Verständigung in dem eben angedeuteten Sinne. Das Problem sei also hiermit ohne Hatz und Eifer der allge meinen fachlichen Zwiesprache unterbreitet, der es vielleicht ge lingt, eine Form zu finden, die zugleich unserer sachliterarischen Not, damit aber auch wiederum dem Buchhandel Hilfe schafft. Nabindranath Tagores Dank. Auf die ihm am 7. Mai in Luzern zugegangene Geburtstags gratulation und Bücherspendc deutscher Schriftsteller und Verleger hat Nabindranath Tagore in einem Schreiben erwidert, das bestätigt, daß die Gesinnung, aus der die deutsche Gabe hervorging. von dem Dichter Indiens verstanden, gewürdigt nnd erwidert wird. Sein Buch über »Nationalismus« hatte schon vor Jahren auf das wertvolle Verständ nis nnd die Gründlichkeit hingewiesen, mit der deutsche Gelehrte sich in Indiens Geistesgeschichte vertieft haben. Im Anschluß daran haben ^ kürzlich Inder, die in Paris leben, sich au einen der deutschen Über setzer von Gedichten Tagores mit der Bitte gewandt, den Abdruck dieser Übertragungen in einer Geburtstagsfestschrift zu gestatten, in der zum 7. Mai indische und europäisch« Beiträge vereinigt werden sollten. Französische Autoren lehnten ihre bereits zugesagte Mitwirkung an einer Festschrift für Tagore ab, wenn Deutsche zu Beiträgen anfge- soröert würden. Die Inder aber lehnten es ab, die Deutschen auszn- schließen. Der Gedanke jener europäischen Festschrift war damit ge scheitert. In Deutschland aber, wo man hiervon keine Kenntnis hatte, war inzwischen im Hinblick auf die internationale Bibliothek nnd Hoch schule, die Tagore in seiner Heimat zu errichten begonnen hatte, die Idee einer selbständigen deutschen Bücherstiftnng anfgetaucht. Ein rasch sich bildender Ausschuß, zu dem Graf Bernstorff, Nudolf Eucken, Adolf Harnack, Gerhart .Hauptmann, Conrad Haußmann, Hermann Hesse, Professor Hermann Jacobi-Bonn, Graf Hermann Kenserling, Pro fessor Meyer-Benfey, Helene Meyer-Frank, vr. Richard Wilhelm- Tsingtau, Kurt Wolff-München zusammentraten, richtete an einen Kreis deutscher Verleger, Gelehrter und Schriftsteller die Frage und Einladung, für diese Festgabe ihre Bücher zu stiften. Auf diese kurze Anfrage und Bitte sind nicht weniger als vierhundert Schriftwerke zu der Stiftung von deutschen Gelehrten, Schriftstellern und Verlegern*) gespendet morden, unter denen sich die hervorragendsten Namen des zeitgenössischen Schrifttums nnd des deutschen Buchhandels befinden. *) Die Namen der Verleger sind auf der nächsten Seite aufge- sührt, während die der Schriftsteller aus Raummangel leider wcg- bleiben mußten. Red. 743
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